• Blut-Tetralogie   Dark Space

vanessam

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Guten Abend!

Vor vielen Jahren bin ich als Ausländerin nach Deutschland gezogen und mir ist schnell aufgefallen, dass deutsche Stimmen in Werbungen oder Filme (sogar unsynkronisierte Filme) ganz anders klingen, als wenn Deutsche sich normal unterhalten. Am Anfang klangen diese "Profi-Stimmen" für mich immer gleich, während ich "normale" Stimmen als unterschiedliche wahrgenommen habe. Das lässt mich vermuten, dass es an den Sprechtechnik liegt.

Das hat mich lang beschäftigt, aber jetzt, dass ich an einen Skript arbeite und bald Regie führen möchte, will ich doch wissen: Was ist das, was dieses "anders" ausmacht? Kann jemand mir das sagen? :)

Viele Grüße, Vanessa
 

Tinchen

Autorin, Poetry Slammerin, Sprecherin
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Das würde mich auch mal interessieren. Aber welche Sprecher meinst du genau? Nachrichtensprecher, Hörbuchsprecher, Hörspielsprecher, Sprecher für Reportagen, Radiosendungen, Synchronsprecher?
Für mich eines der negativen Beispiele ist die deutsche Synchronisation von Jamie Oliver. Da muss man wirklich sagen: kein Mensch spricht in der Realität so.
 

Melle Teich

Fledermaus-Azubi | spricht, schnippselt, kalauert
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Guten Morgen,

das stimmt, Schauspielende und Sprechende klingen sich immer ein bisschen ähnlich. Ich höre das vor allem bei Nachrichtensprecher:innen, denen sogar eine ganz bestimmte Sprachmelodie antrainiert wird, die sich wie so ein Dach erst auf- und dann wieder abbaut. Wenn man das Muster einmal rausgehört hat, hört man es immer und es irritiert mich seit ungefähr 35 Jahren 😂

Das eine, was du raus hörst, ist sicherlich Schauspiel an sich. Die Leute versetzen sich ja in andere Personen und um die Geschichte eindrucksvoll zu vermitteln, werden Gefühle in der Regel überzeichnet.

Etwas anderes, was deinen Eindruck verstärken dürfte, ist die sogenannte Atemstütze. Die kommt zwar vor allem beim Singen ins Spiel, wird aber auch beim Sprechen genutzt und ist eine bestimmte Anspannung der Atemmuskulatur durch die die Stimme mehr Nachdruck erhält. Leider kann ich dir nicht sagen wie man das trainiert, ich mach das unterbewusst - einfach durchs frühere Nachahmen anderer wenn ich als Kind ferngesehen oder Hörspiele gehört hab.
 

Kluki

Kann mich jemand hören? Hallooooo!
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Was ich als Problem da immer sehe, ist das sprechen mit perfektem Hochdeutsch. Dadurch wirken manche Synchros oder eben auch Werbung/Hörbuch etwas stelzig. Wenn man normal spricht, dann verschluckt man auch mal Endungen, die Sprecher aber sprechen alles perfekt aus. Ist Geschmackssache, ob das schön ist.
 

Ruby

Mitglied
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Neben dem was meiner VorrednerInnen gesagt haben, denke ich, kommt da viel zusammen. Zum einen sprechen Sprecher in den Medien sehr deutlich. Es werden keine Laute verschluckt und wie Kluki schon meinte, sprechen alle Hochdeutsch. Es gibt also eine grundlegende Vereinheitlichung.
Dann sind die Texte/Skripte häufig nicht natürlich geschrieben. So wie in Film und Fernsehen würden die wenigsten im Alltag sprechen (bei deutschen Filmen noch mal viel schlimmer, als bei Nachsynchrinisationen, find ich :D). Und vor allem natürlich in der Werbung. Ich finde es spannend, dass für dich die Stimmen erst alle gleich klangen, aber wenn ich drüber nachdenke macht es total Sinn. In der Werbung gibt es häufig Trends hin zu einer bestimmten Stimme und Sprechweise. Männliche Stimmen müssen oft cool und hart klingen und weibliche Stimmen freundlich oder lasziv. Natürlich gibt es auch hier Nuancen und Ausnahmen, aber häufig wird von WerbesprecherInnen das gleiche verlangt.

Letztens habe ich erst wieder dieses Video hier entdeckt (eventuell sogar hier durch's Forum?o.o). Das ist natürlich sehr übertrieben, aber bringt die Idee ganz gut rüber :D


Und super cool, dass du an einem eigenen Projekt arbeitest! Ich kann mir vorstellen, dass das nicht leicht ist sowas in einer anderen Sprache, als der Muttersprache zu verfassen o.o
 

vanessam

Neues Mitglied
Wow, Danke für eure Antworten! Es sieht aus, als ob wirklich viele Faktoren zusammen kommen!

Und das Video ist super, wirklich sehr deutlich! Da fällt mir was auf: Kein sein, dass man in der Regel beim vertonen in eine höhere Tonhöhe (heißt das so?) spricht, als das eigene "natürliche" Tonhöhe?
 

vanessam

Neues Mitglied
Was ich als Problem da immer sehe, ist das sprechen mit perfektem Hochdeutsch. Dadurch wirken manche Synchros oder eben auch Werbung/Hörbuch etwas stelzig. Wenn man normal spricht, dann verschluckt man auch mal Endungen, die Sprecher aber sprechen alles perfekt aus. Ist Geschmackssache, ob das schön ist.
das stimmt! Vor allem die -en -el Endungen fällt es mir immer auf, in normalen Sprachgebrauch wird das e oft verschluckt
Das würde mich auch mal interessieren. Aber welche Sprecher meinst du genau? Nachrichtensprecher, Hörbuchsprecher, Hörspielsprecher, Sprecher für Reportagen, Radiosendungen, Synchronsprecher?
Für mich eines der negativen Beispiele ist die deutsche Synchronisation von Jamie Oliver. Da muss man wirklich sagen: kein Mensch spricht in der Realität so.
Eigentlich alles. Ich höre Nachrichtsprecher nicht so oft auf Deutsch, dazu kann ich nicht viel dazu sagen, aber mir fällt es bei Werbungen, Filmen und Hörspiele immer dieses Unterschied auf. Am Interessantesten finde ich bei nicht synkronisierte Deutsche Filme, da "sieht" die Szene für mich "normal" aus, aber klingen tut es ganz anders.
 

Phollux

Robert Kerick
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Für mich fasse dieses Thema (welches ganze Bücher füllen kann) als "Kunstsprache" zusammen, die neben der Kommunikation auch noch auf andere eben künstliche/ maßgeschneiderte (künstlerische, technische u.a) Aspekte abzielt.
Alltagssprache...tja...sie ist eben natürlich da, ne? Mit allen Facetten, die natürlicherweise und oft unbewusst mitschwingen, z.B Dialekte, Sprachfehler, verschluckte Silben uvm. 😉
 

Chaos

Schneewittchen
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So wie in Film und Fernsehen würden die wenigsten im Alltag sprechen (bei deutschen Filmen noch mal viel schlimmer, als bei Nachsynchrinisationen, find ich :D).
Find ja, die deutsche Synchron/Sprech-landschaft krankt ein bisschen an dieser Überakzentuiertheit :D Dadurch dass man sehr kontrolliert lernt, zu sprechen, klingt man einfach anders. Das Problem ist, dass darüber manchmal so bisschen die Authentizität und Ehrlichkeit im Spiel verloren geht :p
 
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soundjob

Tontüte & Hörspielfrisör
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Ich kann euch aber auch beruhigen und bestätigen, dass z.B. Synchronschauspieler Zuhause ganz normal sprechen.
Hier in meinem eigenen Dunstbereich des Berliner/Brandenburger Raums- und ansässige Sprecher der alten Riege, wird Zuhause auch knallhart z.B. "berlinert".
Aber auch die Arbeit kann abfärben,.. 😁
Da sitzt du dann bei einer Geburtstagsfeier in einer Runde mit einigen guten alten Sprechern und bekommst dann manchmal Sprüche im besten Schnodderdeutsch um die Ohren gehauen.
(Ist auch schon etwas her und mittlerweile sind einige leider ja auch nicht mehr unter uns 😢.. die das auch noch konnten).

Im deutschen Synchron z.B. überzeichnet man ja auch gerne die Charaktere mehr oder weniger (overacting), insbesondere durch Betonungen und Hervorheben von Schlüsselwörtern und die ganze Sache etwas dramatischer, theatralischer, spannender, unterhaltsamer etc, klingen soll.
Ganz ehrlich... wenn ich mir etwaige Filme im ganz normalen deutschen Sprachgebrauch reinziehen müsste, würde ich nach 5 Minuten vollkommen gelangweilt abschalten.
Beispiel: Terminator- hochdramatischer Text: "Ich bin eine.. Maschine".
Diesen Satz nun ganz normal gesprochen, quasi wie beiläufig erwähnt "ich bin `ne Maschine", klänge nun für zumindest mein Dafürhalten, nicht besonders imposant oder gar furchteinflößend.

Das andere ist halt das Sprechtraining, dass eigentlich jeder, welcher mit seiner Stimme arbeitet, durchmacht... sei es z.B. im Radio bis hin zum Schauspieler.

Anbei ein Video zum Sprechtraining mit Christian Rode.
 
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pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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Also, ich bin auch kein Freund von "Hörspielsprache". Vieles klingt für mich entsetzlich gekünzelt und unnatürlich. Interessanterweise ist das im Film nicht so, hier wird meist (auch im Synchron) "natürlich" gesprochen. Auch wird meiner Meinung nach die Sprachmelodie bzw. der Sprach Rhythmus falsch gesetzt. Viel zu oft verkommen Dialoge zu einer Aneinanderreihung von Monologen. "Echte" Dialoge sind viel differenzierter, man unterbricht sich, gibt kurze Bestätigungs- oder Ablehnungslaute von sich. Ich empfehle gerne einfach mal den Presseclub oder Ähnliches zu sehen/hören. Da wechseln sich längere Ausführungen mit ab und zu hitzigen Dialogen ab. Mach euch mal den Spaß und vergleicht einen Dialog in z.B. einer Krimi Szene in einem Hörspiel und in einem Film/Serie.
 

Chaos

Schneewittchen
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Also, ich bin auch kein Freund von "Hörspielsprache". Vieles klingt für mich entsetzlich gekünzelt und unnatürlich.
Das is jetzt bisschen offtopic, aber ich glaub, in Hörspielen klingts halt oft nochmal schlimmer, weil Sprechende sich zu sehr aufs Sprechen und zu wenig aufs Spielen konzentrieren. Wenn man keine visuelle Spur hat, muss man alles in der Stimme hören können - von Umgebung, Bewegung zu Gefühlen und Haltungen. Glaube auch, dass Drehbuchautor:innen ihren Sprecher:innen ein bisschen mehr zutrauen dürfen und da auch bisschen das gewisse Mehr rauskitzeln sollten. Ich kann die Extrameile nicht gehen, wenn der Text mies geschrieben ist und alles auf dem Silbertablett präsentiert wird (wird zB mMn viel zu viel über Aussage erklärt à la "Oh, siehst du den Bären der auf uns zurennt", anstatt das einfach erlebbar zu machen und richtig zu spielen). Nur weil man leichter Hörspielsprecher:in werden kann, heißt es nicht dass es tatsächlich leichter ist als zu schauspielen :p es fokussiert sich einfach noch mehr auf die Stimme. Um das zu hören, muss man mehr transportieren als einfach den Text, der da steht
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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Das is jetzt bisschen offtopic, aber ich glaub, in Hörspielen klingts halt oft nochmal schlimmer, weil Sprechende sich zu sehr aufs Sprechen und zu wenig aufs Spielen konzentrieren. Wenn man keine visuelle Spur hat, muss man alles in der Stimme hören können - von Umgebung, Bewegung zu Gefühlen und Haltungen. Glaube auch, dass Drehbuchautor:innen ihren Sprecher:innen ein bisschen mehr zutrauen dürfen und da auch bisschen das gewisse Mehr rauskitzeln sollten. Ich kann die Extrameile nicht gehen, wenn der Text mies geschrieben ist und alles auf dem Silbertablett präsentiert wird (wird zB mMn viel zu viel über Aussage erklärt à la "Oh, siehst du den Bären der auf uns zurennt", anstatt das einfach erlebbar zu machen und richtig zu spielen). Nur weil man leichter Hörspielsprecher:in werden kann, heißt es nicht dass es tatsächlich leichter ist als zu schauspielen :p es fokussiert sich einfach noch mehr auf die Stimme. Um das zu hören, muss man mehr transportieren als einfach den Text, der da steht
Ja, genaugenommen müsste man die Szenenbeschreibungen viel umfangreicher und deutlicher gestalten. Das Schöne an Serien (bei allen Nachteilen) ist aber, dass die Sprechenden langsam aber sicher in die Rolle hereinwachsen. Da kann man sich fast blind drauf verlassen, dass der Sprecher/ die Sprecherin weiß wie die Szene anzugehen ist....
 

Chaos

Schneewittchen
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Das Schöne an Serien (bei allen Nachteilen) ist aber, dass die Sprechenden langsam aber sicher in die Rolle hereinwachsen.
Da stimme ich dir zu! Ist auch der Grund, warum ich nur noch ungerne so kleine Nebenrollen spiele, einfach weil die irgendwie oft sehr leer und schwer mit Spiel erfüllbar sind - geht halt auch nur bedingt, wenn es nur 3 Sätze gibt :D
 

WolfsOhr

Mario Wolf
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Was ich als Problem da immer sehe, ist das sprechen mit perfektem Hochdeutsch. Dadurch wirken manche Synchros oder eben auch Werbung/Hörbuch etwas stelzig. Wenn man normal spricht, dann verschluckt man auch mal Endungen, die Sprecher aber sprechen alles perfekt aus. Ist Geschmackssache, ob das schön ist.
Das ist die große Kunst an der Sache: willkürlich zwar natürlich zu sprechen aber trotzdem 100% sauber zu artikulieren.
Assimilierte Endung"en" gehören da z. B. zu. Helden sprichst du dann etwa wie "Heldn", wobei das "d" da auch kein richtiges "d" ist. Da hat sich im letzten Jahrzehnt einiges getan in Richtung Natürlichkeit und es hängt immer vom Genre, vom Kunden, vom individuellen Projekt und nicht nicht zuletzt auch dem ggf. vorhandenen Regisseur ab.
Aber die Kunst ist wie gesagt natürlich zu sprechen aber trotzdem sauber zu artikulieren, unabhängig davon, ob assimiliert werden soll oder nicht. Üben, üben, üben lautet das Motto. Heutzutage wird vielfach eher assimiliert bevorzugt. Und bei unserem Thema hier, dem Hörspiel, gibt es eigentlich nur "einn" "richtign" Weg, nämlich assimilieren (nicht verwechseln mit unsauber sprechen!!!).
 
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