• Blut-Tetralogie   Dark Space
G

Gelöschtes Mitglied 1415

So, da es scheinbar noch keiner vorgeschlagen hat, mache ich mal den Anfang:

Was haltet ihr von der Idee mal ein Hörspiel anhand eines alten, gemeinfreien Textes zu produzieren.
Die Idee kam ja auch schon zu Kaspar Hauser auf. Dies ist aber glaub ich kein Drama (?) und müsste dann als Hörspielskript umgeschrieben werden...
Es gibt allerdings auch gemeinfreie Dramen die man schon fast so übernehmen kann (um den litararischen Wert zu erhalten).
Als Beispiel kam mir dabei Emilia Galotti in den Sinn.

Das Drama kann man hier kostenlos lesen (der Text ist gemeinfrei) http://www.zeno.org/Literatur/M/Lessing,+Gotthold+Ephraim/Dramen/Emilia+Galotti

Die Dialoge sind teilweise schwierig, aber nicht unmöglich, der kursiv geschrieben Text kann Cuttern vielleicht als Soundanweisungen dienen.
Ich habe unten mal Auftritt 1 reinkopiert und die Anweisungen nochmal in Klammern gesetzt und den Text nach neuer Rechtschreibung korrigiert.

Vorteile soetwas zu machen wären:
+ Skript bereits verfasst
+ literarisch wertvolle Geschichte
+ es gibt noch kaum Hörspiele von soetwas, es wird aber gerne im Internet danach gesucht (u.a Schullektüre, beliebtes Drama)

Nachteile:
- teilweise schwierig verständlich und schwer zu interpretieren (für Sprecher zb)
- Sprache vielleicht nicht ganz zeitgemäß, für den modernen Hörer uninteressant (?)

Was meint ihr dazu?

Erster Aufzug
Szene: Kabinett des Prinzen
Erster Auftritt​

DER PRINZ (an einem Arbeitstische, voller Briefschaften und Papiere, deren einige er durchläuft.) Klagen, nichts als Klagen! Bittschriften, nichts als Bittschriften! – Die traurigen Geschäfte; und man beneidet uns noch! – Das glaub' ich; wenn wir allen helfen könnten: dann wären wir zu beneiden. – Emilia? (Indem er noch eine von den Bittschriften aufschlägt, und nach dem unterschriebenen Namen sieht.) Eine Emilia? – Aber eine Emilia Bruneschi – nicht Galotti. Nicht Emilia Galotti! – Was will sie, diese Emilia Bruneschi? (Er lieset.) Viel gefodert; sehr viel. – Doch sie heißt Emilia. Gewährt! (Er unterschreibt und klingelt; worauf ein Kammerdiener hereintritt.) Es ist wohl noch keiner von den Räten in dem Vorzimmer?

DER KAMMERDIENER. Nein.

DER PRINZ. Ich habe zu früh Tag gemacht. – Der Morgen ist so schön. Ich will ausfahren. Marchese Marinelli soll mich begleiten. Lasst ihn rufen. (Der Kammerdiener geht ab.) – Ich kann doch nicht mehr arbeiten. – Ich war so ruhig, bild ich mir ein, so ruhig – Auf einmal muss eine arme Bruneschi, Emilia heißen: – weg ist meine Ruhe, und alles! –

DER KAMMERDIENER (welcher wieder herein tritt.) Nach dem Marchese ist geschickt. Und hier, ein Brief von der Gräfin Orsina.

DER PRINZ. Der Orsina? Legt ihn hin.

DER KAMMERDIENER. Ihr Läufer wartet.

DER PRINZ. Ich will die Antwort senden; wenn es einer bedarf. – Wo ist sie? In der Stadt? oder auf ihrer Villa?

DER KAMMERDIENER. Sie ist gestern in die Stadt gekommen.

DER PRINZ. Desto schlimmer – besser; wollt' ich sagen. So braucht der Läufer um so weniger zu warten. (Der Kammerdiener geht ab.) Meine teure Gräfin! (Bitter, indem er den Brief in die Hand nimmt.) So gut, als gelesen! (Und ihn wieder wegwirft.) – Nun ja; ich habe sie zu lieben geglaubt! Was glaubt man nicht alles? Kann sein, ich habe sie auch wirklich geliebt. Aber – ich habe!

DER KAMMERDIENER (der nochmals herein tritt.) Der Maler Conti will die Gnade haben – –

DER PRINZ. Conti? Recht wohl; lasst ihn herein kommen. – Das wird mir andere Gedanken in den Kopf bringen. – (Steht auf.)
 

Ernszt Dubitzky

alias Maik Alwin
Sprechprobe
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AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Guter Vorschlag, passt zu Xilefs Appell aus dem Stimmcharakteristik-Thread, vom "Grumyfä"-Trend loszukommen ;)

Wäre eine sinnvolle Nutzung geistiger Ressourcen und eine Möglichkeit, auch mal, hm, mehr DRAMA ins (Hör-)Spiel zu bringen.
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Hi Mindmaster
Du schreibst schon in Deinen Vorschlag mit hinein, was bei diesem ansich hervorragenden Vorschlag das Problem sein wird: die Umsetzung !
Anders als bei eigenen Ideen, muss sich zunächst jemand finden, der Lust hat, sich ein bestehendes Drama, zumal aus dem älteren klassischen Kanon, zueigen zu machen.
Hinzu kommt dann, dass in der Regel zur Erarbeitung des Inhaltes, seiner Form etc. eine derart enge Regiekommunikation, zumal im Amateurbereich, nötig sein wird, dass sie den bisherigen Rahmen hier im Forum sprengen würde. Anders ausgedrückt, die Zahl der Retakes wäre vermutlich unerträglich.
Gerade im Thread "Was ist eine Szene" diskutieren wir über die formalen Bausteine zu einem Skript....das ist interessant und erhellend. Den meisten Menschen ist die Dialektik des klassischen Dramas nur sehr oberflächlich vertraut.
Beispielsweise steht u.a. Dein als Vorschlag angeführter Lessing für eine Dramenkultur, die sich quasi am antiken platonisch/sokratischen Dialog anlehnt - und zwar sehr streng ( verkürzt: These - Antithese - Synthese ); das war für die Zeit der Renaissance in Teilen, des Barock, den Sturm und Drang, die Romantik bis in die Neuzeit nahezu Standard.
Auch ich habe bereits mit dem Gedanken gespielt; ION (Platon), den raffinierten Dialog zwischen Sokrates und einem Schauspieler, der gerade den "Oskar" erhalten hat, zu vertonen........und bin davon wieder abgerückt, zumindest hier im Forum.
Lass uns also kleinere Brötchen backen zunächst, schlag ich vor, aber Deinen Vorschlag auf jeden Fall m Schwange halten.
Vielleicht wäre es auch spannend, sich aus der bestehenden Dramenliteratur ( und im Netz, s. Projekt Gutenberg, ist sie schon nahezu uferlos ) eher eine thematische Anregung zu holen.
Tolle Vorlagen sind ja auch Wilhelm Hauff, von Chamissos "Peter Schlemil" oder Kleists Novellen à la Kohlhaas - alles super Vorlagen für ein spannendes Skript.
Was denkst Du?
Übrigens, wenn das in Deinem Profil so stimmt, dass Du 17 Jahre alt und Schüler bist, dann möchte ich Dir hiermit ein riesen Kompliment dafür machen, dass Du derjenige bist, der dieses Thema anreisst - ich zöge meinen Hut, trüge ich einen.
lG
 
G

Gelöschtes Mitglied 1415

AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Hab mir mal Xilefs Apell angeschaut.
Es trifft ziemlich mein Bedenken an der Sache, weswegen ich auch erst jetzt mit dem Vorschlag komme, obwohl er mir schon seit 1-2 Wochen im Kopf herumschwirrt und ich ihn auch nur wegen des Vorschlages zu Kaspar Hauser von Ranger gepostet habe.
Denn ich habe mein Bendenken an den Stellen:

meinerselbst schrieb:
Nachteile:
- teilweise schwierig verständlich und schwer zu interpretieren (für Sprecher zb)
- Sprache vielleicht nicht ganz zeitgemäß, für den modernen Hörer uninteressant (?)

Ersteres ist eine Frage der Erfahrung der Sprecher, wie ich finde, denn auch Theaterdarsteller müssen ja mit den Dialogen auf irgendeine Art und Weise klarkommen, dennoch ist es deutlich schwieriger für einen Sprecher dieses einzusprechen, als Takes eines Mainstream-"Grumyfä"-Hörspieles.
Der zweite Punkt ist aber der, der das Ganze viel unattraktiver macht, wie ich finde. Denn man braucht ja dann auch Hörer.
Der moderne Hörer, der nach einer Unterhaltung sucht will ein Mainstream Hörspiel und keine komplizierte Sprache!
Interessant sind solche Hörspiele also für diejenigen die Verehrer der Epoche sind, diejenigen die sich mit dem Stück auseinander setzen müssen (Schule) und vielleicht noch für einige aus weiteren Gruppen.
Es wäre aufjedenfall eine Bereicherung, denke ich, allerdings ist es fraglich, ob es auch gerne gehört wird (von der Hauptzielgruppe)

EDIT: So in der Zeit wo ich das hier geschrieben habe, hast du ja auch schon geantwortet Xilef :)
Ja stimmt deinen Punkten gebe ich natürlich auch recht. Die Gefahr besteht auch dadrinn, dass es dem Stück nicht gerecht wird bzw. nicht gerecht werden kann, was einfach an einer falschen Interpretation bzw. Betonung liegen könnte oder man es eben gerade deshalb gar nicht produzieren kann (enorme Nachtake Anzahl).
Insgesamt denke ich vielleicht auch, dass es zu schwierig ist, aber ich wollte es ja auch nur mal in den Raum werfen und zu einer Diskussion anregen ;)

PS: Danke für das Kompliment. Ja es stimmt, dass ich 17 Jahre und Schüler bin. Ich bin auf die Idee gekommen, dadurch dass ich gerade erst nach einem derartigen Hörspiel (in O-Ton) gesucht habe, aber alle bisher aufgenommenen (von MDR oder so) bereits aus dem Archiv gelöscht wurden
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 1541

AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Die Idee ist gut. Ich als Hörer würde mich allerdings mit der alten Sprache schwer tun. Ich glaube, dass mich das beim Hören ermüden würde.
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Wer denken kann, was er zu sagen hat, der bleibt auch bei komplizierter Wortwahl verständlich !
Gute Worte finden, sprechen und hören können, hat auch was mit Lust zu tun!
Ist nur unter uns Fastfood-kommunikatoren nicht mehr so recht üblich.

Das wäre natürlich einen Versuch wert, Ranger. Wenn die Sätze nicht allzu rokoko sind und klar gedacht, dann lassen sie sich auch in alter Sprache ausdrücken. Meist ist das mit dem klaren Denken allerdings so eine Sache. Schillers Kabale und Liebe z.B. ist im Original scheinbar irrsinnig ausufernd, aber bei genauerem Hinhören ist jedes Wort Abbild eines klaren Gedankens; CoolSlang, TrashSpeak und überflüssigen Soziallautsalat, wie in vielen heutigen Skripten gibts garnicht. Deswegen wirken bei genauerem Hinhören die Inhalte im Verhältnis zu den Worten, die heute darum gemacht werden, so dürftig. Würde ein strenger Lektor nach dem klassischen Masstab vorgehen: Was dient dem, was wir wirklich brauchen, um die Postitionen der Konfliktpartner kristallklar und scharf gegeneinander zu verhandeln, um möglichst spannend zur Lösung zu finden?, dann würden die meisten Skripte nicht nur um 2 Drittel schrumpfen, sondern oft würde auch die zu verhandlnde Masse als zu dünn empfunden werden.
Zeitgenössische Theatermenschen, die sich z.B. mit ihren Arbeiten gerade diesem Phänomen widmen, sind René Pollesch, Chtistoph Martaler etc.
Ich könnte mir vorstellen, dass ein Hörspiel hier allerdings an seine Grenzen stösst.
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Die Idee ist gut. Ich als Hörer würde mich allerdings mit der alten Sprache schwer tun. Ich glaube, dass mich das beim Hören ermüden würde.

Wobei ich finde, dass man sich gerade als reiner "Konsument" mit dem Verstehen deutlich leichter tut, wenn einem ein Stück bereits interpretierend vorgetragen wird (z.B. durch die Sprecher eines Hörspiels) als wenn man es sich komplett selbst aneignen muss.

Da wir in der Schule nur "Faust I" gelesen hatten, hatte ich mehrfach versucht, den zweiten Teil selbst zu lesen und bin immer wieder daran gescheitert: Der Inhalt war mir von vorn bis hinten komplett unverständlich.
Bis ich dann im Fernsehen den Mitschnitt von Peter Steins Expo-Aufführung gesehen hatte und einfach durch Zusehen vieles verstanden habe.

Ähnlich kann ich mir das auch bei einem Hörspiel vorstellen. Setzt aber voraus, dass sowohl Regie, Schnitt als auch alle Sprecher den Sinn dessen, was sie da sprechen, komplett verstanden haben und Freude daran haben. Ist diese Grundvoraussetzung gegeben, sollte es auch für den Hörer verständlich sein und Spaß machen.
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
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AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Ich denke die teilweise antiquierten Worte wären nicht das Problem... Das hätte eher einen gewissen Charme. Außerdem haben sich Goethe, Kleist und Co oft genauer ausgedrückt als unser Normalsprech heute oft ist tun sein -nich....

Nein das Problem ist eine moderne Interpretation zu finden, die auch flasht um mal einen Anglizismus zu verwenden. Man will ja auch ein Publikum bedienen....Im Theater wird das -ist zumindest mein oberflächlicher Eindruck - oft versucht dadurch zu erreichen Sex und Schocking...Da bleibt die eigentliche Geschichte oft auf der Strecke zu Gunsten von Sex und Schocking...

Nun glaube ich aber, wir machen es auch nicht anders. Die Themen und Genres sind hier im Forum doch sehr in Richtung Schoking gestrickt (Zombies Vampire usw.). Wenn wir jetzt also einen Klassiker nähmen, käme wohl auch wieder ein Forumstypische Genreumsetzung heraus ;) .

Nehmen wir mal den zerbrochenen Krug von Kleist.

Wenn ich mir die bei uns vertretenen Hörspielgenres hier so ansehe, könnte es folgende ABSOLUT nicht ernst gemeinte Genreadaptionen geben:

Als Fantasy Drama
ADAM ist Zwerg und Chef von Zwergenbinge...Der Krug ist ein Stollen der eingebrochen ist und EVE ist ein jungfräulicher Drache der Gold bewacht....Sir WALTER ist ein Ritter der kommt um Recht im Stollen zu sprechen

ALS SciFi
EVA II ist eine Roboterlady, WALTER heißt in Wirklichkeit Huggins und RUPRECHT heißt Rick und ADAM ist Ruli Kahn, die Maske mit dem Hinkefuß.
Allerdings ist hier kein Krug zerschossen, sondern ein Raumschiff die Eric.

Dann wär da noch die Damon Rips Adaptation
Alle Gartenschleicher sind schon zu Beginn tot...weil da Werwolf und Vampire alle schon aufgegessen haben ;)
Das ganze wär sehr modern ala Warten auf Damon Godot Rips.
Die Überraschung der Krug ist nie kaputt gegangen.

Dann wäre da noch die Zombie Variante
Ach nee überall glitschige Gliedmaßen

Es stimmt schon was in dem anderen Thread stand unsere Genres sind schon sehr festgelegt ;)

Ach Gott ich spinne hier ganz schön rum....Sorry Leute
Deswegen jetzt ganz viele Smileys, ich meine es nicht böse....
:wink::wink::wink::wink::wink::wink::wink::wink::wink::wink:
 
G

Gelöschtes Mitglied 1415

AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Mr_Kubi schrieb:
Nein das Problem ist eine moderne Interpretation zu finden, die auch flasht um mal einen Anglizismus zu verwenden. Man will ja auch ein Publikum bedienen....Im Theater wird das -ist zumindest mein oberflächlicher Eindruck - oft versucht dadurch zu erreichen Sex und Schocking...Da bleibt die eigentliche Geschichte oft auf der Strecke zu Gunsten von Sex und Schocking...

Und das ist es gerade um was es mir hierbei nicht gehen würde!
Bei Dramen wie Emilia Galotti würde ich keine Adaption wollen (eine sehr lustige davon gibt es auch bereits http://www.youtube.com/watch?v=KLyA_XmYdws xD),
sondern möglichst den O-Ton. Es geht mir primär um das, was Karpatenhund ansprach, nämlich das ein Hörspiel in O-Ton mit korrekter Betonung (was natürlich schwierig ist),
dem Hörer das Drama klarer machen kann - sprich: er versteht das Stück dadurch besser...
Deswegen wäre es sinnvoll bei sowas den O-Ton zu übernehmen, sodass man vielleicht auch im Buch mitlesen könnte und dann ein "Aha - Das ist also gemeint!" entsteht
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Nein das Problem ist eine moderne Interpretation zu finden, die auch flasht um mal einen Anglizismus zu verwenden. Man will ja auch ein Publikum bedienen....Im Theater wird das -ist zumindest mein oberflächlicher Eindruck - oft versucht dadurch zu erreichen Sex und Schocking...Da bleibt die eigentliche Geschichte oft auf der Strecke zu Gunsten von Sex und Schocking...

Wenn ihr Shock UND klassische Stücke haben wollt, empfehle ich die Theaterstücke des französischen Grand Guignol. Stark vereinfacht gesagt war das der Vorläufer des Splatterfilms. (Kenner der Theatergeschichte werden mich jetzt bestimmt hauen für diese Definition.)
Ein wenig mehr Infos gibts auf der deutschen Wikipedia-Seite: http://de.wikipedia.org/wiki/Grand-Guignol
auf der englischen Seite steht deutlich mehr: http://en.wikipedia.org/wiki/Grand_Guignol

Um die Stücke zu adaptieren, müsste sie allerdings jemand aus dem Französischen übersetzen ... und sich erstmal das dicke Buch mit den Grand-Guignol-Stücken aus Frankreich besorgen:
http://www.amazon.fr/Grand-Guignol-Théâtre-peurs-Epoque/dp/2221069013/

Einer der Hauptstückeschreiber war André de Lorde (http://de.wikipedia.org/wiki/André_de_Lorde). Er verstarb 1942, d.h. seine Stücke werden übernächstes Jahr gemeinfrei.

Wem das alles zuviele Hindernisse sind (zwei Jahre warten, aus dem Französischen übersetzen etc.), der kann sich aber natürlich auch einfach von den Stücken inspirieren lassen und selbst etwas Derartiges schreiben. ;)
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
Teammitglied
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AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Aber Du hast doch immer eine Interpretation drin, auch wenn Du Dich an den Originaltext hälst.

Also je nachdem wer es inszeniert und spricht kommt was anderes bei raus.
 
G

Gelöschtes Mitglied 1415

AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Das ist schon klar, aber ich hoffe du verstehst worum es mir geht - halt wie eine Theateraufführung des Stoffes nur halt als Audioplay.
Da habe ich auch schon schöne englischsprachige Sachen von Shakespeare gehört (die waren aber vereinfacht).
Es würde mir halt darum gehen, das Stück in der Originalsprache als Hörspiel aufzulegen, ... oder eben andere Dramen, je nachdem an welchem das meiste Interesse besteht, wobei das jewelige Originaldrama dann fast 1:1 als Skript dient
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
Teammitglied
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AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

...halt wie eine Theateraufführung des Stoffes nur halt als Audioplay.
.... oder eben andere Dramen, je nachdem an welchem das meiste Interesse besteht, wobei das jewelige Originaldrama dann fast 1:1 als Skript dient

Klingt sehr anspruchsvoll. Meines Wissens nach wird im Theater aber kaum ein Skript 1:1 umgesetzt. Da gibt es doch immer ganz viele Streichungen.

Aber für ein Hörspiel würden doch sämtliche Soundanweisungen fehlen. Die stehen ja nicht im Originalskript drin. Oder stellst Du Dir das mehr als Lesung mit verteilten Rollen vor? Also ohne Sounds und Musik?
 
G

Gelöschtes Mitglied 1415

AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Hmmh... Was Hörspiel oder Lesung angeht... man kann über alles diskutieren...
Bei Emilia Galotti zum Beispiel steht sehr viel Bemerkung mit drinn, woraus man sehr gut Sounds interpretieren könnte...
Wie gesagt ist das Ganze auch sehr anspruchsvoll, weswegen es sehr schwierig werden würde und es daher auch noch keiner vorgschlagen hat - denke ich jetzt mal - aber gut für eine Diskussion ist der Vorschlag ja xD, vielleicht findet sich ja doch zufällig ein Weg...
 

Jeln Pueskas

Michael Gerdes
Teammitglied
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AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Holla,

hier geht es ja gleich mit zwei Threads richtig tief in die Materie. Klasse :D

Im Wesentlichen teile ich die Meinung von Xilef. Pragmatisch gesehen, halte ich eine Umsetzung eines gemeinfreien Dramas hier im Forum für schwer durchführbar. Hierfür fielen mir diese Argumente ein:

  • Ein dramaturgischer Text in einem alten Sprachstil, wie er bei Goethe oder Schiller zu hören ist, muss beim Sprecher sitzen. Ich persönlich würde hier im Forum nur einer Handvoll Sprecher und Sprecherinnen das zutrauen und diese sind bereits ausgebildete Schauspieler.
  • Um das Argument von Xilef zu übernehmen: Sollte man selbst nur aus diesem Kreis die Sprecher wählen, so würde das dezentrale Einsprechen zwangsweise zu einer Menge Korrekturen führen. Das bedeutet: Lange Produktionszeit, Verfügbarkeit der Sprecher ist nicht immer gewährleistet.
  • Der Regisseur muss genau wissen, wo er mit dem Gesprochenen hin will. Solche Dramen leben von Dialogen. Sie sind der Kern des Stückes. Nicht die Kutsche oder die Schritte in der Halle, die man hinterher einmischt.
  • Das Verständnis zum Stück: Man muss sehen, dass man innerhalb seiner Zeit bleibt, um den Hörer nicht zu langweilen, oder zu irritieren. Selbst wenn das Stück an jene gerichtet ist, die intensiv in die Dialog hineinhören und sie auch inhaltlich begreifen möchten. Das bedeutet zwangsweise das Kürzen eines Stückes. Hier muss man sehr genau sein, um die Aussage und die Kernhandlung des Stückes nicht zu zerstören
Abgesehen davon finde ich die Idee gut. Wenn es jemanden gibt, dem es Spaß macht und die Energie besitzt, sich in Skript, Dialogregie und/oder Cut zu versuchen, dann sollten die Argumente von oben nicht abschrecken sondern anspornen. :D

Ich für meinen Teil habe großen Respekt vor Leuten, die solchen Dramen ein Hörspielleben geben wollen.

Bis dann.
 

nihilyst

Mitglied
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AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Das größte Problem sehe ich darin, dass man ein klassisches Drama, um es zu vertonen, verstehen muss. In der eher altbacken verschwurbelten Sprache mancher Autoren (einige davon waren schon zu Lebzeiten schwer verständlich) steckt eben eine ganze Menge Inhalt. Das heißt, jeder Sprecher müsste seine Figur in- uns auswendig kennen, um wirklich das rüberbringen zu können, was in dem Text steht, wenn er es denn überhaupt fertigbringt, all die Nuancen des Skripts rüberzubringen.
Zugegeben, manche Dramen eigenen sich besser als andere. Schiller zum Beispiel hat noch eine relativ klar verständliche Sprache. Die O-Ton-Umsetzung eines Kleist-Dramas halte ich wegen des teilweise (beabsichtigt) syntaxverachtenden Stils Kleists für wahnsinnig schwierig, von Passagen, in denen Sprecher nebeneinanderhersprechen, mal ganz abgesehen. Das würde ich selbst gestandenen Theatergruppen nur eingeschränkt zutrauen.
 

Dagmar

I'm not weird, I'm gifted
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AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Ich hätte Bock auf Ibsen :) Nora.
Oder n fetziges Shakespeare-Hörspiel. aber nicht den abgenudelten Sommernachtstraum.
Wie es euch gefällt wäre cool geeignet, da gibts so schön viele sticheleien, da kann man wunderbar streiten und die Sprache etwas "frischer" wählen :)
 

Herr M

Mitglied
AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Ich hab mal eine ganz tolle Inzinierung von "Was ihr wollt" im Theater gesehen. Ist aber schon Jahre her. Etwas auf Modern gemacht.
Das hat mir gefallen. Leider kommt man an den Text nicht ran. Hab schon nachgefragt.
 

Dagmar

I'm not weird, I'm gifted
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AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Das Modernisieren ist an sich auch nicht so schwer. Schwerer ist es, gut und geschickt zu kürzen! V.a. bei einem Hörspiel, wo noch musikalische und geräuschliche (gibts das Wort?) Untermalung rein soll. Denn son ungekürzter Shakespeare dauert schommal gern seine 3-4 Stunden ;) das auf 2 runter zu kriegen ist gar nicht so leicht! Bei Othello haben wir fast 50% rausgestrichen!
 

Silas

Mr. Cutterman
AW: Gemeinfreie Dramen als Hörspiel

Ich glaube, das geht schon,
aber da muss man das Stück fast auswendig kennen,
um wirklich sagen zu können was wichtig ist und was nicht.
 
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