AW: Die Fahrt
Hallo miteinander
Nachdem nun auch fast eine Woche um ist, gibt es nun auch für dieses Hörspiel mal ein paar Produktionsnotizen. Ok, einen Tag früher als normal. Aber morgen gibt es ja schon die nächste Premiere
Wäre ich verkappter RTL-Programmdirektor und würde mich beflissen fühlen, diesem Machwerk einen sinnvollen Untertitel zu geben, dann würde es wohl "Die Fahrt - Das Experiment" heißen. Denn dieses Hörspiel war von Anfang an ein großes Experiment für mich. Und das in allen Belangen
Alles fing damit an, dass Detlef im Frühjahr 2009 ein kleinen Skript-Wettbewerb startete und aus den Einsendungen die für ihn das beste Skript kommerziell vertonen wollte. Ich hatte dafür eine schöne Idee und machte mich ans Schreiben. Auch wenn Bedenken geäußert wurden, gleich das erste selbst verfasste Werk vermarkten zu wollen, war der Wettbewerb eher Motivation, etwas fertig zu bekommen und es auf jeden Fall zu vertonen. Ob Detlef es nun nimmt oder nicht.
Es sollte eine Geschichte entstehen, die so völlig anders war, als der ganze Quatsch von mir in den Monaten zuvor. Ich wollte etwas erschaffen, dass ich in erster Linie für einen guten Maßstab einen steigenden Spannungsverlauf hielt. Was dabei herauskam, war etwas, was ich zuvor noch nie gemacht habe. Eine Geschichte, deren Verläufe eine dramatische Wendung beinhalten sollte. Eine Geschichte die wieder an den Anfang führt und somit nicht linear erzählt wird. Ich versuchte in diesen Spannungsbogen die Charaktere hinein zu weben, die sich nicht in Gut und Böse einordnen lassen sollten. Sie sollten vielmehr nachvollziehbar - also menschlich bleiben. Ich formte für alle Rollen drei Regeln, nach denen sie handeln sollten.
1. Sich vor Gefahren von außen schützen
2. Sich selbst nach voran bringen
3. Für Regel 1 und 2 notfalls auch andere zur Seite treten (bildlich gesprochen: Über Leichen gehen)
Jeder Charakter sollte in diesen 3 Regeln unterschiedliche Ausprägungen haben, um sie auch besser unterscheiden zu können.
Was beim Zusammenschreiben des Skriptes sehr inspiriert hatte war ein Album aus Jamendo.com von Roger Subirana Mata mit dem gleichnamigen Titel "Point of no return". Wenn man dieses Lied hört, wird man viel von der Inspiration zu "Die Fahrt" hören.
Leider schaffte ich es nicht rechtzeitig, das Skript vor Einsendeschluss an Detlef abzugeben. Es wäre womöglich aber auch kein kommerzielles Hörspiel daraus geworden. Das war für mich nicht schlimm. Dann mache ich es halt selbst.
Fast zeitgleich ging aber die Produktion zu Dexter 1 SE und Dexter 2 los. Somit nutzte ich die Zeit nur dafür, die Dialoge in "Die Fahrt" zu überarbeiten und es durch die Abnahme zu bekommen. Der Schnaps warf dazu noch ein paar Tipps in das Skript, die noch umgearbeitet wurden.
Nachdem der Dialogschnitt für Dexter 2 zu Ende war, gab Schnaps das Skript frei und ich suchte nach einem Cutter. Wie es halt so ist, fand sich niemand von den Altvorderen aufgrund deren eigener Projekte. Um so erstaunter waren die Reaktionen von einigen Leuten, die das schon gerne machen würden, sich aber nicht trauten, ein so großes Projekt allein zu cutten.
Da genügend Leute Interesse anmeldeten, entschloss ich mich, dieses Projekt an eine Art Cutterschule (man verzeihe mein Denglich

) zu koppeln, wodurch jeder Cutter eine Szene betreut und ich als Regisseur Dialogschnitt und Abmischung überwache und im Regieraum die Ergebnisse dokumentiere. Damit wir beim Schnitt alle mit dem gleichen Tool arbeiten, wurde festgelegt, dass jeder sich von irgendwo her Samplitude 10 SE besorgt.
Während der Sprecherauswahl bot sich Starlight als Covergestalter an und ich nahm das Angebot wahr. Bei den Sprechern gestaltete sich die Auswahl merkwürdig einfach. Zum einen hatte ich völlig vergessen, mir die Rolle des Kommissars zu sichern, wodurch sie natürlich ausgeschrieben wurde. Zum anderen hatte ich für 4 weiblichen Rollen tatsächlich 5 Bewerbungen gehabt. Und selbst die 5te kam dann später noch zum Einsatz. Trotz der wenigen weiblichen Sprecher mit freigegebener Stimmprobe hatte ich eigentlich mit mehr Resonanz gerechnet. Die Auswahl der Sprecher brachte eine bunte Mischung aus erfahrenen und guten, sowie seltenen Stimmen auf die Besetzungsliste. Im Nachhinein betrachtet war die Wahl perfekt.
Während der Einsprechphase brachte ich den Cuttern und Interessierten die Bedienung von Samplitude im TS bei. Naja. Sofern ich selbst Ahnung davon hatte
Ab Januar 2010 konnte sich dann jede/r Cutter an den Dialogschnitt seine/r Szene versuchen. Leider gab es dann im Frühjahr die ersten Rückschläge, so mussten insgesamt bis Juni drei Cutter ersetzt werden. Auch schleppte sich in der Gesamtheit der Dialogschnitt der Szenen, als auch die Abmischung hin. Schlimm war das für mich nicht, da ich zu diesem Zeitpunkt mit Dexter 2 voll ausgelastet war und anschließend 7 Jahre gesammelte private Aufnahmen zusammenstellen musste.
Dennoch zeigten sich einige Cutter mutig und brachten ihre eigenen Werke heraus. Dieser Mut sollte belohnt werden, denn "Heterotrophe" von Brandywine und "Im Dunkel der Zeit" von aarom hatten sehr gute Kritiken bekommen.
Nachdem ich mit meinen Projekten endlich fertig war, machte ich mich auf, "Die Fahrt" ebenfalls zum Ende zu führen. Mein horrendes Ziel, Ende August mit der Finalisierung und der musikalischen Untermalung anzufangen musste ich aufgrund einiger Rückzieher auf Seiten der Cutter komplett über den Haufen werfen. Somit fielen 5 von 12 Szenen in meine Zuständigkeit. Neue Cutter mochte ich nicht mehr suchen.
Zwischen den Szenen stellte ich zudem fest, dass die Rolle des Klaus von Fähren noch nicht die passenden Takes hatte. Das lag nicht an herr.bert sondern am Skript, dass an dieser Stelle überarbeitet wurde. Aufgrund der verlorenen gegangenen Takes von Szene 9 (Die Augen weit geschlossen) mussten diese komplett neu aufgenommen werden. Aufgrund der Tatsache, dass sabine und meowan in Berlin wohnen und meowan ein professionelles Studio betreibt (oder irre ich mich jetzt?), kam die Frage auf, ob man diesen Dialog nochmal gemeinsam einsprechen könne. Man konnte und heraus kam eine so gute Qualität, dass ich tatsächlich alles von den beiden neu haben wollte. Ok. Das war reichlich egoistisch von mir. Leider klappte es terminlich nur so, dass letztendlich nur Szene 5, 7 und 9 gemeinsam eingesprochen wurden. Die restlichen Szenen behielten die alten Takes.
Qualitativ erstklassig waren Xilefs Aufnahmen, die er nach dem Kauf seines Zooms H4n nochmal neu aufnahm. Er schaffte es damit dem Kommissar jenen Unterton zu geben, der mir für diesen Charakter so wichtig war. Neu eingesprochen hatte kurz vor Ende noch Quirlond - mit ausgetriebener Fröhlichkeit - sowie meowan,der Fabian eindrucksvoll die Fassung verlieren ließ.
Nachdem die Szenen abgenommen und wir ein erstes Gesamtbild des Hörspieles hatten, entschied ich mich, die Finalisierung allein weiter zu machen. Da Pandialo mit Samplitude 11 geschnitten hatte und mir die Szene nicht zusenden als Projektdatei zusenden konnte, bearbeitete er die Szene nach. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte jeder Cutter die Möglichkeit, die Szene so abzumischen, wie er es für richtig hielt (Geräusche, Lautstärke, Panning). Nun mussten die Szenen vereinheitlicht werden. Die Lautstärke und die Anordnung der Szene wurden nochmal überarbeitet, Geräusche ausgetauscht.
Nachdem das geschafft war, machte ich mich an die Musik. Dass ich dafür zuständig wurde, ergab sich aus der Situation heraus, dass ich einfach mal einen Abend mit den Soundloops vom Magix Music Maker ein Thema erstellt habe, dass von den übrigen Beteiligten sehr positiv aufgenommen wurden. Natürlich war uns auch klar, dass dieses Stück einer eigenen Komposition eines gestandenen Musikers nicht das Wasser reichen konnte. Dennoch machte es Spaß sich an die musikalische Untermalung zu machen. Einzig schwierig war es die richtigen Loops für die geeignete Szene zu benutzen. Allerdings versuchte ich eine Wiedererkennbarkeit in der Instrumentenauswahl zu erreichen. Den Kritikern zu Folge scheint es gelungen zu sein. Einen Soundtrack mache ich trotzdem nicht
Tja. Im Prinzip war ich dann endlich fertig. Jamie wurde ausgesucht, um es als Unbeteiligte einmal gegenhören zu können. Die Reaktion von ihr war sehr positiv. Damit ging es dann raus.
Im Nachhinein hat mir dieses Projekt sehr gut gezeigt, was ich kann und wo ich noch viel üben muss. Dabei ist gerade die Dialogregie hervorzuheben bei der ich mich, im Nachhinein betrachtet, doch sehr schwer getan habe. Auch wenn das meiste jetzt sitzt, war ich zu Anfang der Produktion auch von den Sachen angetan, die sich im Nachhinein nicht natürlich anhörten. Daraus werde ich für die zukünftigen Projekte hoffentlich die richtigen Schlüsse ziehen.
Ach so: Ab jetzt werde ich dann auch mal sporadisch auf die Anfragen von Euch Bezug nehmen. Ihr könnt Euch also gerne den Inhalt des Hörspiels vornehmen und ihn zerreißen. Ich habe guten Kleber
Bis bald.