• Blut-Tetralogie   Dark Space

PeBu34

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nur dass ich es schwierig finde, als Außenstehende zu entscheiden, was dieser Grundstock sein soll. Das meine ich eben mit "die Deutungshoheit obliegt mir nicht".
Hm, ich glaube, ich weiß, was du meinst. :)

"Deutungshoheit" würde ja bedeuten, dass ich mir das Recht herausnehme, die alleinige Befugnis zu haben, zu sagen, was dieser "Grundstock" ist. So hoch will ich aber gar nicht hinaus. Ich entscheide ja nicht für alle, wie sie sich dieser Gruppe gegenüber verhalten sollen, sondern- nach bestem Wissen und Gewissen - für mich. Das fängt z.B. schon damit an, allen Menschen, mit denen ich in Kontakt komme, zuerst mal zumindest höflich oder freundlich zu begegnen, zu grüßen, nicht mit Beleidigungen um mich zu werfen u.s.w.. (Der Grundstock "beginnt" also weit vor der Beschäftigung mit der "Besonderheit" dieses Menschen. Er scheint zwar "normal" zu sein, aber das gilt m.E. schon eine ganze Weile nicht mehr.) - Und wenn ich einen Menschen näher kennenlerne, lerne ich natürlich auch seine Einstellung zu allen möglichen Dingen kennen und kann mich an seine Erwartungen seine "Besonderheiten" betreffend anpassen. (Wenn sie dann überhaupt noch eine Rolle spielen. ;))

Ich hab gewisse Vorurteile gegen manche Menschen/Gruppen, weiß das aber auch und weiß, dass diese Vorurteile nicht (mehr) gesellschaftsfähig - und auch nicht angebracht - sind. Sie beruhen teilweise auf Gefühlen, die ich nicht einfach abstellen kann. (Stichwort: Kognitive Dissonanz)
Ich kann nur immer wieder den "Kampf" zwischen Gefühl und Verstand ausfechten und sagen: "Gut, mich stört das aber das ist sein/ihr gutes Recht!" oder auch: "Mich stört das, aber es ist grundgesetzlich verbrieftes Recht, dass Menschen dies oder jenes tun." Und wenn ich diesen Menschen öfter begegne, gewöhne ich mich irgendwann an ihr Verhalten/Aussehen, was auch immer, und es stört mich gar nicht mehr - und ich achte nicht mehr darauf. Im besten Fall, kann ich mich dann auch mit ihnen freuen, weil sie mit dieser Lebensweise glücklich und zufrieden sind. (Gut, das zielt jetzt eher in Richtung Gender, aber da bin ich eben der "nicht Betroffene" und muss mich mit Dingen auseinandersetzen, die für mich neu und ungewohnt waren, als sie vor ein paar Jahren massiv in die Öffentlichkeit kamen. In dieser Zeit hab ich übrigens auch erst richtig verstanden, wo die Probleme liegen, die ich manchmal mit Nichtbehinderten habe, und sie mit mir...- So kanns gehen! :))

Liebe Grüße von
Peter :)
 

SeGreeeen

Kaaaaarakaluuuuuuuhhhh!!!!
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Was die Probleme der Welt wie Rassismus, Homophobie, Frauenfeindlichkeit usw. angeht, empfinde ich als weniger bedeutend unsere Sprache beständig anzupassen, als etwas an den Zuständen zu ändern. Was bringen dem Zeitgeist angepasste Worte wenn die Taten ausbleiben? Es wird sich meiner Meinung nach mehr über Worte echauffiert als über Missstände. Wir können alles schön verpacken. Aber auch in einem schön verpackten Geschenk kann nur ein stinkender Haufen Mist enthalten sein. Neger wird also nicht mehr gesagt. In Astrid Lindgren Büchern wird es gestrichen. Aber die Lettow-Vorbeck Kasernen und Straßen gibt es noch und Frauen verdienen für die gleiche Arbeit weniger. Den schwulen Moderator akzeptieren wir aber die beiden knutschenden Männer auf der Parkbank wollen wir nicht sehen.
Wir arbeiten mit einem Türken und quatschen in der Pause gerne mit ihm, wir essen gerne Döner aber unsere Tochter soll doch gefälligst mit einem Deutschen ausgehen. Doppelmoral?

Ich denke, dass man das immer im Kontext betrachten muss, weil sich die Zeiten ändern. Früher war es okay Neger zu sagen. Jetzt ist es nicht mehr okay Neger zu sagen, weil es zu einem Schimpfwort geworden ist. Klar, selbst in meiner Kindheit in den 90ern war Neger noch das Wort das genutzt wurde. Aber nur weil etwas mal in Gebrauch war, heißt das ja meiner Meinung nach nicht, dass es deswegen irgendwie einen Sonderstatus hat. Dagmar hat das Beispiel mir den jungen Buben im alten Griechenland gebracht. Das ist halt nicht mehr aktuell. Nur dass es uns jetzt klar ist, weil es so lang her ist. Das selbe ist aber der Fall mit Neger.

Ich verstehe einfach nicht wieso es für manche Leute, ich meine jetzt gar nicht dich im speziellen @Laurelius, so schwierig ist einfach die Wünsche von anderen zu respektieren. Wenn jemand nicht Neger genannt werden will, oder der großteil der Community das nicht möchte, dann nenne ich die eben nicht so. Wieso muss das IMMER mit irgendeiner seltsamen Art von Stolz verbunden sein? Was habt ihr davon jetzt Neger zu sagen, nur weil ihr das halt so kennt und es früher mal so war, das ist doch ein wenig irre.

Mal angenommen ihr sagt zu eurer Freundin Schnucki, weil ihr dss Wort süß findet. Und sie sagt sie möchte nicht Schnucki genannt werden. Würdet ihr sie weiter Schnucki nennen? Mal angenommen ihr sagt Neger zu einem Dunkelhäutigen, und er sagt er möchte nicht so genannt werden. Würdet ihr ihn Mohr nennen, und wenn er darauf erwiderte, dass er nicht Mohr genannt werden will, würdet ihr ihn eventuell einfach mal fragen wie er genannt werden will?

Es ist eine Frage des Respekts. Respektiere ich jemanden, sei es ein einzelner Mensch oder eine Gruppe von Menschen, genug, dass ich sie so nenne wie sie genannt werden möchte oder nicht? Und wenn nicht, bin ich dann ein Rassist? Meiner Meinung nach bin ich dann jemand, dem die Interessen einer Menschengruppe nichts Wert sind.

Also ja. Ich kann darauf bestehen, dass in meiner Kindheit Neger ein Gängiger Begriff war. Darf dann aber der Opa nebenan auch Heil Hitler schreien, weil das in seiner Kindheit gang und gebe war?
 
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Wieso steht denn da bei dir:
Gregor Schweitzer schrieb:
Was die Probleme der Welt wie Rassismus, Homophobie, Frauenfeindlichkeit usw. angeht, empfinde ich als weniger bedeutend unsere Sprache beständig anzupassen, als etwas an den Zuständen zu ändern. Was bringen dem Zeitgeist angepasste Worte wenn die Taten ausbleiben? Es wird sich meiner Meinung nach mehr über Worte echauffiert als über Missstände. Wir können alles schön verpacken. Aber auch in einem schön verpackten Geschenk kann nur ein stinkender Haufen Mist enthalten sein. Neger wird also nicht mehr gesagt. In Astrid Lindgren Büchern wird es gestrichen. Aber die Lettow-Vorbeck Kasernen und Straßen gibt es noch und Frauen verdienen für die gleiche Arbeit weniger. Den schwulen Moderator akzeptieren wir aber die beiden knutschenden Männer auf der Parkbank wollen wir nicht sehen.
Wir arbeiten mit einem Türken und quatschen in der Pause gerne mit ihm, wir essen gerne Döner aber unsere Tochter soll doch gefälligst mit einem Deutschen ausgehen. Doppelmoral?
Das hat doch Laurelius geschrieben!
 

Laurelius

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Ich glaube, ich habe den Fokus in meiner letzten Antwort zu sehr auf den Begriff gelegt. Ich verwende ihn heute nicht mehr. Ich wollte in meinem Vergleich deutlich machen, dass nicht jeder der in früheren Zeiten solche Begriffe verwendet hat es abwertend gemeint hat. Speziell im Bereich Film, Buch, Hörspiel usw. Sorry, wenn ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt habe. Ich respektiere Menschen die sich heute durch solche Begriffe abgewertet fühlen. Es ist ihr gutes Recht so nicht genannt werden zu wollen.
 

Marvin Kopp

Marvin Kopp
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Hm, also ich persönlich finde bei sowas wird allgemein viel zu wenig differenziert. Ich betrachte Kunst, Musik etc. Eher für sich genommen. Wenn ich das gut finde und nachher stellt sich raus der Künstler ist ein mega Rassist oder hat eine menschenverachtende Ideologie, schmälert das für mich in keinster Weise die Kunst an sich. Ich finde man muss da auch zwischen Fiktion und Realität unterscheiden können. Auch ein Rassist kann gute Filme machen, gute Bücher schreiben oder gute Musik machen und das auch losgelöst von seiner Ideologie. Wenn da natürlich rassistisches Gedankengut ernst gemeint und nicht in einer fiktiven Geschichte verpackt wird (mein Kampf z.B), werde ich es ja kaum für gut befinden. Was ich verstehen kann ist, wenn manche Leute so eine Ideologie finanziell nicht unterstützen wollen, ich persönlich sehe da auf der einen Seite den Rassisten, aber auf der anderen Seite auch einen kreativen Geist. Ich kauf mir Musik und Bücher nicht, weil ich den Menschen dahinter so toll finde, sondern weil mir die Musik Kunst etc. an sich gefällt. Mir geht es da eher um den Skill :)
 

Rexx Cummings

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Was für eine Diskussion!

...aber zuallererst muss ich sagen, dass es mir stinkt, dass ich die Live-Lesung verpasst habe!

Ich verfolge das jetzt schon die ganze Zeit und grüble über die Eingangsfrage nach und überlege, ob ich mich auch dazu äußern soll... oder nicht.
Als jemand, der Fremdenfeindlichkeit und Rassismus direkt und auch indirekt erleben musste, erlaube ich mir einfach mal meine paar Cent mit rein zu werfen. Allerdings ohne besonders ins Detail zu gehen, weil dieses Thema viel zu komplex dafür ist und außerdem ein echter Downer.

Beginnen möchte ich mit dem Stein des Anstosses: H.P.Lovecraft. Lovecraft war ein kränklicher, eigenbrötlerischer, xenophober "Spinner" (mancher sagt sogar "Menschenfeind"), der seine zahlreichen (und irgendendwie offensichtlich pathologischen) Ängste allerdings in einer künstlerischen, fantastischen (im Sinne von "fantasymäßigen") Art überhöht zum Ausdruck gebracht hat. Damit hat er unzähligen Menschen zahlreicher Coleur viele freudige Stunden bereitet und ist sowieso aus einem großen Bereich der (fantastischen) Popkultur nicht mehr weg zu denken. Was er nicht war, ist ein Hetzer, Propagandist und Prediger. Natürlich kann man da in seine "fremden Mächte aus dem Kosmos" sehr viel rein interpretieren (wenn einem denn danach ist), aber mir ist jetzt auf Anhieb keine Story bekannt, in der er offen politisieren würde. Der Faktor "Kind seiner Zeit" ist nicht zu unterschätzen (natürlich keine Ausrede), aber dann müsste wahrscheinlich der Großteil der damaligen Schreiberlinge unter das Fallbeil der heutigen politischen corectness. Gerade im Bereich Abenteuer, Fantasy und Science Fiction (aus dieser Zeit) ist es so verdammt voll mit stereotypen bis rassistischen Beschreibungen, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll.
Man muss sich auch einfach auch mal ansehen, von wem und für wen das geschrieben worden ist. Also... Ach, egal... nächstes Thema...
Begrifflichkeiten! Neger, Behinderter, Schwuler, Marsianer,.... es versteht sich doch von selbst, dass man heutzutage niemanden mehr so anspricht. Wer sagt denn bitteschön "Hey! Du! Behinderter!" oder "Hey! Neger!"? Daß da was nicht ganz rund läuft ist doch klar! So was kann man doch nicht ernst nehmen! Man sollte das mal so sehen wie es ist: Eine aussterbende Art, miteinander zu kommunizieren. Das müssen wir aussitzen. Ja! JA! Natürlich muss man daneben auch sensibilisieren und es ganz einfach selbst besser machen! Gerade was die jungen Menschen anbetrifft (>> siehe die A.Lindgren-Diskussion... obwohl ich persönlich finde, dass die Urfassung weiterhin zugänglich sein sollte, für den erwachsenen mündigen Bürger). Das dürfte sich für einigermaßen gebildete Menschen doch von selbst verstehen.
Und was den Punkt betrifft, jemanden doch zu fragen, wie er genannt werden möchte: Hallo! Ein jeder Mensch dürfte mittlerweile einen Namen haben. Oder zumindest eine IP-Adresse... Das reicht doch! Auch da schleicht sich die Objektifizierung durch die Hintertür ein, finde ich.
Ach... seufz...
Naja, um wieder zurück zum Eigentlichen zu kommen: Ich finde, man sollte es schon in sein Verständnis eines Künstlers einbeziehen, wenn man sich irgendwie mit dessen Werk auseinandersetzt. Das ist ja auch durchaus interessant. Doch ein charakterlich gefestigter und irgendwie auch gebildeter Mensch sollte schon fähig sein, zwischen einer Abstraktion, einer Fiktion, einem künstlerischen Ausdruck und einer Ideologie die in die Welt hinausposaunt wird zu unterscheiden. Gerade im Bereich Fantasy (und dazu zähle ich auch Horror und SciFi) entsteht vieles aus irgendwelchen schwer fassbaren inneren Zuständen. Angst gehört da eben auch dazu. Und was die Angst vor dem Fremden betrifft... Also, jeder, der sagt, er hätte noch nie Angst vor einer fremden, eigentümlichen Situation gehabt, lügt. Da bin ich jetzt einfach mal so frei, das zu schreiben. Heute sind wir halt einfach doch um das gute Stück schlauer, können psychologische Mechanismen hinterfragen und oftmals durchschauen, können auf ein VIELFACHES mehr an Information und Fakten zurückgreifen, als der Typ von vor über hundert Jahren. Dieser Typ ist es jedenfalls nicht, der Zwietracht und Hass streut, da bin ich mir ziemlich sicher...


Ach, ja, genau! Eigentlich wollte ich auch noch etwas darüber schreiben, wie bestimmte Worte mit Macht "befüllt" werden können, wie willkürlich das letztendlich ist und daß man diesen "bösen Worten" im Grunde nicht ausgeliefert ist, wie einer ominösen kosmischen Macht, aber dazu ist es mir jetzt doch zu spät...

Ciao! Habt euch lieb! Prost und 5 Tonnen Flachs!
 
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Chaos

Schneewittchen
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das ist leider eine Beobachtung
Aber das ist doch auch genauso subjektiv von deiner Seite aus, ich finde das kein sachliches Argument zu sagen, 'Ja, weil is halt so, sieht man doch.'
Jeder kann entscheiden wo eine Debatte anfängt und vor allem wo sie aufhört.
Ah, also hat ja doch jeder das Recht zu sagen, dass/ wenn er sich angegriffen fühlt!
Es gilt also meines Erachtens auf einer differenzierte Art und Weise kritisch mit etwas umzugehen. Kritisch auch im Sinne von prüfend. Ich halte es für gefährlich Kunst und Künstler vorschnell zu kritisieren oder gar zu zensieren.
Ja okay, da bin ich deiner Meinung, eben weil kritisch reflektieren ja eben nicht vorschnell kritisieren bedeutet. Sondern Denkanstöße und Perspektiven aufzeigt.
Aber dadurch, dass ich mich in meiner Defintion als unpolitisch betrachte, sehe ich mich nicht als desinteressiert oder gleichgültig den Problemen der Welt gegenüber. Ganz im Gegenteil.
Es tut mir leid, wenn ich dich mit meiner Aussage dann angegriffen habe. Mir stößt 'unpolitisch' einfach ziemlich auf, weil es in meinen Ohren nach "Ich hab kein Bock mir darüber auch noch Gedanken zu machen" klingt. Aber so meintest du es anscheinend nicht, das habe ich missverstanden!
Was bringen dem Zeitgeist angepasste Worte wenn die Taten ausbleiben?
Wenn Taten ausbleiben, war ohnehin jeder Aktivismus fast umsonst. Aber Worte können eben auch Umdenken und Taten provozieren. Ich muss das nachschauen, aber ich bin mir recht sicher, dass es wissenschaftliche Untersuchungen zum Einfluss von Sprache auf die kognitive Konzeption der Welt gibt.
Das heißt, Sprache und Wirklichkeit/Taten interagieren in einem Wechselspiel, das ist keine Einbahnstraße.
Ja, na klar ist das Doppelmoral! Keiner von uns ist frei von internalisiertem rassistischen/ sexistischen/ etc. Denken. Keiner von uns. Wir sind in einer Welt sozialisiert, die auf Ungleichheit aufgebaut ist (alleine alte Kolonialstrukturen sind überall beobachtbar und sei es nur in Straßennamen und Begrifflichkeiten)
Und wenn ich diesen Menschen öfter begegne, gewöhne ich mich irgendwann an ihr Verhalten/Aussehen, was auch immer, und es stört mich gar nicht mehr - und ich achte nicht mehr darauf.
Aber das ist doch eigentlich genau die Richtung, die ich meine, Peter! :) Das heißt ja doch, dass du dir die Zeit nimmst, gegen deine eigenen, vielleicht festgefahren Denkstrukturen vorzugehen, in dem du sie wahrnimmst und reflektierst, also einem Realitätscheck unterziehst. Du setzt dich damit auseinander und gehst nicht in eine komplette Abwehrhaltung, sondern bist ehrlich, dass du vielleicht Vorurteile hast, aber auch bereit bist, dich zu informieren und diese abzubauen. Wenn jeder das so machen würde, das wäre wundervoll.

Natürlich muss man daneben auch sensibilisieren und es ganz einfach selbst besser machen!
Ich stimme dir total zu, jede:r von uns kann sich an die eigene Nase fassen und etwas finden, wo zu viel Unwissen/ Ignoranz/ alte Denkstrukturen vorhanden sind, die abgebaut werden müssten. Mir persönlich geht es ja gar nicht darum hier mit dem Finger auf Leute zu zeigen und abwertend zu sagen "Du, du und du, ihr macht das alle komplett beschissen". Mir ging es in meinen Punkten vor allem darum, einen Denkanstoß zu geben, den wir alle, inklusive mir selbst, eigentlich immer mal gebrauchen können.

Also, jeder, der sagt, er hätte noch nie Angst vor einer fremden, eigentümlichen Situation gehabt, lügt.
Genau das, ganz genau das! Ich würde auch behaupten, dass es niemanden hier gibt, der noch keinen rassistischen/ diskriminierenden Gedanken hatte oder sogar ausformuliert hat. Wir sitzen da alle im selben Boot und das ist okay, solange wir es uns auch eingestehen können.
Wieso muss das IMMER mit irgendeiner seltsamen Art von Stolz verbunden sein?
Es ist eine Frage des Respekts.
DANKE. DANKE. DANKE.
 

Woundwort

Aaron Cutter
So, nachdem ich den Thread jetzt ein bisschen verfolgt habe mal ein paar Gedanken von mir.
Für mich ist Kunst (Film, Hörspiel, Musik ect.) erst einmal etwas unpolitisches. Frei von Ideologien oder Weltanschauungen. Ich selbst betrachte mich ebenfalls als einen unpolitischen Menschen. Aber ich habe oftmals feststellen müssen, dass einige Menschen durchaus kritisch mit Kunst und Künstlern umgehen.
Zunächst einmal ein ganz großes nein. Wenn Kunst frei von Ideologien und Weltanschauungen wäre, dann wäre sie nichts wert. Es tut mir leid, aber ALLES was du tust ist politisch. Ziemlich egal wie irrelevant es dir erscheid. Es gibt im Verlauf des Threads z.B. dieses Beispiel von @Gregor Schweitzer mit dem schwarzen Punkt auf der weißen Leinwand. Es ist ein Witz. Ein Witz, welcher ein Ziel hat. Z.B. (je nach Deutung) die Kunst Yuppies, welche bereit sind etliche tausend Euros für einen schwarzen Punkt auf einer Leinwand zu bezahlen, obwohl ein Menschen, welcher Mindestlohn verdient, dafür über zehntausend Stunden arbeiten müsste. Ob das jetzt Kapitalismuskritik ist oder doch etwas ganz anderes, das muss jeder für sich entscheiden. Selbst hochglanz Hollywoodproduktionen sind politisch. Die Altright hat z.B. versucht Black Panther für sich zu vereinnahmen, obwohl er eigentlich dem Afro-Futurismus Tribut zollen wollte (an dieser Stelle möchte ich den Youtube Kanal "Die Filmanalyse" empfehlen, welcher idioligiekritisch auch an solche Filme herangeht). Kurz gesagt: JEDER Film, JEDES Kunstwerk, JEDE Lesung ist politisch, ob du es willst oder nicht.

Wir hatten zum Beispiel an unserem Theater vor einigen Tagen eine online Lesung einer Lovecraft Geschichte. Dazu hatten wir einen Trailer online gestellt um diese Lesung zu bewerben. Ein negativer Kommentar hat nicht lange auf sich warten lassen. Lovecraft sei Rassist gewesen und man könne doch dementsprechend kein Werk dieses Künstlers vorlesen. Wie denkt ihr darüber? Ich zu meinem Teil wusste nicht einmal, dass Lovecraft Rassist war. Gleich vorweg: Ich verurteile Rassimus in jeder Form. Es stellt sich mir aber die Frage, ab wann jemand ein Rassist ist. Inwiefern ist z.B. Lovecraft ein Kind seiner Zeit gewesen? War damals vielleicht eine Art unterschwelliger Rassimus dem Zeitgeist entsprechend normal bzw. alltäglich? Man wird ja in eine Gesellschaft hinein geboren. In ein Wertesystem. Man wird in ihr sozialisiert. Für mich stellt sich also die Frage, wie sich dieser Rassimus äußert. Wie er gelebt wird bzw. wurde. Desweiteren finde ich es in diesem Kontext wichtig, ob und wie der Rassimus oder allgemein fragwürdiges Gedankengut in den betreffenden Werken transportiert wird. Zeigt sich das Gedankengut des Künstlers? Zeigt es sich unterschwellig oder gar als Propaganda oder Hetze? Letzteres ist zu verurteilen und somit ein kritischer Umgang damit angebracht. Aber sollten wir Aufgrund der Ideologie oder Überzeugung einzelner Künstler kategorisch ihre Werke verschmähen oder gar verbieten? Wo fängt Zensur an? Darf man also, um beim Beispiel Lovecraft zu bleiben, seine Geschichten gerne hören oder gar vertonen, ohne Gewissenskonflikte zu bekommen oder gar kritisiert zu werden?

Lovecraft ist tatsächlich ein ganz heißes Eisen. @Rexx Cummings hat gesagt (zumindest habe ich es so verstanden), dass er kein Werk von Lovecraft kennt, welches explizit rassistisch ist. Tatsächlich gibt es auch in seinen unpolitischen Werke dementsprechende "Verweise". Sei es eine Katze, welche "Niggerman" heißt oder (hier wird es ziemlich ekelig) ganze Gedichte wie "On the Creation of Niggers" (On the Creation of Niggers - Wikisource, the free online library), welche nicht mehr sind, als ein KKK-artiger Rant über Schwarze.

Es beginnt ja schon bei Mike Tyson, welcher ein unglaublich guter Boxer war, aber privat unverzeihbare Scheiße gebaut hat. Oder Salvador Dali, welcher die Enthauptung von Franco-Kritikern explizit befürwortet hat. Oder Martin Luther, welcher ein knallharter Antisemit war. Ich denke nicht, dass man Kunstwerk und Autor tatsächlich zu 100% voneinander trennen kann, aber man kann mit der Kunst kritisch umgehen. Es ist (meiner Meinung nach) in Ordnung, wenn man Lovecraft ließt, aber man sollte sich im Klaren sein, was der Mann noch so "verbrochen" hat.


Die Sache ist für mich folgende: Diese ganzen Slurs (N.könig, Zigeuner etc.) waren schon immer rassistisch, nur war es den Menschen "damals" nicht bewusst. Auch eine Astrid Lindgren (ich glaube übrigens nicht, dass sie diese Wörter so benutzt hat, immerhin hat sie nicht auf Deutsch geschrieben, allerdings hat sie, soweit ich weiß, inhärent rassistische Geschichten, z.B. Fünf Freunde und der Zauberer Wu verfasst) war ein Kind ihrer Zeit. Ein Umschreiben ihrer Werke in eine weniger rassistische Lesart finde ich wichtig, wenn es Bücher für Kinder sein sollen. Wenn es um Bücher für Erwachsene geht, welche den Inhalt selbst kritisch hinterfragen, kann man auch die unveränderte Originalfassung nutzen.


Ich beziehe mich mal auf deine Diskussion mit @Chaos. Niemand möchte dir die rassistischen Erfahrungen mit deinem asiatischen Freund absprechen, aber es geht darum, dass du sie nicht aus erster Hand gemacht hast. Das ist so, als wären deine Freunde Fallschirm gesprungen und dir wird davon erzählt. Man fühlt den Wind in den Haaren, man sieht die Erde auf einen zurasen, du kennst Videos davon etc. Du selbst hast das aber nie gemacht. Du kannst davon erzählen, du kannst von einen Erlebnissen vom Fahrradfahren bei Gegenwind erzählen, aber du kannst nicht begreifen, wie sich Fallschirmspringen tatsächlich anfühlt. Niemand möchte dir verbieten eine Meinung über das Fallschirmspringen zu haben, aber all die PoCs, all die Opfer von Rassismus, denen sollte man nun mal Vorrang geben, wenn es um Rassismus geht, denen sollte man zunächst zuhören. Direkt auf Durchzug schalten bringt nichts.

Nö Alex, das ist leider eine Beobachtung, und der TE hats ja auch beschrieben.

Dieses ganze "man darf nicht mehr xy sagen" ist doch nichts weiter als Schwurbelei. Natürlich darf(!) man das noch sagen, aber man muss halt mit Widerspruch rechnen. Am Ende des Tages ist es tatsächlich nur ein unwissenschaftliches Totschlagargument, welches man nicht entkräften kann und höchstens anekdotische Evidenz.

Hm, also ich persönlich finde bei sowas wird allgemein viel zu wenig differenziert. Ich betrachte Kunst, Musik etc. Eher für sich genommen. Wenn ich das gut finde und nachher stellt sich raus der Künstler ist ein mega Rassist oder hat eine menschenverachtende Ideologie, schmälert das für mich in keinster Weise die Kunst an sich. Ich finde man muss da auch zwischen Fiktion und Realität unterscheiden können. Auch ein Rassist kann gute Filme machen, gute Bücher schreiben oder gute Musik machen und das auch losgelöst von seiner Ideologie. Wenn da natürlich rassistisches Gedankengut ernst gemeint und nicht in einer fiktiven Geschichte verpackt wird (mein Kampf z.B), werde ich es ja kaum für gut befinden. Was ich verstehen kann ist, wenn manche Leute so eine Ideologie finanziell nicht unterstützen wollen, ich persönlich sehe da auf der einen Seite den Rassisten, aber auf der anderen Seite auch einen kreativen Geist. Ich kauf mir Musik und Bücher nicht, weil ich den Menschen dahinter so toll finde, sondern weil mir die Musik Kunst etc. an sich gefällt. Mir geht es da eher um den Skill :)

So, mein letztes Argument für heute. Es gab diese Band, welche ein riesiges Subgenre des Metals begründet hat, den Black Metal. Die Band hat es geschafft mit ihrer Musik super einflussreich zu sein und es gibt tausende (ja, wortwörtlich) Bands, welche ihr gefolgt sind und ebenfalls Black Metal machen. Burzum (das ist der Name der Band) hat in ihren Songs niemals gesungen. Eine Einflussnahme durch die Texte auf die Hörer ist damit ausgeschlossen. Jetzt ist es aber so, dass die Hauptperson hinter der Band, welche tausende von Menschen inspiriert hat, ein absoluter Hardcore-Rassist ist. Da gibt es keine Diskussion, Varg Vikerness hat sogar einen Bandkollegen umgebracht, da er schwul war und hat dafür mehrere Jahre eingesessen.
Das war in den 90er Jahren und noch immer gibt es Black Metal Bands und Fans, welche dem (angeblich) unpolitischen Projekt Burzum mittels T-Shirts und ähnlichem huldigen. Sie huldigen dem "Skill". Wenn ich aber bei Google nach Burzum suche, komme ich innerhalb von drei Klicks auf auf den Youtube-Kanal von Varg Vikerness, welcher auch heute noch ein knallharter Rassist ist und seine White Supremacy Botschaft durch dieses Projekt ans Volk bringt.

Kurz gesagt: Wenn du einem Rassisten aufgrund seines musikalischen Skills huldigst musst du dir immer bewusst sein, dass du damit auch für ihn Werbung betreibst. Und wenn es auch nur ein Klick auf Youtube ist mit dem du das Video im Algorithmus pushst.


Ein kleiner Disclaimer zum Schluss, weil das doch eine recht emotionale Debatte ist: Ich halte niemanden hier für einen Rassisten, aber man sollte sich schon selbst hinterfragen. Diese Diskussion ist wichtig und jeder sollte mal in sich gehen und mich sich selber ausmachen, was mensch mit sich selbst vereinbaren kann.
 

Marvin Kopp

Marvin Kopp
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@Woundwort
Kurz gesagt: Wenn du einem Rassisten aufgrund seines musikalischen Skills huldigst musst du dir immer bewusst sein, dass du damit auch für ihn Werbung betreibst. Und wenn es auch nur ein Klick auf Youtube ist mit dem du das Video im Algorithmus pushst.
Ich huldige einem Rassisten nicht aufgrund seines Skills, sondern seinem Skill an sich unabhängig von der Person und deren Ansichten. Und Das ist für mich ein großer Unterschied :) Ich glaub aber so meintest du das gar nicht, sondern, dass es eben ne Menge Leute gibt, die das so handhaben und da sprichst du für mich die eigentliche Problematik an. Das Hauptproblem ist in meinen Augen nicht, dass so viel Bullshit und rassistische Botschaften verbreitet werden. Das Problem ist, dass es so viel geglaubt wird. Wären mehr Leute in der Lage zu differenzieren, und das geht in beide Richtungen, also sowohl zu sagen okay ich mag die Kunst, aber der Künstler hat ja mal ne scheiß Einstellung, als auch zu sagen okay der hat ziemliche scheiß Ansichten, aber nicht alles was er tut ist dadurch gleich scheiße, wäre schon viel geholfen. Ich finde viel zu oft wird solchen Menschen dann komplett die Menschlichkeit abgesprochen. Und das ist gefährlich. Denn was tust du, wenn dich alle außer deine Rassistenfreunde wie Dreck behandeln? Änderst du dann deine Ansichten? Ich fürchte nicht. Im schlimmsten Fall entwickelst du so einen Hass auf die Leute um dich herum, dass du anfängst gewalttätig zu werden. Ich behaupte rassistisches Gedankengut komplett aus der Welt zu verbannen ist sehr utopisch. Die Angst vor dem Fremden ist sehr tief in der menschlichen Psyche verankert. Und wenn es kein Rassismus ist, dann ist es was anderes: Religion z.B. Was man aber tun kann ist generell die Lebensumstände zu verbessern: Umso weniger Leuten es schlecht geht, desto weniger haben überhaupt Grund sich von einer Gesellschaft abzugrenzen und ihren Selbstwert in einer dämlichen Ideologie zu suchen. Und natürlich den Menschen beizubringen differenziert zu denken, damit sie gar nicht erst auf sowas reinfallen. Ich bin der Ansicht wenn man anfängt alles Gute an einem Rassisten ebenfalls schlecht zu machen und zu verdammen, setzt das ein komplett falsches Zeichen. Eigentlich tun wir dann genau das, was wir den Rassisten immer vorwerfen. Einen Menschen nur noch als Moslem zu sehen, als Flüchtling oder eben als Rassisten. Wenn ein verblendeter Musiker jetzt aber mitkriegt, dass die Menschen seine Musik feiern und nur seine Ideologie ablehnen und das auch so offen kommuniziert wird, denkt er vielleicht zumindest mal drüber nach. Weil sonst schlägt ihm von der Gegenseite ja nur eine Welle aus Hass entgegen.
 

Dagmar

I'm not weird, I'm gifted
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Mir fällt noch Bill Cosby ein. Ich will die Bill Cosby Show nicht hassen müssen. Ich will sie weiter lieben. Und Dr. Huxtable lieben! Die Serie transportiert so schöne Werte. Werte, die Bill Cosby offenbar nicht gelebt hat. Aber die Serie für sich ist doch trotzdem toll.
Oder Tim Allen. Darf mich jemand der wegen Drogen im Knast saß zum Lachen bringen und was Positives über Kindererziehung und Familie erzählen? Ich finde ja.
 
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Das ist so, als wären deine Freunde Fallschirm gesprungen und dir wird davon erzählt.
Du unterliegst einem Missverständnis. Ich bin Fallschirm gesprungen, ich fühlte den Wind in meinen Haaren, ich stand bei meinem Freund musste die selben Schubser, Rempler, Schläge und Beschimpfungen über mich ergehen lassen. Ich verteidigte ihn und er mich. Ich WAR DIREKT betroffen und es keine Geschichte die ich gehört und weitererzählt habe und ich habe auch nicht von der Ferne zugesehen. Und daher auch die Bemerkung bezüglich, der "Weißen, die es nicht 'direkt' betrifft". Weiße können genauso direkt betroffen sein und können zum Dialog beitragen.
 

PeBu34

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Weiße können genauso direkt betroffen sein
Das erinnert mich daran, dass z.B. in Südafrika weiße Farmer rassistisch verfolgt wurden. Das ist also kein "typisch weisses" oder "europäisch/amerikanisches" Verhalten.
Südafrika – Sozialismus und schwarzer Rassismus im angeblichen Land der Hoffnung - Philosophia Perennis (Auch, wenn mir der angeschlagene Tonfall hier teilweise nicht besonders gefällt...)

Und hier - der Vollständigkeit halber - "die andere Seite der Medaille".
https://www.zeit.de/campus/2017/01/suedafrika-apartheid-born-free-rassismus

Beide Artikel sind schon ein paar Jahre alt, aber ich denke, das Thema ist auch in Südafrika noch nicht "gegessen".

Liebe Grüße von
Peter :)
 

Woundwort

Aaron Cutter
@Woundwort
Ich huldige einem Rassisten nicht aufgrund seines Skills, sondern seinem Skill an sich unabhängig von der Person und deren Ansichten. Und Das ist für mich ein großer Unterschied :)

Es ist halt nicht (immer) möglich das zu trennen. Du kannst anerkennen, dass das Werk handwerklich gut ist, du kannst es im geschichtlichen Kontext als bedeutsam einordnen, aber sobald du z.B. "The Birth of a Nation" jemandem empfiehlst, weil es so schöne Bilder hat, dann machst du damit Werbung für Rassismus. Wenn du laut im Auto Burzum hörst, machst du damit nicht nur Werbung für die Musik an sich, sondern auch für die Band und damit für ihre rassistische Weltanschauung.

Wenn ein verblendeter Musiker jetzt aber mitkriegt, dass die Menschen seine Musik feiern und nur seine Ideologie ablehnen und das auch so offen kommuniziert wird, denkt er vielleicht zumindest mal drüber nach. Weil sonst schlägt ihm von der Gegenseite ja nur eine Welle aus Hass entgegen.

Das ist meiner Meinung nach zu naiv gedacht. Was meinst du wieso für Neonazis Schulhof-CDs so beliebt sind und weshalb Musik bzw. Kunst an sich als "Einstiegsdroge" gilt?
Ich kenne keine Band mit "zweifelhaftem" Ruf, welche durch das "Feiern" ihrer Musik aber nicht ihrer Ideologie ihre Meinung geändert hat. Eher führt es dazu, dass solche Bands ihre Botschaften verschleiern oder sogar Musik mit "unpolitischen" Inhalten machen, aber an ihrer Geisteshaltung nichts ändern.

Mir fällt noch Bill Cosby ein. Ich will die Bill Cosby Show nicht hassen müssen. Ich will sie weiter lieben. Und Dr. Huxtable lieben! Die Serie transportiert so schöne Werte. Werte, die Bill Cosby offenbar nicht gelebt hat. Aber die Serie für sich ist doch trotzdem toll.
Oder Tim Allen. Darf mich jemand der wegen Drogen im Knast saß zum Lachen bringen und was Positives über Kindererziehung und Familie erzählen? Ich finde ja.

Solange du dann anderen Menschen, welche nicht so einfach zwischen Person und Charakter differenzieren können oder wollen (vielleicht auch, weil sie selber mal Opfer einer solchen Straftat geworden sind), nicht absprichst, dass sie die Serie deswegen nicht mehr sehen wollen, ist das meiner Meinung nach in Ordnung.

Du unterliegst einem Missverständnis. Ich bin Fallschirm gesprungen, ich fühlte den Wind in meinen Haaren, ich stand bei meinem Freund musste die selben Schubser, Rempler, Schläge und Beschimpfungen über mich ergehen lassen. Ich verteidigte ihn und er mich. Ich WAR DIREKT betroffen und es keine Geschichte die ich gehört und weitererzählt habe und ich habe auch nicht von der Ferne zugesehen. Und daher auch die Bemerkung bezüglich, der "Weißen, die es nicht 'direkt' betrifft". Weiße können genauso direkt betroffen sein und können zum Dialog beitragen.

Ich möchte dir deine Erfahrung NICHT absprechen. Was euch passiert ist, ist schrecklich, um so wichtiger ist es, dass (von der Gesellschaft) verstanden wird, dass man als Weißer in Deutschland diesen Situationen immer entgehen kann. Du könntest theoretisch(!) nicht mehr mit deinem asiatischen Freund unterwegs sein und müsstest nie wieder Angst vor rassistischen Übergriffen haben. Wenn du alleine Nachts eine Straße entlang läufst, musst du keine Angst vor einem rassistischen Angriff haben. Auf deinen Freund trifft das nicht zu und das ist ein wichtiger Unterschied.
Wie gesagt, selbstverständlich darfst du mitdiskutieren und eine Meinung dazu haben, aber oft wird PoCs von Menschen, welche niemals selber Opfer von Rassismus waren, ihre Rassismuserfahrung abgesprochen oder verharmlost. Es ist aber wichtig, dass ganz besonders diesen Menschen zugehört wird.

Das erinnert mich daran, dass z.B. in Südafrika weiße Farmer rassistisch verfolgt wurden. Das ist also kein "typisch weisses" oder "europäisch/amerikanisches" Verhalten.
Südafrika – Sozialismus und schwarzer Rassismus im angeblichen Land der Hoffnung - Philosophia Perennis (Auch, wenn mir der angeschlagene Tonfall hier teilweise nicht besonders gefällt...)

Und hier - der Vollständigkeit halber - "die andere Seite der Medaille".
https://www.zeit.de/campus/2017/01/suedafrika-apartheid-born-free-rassismus

Beide Artikel sind schon ein paar Jahre alt, aber ich denke, das Thema ist auch in Südafrika noch nicht "gegessen".

Liebe Grüße von
Peter :)

Das ist wieder ein ganz anderes Thema, also abgesehen davon, dass du einen rechtspopulistischen Blog verlinkst, welcher AfD Hofberichterstattung betreibt (Rechte Medien: Wie ein schwuler Theologe zum Sprachrohr von AfD, IB und Co wurde). Ich glaube jetzt hier über die Geschichte Südafrikas zu debattieren geht dann doch (threadtechnisch) ein bisschen weit :D
 
Y

Yüksel

dass du einen rechtspopulistischen Blog verlinkst, welcher AfD Hofberichterstattung betreibt
Ja neee ist klar ... was für ein unschlagbares Gegenargument .... das qualifiziert natürlich alle Inhalte ab. Mit der gleichen Argumentation disqualifizieren sich auch TAZ, Spiegel & Co. pauschal als Quellen.

Nils, der war kalt! Das ist so ein beliebtes Muster, um auf jeden Fall und mit brachialer Gewalt die Deutungshoheit zu behalten. Was mir nicht paßt, definiere ich als unqualifiziert.
 
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Aaron Cutter
Ja neee ist klar ... was für ein unschlagbares Gegenargument .... das qualifiziert natürlich alle Inhalte ab. Das ist auch so ein beliebtes Muster, um auf jeden Fall die Deutungshoheit zu behalten.
Nils, der war kalt!
Ich habe den Blog nur eingeordnet, da vielen hier die Seite wahrscheinlich nicht bekannt ist. Ich gehe weder auf den Inhalt von dem Zeitartikel, noch auf dem von Philosophie Perennis und spreche ihm dementsprechend auf nicht alle Inhalte ab, aber wenn du was im Internet kaufst, guckst dir ja auch vorher an mit wem du es zutun hast.

Aber so einen kleinen Beissreflex kann man dir auch nicht absprechen, oder? ;)
 
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Yüksel

Moment, gleich als zweites qualifizierst Du das Blog ab, ohne wirklich zu begründen. Du hast ihn pauschal in die rechte Ecke gerückt und PeBus Argumente gar nicht beachtet. DAs ist genau das beliebte Spiel, das viele inzwischen treiben.
Ich habe den Blog nur eingeordnet, da vielen hier die Seite wahrscheinlich nicht bekannt ist.
Es steht Dir nicht zu, den einzuordnen, und ich behaupte mal, daß die allermeisten Hörtalker durchaus in der Lage sind, sich selber eine Meinung zu bilden, wenn sie den Blog mal durchgesehen haben, ohne daß Du eine Richtung vorgibst.

Wenn du schon meinst, durchaus berechtigt vor dem Blog warnen zu müssen, hättest Du es auch so machen können: "Dieser Blog ist mit Vorsicht zu genießen, da er mitunter recht einseitig berichtet und zu Polarisierung neigt"

So, das war jetzt etwas OT. Du darfst das gerne Beißreflex nennen, aber ich werde wirklich gallig, wenn solch unsauberen Methoden aufkommen und mit billigsten Mitteln wegargumentiert wird.
Und Du traust Dich wirklich, mir Totschlagarmumentation bescheinigen zu wollen ....
 

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Aaron Cutter
Moment, gleich als zweites qualifizierst Du das Blog ab, ohne wirklich zu begründen. Du hast ihn pauschal in die rechte Ecke gerückt und PeBus Argumente gar nicht beachtet. DAs ist genau das beliebte Spiel, das viele inzwischen treiben.

Es steht Dir nicht zu, den einzuordnen, und ich behaupte mal, daß die allermeisten Hörtalker durchaus in der Lage sind, sich selber eine Meinung zu bilden, wenn sie den Blog mal durchgesehen haben, ohne daß Du eine Richtung vorgibst.

Wenn du schon meinst, durchaus berechtigt vor dem Blog warnen zu müssen, hättest Du es auch so machen können: "Dieser Blog ist mit Vorsicht zu genießen, da er mitunter recht einseitig berichtet und zu Polarisierung neigt"

So, das war jetzt etwas OT. Du darfst das gerne Beißreflex nennen, aber ich werde wirklich gallig, wenn solch unsauberen Methoden aufkommen und mit billigsten Mitteln wegargumentiert wird.
Und Du traust Dich wirklich, mir Totschlagarmumentation bescheinigen zu wollen ....

Ich habe sein Argument nicht beachtet, da es (meiner Meinung nach) den Thread sprengen würde, wenn jetzt auch noch über möglichen Rassismus in Südafrika diskutiert wird. Hier unterstellst du mir etwas, was man ein paar Posts weiter oben nachlesen kann und einfach nicht stimmt.

Da der Blog keine Nachrichtenseite ist wie TAZ, Spiegel etc. sondern ein Meinungsblog kann man diese Argumentation dort nicht eins zu eins übernehmen. Und selbst wenn, muss man auch hier einordnen was für eine Zeitung man ließt. Selbst bei Wikipedia steht das "Political alignment" der großen Zeitungen, nur hier wissen es die meisten Menschen.

Ich habe lediglich schrieben, dass der Blog rechtspopulistisch ist AfD-Hofberichterstattung betreibt. Dafür habe ich auch eine Quelle angegeben. Eine Warnung hätte die Seite ebenso eingeordnet und das ohne Quelle.
 

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Aaron Cutter
Das hab ich nicht gewusst! Ich hab nach einem bestimmten Thema "gegoogelt" und die Suchergebnisse, die das Thema für mich am Besten wiedergegeben haben, geteilt.

Das habe ich mir bereits gedacht. Immerhin kennen wir dich hier :)

Sowas kann schnell mal passieren, ich wollte es nur nicht unkommentiert lassen.

Edit: "Wir kennen dich hier" im Sinne von: Wir wissen, dass du es gut meinst, nicht im Sinne von wir wissen, dass du gerne fragliche Quellen verlinkst :D
 
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