Civok

Drück mein Bäuchlein!
AW: Sand

Es geht nicht darum was es hätte sein können, sondern was es (Autorenseitig beabsichtigt) werden sollte.

Trotzdem darf auch das Konzept eines Kurzhörspiels nicht als Argument für die farblosen Figuren herhalten, finde deswegen den Einwand von Sven auch absolut legitim. Denn ich denke nicht, dass es Absicht des Autors war, unsympathische Figuren zu schaffen die dem Hörer relativ egal sind. Gerade wegen dieser Profillosigkeit aller auftretenden Figuren, wirkt es auch auf mich sehr bruchstückhaft und zusammengesetzt und irgendwie "unfertig". Deswegen habe ich auch den Gedanken in der Birne, wieviel cooler Sand hätte werden können, wenn es ein wenig sorgfältiger erarbeitet worden wäre (und vielleicht 10 zusätzliche Minuten gehabt hätte).
 

Brandywine

Falko Diekmann
AW: Sand

Wieso denn farblos und unsympathisch? Das ist doch Quatsch.

Unsympathisch sind Figuren die moralische Grenzen überschreiten und durch ihr Verhalten hassenswert werden. Das tut in dem Stück keiner. Zwei grobe Arbeiter die auf irgendeinem Klumpen den Abbau von Rohstoffen überwachen führen halt selten tiefsinnige Dialoge sondern gehen sich gegenseitig auf den Sack.
 

Alibaba

Erik Albrodt
AW: Sand

Meine 2 Cent... (5 Cent? 10 Cent? Keine Ahnung... :confused: )

Absolut perfekt! Der Schluss war okay. Aber alleine dadurch die Rückschlüsse auf das vorher Gehörte zu ziehen, hat mich total beschäftigt.
Ich habe bei "Sand" eine Idee gehabt, die durch das Gehörte entstanden ist. Eine Idee, die ich weiterspinnen konnte. Und die führte mich zu MEINER PERSÖNLICHEN Lösung.
Und das hat mich gefesselt.

Technisch ohnehin absolut tolle Arbeit, Jeln!!!

Und skripttechnisch echt solide.
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Sand

Mit Interesse lese ich hier die Kommentare und kann mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass ich Brandy's bereits zitierte Bemerkung wirklich amüsant finde. Wenn also dem geneigten Publikum nun nahegelegt wird, worum es denn, sofern es sich über das Hörspiel auslässt, ginge, dann liegt doch nahe, weil es ja offenbar mit der Frage beschäftigt ist, was denn SAND werden sollte......dass es darüber spekuliert, was es hätte sein können. Insofern hängen doch beide Fragen fast logisch miteinander zusammen. Denn i.d.R verbietet es sich - schon aus Respekt - den Autor direkt danach zu befragen, was er denn wollte; mal abgesehen davon, dass Frederic sich ja bereits eingelassen hat. Civoks Einwand - wenn auch etwas zugespitzt, denn unsympathisch erscheinen mir hansen und Burke eigentlich nicht - kann ich nachvollziehen...denn irgendwie ist es auch unbefriedigend und etwas zu allgemein, wenn der Autor sich schlicht damit zufrieden erklärt, dass es dem Stück gelungen sei, eine Auseinandersetzung mit demselbigen zu provozieren, weil es eben im Endeffekt unbefriedigend sei. Dass es eine Rolle spielt, hier zwischen Form und Inhalt bzw. Absicht und Ausführung zu unterscheiden, darauf haben die Kritiken schon ganz gut hingedeutet. Auch mir stand bei der Beschäftigung mit dem Stück immer wieder das Bild eines sehr ausführlichen Teasers vor Augen, der thematisch an "Andromeda, tödlicher Staub aus dem All" oder an "Moon" etc. anknüpft. Nur: ein Teaser, der dann keiner ist - ist der dann gleich ein Kurzhörspiel oder nicht eher ein "kurzes Stück Hörspiel" ?
Das tolle hier im Forum ist, dass Frederic und andere ja offenbar Lust haben, sich diesen Fragen auch zu stellen - die freie Kunstszene versagt sich dies oft, der "Künstler" wendet sich ab und macht weiter, nach dem Motto, was soll er sich mit all den Ignoranten oder Kleinkarierern abgeben - immerhin auch eine Möglichkeit.....macht aber nicht so viel Spass, finde ich.
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Sand

Mit Interesse lese ich hier die Kommentare und kann mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass ich Brandy's bereits zitierte Bemerkung wirklich amüsant finde. Wenn also dem geneigten Publikum nun nahegelegt wird, worum es denn, sofern es sich über das Hörspiel auslässt, ginge, dann liegt doch nahe, weil es ja offenbar mit der Frage beschäftigt ist, was denn SAND werden sollte......dass es darüber spekuliert, was es hätte sein können. Insofern hängen doch beide Fragen fast logisch miteinander zusammen.

Ich glaube, es ist ein Unterschied, ob man sein Feedback aus Hörer- oder aus Kollegen-Sicht gibt.

Als reiner Hörer bin ich nur meinen eigenen Neigungen verpflichtet und darf völlig frei urteilen: Das Hörspiel hat mir gefallen oder nicht. Das Hörspiel war mir zu kurz oder zu lang. Das Hörspiel hat mich gelangweilt oder war mir zu spannend. Das Hörspiel hatte zu wenig oder zu viele Monster. Ich hab das Hörspiel nicht gemocht, weil ich keine Science-Fiction mag. Oder: Ich bin Science-Fiction-Fan und da war mir zu wenig Science-Fiction drin. Solches Feedback finde ich voll in Ordnung - denn das Hörspiel hat einem subjektiv gefallen oder nicht, und das darf man dann auch so sagen.

Wenn ich als Kollege kritisiere, dann soll meine Kritik aber nicht meine persönlichen Neigungen zum Ausdruck bringen, sondern soll den Machern weiterhelfen. Und da ist es dann für mich wichtig, den Anspruch der Macher abzugleichen mit dem Resultat, was sie erzielt haben. Haben sie es geschafft, ihr Vorhaben zu verwirklichen? Wenn nein, was können sie beim nächsten Mal besser machen. Das Vorhaben der Macher ist hier die Messlatte, mit der ich messe - meine persönlichen Vorlieben stelle ich zurück.

Insofern fand ich auch die Erklärung von Dagmar sehr hilfreich. Denn sie hat gut aufgeschlüsselt, warum aus ihrer Sicht die Dramaturgie nicht so funktioniert hat wie beabsichtigt.

Edit:
denn irgendwie ist es auch unbefriedigend (...), wenn der Autor sich schlicht damit zufrieden erklärt, dass es dem Stück gelungen sei, eine Auseinandersetzung mit demselbigen zu provozieren, weil es eben im Endeffekt unbefriedigend sei.

:laugh: Diesen Satz finde ich stark! Da geht's ja um drei Ebenen der Zufriedenheit (oder genauer gesagt: des Anspruchs und wann diesem Anspruch Genüge getan ist)! Die Hörer sind zufrieden oder nicht. Der Autor ist mir der Reaktion der Hörer zufrieden oder nicht. Und der geneigte Forenkollege ist mit der Reaktion des Autors auf die Reaktion der Hörer zufrieden oder nicht. :laugh:
 
Zuletzt bearbeitet:

Civok

Drück mein Bäuchlein!
AW: Sand

denn unsympathisch erscheinen mir hansen und Burke eigentlich nicht

Guter Einwand (auch von Brandy), der Begriff ist unglücklich, bzw. falsch gewählt. Mir ging es darum, ob ich mit den Figuren mitleiden kann und möchte. Das kann ich mit keiner der Figuren und zwar aus einem ganz einfach Grund: Die Figuren sind nur für die Gegenwart konzipiert, aber in jeder Geschichte, muss eine Figur auch eine Vergangenheit mitbringen. Klaro, der Handlanger der mit Kanone in der Hand um die Ecke biegt und direkt erschossen wird, der hat keine Vita, der soll auch niemandem leid tun, aber eine Hauptfigur?

Die Hauptfiguren hätten für mich klarer umrissen sein müssen, um sie mit "Farbe" zu füllen. Warum sind sie da oben? Wer wartet auf sie bei der Rückkehr? Nur ein kühles Bier? Oder eine Familie, die beide vermissen? Das sind gurkige 3-4 Dialogzeilen, die aber die ganze Welt auf den Kopf stellen können. Ich erwarte keine tiefschürfenden Dialoge, ich erwarte aber Futter vom Autor, warum ich meine Zeit mit diesen beiden Figuren verbringen soll. Momentan lebt die Geschichte nur von der Verwirrung und dem "Gag", wie beide umgekommen sind. Mehr nicht. Mir reicht das nicht. In einer Kurzgeschichte funktionieren solche Pointen durchaus, aber nicht in einem Hörspiel, das von den Figuren und ihren Dialogen lebt, denn Brandy hat recht: Die Figuren gehen sich nur gegenseitig auf den Sack. Punkt.

Bspw. kippt auch Burke viel zu drastisch in den Wahnsinn ab. Warum eigentlich? Joa... zu viel Sand und Isolation halt, nö. Ja Himmel, dann gebt mir doch diese Information, macht das doch hörbar, dann funktioniert das wunderbar! Dann leide ich doch mit der Figur mit! Aber dem Hörer werden zu viele Gegenwartsbrocken hingeworfen, die man gefälligst zu schlucken hat und direkt weiterverarbeiten und weiterspinnen muss, anstatt dem Hörer die Empfindung mit auf die Reise zu geben. So ist es fast unmöglich, Emotionen beim Hörer zu wecken (außer bei mir die Emotion "Ärger", weil ich die Figuren so doof finde!).
Die Figuren leben momentan ausschließlich vom hervorragenden Spiel von Robert und Felix, dabei müssten sie von sich aus schon Leben mitbringen. Wirf diesen Jungs einen Rohdiamanten zu und die machen daraus einen Brillanten. Einen Kieselstein schleifen die beiden auch zu einem kleinen Schmuckstück zurecht, das man sich um den Hals hängen kann, trotzdem bleibt das Ding irgendwie stumpf und unansehnlich.
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Sand

Wow, das Feedback von Civok finde ich top! Zusammen mit Dagmars Erklärungen das Highlight dieses Threads, aus dem auch die nicht am Projekt Beteiligten (wie ich) eine Menge herausziehen können.

In einer Kurzgeschichte funktionieren solche Pointen durchaus, aber nicht in einem Hörspiel, das von den Figuren und ihren Dialogen lebt

Diesen Punkt wiederum kann ich nicht verstehen. Warum sollten an eine Kurzgeschichte (oder ein Kurzhörspiel) niedrigere Qualitätsmaßstäbe angelegt werden als an einen Roman oder ein langes Hörspiel? Leuchtet mir nicht ein. Eine Kurzgeschichte hat eine andere Dramaturgie - aber warum soll sie sich mit einer flacheren Personenzeichnung zufrieden geben? Meiner Ansicht nach braucht Tiefe nicht zwingend Länge. Man kann, wie du oben ja auch selbst angedeutet hast, mit wenigen Sätzen ganze Abgründe auftun.

Durch deine Erklärung kann ich voll und ganz nachvollziehen, warum eine ausgearbeitetere Charakterisierung (und wie sie sich in den Dialogen niederschlägt) das Hörspiel noch verbessert hätte. Eine Kurzgeschichte wär es trotzdem geblieben. Das ist das, was der Autor wollte, und das ist gut so.
 
Zuletzt bearbeitet:

Frederic Brake

Berufspessimist
AW: Sand

Ich freue mich sehr, dass “Sand” so eine Reaktion ausgelöst hat. Was kann ein Autor mehr wollen? Eine Frage drängt sich allerdigs auf: Warum wird von einigen angenommen, ich wollte eine Geschichte mit dem Hörspiel erzählen?

Ich gehe hier doch noch einmal auf einen Aspekt ein, der mir wichtig ist:
Einige der Poster bemängeln, dass die Geschichte "für ihn/sie nicht funktioniere", bzw „Trotzdem darf auch das Konzept eines Kurzhörspiels nicht als Argument für die farblosen Figuren herhalten“. Dies impliziert zwei Dinge. Zum einen, dass der Hörer/die Hörerin die Intention des Autors genau erkannt hat, zum anderen die Funktion des Hörspiels definieren kann. Wer die Funktion auf die Erzählung reduziert, hat Recht, die Geschichte kann als Geschichte nicht funktionieren, weil sie keine Geschichte ist, sondern ein Geschichtenrumpf, ein Fragment, reichlich durchsetzt mit Klischeebausteinen. Insofern sind die Analysen von z.B. Sven und Civok sehr richtig. Sie analysieren jedoch die Geschichte. Aber das ist nicht die Funktion. Es ist keine Erzählung. Watchman hat das schön beschrieben. Wer eine klassische Erzählung erwartet hat, der ist enttäuscht worden. Aber noch einmal: Die Erzählung ist nicht die Funktion, nur das Vehikel. Die Funktion ist, den Hörer zum Nachdenken zu zwingen. Es gibt kein definiertes Ende, also muss die Hörerfantasie ein Ende erfinden. Material genug gibt es im Hörspiel -das Geräusch, der erste Satz, die Toten, der Schatten usw. -. Die Charaktere sind gerade mehrdimensional genug, um Reflexionsfläche zu bieten, und flach genug, um nicht Denkansätze zu ersticken. Das, was ihnen fehlt, kann der Hörer dazu erfinden, wenn er mag. Keine Vorgaben, die die Fantasie einengen. Keine Vita, keine Beschreibung des Aussehens. Die Situation ist zwar vorgeben, aber gibt genügend Spielraum zur Interpretation. So gesehen, beweist die Diskussion, dass das Hörspiel sehr wohl seine Funktion erfüllt. Ich bitte daher alle, bevor sie ihre -auf jeden Fall geschätzte- Meinung niederschreiben, diesen Aspekt vorher für sich selber zu durchdenken.
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
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AW: Sand

Frederic hat hier mit seinem Hörpsiel sehr schön eine Eigenschaft der Communty blosgestellt, mit der ich auch imemrschon meine Schwierigkeiten hatte, nicht nur hier sondern in der ganzen Welt der Künstler, Kunstexperten und KunstliebhaberInnen (Kunst im weiteren Sinne, Hörpspiel mit einschließend): Die Leute tun sich ganz anz schwer damit ei Werk für das zu nehmen was es ist, darüber zu reden was es darstellt, was es auslöst, was es bewegt. stattdessen geht es immer darum, was es nicht ist, welche erwartungen enttäuscht wurden, was fehlt usw. Da ensteht für mich ein Bild von Konsumentinnen die sich bemühen mehr und mehr in die Welt einer Kunstgattung (hier Hörspiel) hineinzuwachsen und auf ihrem Weg mauern sie sich Kategorien, Wertmaßstäbe, Genres und Konventionen, die das sichere Gefhl von Expertise geben - während mein Gefhl dazu ist, dass sich die Leute damit Augen und Ohren verstopfen. Dabei hat sich immer wieder gezeigt, dass diejenigen Künstler die Spuren hinterlassen haben diejenigen sind, die diese Mauern eingerannt haben. Gut, nun könnte man argumentieren, dass diese Mauern genau dafür wichtig sind, damit große Kpnstler was zum einrennen haben, aber ich bekome immer so ein Aliengefühl. Dann denke ich "Wenn ich jetzt in drei Sätzen meine Wahrnehmung hinschreibe, halten die meisten das wahrscheinlich für oberflächliches blabla" und tue das trotzdem, aber in einem thread wie diesem hab ich immer das Gefhl, ich sei fast der einzige, der einfach zuhört, das Ding in Ruhe auf sich wirken lässt und es dann als Ding ansich, so wie es ist für sich selbst einfach stehen lassen kann. Vielleicht täusche ich mich da auch, aber es macht mich irgendwie schon einsam. Früher hab ich dann immer gedacht "Mist, die haben alle viel mehr Ahnung als ich, da kann ich gar nicht mitreden" inzwischen hab ich aber so viele "Experten" gehört und soviele Hörspiele, dass ich denke, jeder ist vor allem Experte für seine eigene Weltanschauung ;) Ich nehme mich selbst da nicht raus.
Klar finde ich es gut, wenn im Feedbak geschrieben wird, was einem gefällt und was nicht nd auch warum. Aber wenn es in so ein falsch-richtig, funktioniert-funktioniert-nicht ausartet, dann empfinde ich die Kritik schnell als vermessen und destruktiv.
 

Nero

Anne
AW: Sand

Sorry Leute, aber das klingt auch ein bisschen intellektuit und nicht jeder hat solche Ansprüche an ein Hörspiel. Ich möchte einfach eine nette Abendunterhaltung und wenn da die Dramaturgie für mich nicht stimmt, dann stimmt sie für mich eben nicht. Das hat nichts damit zu tun, dass man nicht ordentlich zuhört. Die Erwartungen sind einfach anders. Und wenn jeder sich nur hinsetzt und sagt "Ach das nehme ich mal so hin" dann sind wir in 20 Jahren immernoch nicht weiter (es sei jetzt mal dahin gestellt, wohin man mit diesem Medium eigentlich möchte).

Wenn nicht nach Fehlern und Lücken suchen, dann stagnieren wir. Tolle Kunstwelt. Über Hiphop (für Musik), Dadaismus (für Literatur) und experimentelle Kunst (für Kunst) kann man ja sagen was man will. Aber sind vll auche in resultat des "ich finde das und das nicht gut". Wenn immer alles nur Friede Freude Eierkuchen ist, weil wir es auf uns wirken lassen, kann auch nichts neues kommen.

Für mich muss ein Hörspiel keine neue Weltanschauung schaffen noch irgendwelche Mauern einrennen. Aber wie gesagt: andere Erwarung. Andere sehen darin vielleicht etwas Existenzveränderndes, ich nicht. Oder zumindest nicht im großen Rahmen.

Ich finde Kritik ganz ganz wichtig, denn erst über Diskussionen kann man die verschiedenen Wirkungsebenen eines Werkes aufdecken. und jeder nimmt was anderes daraus für sich mit. Eine nette Abendunterhaltung oder eine neue Weltanschauung.
Jeder geht da nunmal mit anderen Maßstäben ran und das ist auch was Gutes.

So.
 

Dagmar

I'm not weird, I'm gifted
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AW: Sand

@Dave: öh... du wolltest keine Geschichte erzählen? Warum hast du dann angefangen, eine zu erzählen und dann mittendrin aufgehört? Du vermittelst mit der Erzählstruktur den Eindruck, dass es sich um eine Geschichte handelt. Und dann komtm nix mehr. Wenn du keine Geschichte erzählen willst, dann finde ich hätte es eine völlig andere Form gebraucht, beispielsweise wie Nils sie bei "Happiness Direct" eingesetzt hat. Eher Stimmungen, wirkliche Fragmente und zwar durch und durch.

Ich bin verwirrt ;)
 

Frederic Brake

Berufspessimist
AW: Sand

@Dave: öh... du wolltest keine Geschichte erzählen? Warum hast du dann angefangen, eine zu erzählen und dann mittendrin aufgehört? Du vermittelst mit der Erzählstruktur den Eindruck, dass es sich um eine Geschichte handelt. Und dann komtm nix mehr. Wenn du keine Geschichte erzählen willst, dann finde ich hätte es eine völlig andere Form gebraucht, beispielsweise wie Nils sie bei "Happiness Direct" eingesetzt hat. Eher Stimmungen, wirkliche Fragmente und zwar durch und durch.

Ich bin verwirrt ;)

Nein, ich wollte keine Geschichte erzählen. Sonst hätte ich das Hörspiel geschrieben, dass Franjo beim (Nicht)hören im Kopf hatte. Und die fragmentarische Struktur hätte auch nicht funktiniert, weil sie die einzelnen Elemente zu stark entkoppelt hätte. Die Rumpfstruktur, die ich gewählt habe, war notwending, um die Charaktere und die Handlung, die Vehikel für die Funktion sind, zu klammern.

Nero: Ich glaube, es geht nicht um Weltanschauungen, sondern um Funktionen. Was ist die Funktion? Die Unterhaltung oder der Denkanstoß. Und Unterhaltung war nicht die Funktion. Siehe auch meinen ersten Post.
 

Nero

Anne
AW: Sand

Tja, wenn Unterhaltung nicht die Funktion war, dann war das Hörspiel wohl nichts für mich. Aber ich habe mich durchaus unterhalten gefühlt. Dann müsste im Umkehrschluss sagen, dass du dein Hörspiel nicht richtig konzipiert hast, da deine Funktion bei mir wird nicht erfüllt wurde. Oder wie?

Ach naja, das wird mir grad bissl zu blöd. Zu philosophisch ... oder so.
Ich möchte jetzt nicht jedes Wort auseinander klabüsern, um Hörspiele zu hören.

/Edit
Also nochmal. Du wolltest erreichen, dass wir uns unseren Teil selbst zusammen spinnen, in dem du uns gerade so viel Stoff gibst, dass wir was in der Hand haben, aber nicht so viel, dass alles festgeschrieben ist. Richtig?
Dann würde ich sagen, dass du einigen Leuten zu wenig Stoff gegeben hast. Somit fehlte die Motivation weiterzudenken und es bliebt ein Gefühl der Leere zurück.
Das ist wie "Es war einmal" zu schreiben ... wir wissen, dass das ein Märchen ist, aber eine Geschichte können wir uns davon nicht ausdenken (mal überspitzt)
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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AW: Sand

@Nero: Ich glaube Du hast mich missverstanden, vielleicht artikuliere ich mich auch etwas unstrukturiert. Ich bin ein großer Freund von Kritik, ich wünsche mir für meine Arbeit auch Kritik. Ich meinerseits stoße mich an der Grundhaltung die ich oft zwischen den Zeilen zu lesen glaube, die die Erwartungshaltung zur Konvention erhebt und aus enttäuschter Erwartung "Fehler" und "Lücken" macht. Ich finde es super wenn jemand darüber spricht, wie er ein Hörspiel wahrnimmt, was ihr/ihm gefällt udn was er/sie anders gemacht hätte und warum. Aber ich für meinen Teil würde mir niemals anmaßen meine Erwartung als Gesetzmäßigkeit darzustellen, und ich stoße mich daran, wenn gerade jene, die sich als Experten empfinden diesen wichtigen unterschied überhapt nicht wahrzunehmen scheinen. Wenn Dein Bedürfniss nach Unterhaltung von Frederic enttäuscht wurde, finde ich das völlig legitim, auch darüber zu schreiben. Aber es als "Fehler" seitens des Autors oder des Regisseurs zu betiteln finde ich anmaßend. Ich kann es total nachfühlen, wenn Frederic sich missverstanden fühlt und sich wundert, dass bei aller Kritik niemand auf die Idee kommt mal die Frage in den Raum zu stellen, wie das Werk eigentlich gemeint war, was es sein will.
 

Vetter Balin

Martin Beyerling
AW: Sand

Nur ein kleiner Post von mir - hab nicht viel Zeit. Später wird eine genauere Rezension kommen. Das Hörspiel hatte mir als Gesamtpaket gefallen, Cover, Musik, Schnitt, Skript und Sprecher passen sehr gut zueinander und leisten hier wirklich sehr gute Arbeit. Ich möchte auch speziell für das Skript eine Lanze brechen. Die Dialoge sind aus meiner Sicht wunderbar authentisch (klar, Felix und Frank sind tolle Sprecher, aber der Dialogtext ist dennoch gut angelegt gewesen). Ich persönlich hatte auch nicht mit einem Kurzhörspiel gerechnet und muss nun - im Nachinein - feststellen, wenn man sich das Werk SO denkt, wie Dave Nocturn es beschrieben hat (also auch im Kontext des Einstiegsatzes) funktioniert dieses Hörspiel sehr gut und stellt etwas besonderes dar: ein programmatisches Kurzhörspiel mit Science-Fiction-Kontext und doppeltem Boden. Problem war nur, dass ich das nicht erwartet hatte und dann einigermaßen verblüfft war, als das Hörspiel plötzlich endete. Dennoch: wir sind hier beim freien Hörspiel und da kann man so etwas und viel mehr als Autor wagen. Ich selbst lege meine Geschichten anders an (hatte das schon mal irgendwo geschrieben), aber schätze dennoch die anderen Wege, die alle nach Rom führen. In dem Sinne: frohe Weihnacht und bis zu meiner ausführlicheren Rezension!
 

Nero

Anne
AW: Sand

Ok, Nils, dann habe ich dich in der Tat falsch verstanden. Entschuldige.
Dann stimme ich dir nämlich zu. Ich finde jeder hat das recht, seine Kritik zu äußern, z.b. wenn seine Erwartung (Abendunterhaltung) nicht erfüllt wurde. Und man kann sagen, was sich beim nächsten mal wünschen würde. Man äußert also eine persönliche subjektive Meinung.
Sowas wie "in der Hörspiel-Scene ist das ein NoGo" oder "sowas macht bei einem Hörspiel aber nicht" finde ich genau wie du voll daneben (gab es ja hier nicht), weil hier eine scheinbare Gesetzmäßigkeit ausgedrückt wird, die es aber so in der Kunst nicht gibt (nicht geben sollte).

Aber so wie ich das in Erinnerung hab, hat hier keiner von "genrell Fehler" geredet, nur von "Fehler, damit das Hörspiel meine Erwartung erfüllt". Von daher finde ich, dass keine "Eigenschaft der Communty blosgestellt" wurde.
 

michelsausb

Laphroaig forever!!!
AW: Sand

Nein, ich wollte keine Geschichte erzählen. Sonst hätte ich das Hörspiel geschrieben, dass Franjo beim (Nicht)hören im Kopf hatte. Und die fragmentarische Struktur hätte auch nicht funktiniert, weil sie die einzelnen Elemente zu stark entkoppelt hätte. Die Rumpfstruktur, die ich gewählt habe, war notwending, um die Charaktere und die Handlung, die Vehikel für die Funktion sind, zu klammern.

Nero: Ich glaube, es geht nicht um Weltanschauungen, sondern um Funktionen. Was ist die Funktion? Die Unterhaltung oder der Denkanstoß. Und Unterhaltung war nicht die Funktion. Siehe auch meinen ersten Post.

Aber wie bitte definiert man "Unterhaltung"?
Unterhaltung bedeutet für mich, dass das Hörspiel für meinen Geschmack kurzweilig ist, dass es Aspekte aufweist, die ich mitverfolgen möchte, dass es mich nicht langweilt, ich nicht nach 10 Minuten einschlafe oder abbreche....
jeder Film, jedes Hörspiel, jede Musik muss einen gewissen Unterhaltungswert haben (auch die so genannte E-Musik), sonst interessiert sich niemand dafür.
Auch ein Film wie "Schindlers Liste" hat einen gewissen Unterhaltungswert, sonst wäre er unerträglich...
In dem Zusammenhang fallen mir die Hörspiele "Ohnmacht" oder "Herr K." ein....schwere Kost, absolut unlustig....aber trotzdem für meine Begriffe unterhaltsam und kurzweilig.
 

Frederic Brake

Berufspessimist
AW: Sand

Aber wie bitte definiert man "Unterhaltung"?

In diesem zusammenhang nicht "man, sondern "ich". Und ich definiere Unterhaltung für mich so, dass, ähnlich, wie z.B. Dagmar es formuliert hat, ich der Handlung folge, die mich steuert, bzw. mich zumindest in eine bestimmte Richtung "schubst". Das war aber nicht die Intention bei "Sand". Ich schließe für mich aus den zahlreichen divergierenden Meinungen, dass ich erreicht habe, was ich wollte. Das "Sand" in den Köpfen der Hörer hin und her prallt und Nachdenken (wäre ich arrogant, würde ich sagen "Gedanken") erzeugt. Das kann, auch das sehe ich, eine Form der Unterhaltung sein, okay. Aber ich bezihe mich mit meinen Eingangssatz auf die Unterhaltung, die Dagmar, Franjo, Sven etc. gemeint haben (ich hoffe, ich habe ihre Intention richtig verstanden)
 

Pandialo

P. Zweimann / Paul Conrad
Sprechprobe
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AW: Sand

Nur ganz kurz von mir: Ich fand das Hörspiel toll. Die ganze Atmo ist sehr stimmungsvoll und die Dialoge (oder war es nur einer?) sind großartig. Dass es unkonventionell ist, steht außer Frage. Ich bin aber immer ziemlich froh über alles, das mal aus den konventionellen Bahnen bricht und beispielsweise den Focus auf einen Aspekt oder novellenhaft auf einen kurzen Zeitabschnitt legt. Ich mag Kunstkacke.
Übrigens habe ich eigentlich gestern versucht, damit einzuschlafen. Ich habe es nicht geschafft. Die angespannte Stimmung und der unterschwellige Horror, den ihr dem allgegenwärtigen Sand und allem, was sich darin verbergen könnte, verliehen habt, haben mich sowas von wach gehalten.
Von mir: Daumen hoch. :)
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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AW: Sand

@Nero: Ich finde schon, dss es hier (wie auch oft anderswo) Kritiken gab, die sprachlich den Raum der subjektivität verlassen. Es mag dem einen oder anderen kleinkarriert erscheinen, aber ich persönlich finde das sehr wichtig, gerade weil in einem nichtkommerziellen Projekt wie diesem das Feedback unser einziger Lohn ist. Wenn ich als Autor Kritiken lese die das Expertenvokabular von reduziert gesagt "richtig und falsch" verwenden, dann wirkt sich das auf mich und meine Arbeit eher negativ aus, weil es mir das Gefühl gibt, von der Maerie nicht genügend Ahnug zu haben, mich unzulänglich vorbereitet zu haben, voreilig kreativ geworden zu sein, obwohl ich eigentlich erst die Schulbank hätte drücken müssen. Das find ich sehr unschön und auch deplaziert. Wenn sich ein Kritiker hingegen die ühe macht mit zwei drei Mehrworten klarzustellen, dass seine kritik subjektiv ist, dann lässt mir das viel eher die wahl konstruktiv damitn zu arbeiten, zu sagen "Schade, ich hätte gern mehr Leute erreicht, nächstes mal mach ich dieses oder jenes anders", oder aber "Schade für Dich, dass ich dich nicht unterhalten konnte, aber das was ich rüberbringen wollte hab ich für mein empfinden erreicht und ich bin damit dennoch zufrieden, Du bist leider nicht meine Zielgruppe". so oder so bringt das aber alle Beteiligten weiter. Gerade in einem Projekt wie diesem wo viele Neueinsteiger versuchen sich auszuprobieren und ihren persönlichhen Ausdruck zu finden, finde ich diesen feinen Unterschied ganz entscheidend. Ich finde hier im Thread lässt sich das auch an der Kritik und an Frederic's Reaktion darauf sehr schön nachvollziehen, und das, obwohl Frederic nun wirklich kein Anfänger ist. Trotzdem.

@Michel: Ich glaube ein Werk ohne Unterhaltungswert gibt es gar nicht, wie aus Frederic's aussage indirekt auch hervorgeht, denn jede/r findet was anderes unterhaltsam. Ich persönlich finde es z.B. immer sehr unterhaltsam und erfrischend, wenn meine Erwartung gebrochen wird. Das gibt mir immer so ein Gefühl von lebendig sein und in Bewegung in einer sich bewegenden Welt. Obwohl das scheinbar nicht viele menschen teilen ;) Aber darum finde ich die Frage ob ein Werk Unterhaltubgswert hat oder nicht an sich schon unsinnig.
 
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