charly

(früher: oxytocinated)
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Dieses Thema interessiert mich schon seit einer Weile, ich bin aber bei Recherchen auf nicht viel dazu gestoßen.
Hier im Forum gibt es zwar diesen alten Thread hier, aber da steht nichts über das "wie".

Daher meine Frage an Euch:
Wie markiert Ihr Eure Texte?
Gibt es eine Art Standard/Norm?

Ich bin sehr gespannt :)

Danke schonmal,

~charly
 

Dagmar

I'm not weird, I'm gifted
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Ich mache das bei meinen Hörbuchvorbereitungen so:

- Das Wort im Satz das ich betonen will bekommt auf der entsprechenden Silbe einen Accent aigu. Wichtig, dass es auf der zu betonenden Silbe ist, dann kann man das Hirn später besser abschalten ;)
- Einschübe kennzeichne ich mit einer Z-Linie, am Anfang und Ende des Einschubs. D.h. erste Z-Linie ist der Beginn, und wenn wieder eine kommt weiß ich: da isser rum. WEnn in einem Einschub ein weiterer Einschub kommt mach ich mir zwei Z-Linien ganz eng aneinander.
- Wörtliche Reden färbe ich mir nach Charakter ein. weibliche Hauptfigur meist rosa, die Sidekicks dann gelb für die sanftere und orange für die frechere. rot meist für distinguierte oder edle Damen oder wenn ich eine Frau mit tieferer Stimme anlegen will. Männliche Hauptfigur meist blau, Sidekicks hellgrün und lila, erwachsenere oder mittelalte wichtigere Männer dunkelgrün, alte Leute grau. Kann aber natürlich variieren. Aber so hab ich oft schon ne Tendenz.
- Wichtige Anweisungen die erst am Ende der Wörtlichen Rede stehen, wie "flüsterte er" oder "brüllte sie" unterstreiche ich mir fett schwarz, dan springt mir das ins Auge dass ich da kurz hinschielen muss bevor ich die wörtliche Rede anfange. Manchmal schreib ich mir das noch am Anfang des Satzes daneben, v.a. wenn es hinten nicht steht, ich es aber in Eigenregie auf eine bestimmte Art will, oder weil erst 3 Abschitte später deutlich wird, dass sie sich in ner Disco befinden und daher lauter sprechen etc.
- Gedankenstimmen unterstreiche ich mir dünn in der betreffenden Charakterfarbe, oder mache mir Gänsefüßchen dran.
- wenn ich gebunden über was drübersprechen will unterringel ich den Teil mit einer Wellenlinie. Dann weiß ich: da mit Tempo drüber
- wenn ich keine Zäsur haben will wo aber ein Komma mich dazu verleitet, mach ich einen Bindebogen. Ist oft bei ", dass" und so. So was wie "ich glaube, dass er mich wirklich mag". Da will ich nach glaube nicht absetzen, sondern in einem Rutsch drüber. also verbind ich das mit einem U-Bogen.
- Wenn ich hingegen kurz absetzen will, dann mache ich einen senkrechten Strich rein, für eine Zäsur. Wenn die Zäsur nur kurz sein soll (auch, um für mich bei langen Sätzen die wenig Einschübe haben den Überblick zu behalten) mach ich mir nur ein Hochkomma rein, also quasi einen kurzen senkrechten Strich. Dann weiß ich: nicht ganz so arg.
- Wenn ein Gedankenwechsel erfolgt und die Zäsur daher länger sein soll - vor allem ist das nach manchen Absätzen, dann mach ich mir 2 diagonale Striche unten nebeneinander. das heißt für mich: Pause, längere Zäsur.
- Wenn ich wirklich auf ein "Ende" hin arbeiten will oder eine echt große Pause kommt, nutze ich das Pausenzeichen aus der Musik. Das ist mir v.a. wichtig wenn ein Kapitelende kommt, was ich aber auf der Seite nicht sehe, weil das erst auf der nächsten Seite klar wird. Dann mal ich mir diese "Fettpause" rein, damit ich weiß: holla, im letzten Abschnitt schon Tempo rausnehmen, sonst kommt das zu abrupt.
- Manchmal male ich mir über Sätze noch E für "erklärend" und POV für Point of View drüber. Wenn ich switchen will zwischen "beim Erzählen in den Charakter eintauchen" und "als allwissender Erzähler kurz was erläutern". SO wie ein Kamerawechsel in einem Film.
- Seltener mach ich mir Pfeilchen nach oben oder unten, das ist dann wenn meine Sprachmelodie instinktiv anders wäre beim drüberlesen, als ich es aber interpretieren möchte. Also wenn ich mit der STimme oben bleiben will, aber weiß ich würde da vermutlich nach unten gehen. Dann seh ich auch: hoppla, obacht, oben bleiben. Oder eben: Mädel, hier auf Punkt gehen, wichtig. DAs ist v.a. dann der Fall wenn der Folgesatz wieder die gleiche Melodie hätte und ich da variieren will.
 

charly

(früher: oxytocinated)
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Danke, Dagmar, das hilft mir schonmal sehr weiter :D
Hast Du Dir das selbst erdacht oder irgendwo "gelernt"/abgekupfert?
Falls es Dir nichts ausmachen sollte, kannst Du evtl. mal ein Bild mit Beispielmarkierungen einstellen?
(ansonsten mach ich das mal, wäre aber cool, wenn Du drüberschauen könntest, ob ich alles richtig verstanden habe)
 

Alex

"Sprechen ist Entscheiden" (G. Heidenreich)
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Also was @Dagmar an Tips gegeben hat, vermag ich nicht mehr zu toppen.
Vielen Dank an der Stelle. Da mopse ich mir auch gleich noch einiges weg.:D
Übrigens, ich hatte in der Vergangenheit einige Workshops und Schulungen und auf das Thema
Sprechergagen wird eigentlich immer eingegangen. Ich denke dass gerade beim Sprechernachwuchs
eine gewisse Sensibilität und Bewusstsein geschaffen werden soll.
Gerade im Interesse derer die davon leben müssen.

Ich werde dennoch mal schnell die Vorschläge des WS zeigen, die gemacht wurden.
Einiges ist ja ähnlich. Siehe es als vereinfacht.

Tante EDIT: wollte hier nicht hijacken. Ich dachte zunächst, ich antworte in meinem Workshop Posting. My bad...;)
sprechzeichen-1491332189.JPG
 

Dagmar

I'm not weird, I'm gifted
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wir hatten das so ähnlich in nem Workshop. Aber letztendlich passt man das ja dann an, so wie man das halt selbst gut lesen und interpretieren kann. Ich finde nur die Genauigkeit wichtig, weil dann kann man später einfach so "drübersurfen" über den Text :)
hier mal ein Ausschnitt aus einer Vorbereitung. Sind aber nicht alle Zeichen natürlich drin.

Screenshot_2017-04-04-21-06-06-1491332688.png
 

charly

(früher: oxytocinated)
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Danke Euch, das ist ja großartig :D
@Dagmar, hast Du das auf 'nem Tablet so bearbeitet? Falls ja, womit? (Ich hoffe die ganzen Fragen nerven nicht :innocent: )
 

Dagmar

I'm not weird, I'm gifted
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Zu Alex' Bild noch: diesen Unterstrich was bei ihm bei Betonungen steht mache ich mir rein, wenn es künstliche Betonungen sind. Also nicht die, die sich im Satz ergibt, sondern wenn etwas BEWUSST betont werden soll. Z.B. bei Unterscheidungen: "Holly hatte sich mit ihm angelegt, nicht die hübsche Brünette von nebenán!"

Was er bei "nach oben" und "nach unten" hat mach ich mit ner Pfeilspitze, was an m einem Geschmiere liegt. Sonst kann ich das nicht von den restlichen Zeichen unterscheiden haha.

Den Bogen oben (inhaltliche Bögen) nutze ich v.a. wenn Begriffe zusammengehören. Z.B.
Die Selbsthilfegruppe Frauen im mittleren Alter, deren Kinder aus dem Haus sind hat sich zur AUfgabe gemacht... Dann würde ich "Frauen im mittleren Alter, deren Kinder aus dem Haus sind" überbinden - und vermutlich noch in Gänsefüßchen setzen, damit ich das auch in müdem Zustand noch kapiere :D

Kurze Zäsur bei mir eben nur ein kleines Hochkomma, was am Tablet liegt, da kann man nicht so gut durchstricheln. Wenn ich mit Bleistift eine Bühnenlesung vorbereite, weil ich von Papier lesen muss, dann guckts eher so aus wie bei Alex :)

Achtungs kringel ich auch gern ein, oder mach mir ein fettes ! hin :D
Dieses Einkringeln mit einem Verbindungsbogen zu der jeweiligen Stelle mach ich auch,wenn etwas an anderer Stelle zu dem gehört was ich da aber lesen will. Z.B. wenn eine totale Nebenfigur was sagt die keine eigene Farbe hat. Dann taucht ja der Name auf, den Kringel ich ein, und verbinde das dann noch mit nem Strich zu der betreffenden wörtlichen Rede.

Und das mit den Alliterationen? Das kapier ich nicht haha. Das würd ich nie markieren... Wüsst ich nicht wozu *hm*
 
Zuletzt bearbeitet:

Dagmar

I'm not weird, I'm gifted
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Danke Euch, das ist ja großartig :D
@Dagmar, hast Du das auf 'nem Tablet so bearbeitet? Falls ja, womit? (Ich hoffe die ganzen Fragen nerven nicht :innocent: )

Xodo - ist ne App für PDFs zum Markieren. Voll super! Also die Android Version. Die Apple-Variante ist noch hakelig und kann nur die Hälfte, außer die haben jetzt nachgebessert. Aber für Apple gibts iAnnotate, das kann das gleiche.

Achso, diese "grinste Abby" und so sind nicht fett unterstrichen, weil ich mittlerweile so viel Übung habe dass ich die auch so aus dem Augenwinkel wahrnehme, wenn die wörtliche Rede davor so kurz ist. An sich könnt ich auch viel weniger Betonungszeichen machen, weil ich kurze Sätez gut auch so überblicke. Aber das passiert so automatisch bei mir beim Lesen, da bräuchte ich länger wenn ich es NICHT mache haha. Außerem weiß ich dann sicher, dass ich definitiv NICHT betone wenn kein Häkchen drauf ist. Würde ich das nciht überall machen, dann wüsst ich nicht: will ich nicht betonen, oder hab ich das Häkchen hier nur weggelassen weil der Satz kurz ist :D
 

Dagmar

I'm not weird, I'm gifted
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Muss noch ergänzen, dass meine Vorbereitung sehr pingelig ist. Ich hatte auch schon Situationen wo ich das Skript so kurz vorher bekommen hatte, dass keine Zeit blieb es gut durchzuarbeiten. Da hab ich gemerkt wie gut ich mittlerweile im Primavistalesen geworden bin. Allerdings kostet es viel mehr Konzentration, man ist dann viel geschlauchter. Und die Studiozeit verlängert sich etwas, weil man dann doch ab und zu Sachen nicht sofort wahrgenommen hat, v.a. eben Ansprechhaltungen, oder welche Figur spricht.
Wenn ich WENIG Zeit habe, aber zumindest noch etwas, dann markiere ich zumindest farblich die wörtlichen Reden. Das finde ich das Wichtigste!
 

Alex

"Sprechen ist Entscheiden" (G. Heidenreich)
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Xodo - ist ne App für PDFs zum Markieren. Voll super! Also die Android Version. Die Apple-Variante ist noch hakelig und kann nur die Hälfte, außer die haben jetzt nachgebessert. Aber für Apple gibts iAnnotate, das kann das gleiche.

Das ist sehr interessant. Da auch ich meistens die Skripte vom Tablet lese, schaue ich mal nach diesen Apps zum markieren.
Übrigens, die Markierungsvorschläge sind von der Caroline Intrup, der Sprechtrainerin vom Workshop.
Da ich noch gar keine habe, klaue ich mir von euch beiden einfach alle Ideen zusammen.:p

LG Peter
(der eigentlich Alex ist..)
 

wer.n wilke

wer.n the voice
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... ja, Textmarkierung, das ist schon eine Wissenschaft für sich:

Da ich dazu neige, Betonungen eher intuitiv zu setzen, markiere ich - insbesondere bei Bandwurmsätzen, wie sie vor allem in der Klassischen Literatur üblich, aber auch in aktuelleren Texten zu finden sind, zunächst die Nomen, um einen Überblick über die Textaussage zu erhalten. :eek:

Anschließend, beim 2. Drüberlesen, nehme ich die Besonderheiten des Textes unter den Markerstift, wie z.B. Unterscheidungen: "Nicht der rosa, sondern der grüne Marker ist leer." - "Das ist keine Hose, sondern eine Dose." - "Entweder war er blind, oder er konnte nicht gucken." :confused:

Nunja: alle Theorie ist grau, sagte schon Mephist - also: Probieren geht über Studieren und: das Luftholen, bzw. den Atem nicht vergessen, vor Allem auch die kleinen Atempausen, die eben auch, ohne die Stimme erheben zu müssen, ... Betonungen erzeugen, die sich besonders von jenen abheben, die sich durch Heben oder Senken oder Stärke der Stimme ergeben. :rolleyes:

... oder sagen wirs mal so: :)

 

... kurz: man lernt nie aus! :cool:
 
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