DerOtter

⭐ (Schau-)Spieler, (Film-)Macher, (Sound-)Fan 🦦
Sprechprobe
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Ihr Lieben Leute,

im Moment bewegt mich folgende Frage:

Warum geben wir uns gegenseitig so wenig und zurückhaltend Kritik?

Trauen wir uns nicht?
Sind wir übertrieben höflich?
Haben wir Sorge, selbst Kritik zu bekommen?

Es fällt mit auf, dass Besetzungen oft wie in einem Supermarkt besetzt/gecasted werden: Jemand hat einen Bedarf, alle schmeissen ihre "Ware" (Spreche) unterschiedlich schön verpackt in ein Regal und die Bestellenden kommen am Regal vorbei, packen etwas in den Wagen und gehen.

Nun haben sich aber ja alle (hoffentlich) Mühe gegeben, etwas Tolles zu produzieren und haben das dann auch noch bearbeitet, vorselektiert, "verpackt", beschriftet, hochgeladen.
Da ist es doch sehr schade, wenn man/ich am ende einfach nur sehe, dass jemand anders besser passte.
Das ist selbstverständlich auch gut so und der Sinn eines Castings - ABER: Wie wäre es denn, wenn die Gecasteten ein kleines Feedback bekämen? Vielleicht ja auch nur, wenn sie es im Casting mit angeben/wünschen. Das könnte ja als PM erfolgen, wenn man das nicht öffentlich machen möchte. (mit wäre das egal, weil ja auch andere dann etwas lernen/erfahren)

Mir persönlich nimmt das ein klein wenig vom Spaß, wenn mein ganzer Aufwand so sang- und klanglos im Forum versickert. Und versteht mich richtig: Es geht mir nicht um explizites Lob (das ist natürlich am Tollsten) sondern um ein Feedback.

Wie seht ihr lieben Menschen das?

Alles Liebe aus Kiel,

Olli, 🦦
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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Hm, gute Idee. Die Info, warum man denn. nun gerade NICHT ausgewählt wurde ist ja auch interessant.
 

Tinchen

Autorin, Poetry Slammerin, Sprecherin, Lektorin
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Innerhalb eines Castings fände ich es eher schwierig und würde bestimmt manches Mal das Casting sprengen. Ein Casting ist eben nur dazu da, um Sprecher auszuwählen. Und meistens stimmt die Angabe: Die Stimmen müssen zueinander passen, deshalb nimmt man Sprecher A und D und nicht B und C.
Was ich mir aber gut vorstellen könnte, wäre so eine Art Sprecher-Kritiker-Ecke, die ähnlich funktioniert wie ein Lektorat für die geschriebenen Stücke. Vielleicht finden sich ja Leute, die gut und gerne Stimmen beurteilen können. Denn hier ginge es ja um das Spielen mit der Stimme. Dafür haben wir tatsächlich keine eigene Kategorie. Für die technische Sache schon.
Es wäre nur die Frage, wie man so eine Stimm-Kritiker-Ecke aufbauen könnte.
Denn ich finde es auch ein bisschen blöd, wenn man bei einem Casting eine Absage bekommt zB mit dem Hinweis: Deine Stimme klang mir nicht authentisch genug. Man hat danach ja keine Möglichkeit mehr, es besser zu machen, man kann nicht damit üben. Und vielleicht gefällt es nur dem einen Produzenten nicht, ein anderer hätte vielleicht gesagt: Genauso gehört das gesprochen. Damit ist aber dem Sprecher nicht in seiner Stimm-Spielentwicklung geholfen.
Was mir super geholfen hatte, waren die Donnerstag-Sprechabende, wenn sie gut liefen. Da habe ich sehr von profitiert. Daher ja auch mein Einwand im anderen Post, dass ich gerne mehr mit anderen zusammen sprechen würde, um bessere Dialoge hinzubekommen und von anderen mehr zu lernen.
 

SeGreeeen

Kaaaaarakaluuuuuuuhhhh!!!!
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Das ist im HörTalk ein Uraltes Thema, dazu gibt es Zig Threads, etwa alle 3-4 Jahre wieder :D
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
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Warum geben wir uns gegenseitig so wenig und zurückhaltend Kritik?

Trauen wir uns nicht?
Sind wir übertrieben höflich?
Haben wir Sorge, selbst Kritik zu bekommen?
...
ABER: Wie wäre es denn, wenn die Gecasteten ein kleines Feedback bekämen?

Das würde heißen, jedem abgelehnten Bewerber im Casting ein individuelles Feedback geben, warum er die Rolle nicht bekommt?

So sinnvoll und schön die Idee aus Sicht der Sprechenden ist, glaube ich, das wird am Zeitaufwand für den/die Produzenten scheitern. Wenn auf eine Rolle 3-5 Bewerbungen kommen und Du 10 Rollen hast, hast Du als Produzent schnell 20 bis 40 zusätzliche PM, die jmd. erklären warum er/sie eine Rolle nicht bekommt. Und das sollte ja auch ein konstruktives Feedback sein und keine Phrase.

Sinnvoll sind eher andere Feedbackstrukturen zum Sprechspiel. Zum Beispiel Scripts auf Discord gemeinsam lesen und sich direktes Feedback zum Spiel von anderen Sprechern abholen. Das muss man nur gemeinsam organisieren.

@SeGreeeen hatte mal den Ohrendialog organisiert. Der Treffpunkt verfolgte zwar ein anderen Ansatz, würde aber vermutlich auch gut für so eine Sprecherfeedbacknummer passen. Ruht aber glaube ich zur Zeit.

Zum Technik-Feedback gibt es ja die Sternchen...

JM2C.

:)
 

Telliminator

Sample-Collector
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Ich kann da jetzt nur für mich sprechen. Ich bin immer froh, wenn ich Kritik erhalte, wenn ich für eine Rolle Takes nicht ganz so eingesprochen habe, wie sich Autor, Regisseur oder Cutter das gedacht und gewünscht haben.
Gerade in Sachen Betonung von Wörtern kann man so viell intuitiv "falsch" machen, dass es zum Teil den Sinn und auch die Stimmung der Szene komplett verändern kann. Schrei ich zum Beispiel in der Szene rum, die eigentlich ruhig gedacht war oder Spreche Namen und Orte anders aus, als Vorgaben waren, versau ich damit den ganzen Take. Wir haben oft auch das Problem, spreche ich Wörter auf englisch oder auf Deutsch aus. Sage ich z.B. David auf deutsch oder lieber Dääwitt englisch - sag ich, Thomas oder lieber Tommess. Da bitte ich dann auch um konkrete Vorgaben, Aussprechhilfen und auch im Script erwarte ich hinsichtlich der Art zu sprechen auch verständliche Anweisungen. Wenn ich es dann doch "verkacke", bitte ich darum, dass man mir das auch sagt und ich die Dinge korrigieren und anders machen kann. Manchmal hilft es dann auch wenn man mir es vorsagt, wie ich Wörter betonen soll, dann manchmal erschließt es sich mir nicht immer aus dem Kontext heraus und manch ein Satzbau ist vom Duktus her nicht ganz so, wie man normalerweise sprechen würde, aber die Figur und Rolle tut das halt so und dem möchte man sich auch anpassen und bemüht sich entsprechend. Das führt bei mir manchmal auch zu absurden ewig langen Nachtakes, bis ich die Betonung endlich hinkriege oder hoffe, dass eine der zig gesprochen Varianten dann die passende Version ist. Also zur Frage nach Kritik, für mich bitte gerne, nur so kann ich mich verbessern und das beste rausholen.

Ich muss auch nicht immer mit dem, wie es zu sprechen ist, einverstanden sein. Selbst wenn mein innerer Monk sagt, das klingt irgendwie falsch und komisch, akzeptiere ich die Anforderung von Regie und bemühe mich möglichst dem zu entsprechen. Manchmal aber muss und kann ich aber auch nicht anders als den Mund aufmachen und Kritik an der Kritik üben, wenn´s mir derart schräg und falsch vorkommt und im Ergebnis des Zusammenschnitts der Szene noch bescheuterter wirkt. Ich erwarte da aber auch das man über alles reden kann und sich nicht gleicht auf den Schlips getretn fühlt und um dies zu vermeiden versuche ich das sachlich zu handhaben, um keine Gefühle zu verletzten. So Floskeln, "Sach mal hast Du die Füße nicht gewaschen, hörst Du den Mist nicht?", sollte man da auch vermeiden. Also lieb und brav in die Kritik gehen und nicht persönlich werden.
 

Lauschecke

Lauschecke
Wenn ich "sang- und klanglose untergehen" lese, dann glaube ich dort so etwas zu lesen wie: "Ich würde auch gerne gesehen werden".

Man fühlt sich natürlich nicht gesehen, wenn es dann am Ende nur heißt: "Rolle XY bekommt Sprecher Rumpelstilzchen". Mir persönlich würde es als Castender schwer fallen, jedem Einzelnen nochmal explizit Rückmeldung zu geben, vor allem wenn es - wie vorher schon angesprochen - mehrere Rollen sind, auf die dann teilweise 3-5 Bewerber kommen. Meistens ist es ohnehin so, dass es vor allem um das Zusammenpassen der Stimmen geht und nicht, weil der Bewerber schlechte Leistung gebracht hat.

Aber der Punkt den du einbringst ist tatsächlich nicht unwichtig, ich finde rein aus Höflichkeit wäre es gut, wenn man sich im letzten, abschließenden Post noch einmal bei allen Bewerbern bedankt:

(Beispiel: Vielen Dank für eure Bewerbungen @Hänsel, @Gretel, @Dornröschen. Natürlich hatte ich auch hier wieder die Qual der Wahl, folgende Stellenbesetzung ist es nun geworden, etc.)

Jetzt ziehe ich mich gleich mal selber an den Ohren, denn das habe ich auch nicht immer gemacht 🤪
 

knilch

Hä? Was heißt das?
Um das ganze mit dem Feedback und der Kritik zu üben (für die Produzenten/Cutter/Regisseure) und für Sprecher, diese zu erhalten in einem begrenzten Rahmen, könnte man sich einmal im Monat eins der aktuellen Shorties rauspicken und das zum Kritik-Shortie des Monats erklären. Sprecher können explizit an diesem Shortie üben, sich feedback und Kritik einfordern, und auf der anderen Seite könnte jemand wie ich üben sinnvolles zu schreiben, was ich mir als P/C/R erwarten würde und woran es eventuell hakt. Außerdem könnten Sprecher sehen, wie es andere machen würden und so neue Ideen dafür bekommen.

Am bestem würde das natürlich funktionieren, wenn neben Neuen auch Erfahrenere mitmachen und ihren Senf dazu geben.


(Und als Bonus würde der shortie am ende vll sogar produziert werden, weil es viele stimmen dazu geben würde?)
 
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