AW: Sand
Hiho. Hier dann mal die Produktionsnotizen. Sofern sie jemand interessieren
Als ich im Sommer von Dave gefragt wurde, ob ich denn Zeit und Lust hätte ein Hörspiel für ihn zu schneiden, hatte ich zunächst abgelehnt. Ich hatte und habe immer noch viele Dinge um die Ohren, die sich aufgrund privater Angelegenheiten nicht wirklich verringert haben. Dann gab mir Dave die Geschichte zu lesen, die er gerne vertont haben wollte und ich war davon begeistert. Zum einen, weil es ein kurzes Hörspiel werden sollte. Zum anderen aber auch, weil es sowohl vom Genre, als auch von der Erzählweise her faszinierend war. Ich fühlte mich - ohne das der Stoff damit etwas zu tun hatte - an mein Gefühl erinnert, als ich Blade Runner zum ersten Mal sah. Diese Art der Auseinandersetzung zwischen den Protagonisten, die tote, unwirtliche Umgebung drum herum. Das alles waren Elemente, die meine Meinung ändern ließen.
Ich sagte also zu und konzentrierte mich bis zur Freigabe des Skriptes auf Parapol 3 und Wachwinkel. Das Casting lag in Daves Händen und ich finde, er hat eine sehr gute Wahl bei den Sprechern getroffen. Als feststand, dass Xilef und Robert Frank die beiden Hauptrollen sprechen sollten, kam die Frage in den Raum, ob man es nicht gemeinsam versuchen sollte. Schließlich kommen ja beide aus Berlin. Als Sprechkabine hatte sich nach ersten Terminproblematiken Janne angeboten, hier zu unterstützen. So entstanden die Aufnahmen für Burke und Hansen unter der Regie von Janne in ihrer Sprecherkabine. Es klang irgendwie recht eng darin...

Die Aufnahmen waren aber sowohl von der Qualität, als auch von dem Spiel der beiden superb. Lediglich einzelne Übersteuerungen oder Betonungen führten trotz der verschiedenen Varianten zu einem Nachsprechen. Desweiteren gab es gegenüber dem Skript noch einen Änderungswunsch, um die Dramatik etwas zu steigern. Auch diese Takes wurden dann nachgereicht. Bei den Sprechern in der letzten Szene gab es ebenfalls sehr schöne Takes, die widerum ein paar kleine Ergänzungen bedurften, damit die Szene rund klingt.
Das Sounddesign war für mich etwas völlig neues. Einen Krimi zu schneiden oder ein Drama ist soundtechnisch nicht so zeitintensiv wie SciFi, wo es nicht nur darauf ankommt, die Geräusche richtig zu platzieren. Sie mussten auch in das Genre passen. Das war dann doch mehr Arbeit, als ich zu Anfang noch gedacht habe. Angefangen hat es mit einer Soundprobe zum Sandsturm, der in der ersten Szene zu hören war. Ich hatte dazu mehrere ambiente Sounds in Kombination miteinander verbunden und wieder verworfen. Hinzu kamen Geräusche, die man auf einem toten Planeten nicht vermuten würde. Ein Didgeridoo (sofern es richtig geschrieben ist

), ein tibetanischer Mönch und selbst aufgenommenes "Zuschnappen". Aus diesen Zutaten sollte dann auch das merkwürdige Geräusch entstehen, dass Burke und Hansen hören. Der Sand, der an die Scheibe prasselt sollte auch synchron zu dem Sturm von außen zu hören sein. Schlussendlich musste die Kulisse zusammenpassen. Da hier viele Geräusche zusammenwirken sollten, habe ich Lautstärken bei einigen ambienten Geräuschen wesentlich stärker heruntergedrosselt, so dass sie mit den Restgeräuschen verschmolzen. Auch sollte das Störgeräusch zwar hörbar aber nicht von Anfang an bedrohlich wirken. Alles andere entstand nach einiger Zeit des Überlegens: Wie sollte die Kommunikation zwischen den Protagonisten funktionieren. Wie die Türen, wie die Schleuse. Wie soll es klingen wenn der Protagonist in der Nähe des Hörers spricht oder atmet. Und welches Tempo sollte Sand haben? Nun ja. Ich hoffe, es ist mir gelungen dass meine Vorstellung nahe beim Hörer liegt. Dann wäre ich schon zufrieden.
Um mich in der Sache mehrfach abzusichern gingen die fertigen Szenen an Dennis, Sven, Marc und auch an Dave. Mir war wichtig, ein Gefühl für die Arbeit zu bekommen. Letztendlich habe ich die Entscheidungen für mich selbst treffen müssen. Die Kommentare waren mir aber auch eine Hilfe. Auch wenn sie kritisch waren und ich damit nicht immer einverstanden war.
Ursprünglich wollte ich die Musik mal wieder selbst machen. Mit weniger Audio-Loops. Aufgrund der Produktionszeit und vor allem auch mangels Talents hielt ich nebenbei auch Ausschau nach einem Musiker. Da traf es sich ganz gut, dass Ian Autumn ins Forum kam und so direkt nach Arbeit fragte. Da die Szenen weitestgehend fertig waren und ich nur noch die Untermalung brauchte, nutze ich das Angebot überließ die Musik jemanden, der davon auch Ahnung hat. Einzig ein Stück von Christoph Nolte war für mich gesetzt, da es einen sehr wichtigen Zweck im Hörspiel zu erfüllen hatte. Und es war für mich logisch, dass eben nur der Song zu hören sein sollte und kein anderer. Es galt also nicht nur der Aspekt, dass es als Hintergrundmusik von Burke und Hansen zu hören sein sollte. Was genau der Grund war, kann mich jeder selbst noch einmal fragen - sofern er es nicht selbst herausfinden möchte. Es gab selbst bei der Premiere in der Chatbox einige Hinweise von den Hörern, die es schon nahe auf den Punkt brachten...
Das Cover von Wolfram und red_flag entstand gemeinsamer Absprache. Nach kurzer Vorstellung, wie wir uns das Bild vorstellten und wie es später vollendet werden sollte, war ich bis zum Platzen gespannt auf die Zeichnungen von den beiden. Und ich bin nicht enttäuscht worden. Wenn man zudem bedenkt, dass ich die Mails von Wolfram gegen halb 5 früh innerhalb der Woche bekam war das schon ein ganz schöner Arbeitseinsatz.
Mit der Premiere letzte Woche konnte ich das Projekt nun abschließen. Auch wenn ich dann doch erstaunt war über die Kommentare am Ende der Premiere und der Meinung, die sich hier im Thread lasen. Mein Erstaunen ging nicht darum, dass es den Leuten vielleicht nicht gefallen hat, sondern dass die Story bei einigen Leuten Fragezeichen an den Kopf knallten. Vieles von dem konnte ich so nicht nachvollziehen. Anderes wiederum schon. Zum einen die Erwartungshaltung. Es war wohl niemanden klar, dass sie ein Kurzhörspiel hören würden. Das dies bei der Premiere für Überraschung sorgen würde ist natürlich klar. Aber dadurch, dass es nun mal ein Kurzhörspiel ist, verhalten sich die Regeln im Zuge der Charakterausleuchtung und der Dramaturgie doch etwas anders. Ich möchte an dieser Stelle nicht wieder auf die Thematik Geschichte / keine Geschichte eingehen. Letztendlich ist es ja eine Frage des eigenen Hörempfindens, ob man mit diesem Hörspiel etwas anfangen kann oder nicht. Nüchtern analysiert kann ich aus meiner Sicht sagen: Es fehlt nichts, was wichtig ist. Alle Dialoge sind reduziert auf die Situation, in der sich die Rollen befinden. Ihr Umfeld ist klar. Ihre Belastung wird deutlich. Es ist lediglich aufgrund der Abmischung etwas hinzugekommen, was dem Hörer eben das Gehörte bewusster wahrnehmen lässt. Aber auch hier empfindet jeder anders und so wird es wohl auch eine endlose Diskussion bleiben.
Zumindest bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Und dazu möchte ich allen danken, die dabei mit geholfen haben
Viele Grüße.
EDIT: Ein kleiner sematischer Fehler: Es fehlt nichts, was wichtig ist (nicht was nicht wichtig ist... is ja auch nicht so wichtig

) Ach ja: In dem seltsamen Geräusch ist das Zuschnappen nicht drin. Dafür aber ein Sirren, wenn man mit nassen Finger auf einem Weinglas reibt...