soundjob

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Neulich in einer Hörspieldiskussion mit der Fragestellung, inwieweit man Neben/Statistenrollen Substanz mitgeben müsse ?

Sollte der Faden der Geschichte im Fundament nicht auch im wesentlichen durch die Hauptrollen gesponnen werden ?

Mit Hinblick auf etwaige Vorhersehbarkeiten einer Geschichte: Degradiert man die Hauptrollen (als "schwache Helden"), wenn (zu viele) Nebenrollen oder Statisten klammheimlich die Aufgaben und Problemlösungen der "Helden" übernehmen ? (Wozu dann eigentlich "Helden" ?)

Muss es "den" Held oder "den" Antagonisten" geben... können denn nicht alle Helden/Antagonisten sein ?
(Wann sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr ?)

Muss wirklich jeder aufgehobene Faden immer zum "großen ganzen Wollknäuel" führen ?
Darf z.B. eine Nebenrolle/Statist nicht auch einfach nur plakativ "Mittel zum Zweck" sein, ohne ihn gleich eine fundamentale Vita und gewichtigen Eingriff in die Geschichte mit auf den Weg geben zu müssen ?
Darf er nicht einfach mal nur so aus "Aspekten der Stimmung/Ambiente" auftauchen/verschwinden ?

Wie seht ihr das denn so ?
Darf manches nicht auch einfach mal nur plakativ bleiben oder muss alles (und jeder) möglichst durch und durch einen substantiell griffigen Faden haben ?

(Zur Erinnerung: Bedenke dabei, dass es hier im wesentlichen um Nebenrollen geht).
 

SeGreeeen

Kaaaaarakaluuuuuuuhhhh!!!!
Teammitglied
Müssen musst du gar nix. "Dürfen" ist hier glaube ich auch nicht das richtige Wort.

Es kommt in meinen Augen wahrscheinlich einfach drauf an ob es der Geschichte hilft, wenn man den Hintergrund kennt. Macht es die Geschichte lebendiger? Dann evtl. einfließen lassen. Ist es völlig unerheblich? Dann egal. Kennst du die Hintergeundgeschichte jeder Person die du triffst? Warum sollte das dann in einer Geschichte so sein müssen? :D

Die berechtigte Frage aber, natürlich, ist schon, ob es dann Sinn macht diese Nebencharaktere überhaupt einzubauen, wenn sie wirklich nur Nebencharaktere sind.

Ein Kartenverkäufer im Theater zum Beispiel. Das wird schnell zum leeren Fülldialog ohne Mehrwert. Was hat der Zuhörer davon, mit dem Charakter in der Schlange zu stehen und ein Ticket zu warten? Es kann Gründe geben die dafür sprechen, es kann Gründe geben die dagegen sprechen. Das kommt halt aufs Hörspiel an. Wird während der Vorstellung Lincoln ermordet, ist das Ticketkaufen wohl eher unnötig. Geht es im Stück um einen Theaterbesuch ist es wohl eher relevant.

Aber muss man den Hintergrund des Kartenverkäufers kennen? Ich glaube nein, muss man nicht. Aber es gibt sicher Szenarien in denen es Sinn macht.

Aber müssen tut man gar nix :D und dürfen alles.
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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Immer wenn das für die Handlung wichtig ist sollten auch Nebenrollen mehr Tiefe bekommen. Allerdings kann es neben der reinen Storyline auch wichtig sein z.B. beim Worlbuildung mit den "Nebenrollen" etwas mehr in die Tiefe zu gehen. Hier kann mehr Tiefe allerdings schon bedeuten, der Nebenrolle eine kleine Macke oder Besonderheit zu geben. Das kann z.B. auch, um bei dem Beispiel des Kartenabreißers/Verkäufers bedeutet, dass ein mini Dialog zum Film folgt. "Und, haben Sie den Film schon gesehen?" "Unter uns, der Film ist scheiße, gehen Sie mit der reizenden jungen Dame lieber in ein gutes Restaurant" ;.-)
 

DragensMusic

Mitglied
ich schätze mal das hängt vom stil der geschichte ab. Harry Potter ist eine sehr blasse hauptfigur, genauso wie frodo bei der herr der ringe. da wird die geschichte von den figuren getragen, denen der held begegnet.
Ich denke, dass nebenrollen zu vertiefen nur dann sinn macht, wenn sie erzählerisch einen mehrwert bieten. Ansonsten würde ich sagen sind nebenfiguren die figuren, die den helden challengen. Ich würde denken, dass bei einer serie irgendwann zwangsläufig die geschichten der figuren, denen der held begegnet die ausschlaggebenden sind, weil die helden schon über mehrere episoden existieren und vermutlich da nur noch wenig oder nur stückweise charakterentwicklung stattfindet.

So würde ich sagen, je größer die geschichte, desto wichtiger sind gewichtete nebencharaktere. Je kürzer, desto stärker der Fokus auf held und nebenfiguren, sind dann Heldenreise trigger.

Jedem character tiefe geben könnte durchaus dazu führen, dass eine geschichte unnötig aufgebläht wird. Für einen selbst ist es sicherlich ganz gut, dass man sich über figuren gedanken macht, um sie authentisch darzustellen.
 

Tinchen

Lektorin, Autorin, Sprecherin
Teammitglied
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Darf z.B. eine Nebenrolle/Statist nicht auch einfach nur plakativ "Mittel zum Zweck" sein, ohne ihn gleich eine fundamentale Vita und gewichtigen Eingriff in die Geschichte mit auf den Weg geben zu müssen ?
Darf er nicht einfach mal nur so aus "Aspekten der Stimmung/Ambiente" auftauchen/verschwinden?
Damit gibst du dir hier selbst schon eine Antwort. Die Unterscheidung ob es eine Nebenrolle oder ein Statist ist. Ein Statist dient dem Ambiente, so wie Geräusche, etc, um eine Atmosphäre zu schaffen (wie zB viele Stimmen bei Massenszenen oder nur einzelne, die aber als Hintergrundgeräusche den vordergründigen Dialog atmosphärisch untermalen und nicht stören).
Eine Nebenrolle sollte immer Gewicht haben in einer Story, soll den Haupterzählstrang und oder den / die Protagonisten ergänzen, unterstützen oder entsprechend stören. Nebenrollen sind immer ein bisschen das Salz in der Suppe. Daher würde ich denen immer, aufgrund ihrer Wichtigkeit in der Gesamtstory, ein abschließendes Ende wünschen, was leider oftmals vergessen wird. Da der Fokus zum Schluss meist wieder auf den Hauptcharakteren liegt.

Was man machen sollte oder nicht oder darf oder nicht ist in der Kunst erstmal per se egal.

Geht es aber darum Geschichten zu veröffentlichen, sollte man sich mMn Gedanken machen, wie und wo man den Geschichtenkonsumenten (bei uns die Hörer) abholt. Dann ist es manchmal ein Abwägen zwischen: ich will aber die und die Szene und diesen Statisten drin haben, der ist witzig - und einem Blick auf die Uhr, die die Laufzeit des Stückes misst und damit evtl eine Begrenzung auferlegt, die auch vor zu vielen Längen des Gesamtwerkes schützt.

Eine gewisse Struktur in einer Kurzgeschichte, denn davon reden wir ja hier im Bereich der Hörspiele, ist mMn unerlässlich, um sie auch fertigstellen zu können und um die Hörer gut mitzunehmen.
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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"genauso wie frodo bei der herr der ringe." Also darüber kann man streiten. Die zunehmende Verzweiflung des kleinen Kerls mit fortschreitender Handlung sucht darstellerisch seines Gleichen.
 

DragensMusic

Mitglied
"genauso wie frodo bei der herr der ringe." Also darüber kann man streiten. Die zunehmende Verzweiflung des kleinen Kerls mit fortschreitender Handlung sucht darstellerisch seines Gleichen.

Er hat sehr wenig agency in der ganzen geschichte. Er wir ja mehr getragen von den anderen, als dass er wirklich selbst entscheidungen trifft bei denen er über sich hinaus wächst. Aber das soll ja auch so sein, weil er ein hobbit ist und kein helden abenteurer. Im Gegensatz jedoch zu Sam und Bilbo. Die beiden machen deutlich mehr charakter entwicklung durch. er bringt das durchhalte vermögen mit. Ich sage ja nicht, dass der schauspieler schlecht gespielt hat. Ein flacher hauptcharakter ermöglicht es den fokus auf die nebencharaktere zu legen. das haben harry potter und herr der ringe gut gemacht, weil sie sich auch komplexe welten ausgedacht haben in denen eigentlich die welt der hauptcharacter ist.
 
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