michelsausb

Laphroaig forever!!!
AW: Sand

@Beipackzettel
ja, Unterhaltung ist eben eine Frage der Definition-offenbar der individuellen Definition...wobei es ja feststehende Begriffe gibt wie "Unterhaltungsindustrie, Unterhaltungssendung usw...also gibt es möglicherweise einen gemeinsamen Nenner.
wie ich oben schon hab anklingen lassen, finde ich ja schon die Unterscheidung zwischen "E"-und "U"-Musik blödsinnig, weil dies suggeriert, "E"-Musik hätte eben KEINEN Unterhaltungswert.
Ich bin der Meinung: ein Hörspiel MUSS einen Unterhaltungswert haben. Wobei jeder individuell für sich festlegt, auf welche Art und Weise er sich unterhalten fühlen möchte. Im Falle von "Sand" kann ich es für mich nicht beurteilen, weil ich es noch nicht gehört habe.
@Dave
mich beschäftigte einfach der Satz "Unterhaltung war nicht die Funktion"....
aber ich glaube, ich werde mich erst dann adäquat äußern können, wenn ich mir das Werk endlich mal angehört habe :)
 
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Civok

Drück mein Bäuchlein!
AW: Sand

Ihr habt recht. Es war anmaßend von mir, Sand handwerkliche Schwächen zu unterstellen. Ich habe das Hörspiel so wahrgenommen, wie es mir präsentiert wurde und zwar als "Science-Fiction/Horror Hörspiel". Ich hätte es aber als dialoggestützte, atmosphärisch-philiosophische Klangcollage bewerten müssen. Mein Fehler. Gerade bei einem erfahrenen Autoren, hätte mir das nicht passieren dürfen. Demnächst zerpflücke ich nur noch Anfängerskripte.
Ferner möge man mir die Mauern verzeihen, die ich allen folgenden Generationen von Hörkünstlern gebaut habe, aber immerhin haben diese jetzt etwas, das sie durchbrechen können. Hat also auch was für sich.

Ich packe jetzt einfach mal alles weg, was ich jemals über das Geschichtenerzählen irgendwo gelesen habe. Engt die Kunst und die Kultur ein. Sorry Aristoteles, war ne schöne Zeit mit Dir, aber es sollte einfach nicht sein.

Sorry nochmal, mein Fehler.
 

Nightblack

Meinhard Schulte
Sprechprobe
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AW: Sand

Sand
Erwartung war SciFi
Ich habe im Spoiler mal geschrieben wie ich das Hörspiel erlebt habe, was mir an welcher Stelle gefiel oder nicht.

Musik - Warum diese?
Anfangs ( bei der Mensch ist des Menschen Wolf ) Gitarre und Synthy (find ich gut – passt für mich),
- dann Windrauschen (passt)
- dann Country ( mein Bild: die Weiten von America dann irische Männer )
für mich passt es nicht im Gesamtkontext – hätte den Sound/Musik vor dem Windrauschen weiterverwendet / aufgebaut.

Dann kommt ein soundtechnisch und Stimmungs-, Sprechermäßig super aufbereiteter Teil – großes Kino!

Bei 9:30 Min. die Musik finde ich ok.
Weiter Kopfkino – prima!
Spannungsaufbau – cool!
Bei 11:30 die Musik – ok

Bei 13:10 nur Rauschen – sozusagen die Stille – das Schweigen des Planeten ( bzw. von Hansen ) passt für mich auch gut ( also keine Musik oder so)
Bei 14:10 kann man seiner Fantasie fast freien Lauf lassen – es kommt jedenfalls nur gruselig rüber – cool!
Dann die Musik passt wieder. ( für mich)
Was soll die Musik bei 16:50 ?

Bei 18:33 Musik zum kommenden Landetrupp – ok. Soundkulisse – Kopfkino – wobei ich die Funkeffektemischung nicht ganz nachvollziehen kann, bzw. anders abgemischt hätte.

Dann bei 22:20 Schluss mit dem Satz „…Er hat sich gerade bewegt“

Musik zum Abspann sehr schön.

Musik ist oft Geschmackssache, aber beim Hörspiel soll ja auch eine Stimmung betont, unterstützt werden - oder?
Natürlich kann man jetzt sagen –„So, nun kann sich jeder Hörer sein eigenes Bild, seine eigene Story zum weiteren Geschehen machen" – toll. Das kann ich auch wenn ich mir Alien Teil 2 anschaue und mir dann sage „ Hey, cool ich schalte einfach nach dem Landen des Rettungstrupps und dem Aufblinken des Bewegungsscanners den Film ab und denk mir den Rest selber. Da habe ich doch viel mehr von dem Film.
Wie schon erwähnt – man hätte es als Kurzhörspiel ankündigen sollen.
 

OldNick

Mitglied
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AW: Sand

Erst einmal gebe ich Karpatenhund dahingehend recht, daß es in der Tat unfair von mir ist, darüber nachzudenken, wie ein Hörspiel hätte sein können, wenn man es anders angelegt hätte. Gebongt.
Nach diesen Maßstäben würde mein persönliches, unmaßgebliches Urteil (um das nochmal deutlich zu sagen) nicht eben positiver ausfallen.
1.) Die Atmosphäre des Hörspiels ist alles in allem eher "episch" - die Musikauswahl, der etwas längere Vorspann, alles deutet auf eine größeren Handlungsbogen mit mehreren Subplots hin. Zumindest war dies mein Eindruck. Am Anfang war für mich der heimliche "Hauptdarsteller" das Setting; das Hörspiel selbst begann nicht (kammerspielartig) in irgendeinem Bunker mit einem Streit zwischen zwei Kollegen, sondern mit dem Sandsturm.
2.) Reicht die Charakterzeichnung der beiden Hauptdarsteller nicht dafür aus, Konflikte zu kennzeichnen. Man merkt, daß es Spannungen zwischen den Beiden gibt (div. Beleidigungen), die aber genauso gut auch Neckereien sein können. Das wirkt auf mich wischiwaschi - die Antwort "mach's Dir im Kopf so, wie's Dir gefällt" ist eher unbefriedigend. Da ich also keinerlei persönliche Verbindung zu den Hauptdarstellern und ihrer Situation aufnehmen kann, habe ich keinen Bezug zu der Information ihres Todes. Punktum.
Folglich denke ich, daß es die Einleitung einer Geschichte ist, und daß das aufgebaute "Geheimnis" um die angespannt wirkende Beziehung beider Darsteller und der Kreatur gelüftet wird.
3.) Glaube ich logischerweise, daß wenn mir plötzlich 4 neue Protagonisten (die doppelte Anzahl als vorher) vorgestellt werden, jetzt der Hauptplot eröffnet wird - namentlich mit der Vorstellung der 4 neuen Charaktere, unter denen evtl. einer ums Leben kommt und die Perspektive auf einen Protagonisten umschwenkt.

Jetzt kann man natürlich sagen, daß diese meine Wahrnehmung meiner mangelnden intellektuellen Beweglichkeit geschuldet sei. Wenn es allerdings nicht meine Hauptmotivation ist, den Hörer als mustererkennenden Dummkopf dastehen zu lassen, dann bringe ich i.d.R. nicht die doppelte Anzahl an Figuren in eine Endsequenz, die eigentlich nur als Schlußpointe dient.
Für eine kurze Erzählung bleiben mir die Charaktere zu fremd. Die Begründung mit der "nachdenklichen" Intention kann ich selbst nicht nachvollziehen. Dazu fehlt das geistige Futter. Der interessanteste Punkt für mich ist das Setting der Geschichte, nicht die handelnden Personen, die, trotz der guten schauspielerischen Leistung, auf mich wie Statisten wirken.
Andererseits - wenn andere Leute dem was abgewinnen können - okay, bitte sehr. Meins ist es nicht.
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Sand

Die Diskussion, ob das Ganze nun eine Geschichte ist oder nicht, finde ich sehr seltsam. Wie mir scheint geht es da um begriffliche Spitzfindigkeiten, die keinem weiterhelfen und eher sogar auf allen Seiten für Verärgerung sorgen.

Lassen wir die Kirche im Dorf: Ein nacherzählbarer Plot mit passender Dramaturgie ist durchaus zu erkennen. Und das ist die Minimalvoraussetzung für mich, dass ich es als Geschichte bezeichne.
Auch gibt es Vergleichbares in der Science-Fiction-Literatur der letzten Jahrzehnte dutzendweise. Nicht umsonst habe ich mich (positiv) an "Twilight Zone" und "Outer Limits" erinnert gefühlt.
Und so schrecklich experimentell ist "Sand" auch nicht geworden, dass wir uns jetzt alle schämen müssen, wie wenig intellektuell und dumpfbackig wir hier alle sind. Da wird man beim Hören von Radiohörspielen auch schon mal mit ganz anderen Dingen konfrontiert. (Die scheuen sich auch nicht, dass dann als Geschichte zu bezeichnen.) Und selbst hier im Forum hatten wir da schon experimentelleres: Da hat beispielsweise Wolf-Nils mit seinem "Herrn K." schon eine (übrigens sehr geile!) Kanone ganz anderen Kalibers abgefeuert. Und auch "Der erste Schnee" war strukturell wagemutiger als "Sand".

Für mich steht fest: "Sand" ist eine Kurzgeschichte - und zwar eine gute.

Dafür, dass man das Gute auch noch besser machen kann, setzen sich hier viele ein. Zum Beispiel indem sie kritisieren. Die Kritik ist dann sinnvoll, wenn sie sich auf das Hörspiel einlässt und die Intention der Macher ernst nimmt. Denn sie soll ja dem Macher weiterhelfen und nicht dem Hörer.
Und hier fand ich die Erklärungen von Dagmar zum Ende und von Civok zu den Charakterisierungen besonders hilfreich.
Ob das dann wirklich heißen muss, dass die Macher etwas "richtig" oder "falsch" gemacht haben, ist natürlich die Frage. Ich finde diese Wertung sehr simplifizierend. Als Beispiel möchte ich hier den häufig zitierten Punkt mit den 4 Personen am Schluss nehmen. Ich kann den Kritikpunkt sehr gut nachvollziehen, dass gesagt wird: "Die 4 Personen am Schluss erwecken den Eindruck, da geht jetzt eine neue Handlung los. 2 wären besser gewesen." So was aber bereits im reinen Skript zu erkennen, halte ich für sehr schwierig. Ich hätte es mit Sicherheit nicht im Vorhinein erkannt. Insofern finde ich den Vorwurf, Autor und Lektor hätten hier etwas falsch gemacht, problematisch. Für mich gehört das zu den Dingen, die man erst ausprobieren muss, um hinterher sagen zu können, ob sie nun funktionieren oder nicht.

Ob der Autor die Kritik dann annimmt oder nicht, steht ihm frei.
Hilfreich ist die Kritik auch für all jene, die nicht direkt am Hörspiel beteiligt waren. Ich selbst hab zum Beispiel viel aus dem Feedback herausziehen können.
Zu lernen gibt es für alle jedenfalls noch eine Menge.
 
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Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
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AW: Sand

Ja, ich schließe mich dem Kapartehund an. Ich finde auch die KKritik von OldNick ein tolles Beispiel dafür, wie man eine negative detailierte und gut begründete Kritik auf Augenhöhe und mit Respekt rüberbringt, so dass sie sich für alle Konstruktiv auswirkt. Wobei ich nicht meine, dass mean seine Meinung im Vorfeld als unmaßgeblich herunterspielen muss. Im Gegenteil, ich finde jede Meinung maßgeblich, völlig egal wieviel Erfahrung jemand mitbringt. Aber ich wll auf dieser "Metakritik" auch nicht weiter herumreiten, ich denke das habe ich erschöpfend getan.

Ich habe mir Sand aber selbst noch ein drittes Mal zu Gemüte geführt und möchte hier noch ein paar detailiertere Eindrücke niederschreiben. Mir eht es auch so, dass mich das Werk am Ende mit der Sehnsucht nach der imaginären 60-Minuten-Version zurück lässt. Ich denke auch, es liegt an der Stimmungsvollen Eröffnug die viel zeitliche Fläche eröffnet, mich einstimmt auf eine längere Reise zu gehen. Daas Stichwort epish finde ich hier auch zutrefend. Die musik gefällt mir sehr gut, diese schrägen Analogsynthies stimulieren einfach meine musikalischen Glücksrezeptoren :D Dennoch würde ich mich jetzt Marc anschließen, dass man das erzeugte Stimmungsbild mit anderen musikalischen Mitteln viel mehr ins extrem hätte treiben können, was mir vermutlich im Vergleich noch besser gefallen hätte. Aber vielleich tut Frederic uns ja noch den Gefallen und schreibt eine Fortsetzung.
 

OldNick

Mitglied
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AW: Sand

Als Beispiel möchte ich hier den häufig zitierten Punkt mit den 4 Personen am Schluss nehmen. Ich kann den Kritikpunkt sehr gut nachvollziehen, dass gesagt wird: "Die 4 Personen am Schluss erwecken den Eindruck, da geht jetzt eine neue Handlung los. 2 wären besser gewesen." So was aber bereits im reinen Skript zu erkennen, halte ich für sehr schwierig. Ich hätte es mit Sicherheit nicht im Vorhinein erkannt. Insofern finde ich den Vorwurf, Autor und Lektor hätten hier etwas falsch gemacht, problematisch. Für mich gehört das zu den Dingen, die man erst ausprobieren muss, um hinterher sagen zu können, ob sie nun funktionieren oder nicht.

Mit Verlaub, das kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe zwar bisher keinerlei Erfahrungen mit dem Anfertigen von Hörspielskripten, schreibe aber selbst seit Jahren Geschichte und habe auch eine Weile dadurch ein Zubrot gehabt. Je nachdem, wie Du arbeitest, entwirfst Du entweder die Charaktere und darauf basierend den Plot, oder aber Du arbeitest in umgekehrter Reihenfolge, richtig? Vollkommen unabhängig davon, in welcher Reihenfolge Du vorgehst, kommst Du irgendwann an einen Punkt, da Du Dir Gedanken über die Motivation und damit auch das Wesen Deiner Kopfkinder machen musst, oder?
Und da soll es Dir vollkommen durch die Lappen gehen, dass, nachdem der Mittelpunkt Deiner Geschichte von 2 handelnden Personen getragen wird, plötzlich 4 weitere auftauchen, über die Du Dir ja auch zuvor Gedanken hast machen müssen?
Das kann ich, bei allem Verständnis, nicht begreifen. Zumindest sollte man sich so viele Gedanken über diese 4 Personen gemacht haben, als dass man weiß, welchen Sinn sie im Gefüge des Plots haben. Dass diese Personen ein ziemlicher Overkill in Relation zu den zwei Protagonisten sind, hätte bemerkt werden können. Ferner auch, dass dieser Einsatz jeglichen Eindruck einer Kurzgeschichte bzw. eines (psychologischen?) Kammerspiels absolut tötet.

Zu den anderen Dingen: Diskussionen über die Einordnung finde ich ebenfalls irreführend. Auch ist es nicht meine Intention, das Maß aller Dinge zu sein und für die Mehrheit zu sprechen; wenn das Hörspiel gefällt, dann hat es dadurch allein schon eine Daseinsberechtigung.

Zu den Punkten, die Beipackzettel sehr präzise dargelegt hat:
Ich habe nicht sehr viel Ahnung von Regie im Allgemeinen, aber Sidney Lumet sagte einmal, dass es sein Anspruch sei, den Intentionen der Autoren nahe zu kommen, weswegen er sich auch des Öfteren mit denselben traf.
Sollte das nicht schon geschehen, wäre es nicht empfehlenswert, wenn ein Autor zusätzlich zu seinem Skript auch seine grundsätzlichen Vorstellungen preisgäbe? Dass er bsplw. den Regisseur und/oder Cutter an seiner Vision insofern teilhaben lässt, als dass er die Atmosphäre genauer schildert, in welcher die Situation stattfindet und auch die unmittelbare Motivation der Figur innerhalb der Szene genauer herausarbeitet?
Wie, beispielsweise, stellt sich der Autor den Raum vor, in dem das Beschriebene stattfindet? Wäre er der Cutter, würde er die Umgebung stärker hervorheben, oder aber eine eher sparsame Atmo wählen, sodass die Handelnden im Mittelpunkt stünden? Würde er Musik bevorzugen, die eher knallig, episch, actiongeladen ist, oder ruhigere Klänge, die einen bestehenden psychologischen Konflikt untermalen? Würde er versuchen, die Umgebung der im Mittelpunkt stehenden Charaktere realistisch wiederzugeben, oder würde er auch hier sparen, um den Kammerspielcharakter aufrechtzuerhalten?
Etc.pp.
Eine solche vorherige Ausarbeitung könnte die Gefahr, dass der subjektive Höreindruck so stark von der Intention des Autors abweicht, minimieren.
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Sand

Und da soll es Dir vollkommen durch die Lappen gehen, dass, nachdem der Mittelpunkt Deiner Geschichte von 2 handelnden Personen getragen wird, plötzlich 4 weitere auftauchen, über die Du Dir ja auch zuvor Gedanken hast machen müssen?

Es ist niemandem durch die Lappen gegangen. Dass hier 4 Personen auftauchen, ist storytechnisch ja völlig plausibel. Warum soll ein Untersuchungsteam nicht aus mehr Personen bestehen als das fest stationierte Team? Das Problem kommt nicht daher, dass diese Personen da sind, sondern dass sie dramaturgisch falsch behandelt werden.

Ich erzähle eine Geschichte über einen Mord, dann habe ich da erstmal bloß Täter und Opfer - und nach dem Mord stehen dann 4 Polizisten am Tatort. Das ist völllg realistisch und komplett durch die Handlung abgedeckt.
Das Problem kommt nicht durch Anwesenheit der 4 Polizisten, sondern dadurch, dass der Eindruck erweckt wird, die hätten alle eine dramaturgische Funktion, obwohl sie bloß Staffage sind.
 

OldNick

Mitglied
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AW: Sand

@Karpatenhund:
Das Problem kommt nicht durch Anwesenheit der 4 Polizisten, sondern dadurch, dass der Eindruck erweckt wird, die hätten alle eine dramaturgische Funktion, obwohl sie bloß Staffage sind.

Exakt. Dieser eine Satz bringt es doch auf den Punkt - deswegen wirst Du auch keine Kurzgeschichte finden, in der es um den Konflikt zwischen zwei Personen geht, die sich nach dem Leben trachten, an deren Ende ein Kommissar oder mehrere vorbei schauen. Es sei denn, das Auftauchen derselben hätte eine Funktion (so wie es bsplw. in Poes Kurzgeschichte Die schwarze Katze der Fall war).
Wäre in Zusammenhang mit dieser Szene etwas Unerwartetes passiert, das einen Bezug zu dem Plot herstellt, wäre das etwas völlig anderes gewesen. Aber das Auftauchen dieser Figuren hat keine Funktion, also bläht es nur die gesamte Geschichte auf. Es teilt sie in zwei Plots ein: Einmal dem vermeintlichen Hauptplot, dem Konflikt zwischen den beiden Arbeitern und ihre Reaktion auf das "Unbekannte"; und auf der anderen Seite der unaufgelöste Plot am Ende des Hörspiels, der im Grunde genommen keinen Beitrag zur Geschichte darstellt, weil nichts Unerwartetes passiert - sie treffen wahrscheinlich auf das Wesen, das sie umbringt. Oder sie überwältigen das Wesen. Kurzum: Es passiert nichts anderes als das, was man erwartet.
Wenn man eine Kurzgeschichte darüber schreibt, daß zwei Leute sich gegenseitig in einer Wohnung zerfleischen, dann geht man davon aus, daß am Ende die Polizei kommt. Interessant ist der Auftritt der Polizei z.B. dann, wenn jene heraus bekommt, daß die Ehefrau den Geliebten beauftragt hat, den Mann (einer der beiden Verstorbenen) zu ermorden - weil diese Information die Beziehung zwischen den Beiden präzisiert.
In diesem Falle aber hat der Auftritt die Geschichte nur aufgebläht und den Fokus von dem eigentlichen Konflikt hin zu einem neuen, schlußendlich nicht aufgelösten geführt. Das läßt das vorher Geschehene und die Atmosphäre noch mehr verblassen und führt letztlich zu dem Gefühl, daß hier etwas an der Geschichte ausgespart wurde.
Und, um hier nochmal den Bogen zu meiner Anmerkung zu bekommen: Eine weitgehende Funktionslosigkeit dergestalt hätte auffallen müssen. Was glaubt der Zuhörer ohnehin, dass nach dem Mord passiert? Man wird Suchtrupps schicken und die Leichen bergen und dabei auch auf das "Wesen" treffen - wenn es denn überhaupt eines gegeben hat. Das Auftauchen der 4 neuen Figuren wirft allerdings keine Fragen auf, die der vorherige Plot nicht aufgeworfen hätte. Insofern hätte man hier auch merken müssen, daß diese Figuren eigentlich nur das Offensichtliche noch offensichtlicher machen und damit gleichzeitig den vermeintlichen Hauptplot abschwächen.
 
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Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Sand

Wenn man eine Kurzgeschichte darüber schreibt, daß zwei Leute sich gegenseitig in einer Wohnung zerfleischen, dann geht man davon aus, daß am Ende die Polizei kommt. Interessant ist der Auftritt der Polizei z.B. dann, wenn jene heraus bekommt, daß die Ehefrau den Geliebten beauftragt hat, den Mann (einer der beiden Verstorbenen) zu ermorden - weil diese Information die Beziehung zwischen den Beiden präzisiert.

Ich habe aus dem Ende die Informationen erhalten, dass:
1. dass der erste Tote eine Schusswunde in der Schulter hat
2. der zweite Tote eine Schusswunde im Kopf hat

Dass sind Informationen, die sehr wohl etwas Neues darstellen - und das zuvor Gehörte in ein ganz anderes Licht rücken.
Ohne diese Informationen hätte das Hörspiel keinerlei Pointe.

Dass diese Informationen von einem 4-Personen-Trupp geliefert wird, halte ich (aus der Logik der Geschichte heraus) für vollkommen plausibel.

Eine dramaturgische Funktion, die über das Überbringen dieser Information hinausgeht, haben die 4 Personen allerdings nicht. Und weil das so ist, wurden die Personen anscheinend "zu tief" und "zu ausführlich" eingeführt, so dass (bei einigen Hörern) eine größere Erwartungshaltung entstand, was ihre dramaturgische Funktion betrifft.

Ich kann nur sagen: Ich hätte das beim Lesen des Skripts vermutlich nicht erkannt. Ich kann deshalb weder Autor noch Lektor einen Vorwurf machen. Sie haben etwas versucht, was für mich plausibel klang - es hat aber anscheinend für viele Hörer nicht ganz so funktioniert, wie gedacht. (Für mich funktioniert es immer noch.)
Wenn du es erkannt hättest, dann Respekt.
 
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Frederic Brake

Berufspessimist
AW: Sand

@Old Nick: schön, dass du vom Fach bist. Allerdings verstehe ich dann deine Einlassungen nicht. Glaubst du wirklich, dass ich nach (großkotzig und arrogant gesprochen) einem guten Dutzend Veröffentlichungen im Print mit durchweg guten Kritiken so schlampig schreiben würde?
Die 4 Figuren sind nicht funktionslos. Du bewertest "Sand" immer noch wie eine klasschische Erzählung, Das ist dein gutes Recht und du hättest mit deinen Einlassungen den Nagel auf den Kopf getroffen, wenn es so wäre. Ist es aber nicht. Und das gefällt mir an der Diskussion. Es gibt offensichtlich ganz verschiedene Rezeptionen des Gehörten. Jede Meinung dazu ist mir willkommen. Auch, dass ich nicht jeden mit der Art des Hörspieles erreicht habe, ist eine wichtige Information für mich.

@Franjo: Wenn es um Geschichtenerzählen geht, hast du Recht mit deinen vorherigen Aussagen. Das sagte ich schon.
Also weiß ich nicht, wie ich deinen Kommentar werten soll. Bitte definiere es für mich, ich kann deine Intention dahinter nicht deuten. Danke.
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Sand

Du bewertest "Sand" immer noch wie eine klasschische Erzählung, Das ist dein gutes Recht und du hättest mit deinen Einlassungen den Nagel auf den Kopf getroffen, wenn es so wäre. Ist es aber nicht.

Dein Begriff von "klassischer Erzählung" würde mich dann doch interessieren.
Ich kann keinerlei Punkt erkennen, an dem Sand von dem abweicht, was in den letzten 50 Jahren im Bereich der Kurzgeschichten / Erzählungen üblich ist. Wo siehst du hier die Unterschiede?

Edit:
Woran siehst du die Andersartigkeit des Hörspiels begründet, die es gegen handwerkliche Kritik immunisieren würde?
 
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OldNick

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AW: Sand

@Karpatenhund:

Gotcha;).
Ich habe aus dem Ende die Informationen erhalten, dass:
1. dass der erste Tote eine Schusswunde in der Schulter hat
2. der zweite Tote eine Schusswunde im Kopf hat

Dass sind Informationen, die sehr wohl etwas Neues darstellen - und das zuvor Gehörte in ein ganz anderes Licht rücken.
Ohne diese Informationen hätte das Hörspiel keinerlei Pointe.

Ich verstehe diesen Punkt absolut. Wobei ich mir auch hier wiederum die Frage stelle, ob man an Realismus nicht doch eher zugunsten des hauptsächlichen Plots hätte sparen können - bsplw. hätte ein "Scout", der diese Information via Funk vermittelt, ausgereicht. Etwas derartiges hätte ich wohl vorgeschlagen.

Wenn du es erkannt hättest, dann Respekt.

Das maße ich mir nicht an. Vielleicht hätte ich es gemerkt, aber nichts gesagt. Vielleicht wäre es mir auch nicht als schwerwiegend vorgekommen. Da ich aber generell viel mit Zahlen arbeite, wäre mir das Ungleichgewicht aufgefallen - was ich daraus für Schlüsse gezogen hätte, weiß ich nicht. Ich verstehe auch diese Diskussion mit Dir und anderen nicht als eine Aneinanderreihung von "Vorwürfen", sondern als eine Aufzählung von Anmerkungen und Diskussionspunkten.

@Dave Nocturn:

Glaubst du wirklich, dass ich nach (großkotzig und arrogant gesprochen) einem guten Dutzend Veröffentlichungen im Print mit durchweg guten Kritiken so schlampig schreiben würde?

Glaubst Du, daß das ein besonderer Maßstab ist,- noch dazu auf einer Plattform wie dieser? Wäre ich Günter Grass, würde ich's wohl eher nicht heraushängen lassen wollen.

Und das gefällt mir an der Diskussion. Es gibt offensichtlich ganz verschiedene Rezeptionen des Gehörten. Jede Meinung dazu ist mir willkommen.

In diesem Punkte schließe ich mich an. Daß Du, auf der anderen Seite, auch recht viele (ich glaube sogar die Mehrheit hier) überzeugt hast, sollte man auch nicht unbeachtet lassen.

Zu den Definitionssachen: Dazu möchte ich nichts weiter ausführen. Mir erscheint das eine wenig abendfüllende Diskussion zu sein, zumal ich kein gutes Gefühl dabei habe, die Kopfkinder eines Anderen argumentativ zu ohrfeigen - ich bin schon wenig beeindruckt davon, dass ich hier mehr oder minder in der Rolle des Kritikers bin, die ich in Zukunft nicht häufiger zu erfüllen gedenke.
 

Frederic Brake

Berufspessimist
AW: Sand

@Karpatenhund: Nein, gegen handwerkliche Kritik ist das HSP nicht immun. Aber es sollte dabei nicht um das Handwerk des Geschichtenschreibens gehen. Und eine Geschichte ist es für mich nicht, nur ein Geschichtenrumpf, da haben diejenigen, die dies bemängelt haben, schon Recht. Die Charaktere sind, auch für eine KG, nicht tief genug ausgearbeitet, die Motivationen sind nur minimal dargestellt, usw. Das es für dich als KG funktioniert, freut mich. :)

@Old Nick: äh. nee, falsch verstanden. Du hast mir unzureichendes Handwerk unterstellt, was ich mit meiner Aussage entgegnet habe. Oder habe ich dich falsch verstanden und du hast (wie ich schrieb), das ganze auf eine Geschichte bezogen, nicht auf das Hörspiel und seine Wirkung? Dann hast du mit deinen einlassungen Recht was ich verdammt noch mal auch oft genug geschrieben habe.

Noch einmal, da ich es immer noch nicht klargemacht haben zu scheine: Ich habe des HSP nicht geschrieben, um einen Geschichte zu erzählen. Ich habe es geschrieben, um 2 Dinge zu erreichen: Bestimmte Emotionen beim Hörer zu erwecken (was mir ja gelungen zu sein scheint, zumndest entnehme ich das mhereren Kommentaren) und das Kopfkino anzuregen. Auch das habe ichlaut den Kommentaren erreicht. Nicht mehr und nicht weniger. Der Aufbau des Skriptes zielt einzig und alleine auf diese Wirkungen. Auch nicht mehr und nicht weniger.

Ich betone hier noch einmal ausdrücklich, dass, wenn ich das HSP als Geschichte, die ich erzählen wollte, konzipiert hätte, gäbe ich den zahlreichen Kritiken zum handwerklichen der Geschichte Recht. Und darum würde ich die Diskussion doch gerne weg von der Diskussion lenken, ob es sich um eine Geschichte handelt oder nicht. Weil es nicht um die Geschichte geht. Es ist nur das Vehikel, nicht der Zweck des Hörspiels. Das wird insbesondere der Leistung der Sprecher und Macher (mich jetzt mal ausgenommen) nicht gerecht. Also beschäftigt Euch gefälligst damit und reitet nicht das Thema Geschichte ja/nein tot. Diese Diskussion führt zu nichts, weil sie am falschen Punkt ansetzt. ES IST KEINE GESCHICHTE! Was mich wieder zu OldNick führt. Wir können das gerne per PN weiterdiskutieren. In diesem Thread nicht. Sollten wir auch, da gibt es noch was auszuräumen.
 

joe adder

Karsten Sommer
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AW: Sand

Ich sehe gerade, dass hier offensichtlich eine Diskussion im Gange ist. Daher moechte ich gerne nur kurz meine Meinung zu dem Hoerspiel wiedergeben, ohne die vorherigen Posts gelesen zu haben.

Ein sehr kurzweiliges Hoerspiel, dass in einem noch kuerzeren Moment fuer sehr viel Spannung sorgt. Die Story sowie der "Cliffhanger" sind vorhersehbar, was aber bei der Kuerze des Hoerspiels wirklich kein Problem ist.
Die Umsetzung fand ich sehr gelungen. Soundeffekte, Musik, Atmosphaere waren sehr schoen eingefangen. Ich fuehlte mich sehr gut und kurzweilig unterhalten. :)

Die Sprecherleistung fand ich durchweg auch sehr gut. Wobei ich einen Ausfall verbuchen, aber einfach unerwaehnt lassen moechte.
Felix und Robert fand ich in ihrem Spiel ausgezeichnet, war aber gleichzeitig ein wenig, na, "enttaeuscht", dass dieses Zusammenspiel nicht ein wenig laenger anhielt.

Unterm Strich hat man es geschafft, mich wirklich an einer Szene an die Kopfhoerer zu kleben. Das passiert nur selten. :D

Vielen Dank fuer die kurzweilige Unterhaltung! :i-m_so_happy:
 

joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: Sand

Ich habe jetzt mal die meisten Posts hier ueberflogen und muss mich tatsaechlich ein wenig wundern!

Also, dass man sich vorher schlau machen kann, was man eigentlich da hoeren will und wie lange die Spielzeit ist, brauche ich wohl nicht zu erwaehnen.

Aber das hier ueber "Farblosigkeit" der Charaktere gesprochen wird, kann ich nicht nachvollziehen.
enttaeuscht.gif

Es kommt doch ganz klar rueber, dass die beiden sich nicht leiden koennen. Burke spielt Hansen immer fiese Streiche und Hansen kann ihn nicht ausstehen und haelt ihn fuer ein Arschloch. Fuer die Kuerze des Hoerspiels braucht man nicht mehr wissen. Reicht vollkommen aus! Alle notwendigen Informationen, die benoetigt werden, um die Situation spannend zu machen, sind absolut verfuegbar. Die Charaktere muss man nicht liebhaben.
Das am Ende ein Aussenteam auf dem Planeten ist, ist doch wohl auch klar. Und meist besteht so ein Team aus einer Gruppe, und nicht aus einem Duo, oder ueber was sich sonst noch aufgeregt wurde.

Die einzigen zwei Punkte, die man dem Hoerspiel vowerfen kann, ist zum einen der Umstand, dass die Stellen, die kurz sein sollten, zu lang gezogen wurden, und die wichtigen Stellen zu kurz. Zum anderen, dass die Story so offensichtlich war wie Wasser nass ist.

Die gesamte Diskussion kann ich ueberhaupt nicht nachvollziehen und wird dem Hoerspiel auch gar nicht gerecht.
 

Frederic Brake

Berufspessimist
AW: Sand

Die einzigen zwei Punkte, die man dem Hoerspiel vowerfen kann, ist zum einen der Umstand, dass die Stellen, die kurz sein sollten, zu lang gezogen wurden, und die wichtigen Stellen zu kurz. Zum anderen, dass die Story so offensichtlich war wie Wasser nass ist.

Meinst du, dass der finale Konflikt zwischen Burke und Hansen hätte deutlicher sein sollen, um die angestrebte Wirkung noch zu verstärken?
 

joe adder

Karsten Sommer
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AW: Sand

Meinst du, dass der finale Konflikt zwischen Burke und Hansen hätte deutlicher sein sollen, um die angestrebte Wirkung noch zu verstärken?
Meine Aussage bezieht sich dabei zum Teil auf die Umsetzung des Hoerspiels. Ich haette mir in Bezug auf den Konflikt ein wenig mehr VORSTELLEN koennen, aber, so abgegriffen dieser Satz auch klingen mag: In der Kuerze liegt die Wuerze! Nichtsdestotrotz glaube ich, dass Burke ein wenig "zu schnell" die Sicherungen durchgeknallt sind. Und trotzalledem war die Szene ab 13:20min fuer mich eine der spannendsten, die ich seit langem gehoert habe. Dieses Lob ist aber, nichts fuer Ungut, an Jeln gerichtet. :D
 

Pandialo

P. Zweimann / Paul Conrad
Sprechprobe
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AW: Sand

Ich verstehe die Diskussion auch nicht. Ich will mich da auch gar nicht reinhängen, ich finde nur, einige Leute könnten das ein wenig entspannter sehen. Hier wird viel mit Dramentheorien hantiert und mit Erwartungen der Hörer_innen. Ich will nur ein Wort mit in den Ring werfen:

DEKONSTRUKTIVISMUS

Bäm!

Klar, es gibt ganz viele Strukturen, die sich bewährt haben und die das Anlegen von einigermaßen genauen Maßstäben möglich machen. Wer sich mit neuerer Philosophie und auch mit neuerer Kunsttheorie beschäftigt, merkt schnell, dass die Theoretiker_innen mittlerweile einfach satt sind von all dem, was Menschen da als "einzige Wahrheit" konstruiert haben. Genau diese Strukturen zu zerschlagen ist der erste fruchtbare Schritt zur Schaffung von etwas neuem. Und genau deswegen finde ich jede bewusste Missachtung von Personenmotivationsüberlegungen, Spannungsbögen, Linearität in der Erzählung, passender (um nicht zu sagen vorhersehbarer) Sound- und Musikuntermalung usw usf vollkommen gerechtfertigt und begrüßenswert. Die Maßstäbe passen nicht mehr, das ist klar. Können sie auch nicht. Sie sind für was anderes gemacht. Aber damit kann ich gut leben, weil es mich erfrischt. Alles, was fragmentarisch bleibt, lädt zum Dazudenken ein. Alles, was unlogisch scheint, lädt zum Querdenken ein.

Ich hab keine Ahnung, ob das so gemeint ist. Aber im Meer der Intersubjektivität ist das jetzt meine kleine Wirklichkeit. :)

(Falls der Beitrag total unpassend ist (ich hab die Diskussion nicht komplett verfolgt) oder irgendwie scheiße geschrieben ist, bitte ich das zu entschuldigen. Ich kann die ganze Theoriekotze auch wieder aufwischen, wenn sie irgendwie nicht passt. ;) )
(Grüße aus dem verdammten Elfenbeinturm. Eigentlich hasse ich Herumakademisieren.)
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Sand

ÄCHZ!

Ich will zuerst noch mal vorausschicken, dass ich das Hörspiel richtig gut finde. Ich finde, alle Beteiligten haben einen tollen Job gemacht. Die Arbeit von Cut und Sprechern ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Aber meiner Ansicht nach haben auch Autor und Lektor richtig gute Arbeit geliefert.

Ich werde dieses Hörspiel meinen Freunden und Bekannten weiterempfehlen. Gleichzeitig bin ich aber froh, dass diese Freunde und Bekannte das Hörspiel über Hörspielprojekt.de herunterladen - und von der gesamten (wie ich finde: unwürdigen) Diskussion hier nichts mitbekommen. Joe hat geschrieben: "Diese Diskussion wird dem Hörspiel nicht gerecht." Das möchte ich dreimal dick unterstreichen.

Hier im Thread wurde inhaltliche Kritik geäußert. Dort, wo die Kritik ausformuliert wurde (bei Dagmar und Civok), konnte ich sie nachvollziehen (im Sinne von: verstehen) - auch wenn ich selbst sie nicht teile und die kritisierten Punkte anders sehe.
Was ich überhaupt nicht verstehen kann, ist die Schiene "Geschichte / Keine Geschichte".

Dave, du schreibst: Du wolltest Interpretationsspielraum, Uneindeutigkeit und mehrere Lesarten schaffen. Gebongt!
Du schreibst, du wolltest den Zuhörer zu einer emotionalen oder intellektuellen Reaktion bewegen. Gebongt!

Und dann schreibst du, du wolltest keine Geschichte erzählen.
Sorry, aber warum hast du es dann getan?

Beim Satz, die Geschichte sei nur ein Vehikel, taucht vor meinem geistigen Auge folgende Szenerie auf:
Ein Mann will dringend zum Bahnhof, springt in sein Auto und braust los. Auf dem Weg überfährt er drei Stoppschilder. Er wird von der Polizei angehalten. Als der Polizist ihn anspricht, sagt der Mann: "Ja, Herr Polizist. Ihre Kritik an meinem Fahrstil wäre völlig berechtigt, wenn es mir darum gegangen wäre, gut Auto zu fahren. Aber darum ging es mir gar nicht, deshalb geht Ihre Kritik ins Leere. In Wirklichkeit wollte ich nämlich gar nicht gut Auto fahren, sondern ich wollte zum Bahnhof."

Dave, was du tun wolltest, ist völlig legitim. Aber du hast dabei eine Geschichte erzählt. Die mag als Kolleteralschaden entstanden sein. Auf jeden Fall ist sie jetzt da. (Ich fand sie gut!) Und dass über sie berechtigte und unberechtigte Kritik geäußert wird, musst du dir gefallen lassen.
Hättest du keine Geschichte erzählen wollen, hättest du es anders anstellen müssen.

Und jetzt mit Dekonstruktivismus anzufangen ...
Sorry, hier wird ein Popanz aufgebaut, als hätten wir das experimentellste, innovativste, neuartigste, formenzertrümmerndste Kunstwerk vor uns.
Was uns stattdessen geboten wurde, war eine komplett traditionell, herkömmlich, altmodisch erzählte Geschichte mit mehreren Lesarten.
Daran war nichts, aber auch gar nichts experimentell ...
 
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