Hi Searge,
2025 war auch bei uns ein echtes "Seuchenjahr" und ich als Angehöriger, Produktionen zwischen Krankenhaus, Reha, Tür und Angel, Sorgen und Kummer, wenig Schlaf, Stress und Demotivation fertigstellte.
Mein Vorgehen in der Zeit: Familie geht immer vor !
ABER... man darf auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn man auch noch so ein bisserl sein eigenes Leben lebt, darf und muss.
Sofern es die gegebenen Umstände/Krankheitsverlauf insoweit nicht drastisch erforderlich machen, jede Sekunde im Krankenhaus beim Angehörigen zu sein- sei es selbst in Persona oder per Telefon permanent Beistand zu leisten oder Stoßgebete nach Oben zu schicken, dann darf man auch durchaus noch seinen eigenen Tagesablauf verfolgen, ohne dabei ein (zu) schlechtes Gewissen haben zu müssen.
Ich denke mir selbst in solchen Fällen (und leider viel Erfahrung), dass ein Angehöriger den Umständen entsprechend im Krankenhaus zumindest soweit "gut" aufgehoben sei, dieser dort wenigstens unter Beobachtung ist und man selbst außerhalb der "beistandsfreien Zeit", auch nicht wirklich so viel mehr machen könne, als die Schwestern und Ärzte Vorort.
Sofern man also zeitweise auch noch seinen ganz eigenen Tagesablauf bestreiten kann (abgesehen einmal natürlich von Job-Verplichtungen), ist es in Ordnung, diesem auch nachzugehen- und wenngleich einem Kummer und Sorge jede Sekunde begleitet, sich auch durchaus mal ein bisserl ablenkend mit etwas anderem beschäftigen dürfe... ohne (zu) schlechtes Gewissen.
Ich habe es so gemacht, wenngleich ich natürlich in der Zeit sehr oft demotiviert und frustriert war, mich mit irgendetwas um das Projekt zu kümmern- aber im Gegensatz zu meiner sonst üblichen Arbeitsweise, ein Projekt immer als ganzes zu bearbeiten, mich dann nur um Teilaufgaben, kleine Dinge zu kümmern... für mehr, hatte ich auch keine Energie.

So habe ich mich entweder mal nur um ein bisserl Dialogschnitt gekümmert, oder mal nur um ein paar kleine Sounds, oder nur im PreMix die Lautstärken hier und da etwas zu optimieren, oder ein bissl Musik gemacht... bis einen der Kummer und Gedanken wieder eingeholt haben.
Aber es sind auch jene kleinen Schritte, die ein Projekt in der Summe dennoch vorwärts bringen und für einige Momente etwas Zerstreuung bieten, Kraft tanken lassen, um dann wieder Kraft und Beistand für den Angehörigen im Krankenhaus (oder am Telefon) zu haben, um Zuversicht und Trost zu spenden... auch sich selbst gegenüber.
Ich kämpf(t)e da auch oft mit meinem Gewissen, aber man muss sich auch sagen, dass man diese Form der Zerstreuung auch selbst braucht (und auch haben darf), um eben wieder Kraft für seinen Angehörigen zu haben.
Ob es nun das Arbeiten am Hörspiel ist- oder auch nur mal der Fernseher läuft, um sich ein wenig abzulenken... es bringt niemanden so wirklich was, wenn man selbst auch nur seinem Kummer nachhängt.
LG
und das Beste für dich/euch gewünscht.