AW: Ohnmacht
So, habs auch gleich gehört, meine Kritik wird etwas ausführlicher, ich versuche meine Empfindungen in Worte zu fassen und hoffe dass meine Kritik an manchen Stellen nicht zu hart wirkt. Ich geb einfach mal ehrlich wieder was ich denke *g*
Story:
Fand ich schon beim Lesen vom Skript prima, hat mich auch skripttechnisch in der Umsetzung gut gefallen. Ich mag auch den Hinweis auf die Webseite am Ende. Die Verpackung als Krimi gefällt mir gut.
Sprecher:
* Kommissar: Stimme selbst gefällt mir gut, ich mag es dass er reifer ist, die Ruhe weg hat, gesetzter wirkt. Allerdings fehlte mir etwas Natürlichkeit. An vielen Stellen war er mir zu gleichförmig, zu gelassen, zu ruhig, immer dasselbe Sprechtempo, keinerlei Varianzen. Da gabs so ein paar Stellen wo ich das dann einfach unpassend fand, mir Emotionen gewünscht hätte. Auch fehlten mir an einigen Stellen so natürliche "Nebengeräusche" wie lautes Atmen, schnauben etc, die dazu geführt hätten, dass man die Behäbigkeit dann doch wieder als "das Alter" interpretiert. So war er zwar behäbig, hat aber auf mich "gewollt behäbig" und daher manchmal etwas erzwungen gewirkt.
* Assistent: Von der Stimmung, seinem Eifer, dem Schauspiel her hat er mir sehr gut gefallen. Sprachlich aber noch ausbaufähig. Kleine Nuscheleien und Verschleifungen sind kein Problem, aber da warn ein paar zu große Nuschler für meinen Geschmack drin. Ist aber subjektiv, anderen gefällts vielleicht gerade deshalb.
* Mutter: Fand ich total super und natürlich - bis auf das Weinen. Das hab ich keine Sekunde geglaubt. Ich denke aber, dass die Mutter schon ganz ehrlich traurig ist und weint. Für mich klang es aber sehr aufgesetzt, zu extrem. Da wäre weniger mehr gewesen, bedrückender. Fand die Mutter aber ansonsten super sympathisch und gerade das find ich cool: ich mochte sie, was es umso tragischer macht.
* Maren: Super gespielt, hat mir gut gefallen. Sehr natürlich.
* Priester: auch sehr natürlich, eklig-sanft, feinfein. Ein Grammatikfehler ist drin, den hätte man im Cut auch merken müssen: "uns beratschlagen" (einer seiner ersten Takes) müsste "uns beratschlagt" heißen, weil es sich auf "Wir haben uns" bezieht.
*Intro/Outro: Hat mir gut gefallen, angenehme Sprechstimme, gutes Tempo, fein gemacht.
Techik
Hier kommt jetzt leider der große "Aber..."-Batzen. Bitte nicht zu krumm nehmen, ich schreibe nur was mir halt aufgefallen ist...
(edit: das Aber ist weniger groß nachdem ich das Hörspiel nochmal über Kopfhörer gehört habe!)
* Kann es sein dass der Entrauscher zu plump eingesetzt wurde? Vor allem bei den Frauenstimmen kommt das schwer zu tragen und macht m.E. total viel kaputt - und schmälert die Leistung der Sprecher!
Das klang teilweise dermaßen blechern, kaum noch Tiefen drin, bei den S-Lauten totales Zischen und lispeln. Brrrr!!!! Insbesonder aufgefallen ist mir das bei der Rolle von Maren und bei mir.
Grauenvoll! Es gibt eine Stelle, da klingt es als würde ich lispeln wie ein Teenager mit Zahnspange, das ist eine Vollkatastrophe (sorry dass ich das so hart sage, aber ich war bisschen entsetzt - das muss doch spätestens der Betahörer anmerken. Ich hab echt kein gutes Gehör, wenn ich das sogar höre dann muss es extrem sein...). Ich versteh eherlich gesagt auch nicht warum das so ist, denn mein Mikro ist ein normales H2 und das Rauschen das normale H2-Rauschen. Damit hatten andere Cutter auch schon zu tun und die haben das ohne Probleme rausgekriegt. Also da wär mir Rauschen lieber als das Gelispel und Gezische und Gebleche gewesen...

Finde ich auch sehr schade, weil das so als Demomaterial auch nicht so repräsentativ ist...
Edit: der letzte Take von mir, der mit dem Selbstmord, der ultra leise aufgenommen war, der ist astrein! An der Lautstäeke liegts also doch nicht... aber woran dann... sehr seltsam!
Cut
*Die Übergänge zwischen den Tagebucheintragungen vorlesen/selbst gelesen fand ich nicht optimal. Sie dauern zu lange finde ich. Evtl. hätte auch leise Musik oder ein Soundeffekt geholfen, ich kenn mich da nicht aus. Da wars sehr spartanisch irgendwie. Einmal liest der Kommissar was anderes als Katharina.
Generell hatte ich bei Übergängen öfter das "Problem" dass sie auf mich nicht "geführt" wirkten. D.h. es war zwar ein Übergang da, aber als Hörer musste ich mir selber zusammenklamüsern wo jetzt was hinführt. Man ist nicht durch Soundeffekte, Panning, Lautstärke oder sonstwas in die Szenen geführt worden sondern irgendwie da reingefallen.
(Edit: Über Kopfhörer waren die Übergänge deutlich schöner anzuhören, da die Hintergrundatmo die ich über Lautsprecher gar nicht gehört habe, ausfadet)
* An sich fand ich die sparsame Verwendung von Geräuschen ok, aber an einigen Stellen hat mir was gefehlt. Z.B. als Katharina an den Stuhl gefesselt wird kam zwar ein "fesselt sie" und "nein, nicht Papa"... aber man hat nicht gehört dass sie gefesselt wird. Also hätte es sein können dass ihr Vater das doch nicht tut. Da gabs einige solcher Stellen.
(Edit: muss ich etwas zurück nehmen: über Kopfhörer sind sehr viel mehr Geräusche zu hören und alles ist viel runder! Die sind auch in der Lautstärke dann genau richtig... doofes Dilemma: über 08/15-Boxen geht so viel verloren, aber aufm mp3-Player wars perfekt *hm*)
* Die Schläger/Folter von Katharina: da müsste für mich die Reihenfolge sein: "Schlag!" - "AU!" als Reaktion. Stattdessen haben sich Schläge und Schreie überlagert. Das fand ich aber v.a. weil der Priester ja noch mitzählt nicht sehr wirkungsvoll. Klang so als würde Katharina halt durchheulen weil sie eh schon aufgelöst ist, aber nicht als wären die Schläge an sich wirklich schmerzhaft.
* Der Aufprall ihres Körpers auf der Straße war sehr leise. Vermutlich ist das in echt so (k.a., noch nie "live" mitbekommen) aber ich hätte instinktiv nen größeren Rumms erwartet, damit klar ist: scheiße, die ist grad unten aufgeknallt und hat sich das Genick und diverse Knochen gebrochen!!! Die ist TOT verdammt!
* Das Panning war mir an einigen wenigen Stellen zu extrem, da sind für mich die Figuren schon "aus der Szene" gefallen, waren räumlich gar nimmer da. Das war aber nur bei einigen Szenen immer am Szenen-Ende, vermutlich weil angedeutet werden sollte, dass die Leute sich voneinander entfernen. War aber n Stück zu weit für meinen Geschmack.
* Edit: Beim nochmaligen Hören ist mir auch das Fensteraufschlagen am Anfang aufgefallen. Da müsste viel mehr Glas fallen, sie müsste auch noch ein paar übrige Glaszacken aus dem Rahmen brechen, oder nicht? Es macht sehr schnell "pling" und dann springt sie schon.
Musik
Hat mich nicht ganz überzeugt. An einigen Stellen fand ich sie super, weil gerade so sparsam eingesetzt. An anderen total deplatziert. Warum asiatische Musik am Anfang und Ende?? Dann Klassik in der Folterszene? Huh??? Insbesondere bei den Überblendungen wirkte sie auf mich eher "dazwischengeschoben" als führend. (War über Kopfhörer nicht ganz so. Das Klarinettenstück oder was das war
(das erste Zwischenstück glaub ich) fand ich deplatziert, die anderen aber gut. Mit der Klassischen Musik steh ich aber weiter auf Kriegsfuß weil da für mich nicht klar ist ob das die Hintergrundmusik in der Kirche ist, die da immer läuft, oder ob das die Hörspiel-Atmo-Musik ist. Bei der Szene mit dem Priester wo Pachelbels Kanon in D-Dur läuft macht der Priester ja glaub ich die Kassette aus. Aber in der Folterszene läuft die Musik gleichlaut durch obwohl Räume gewechselt werden... verwirrend!!) Warum keine konsequente Linie sondern so viele verschiedene "Stilrichtungen" und Instrumente?
Ich denke da können einige Leute sicher noch Tipps geben, wie die Musik das Hörspiel besser unterstützen kann. Denn Musik kann wenn sie richtig eingesetzt ist den Hörer gut führen, Stimmungen erzeugen, Szenenübergänge, Rückblenden usw. gut anzeigen. Leider hat das hier nicht geklappt, die Rückblenden usw. kamen zu schroff, die Musik hat da gar nich geholfen sondern war eher als Füllmaterial halt mal da und mal auch eben halt nicht da. (War wie gesagt über Kopfhörer deutlcih besser und nicht so zerstückelt, weil noch andere Geräusche da waren. Eine einheitlichere Instrumentierung hätte ich aber nach wie vor besser gefunden).
Sonstiges
Sehr schönes Cover. Schade, dass es nur ein Frontcover und kein Rücktteil und Innenteil gibt.
Zusammenfassendwirkte das Hörspiel auf mich recht unfertig . Als würden einfach die Feinheiten im Cut noch fehlen. Skript und Sprecher sind prima, aber der letzte Schliff ist nicht da. Das ist super schade und ich denke eigentlich mit ein wenig Liebe fürs Detail und Coaching von Leuten die schon mehr in dem Bereich gemacht haben vermutlich total genial umsetzbar. Und dann geht das Hörspiel echt richtig unter die Haut. So hat es auf mich leider nicht ganz gewirkt.
(Stimmt nicht mehr, über Lautsprecher gingen ca. 50% aller Geräusche verloren, daher diese Meinung).
V.a. gestört hat mich die Tonqualität, vermutlich erzeugt durch zu starken Entrauscher.
Ich fände es eigentlich cool, wenn vielleicht ein paar Leute die mehr Erfahrung haben dem Cutterteam noch Tipps geben bzw. sie unterstützen könnten, und man das Hörspiel noch etwas "aufpeppt". Weil dann wird es echt richtig cool und beklemmend. Potential hat es!
Edit: Also zur Atmo/Stimmung insgesamt: Hat mir jetzt über Kopfhörer sehr gut gefallen und war sehr stimmig. Sehr schade dass das über Lautsprecher wegfällt, aber das ist bei so leisen Tönen halt nicht anders möglich. Gerade die leisen Töne machen das Hörspiel aber sehr stimmungsvoll (wenn man sie hört *g*).