Telliminator

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Hier mal ein Beispiel aus dem Ende der Timeshift-Folge 4, wie wir versucht haben mit Hilfe der Musik die Action der Szene und die Dramaturgie der Story zu unterstützen und wir den Hörer mit dem Cliffhanger zurücklassen und einfach musikalisch in die Credits übergehen.
cover_4.png

Flucht vor Tress und .... Credits....
 
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soundjob

Mucketier, Tontüte & Hörspielfrisör
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Musik dient seit jeher der emotionalen Verstärkung und ist in ihrer Aussagekraft ein diesbezüglich recht schnelles wie wirksames Transportmedium.
Sie kann szenische Komplexitäten sowohl aufflechten als auch exponieren, in der sie vorgreifend zuführend, begleitend, übernehmend führend (Leitmotive), abschließend oder überleitend ist.
Ob intro,- oder extrovertiert, kann Musik unmissverständlich, als aber auch ein ebenso sehr probates Mittel, bewusst und zielführend irreführend sein.
Als eine Art Regieanweisung für den Zuhörer, kann sie nicht nur in eine gewünschte Stimmung versetzen, sondern auch geschickt manipulierend auf die falsche Fährte führen.
Sie dient uns Regisseuren/innen, als z.B. unterschwellige Anweisung an den Zuhörer, ganz geschickt als eine Art Manipulator und sogar unabhängig der Geschichte, als zusätzliche Ebene einer (inter)aktiven Kommunikation.

Gewissermaßen fungiert Musik auch als eine Art "Beleuchter", in welcher die Szene entweder in Licht getaucht oder ein Spiel aus Schatten ähnlich eines Film Noir funktioniert und hier erwartbar und realistisch, als auch unerwartet abstrakt zeichnen kann.
Beispiel, eine Liebesszene welche ganz klassisch (kitschig) mit einem Himmel voller Geigen untermalt wird.
Ein musikalisch atonales Konzept taucht dieses Konstrukt wiederum in ein anderes Licht.
Musik kann eingebunden, als auch losgelöst funktionieren.
Das sind zwar nun Methoden aus der Filmmusik, allerdings kann im Hörspiel, wo uns natürlich die visuelle Information fehlt, Musik (und Geräusch) diese Bühne an visueller Information übernehmen.

Getreu dem Motto:"Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte"... kann auch ein Klang (oder Geräusch) diese Eigenschaft inne haben.
Die gespielte Note, die Wahl des Instruments, lassen uns nach unseren Hörgewohnheiten der 12-Tonmusik, sehr schnell die Dinge zwischen z.B. "Gut&Böse" einordnen.
Eine z.B. Flöte in den höchsten Tönen erzeugt eine andere Spannung als ein bedrohlich klingendes Cello in den tiefsten Lagen.

Nun gut, ohne Zweifel muss/kann ein gutes Hörspiel ohne jegliche Musik funktionieren, aber ein gutes Musikkonzept (minimalistisch als auch im Maximalismus) kann einem bereits gutes Hörspiel eine zusätzliche Ebene verleihen... sie kann natürlich aber auch unsachgemäß eingesetzt das genaue Gegenteil bewirken, weswegen es tatsächlich mitunter vorteilhafter ist, Musik wegzulassen.
Musik und ihr Einsatz ist eine Frage von kann, jedoch nicht müssen.

Diese letzte Aussage mag von mir ein wenig überraschend sein, da ich doch recht viel Musik in meinen Produktionen gleichermaßen als Leitmotiv, Moods und Underscoring einsetze und im wesentlichen braucht es zu über 70% die Musik gar nicht.
Für mich ist Musik (und ich bin nach wie vor in 1.Linie Musiker denn Hörspielmacher), jedoch meine spezifische Ausdrucksform meiner Persönlichkeit als Musiker und sekundär verfolge ich den mir sehr liebgewonnen Ansatz in Hörspielen, dass diese wie eine extrudierte Tonspur eines Films klingen.
Mit Hinblick auf die Auswahl der Kompositionen stets bedacht auf ein zueinander passendes Konzept und Konstrukt, ist Musik tatsächlich oft mein 1.Anreiz, der Trigger, ein Hörspiel (eines spezifischen Genres) überhaupt erst zu machen.
Ich habe mitunter Geschichten in der Schublade, zu welcher mir meine Musik aber nicht passt, welche ich daher auch nicht umsetze...wenngleich die Geschichte insofern eigentlich ganz okay ist.
Verrückt ?
Ja vielleicht... als Musiker vielleicht wiederum nicht. 🤷‍♂️
 
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MonacoSteve

... nicht ganz Dichter
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Tolle Idee, toller Thread!

Mich hier gar nicht einzubringen wäre also wahrscheinlich seltsam, schließlich bin ich ja auch ein Notenschreiberling (neben dem Schreiben, Cutten und Vertonen von Skripten). Aber ihr werdet hier jetzt trotzdem keine Links zu irgendwelchen Stücken von mir finden.

Das hat mehrere Gründe: Zum einen bin ich mir bewusst, dass ich musikalisch nur als Dilettant agiere. Anders als alle, die sich schon seit Kindheit gründlich oder sogar professionell ausgebildet mit dem Spielen und Komponieren befassen, betreibe ich diese Aktivität erst seit etwa 10 Jahren überwiegend "nach Gefühl" und mit einem beschränkten und redundanten Repertoire. Wer ein paar meiner Stücke gehört hat, kennt meinen "Stil" :) . Zum anderen aber habe ich mich trotz dieser Einschränkung nicht zurückgehalten, praktisch alle meine eigenen Hörspiele hier sowie auch etliche von anderen Autoren, deren Skripte ich geschnitten und vertont habe, mit Musikstücken aus meinem Archiv zu versehen (meist f. Intro, Credits, Szenentrennung). Nicht nur dass das verdammt viele sind (und ich möchte den Thread hier nicht nicht fluten; ein Klick hierauf führt zu meinem Hörspiel-Archiv, wo man sich das kompakt antun kann), sondern es wurde auch keines dieser Stücke speziell für ein Hörspiel komponiert und vertont. Ich habe alle nur aus meiner Musik-Sammlung im Nachhinein herausgesucht. :)
 

soundjob

Mucketier, Tontüte & Hörspielfrisör
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Tolle Idee, toller Thread!

Mich hier gar nicht einzubringen wäre also wahrscheinlich seltsam, schließlich bin ich ja auch ein Notenschreiberling (neben dem Schreiben, Cutten und Vertonen von Skripten). Aber ihr werdet hier jetzt trotzdem keine Links zu irgendwelchen Stücken von mir finden.

Das hat mehrere Gründe: Zum einen bin ich mir bewusst, dass ich musikalisch nur als Dilettant agiere. Anders als alle, die sich schon seit Kindheit gründlich oder sogar professionell ausgebildet mit dem Spielen und Komponieren befassen, betreibe ich diese Aktivität erst seit etwa 10 Jahren überwiegend "nach Gefühl" und mit einem beschränkten und redundanten Repertoire. Wer ein paar meiner Stücke gehört hat, kennt meinen "Stil" :) . Zum anderen aber habe ich mich trotz dieser Einschränkung nicht zurückgehalten, praktisch alle meine eigenen Hörspiele hier sowie auch etliche von anderen Autoren, deren Skripte ich geschnitten und vertont habe, mit Musikstücken aus meinem Archiv zu versehen (meist f. Intro, Credits, Szenentrennung). Nicht nur dass das verdammt viele sind (und ich möchte den Thread hier nicht nicht fluten; ein Klick hierauf führt zu meinem Hörspiel-Archiv, wo man sich das kompakt antun kann), sondern es wurde auch keines dieser Stücke speziell für ein Hörspiel komponiert und vertont. Ich habe alle nur aus meiner Musik-Sammlung im Nachhinein herausgesucht. :)
Komm schon Stefan, gib dir `nen Ruck. ;)
Wie Frank schon sagte, ist auch vlt. mal wieder eine gute Motivation und Gelegenheit, in das eine und andere Werk aus alten Zeiten reinzuhören.

Was schön wäre- und ich mir auch gut vorstellen könnte, evtl. auch einmal hier eine HOERTALK HÖRSPIELMUSIK -Compilation unserer Stücke zusammenzustellen. Was haltet ihr davon ?
Ggfls. mit einer Publikation auf dem Hoertalk-Kanal, wenn Dennis da mitspielt ?
 
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Telliminator

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@MonacoSteve Du musst Dein Licht gar nicht unter den Schemel stellen. Du hast doch schon eine Reihe von Hörspielen mit Deiner Musik zu dem gemacht was sie geworden sind und es geht doch darum diese Hörspiele wegen Ihrer Musik vorzustellen. Mir geht es ja ähnlich wie Dir, ich sehe mich nichtmal als richtigen Musiker an, weil doch überwiegend einfach nur fertige Samples zu Musik zusammengestöpselt habe. Du hngegen bemühst Dich in der Kunst des komponieren, etwas, dasx ich z.B. überhaupt nicht kann. Geschweige denn Noten lesen, danach spielen oder diese selbst aufzuschreiben, dass es als Musik angesehen werden würde.
 

soundjob

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@Strom
Beim Track "Garwindel greift an"... wie gut, dass das ja kein Hai war 🤭
 

MonacoSteve

... nicht ganz Dichter
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Also gut... wer so nett gebeten wird, kann natürlich nicht nein sagen :)

Etwas grabe ich für euch aus. Und zwar wegen der Besonderheit, weil bei dieser kleinen Serie zwei mal (bei Teil 1 und Teil 3) nicht nur die Musik vor dem Hörspiel da war , sondern mich erst zum Schreiben inspirierte. Außerdem haben diese drei Kurzhörspiele noch etwas anderes gemeinsam: Die Dialoge sind komplett in Reimform geschrieben. Das Ganze habe ich dann zu drei lyrischen Märchen in der "Larinde-Saga" zusammengefasst. (Weitere Fortsetzungen sind nicht ausgeschlossen, stehen aber derzeit nicht direkt auf der Agenda. Vielleicht brauche ich erst wieder eine inspirierende neue Komposition :) ...)

Thread: (Teil 1) Der Zauberwald. Musik: "Magic Forest" (komponiert 11.11.2023)

Thread: (Teil 2) Die Hexengruft. Musik: "Magic Forest" und (im Mittelteil) "Waltz No. 2 - Fly Amanita" (23.10.2014)

Thread: (Teil 3) Der Gletscherkönig. Musik: "Die Grotte des Zwergenkönigs" (komponiert 18.1.2024)
 
Generell wird der Einfluß von Musik und Sounddesign im Hörspiel, Film, Games meistens sehr unterschätzt, und die Macher bekommen in der Regel fast nie den Anteil von Anerkennung und Wertschätzung, der ihnen genau so zustehen müsste, wie zB den Sprechern und oder Schauspielern.
Interesanterweise habe habe ich das selbst gar nicht so empfunden, als ich noch in der "Branche" als Profi drin war, aber jetzt in der Nach-Betrachtung stößt es mir doch sauer auf. Hatte nachher ein großes Problem damit, immer nur der "Dienstleister" am Ende der Produktionskette zu sein, und meine eigenen Wünsche/ Visionen bzgl. der Umsetzung oftmals nicht durchsetzen konnte.
Von daher gilt mein größter Respekt allen, die in diesem Bereich tätig sind: Eure Arbeit schafft den magischen Stoff, der alles zusammenhält!

Um im Thema zu bleiben, hier ein Titelttracks eines Hörspiels, das ich vor ... ähm... 10 Jahren oder so, vertonen durfte und wo ich meiner Liebe zur orchestralen, klassischen Filmmusik so richtig frönen durfte.

 

soundjob

Mucketier, Tontüte & Hörspielfrisör
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Generell wird der Einfluß von Musik und Sounddesign im Hörspiel, Film, Games meistens sehr unterschätzt, und die Macher bekommen in der Regel fast nie den Anteil von Anerkennung und Wertschätzung, der ihnen genau so zustehen müsste, wie zB den Sprechern und oder Schauspielern.
Interesanterweise habe habe ich das selbst gar nicht so empfunden, als ich noch in der "Branche" als Profi drin war, aber jetzt in der Nach-Betrachtung stößt es mir doch sauer auf. Hatte nachher ein großes Problem damit, immer nur der "Dienstleister" am Ende der Produktionskette zu sein, und meine eigenen Wünsche/ Visionen bzgl. der Umsetzung oftmals nicht durchsetzen konnte.
Von daher gilt mein größter Respekt allen, die in diesem Bereich tätig sind: Eure Arbeit schafft den magischen Stoff, der alles zusammenhält!

Um im Thema zu bleiben, hier ein Titelttracks eines Hörspiels, das ich vor ... ähm... 10 Jahren oder so, vertonen durfte und wo ich meiner Liebe zur orchestralen, klassischen Filmmusik so richtig frönen durfte.

Ja, das ist leider oft im Biz das Lied am Ende der Fahnenstange, wenn die Gewichtung von Zeit&Geld das (nicht selten) gewichtigere Argument von Filmproduktion&Co ist, als Kreativität.
Die Illusion, irgendwie kreativ am Prozess mitwirken zu können weicht schnell der Erkenntnis, am Fließband nach dem immer gleichen Schema F abzuliefern.
Für Lob und Anerkennung ist selten Zeit und Platz, schließlich würde man ja für den Job bezahlt werden.
Und das ist es dann irgendwann auch "nur" noch... ein Job, welcher weniger mit Selbstverwirklichung zu tun hat und viel mehr mit Dienstleistung.
Mit Hinblick auf gut bezahlte Jobs hört man zumindest über eine gewisse Weile auf, sich wegen fehlender Ausdrucksmöglichkeiten und Visionen (+Anerkennung) innerlich zu beschweren, aber der Wunsch flammt immer wieder auf und diese Flamme erlischt auch nie... aber es ist, wie es ist... ein (manchmal sogar gut bezahlter) "Job" und zumindest darin die Verwirklichung gefunden zu haben, sein Hobby zum Beruf gemacht haben zu können.
Es gibt ja auch im Umkehrschluss mitunter jene Fälle, wo Post-Pro außerhalb von getroffenen Vereinbarungen, etliche nie endende Korrekturen angefordert werden, weil es "künstlerisch" noch nicht so passt, aber die zusätzliche Butter, bzw. das Brötchen, dann auch nicht bezahlt werden will.... von "ich verklage dich" bis hin "du kriegst nie wieder ein Job" alles dabei gewesen... da ist man andererseits auch wieder froh, einfach nur sein Job machen zu können und gemacht zu haben und sich wieder neuen Aufgaben stellen zu können.
Ich für meinen Teil war trotz ausbleibender Lobpinseleien (wo ich es zumindest `n bisserl erwartet hätte) dennoch manchmal sogar stolz auf manche meiner Sachen und mir motivierend selbst auf die Schulter klopfte "das ist mir da aber gut gelungen", wenn schon kein anderer klopft. 😁

Nichtsdestotrotz bleibt ja dennoch der Wunsch nach Anerkennung, da insbesondere doch Musik mindestens wie der schmückende Rahmen eines Gemäldes ist.
Da kann ich dich sehr gut verstehen... das Tolle an der Sache aber ist, dass wir dennoch nicht und nie aufhören, Musik zu machen, denn das ist einfach das, wer wir sind.
Um so schöner, wenn wir dies (auch außerhalb vom Job) mit anderen teilen können, die das dann auch wie hier auf dem Hoertalk, z.B. unterstützend zuarbeitend, sehr zu schätzen wissen. (y)
 
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pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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Ich gehe ja (aus Gründen) nicht mehr so oft ins Kino, aber die letzten beiden Filme wären ohne die Filmmusik nur halb so eindrucksvoll gewesen. TENET und Interstellar.

Wir habe hier im HT leider viel zu wenig Musikschaffende. Und dabei ist Musik im Hörspiel extrem wichtig. Der Musik kommt dabei die selbe Funktion wie im Film zu, die Emotionen direkt ins Herz des Hörers/Zuschauers zu transportieren. Nur haben wir im Hörspiel kein Bild, daher ist die "Qualität" der Musik hier noch viel wichtiger.

Aber es ist halt wie bei jedem anderen Gewerk im Audio-Visuellen Bereich, am Ende stehe die Schauspieler und der Regisseur auf dem Treppchen. Die Idee, die Musik auch getrennt zu "veröffentlichen" finde ich super. Ich liebe Soundtracks!
 

Telliminator

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Zum Glück bekommt man die meisten Kinofilme auch relativ schnell ins eigene Heimkino. @pio und kann sie sich so in Ruhe anschauen. Aver solche Leute, wie Ludwig Göransson oder Hans Zimmer verirren sich eher selten in die Hörspielbranche und noch viel weniger zu uns in die freie Szene. Doch wir wissen uns trotzdem zu helfen und schaffen unsere eigene Musik für unsere Hörspiele. Und die Musik in unseren Hörspielen der freien Szene hat nun mal ihren ganz eigenen Charme. 🥰
 
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