Hallo zusammen,
ich komme ein bisschen spät zur Party, wollte aber noch ein paar Worte zu bodalgo sagen (das ich seit 11 Jahren betreibe).
bodalgo bietet zwei Arten der Mitgliedschaft: Die kostenlose Basis-Mitgliedschaft enthält ein öffentliches Profil mit bis zu fünf Hörproben und voller Sichtbarkeit in der Datenbank. So kann man auch von Auftraggeber gefunden und gebucht werden, ohne dass irgendeine Zahlung fällig wäre (bodalgo nimmt keine Provisionen). Mit der Premium-Mitgliedschaft (24,90 Euro im Monat, 219,90 Euro im Jahr) kann man sich auf die eingehenden Castings bewerben.
Im Gegensatz zu anderen Portalen (voices.com, voice123.com etc.) nimmt bodalgo keine Amateure auf, sondern verlangt eine professionelle Ausbildung oder vergleichbare Qualifikationen. Weil das natürlich keine exakte Wissenschaft ist, lässt sich die Trennlinie allerdings nicht so ohne weiteres definieren. Sendetechnisch einwandfreie Demos helfen nicht, wenn Ausdruck und Artikulation nicht passen – und umgekehrt (ihr wärt erstaunt, was man alles in zehn Jahren zu hören bekommt – und welche Drohungen einem um die Ohren fliegen, wenn man gewisse Leute ablehnt). Auf der anderen Seite: Ein frischer Absolvent einer Schauspielschule, der vielleicht noch sehr unerfahren daherkommt, aber technisch ordentliche Demos liefert – wer bin ich, dass ich hier sage "Du nicht"?
Nach elf Jahren sind aktuell 7.900 Sprecher aus aller Welt bei bodalgo gelistet (natürlich nicht alle Premium-Mitglied, sonst hätte ich wohl längst einen Privatjet mit Nase Richtung Bahamas geparkt). Verglichen mit anderen Portalen (die 200.000 "Sprecher" anpreisen) ist das extrem wenig.
Was in jedem Fall stimmt: Weil bodalgo keine Amateure aufnimmt, ist die durchschnittliche Qualität der Auditions bei Castings mitunter deutlich höher als bei anderen Seiten. Die Konkurrenz ist deutlich härter. Daher kommt es schon vor, dass manche SprecherIn es mit der Premium-Mitgliedschaft auch wieder sein lässt.
Und zum Thema Dumping: Es waren besonders die alteingesessenen Agenturen, die von Anfang an bodalgo für den Untergang des sprecherischen Abendlandes verantwortlich gemacht haben. Klar ist: Online-Casting hat sich auf die Preise ausgewirkt, schon allein deshalb, weil durch das Entfallen von Agenturprovisionen und externen Studios (fast alle Premium-Mitglieder auf bodalgo haben ein eigenes Studio) die Kosten für den Auftraggeber gesunken sind. Aber: Seit 10 Jahren rate ich den Sprechern weltweit das gleiche Credo: "Bleibt selbstbewusst bei euren Preisen, wenn ihr anbietet." Gleichzeitig erkläre ich gebetsmühlenartig (vor allem unerfahrenen) Auftraggebern, warum ein TV-Spot national nicht für 400 Euro zu haben ist (nur um ein Beispiel zu nennen).
Sprecher, die ihrem Mix aus Tonstudios, eigenen Kontakten und Agenturen eine weitere Auftragsquelle hinzufügen wollen, sollten Online-Casting-Seiten zumindest im Auge behalten. Ein eigenes Studio sehe ich hier allerdings als Grundvoraussetzung, um konkurrenzfähig zu sein.
Wer Fragen hat, erreicht mich quasi immer unter der auf der Webseite angegeben Mail (ich weiß nicht, ob es hier erwünscht/erlaubt ist, Mail-Adressen zu veröffentlichen). Manchmal kann eine Antwort etwas dauern, in der Regel antworte ich aber binnen 24 Stunden.
Lieben Gruß aus München
Armin
bodalgo.com