Musik dient seit jeher der emotionalen Verstärkung und ist in ihrer Aussagekraft ein diesbezüglich recht schnelles wie wirksames Transportmedium.
Sie kann szenische Komplexitäten sowohl aufflechten als auch exponieren, in der sie vorgreifend zuführend, begleitend, übernehmend führend (Leitmotive), abschließend oder überleitend ist.
Ob intro,- oder extrovertiert, kann Musik unmissverständlich, als aber auch ein ebenso sehr probates Mittel, bewusst und zielführend irreführend sein.
Als eine Art Regieanweisung für den Zuhörer, kann sie nicht nur in eine gewünschte Stimmung versetzen, sondern auch geschickt manipulierend auf die falsche Fährte führen.
Sie dient uns Regisseuren/innen, als z.B. unterschwellige Anweisung an den Zuhörer, ganz geschickt als eine Art
Manipulator und sogar unabhängig der Geschichte, als zusätzliche Ebene einer (inter)aktiven Kommunikation.
Gewissermaßen fungiert Musik auch als eine Art "Beleuchter", in welcher die Szene entweder in Licht getaucht oder ein Spiel aus Schatten ähnlich eines Film Noir funktioniert und hier erwartbar und realistisch, als auch unerwartet abstrakt zeichnen kann.
Beispiel, eine Liebesszene welche ganz klassisch (kitschig) mit einem Himmel voller Geigen untermalt wird.
Ein musikalisch atonales Konzept taucht dieses Konstrukt wiederum in ein anderes Licht.
Musik kann eingebunden, als auch losgelöst funktionieren.
Das sind zwar nun Methoden aus der Filmmusik, allerdings kann im Hörspiel, wo uns natürlich die visuelle Information fehlt, Musik (und Geräusch) diese Bühne an visueller Information übernehmen.
Getreu dem Motto:"Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte"... kann auch ein Klang (oder Geräusch) diese Eigenschaft inne haben.
Die gespielte Note, die Wahl des Instruments, lassen uns nach unseren Hörgewohnheiten der 12-Tonmusik, sehr schnell die Dinge zwischen z.B. "Gut&Böse" einordnen.
Eine z.B. Flöte in den höchsten Tönen erzeugt eine andere Spannung als ein bedrohlich klingendes Cello in den tiefsten Lagen.
Nun gut, ohne Zweifel muss/kann ein gutes Hörspiel ohne jegliche Musik funktionieren, aber ein gutes Musikkonzept (minimalistisch als auch im Maximalismus)
kann einem bereits gutes Hörspiel eine zusätzliche Ebene verleihen... sie kann natürlich aber auch unsachgemäß eingesetzt das genaue Gegenteil bewirken, weswegen es tatsächlich mitunter vorteilhafter ist, Musik wegzulassen.
Musik und ihr Einsatz ist eine Frage von
kann, jedoch nicht
müssen.
Diese letzte Aussage mag von mir ein wenig überraschend sein, da ich doch recht viel Musik in meinen Produktionen gleichermaßen als Leitmotiv, Moods und Underscoring einsetze und im wesentlichen braucht es zu über 70% die Musik gar nicht.
Für mich ist Musik (und ich bin nach wie vor in 1.Linie Musiker denn Hörspielmacher), jedoch meine spezifische Ausdrucksform meiner Persönlichkeit als Musiker und sekundär verfolge ich den mir sehr liebgewonnen Ansatz in Hörspielen, dass diese wie eine extrudierte Tonspur eines Films klingen.
Mit Hinblick auf die Auswahl der Kompositionen stets bedacht auf ein zueinander passendes Konzept und Konstrukt, ist Musik tatsächlich oft mein 1.Anreiz,
der Trigger, ein Hörspiel (eines spezifischen Genres) überhaupt erst zu machen.
Ich habe mitunter Geschichten in der Schublade, zu welcher mir meine Musik aber nicht passt, welche ich daher auch nicht umsetze...wenngleich die Geschichte insofern eigentlich ganz okay ist.
Verrückt ?
Ja vielleicht... als Musiker vielleicht wiederum nicht.
