Tim Gössler

Musiker, Sprecher, Cutter
Sprechprobe
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AW: Wild West Zombies ohne Biss

Sehr gut Markus
Dein Einwand ist gleichzeitig eine interessante Ergänzung. Es liesse sich z.B. im Rahmen eines Castings deutlich machen - sowohl von Regie- wie von Sprecherseite gleich von vornherein und an irgendeiner gut sichtbaren Stelle:
z.B.
Xilef (Regie) ...
- schreibt eher weniger Regieanweisungen im Skript
- nutzt gern Teamspeak zur Einstimmung und zwischendurch mal
- verwendet auch mp3-Hinweise

Xilef (Sprecher) ...
- mag gründliche Einstimmungen in Setting und Rolle (mp3 / text oder Teamspeak)
- probiert gerne intuitiv selbst Varianten aus
- findet Sprechversuche im direkten Kontakt (Telefon / Teamspeak) sehr gut

o.ä.

Das klingt interessant, allerdings würde ich das über einen erklärenden Satz des Regisseurs am Anfang des Castings lösen. Er kann dann ja schreiben, wie er sich die Zusammenarbeit vorstellt. Bei deiner Variante fühlt man sich vielleicht genötigt, einen Sprecher eher nicht zu nehmen, nur weil er nicht so gerne im Teamspeak proben möchte, auch wenn er vielleicht für die Rolle perfekte Takes abliefern würde, wenn er mit Regie-Mp3s arbeitet.
Ich persönlich bin zum Beispiel sehr flexibel und passe mich der Arbeitsweise des Autors/Cutters an. Was soll ich dann da als Sprecher rein schreiben?
Ich denke, jeder, der ernsthaft hier mitmacht, stimmt sich auf seine zu interpretierende Rolle ein. Und ausprobieren tun sich bestimmt auch alle. Verstehst du, was ich damit meine, Xilef? Oder habe ich dich missverstanden?
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Wild West Zombies ohne Biss

Ich versteh Dich völlig und sehe mich selbst in ähnlicher Ausgangssituation wie Du. Allerdings habe ich oft den Eindruck im Forum bekommen, dass es ein Bedürfnis nach rechtzeitigen und klaren Ansagen gibt. Der Vorschlag eben war ja auch eher aus dem Ärmel geschüttelt - und Du hast völlig Recht: je mehr ein Regisseur im Vorfeld den Stil seiner Lieblings-Arbeitsweise charakterisiert, umso eher sortiert sich die Gruppe derer, die sich für so ein Projekt bewerben schon vor.
Das eigentliche Problem liegt oft da, wo Autor und Regisseur oft nicht in Personalunion zu Gange sind, und der Cutter dann zwar fast in Regieposition gerät, sich aber dazu oft garnicht autorisiert oder auch davon überfordert fühlt. Über diesen Punkt sollte übrigens auch früh eine Klärung gefunden werden.
Worum es geht, ist eine Lösung zu finden, die dem diesem Thread zugrundeliegenden Anspruch auch versucht gerecht zu werden, und nicht wieder "schulterzuckend" dahinter zurücktritt. Civoks Stil beispielsweise, und den Wunsch, viele ins Boot zu holen und darin zu behalten könnte einen grossen kreativen Reiz für das Forum haben und den Pool an RegisseurInnen und SprecherInnen in bewegung bringen.
X
 

Dagmar

I'm not weird, I'm gifted
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AW: Wild West Zombies ohne Biss

Ich möchte für all die Regie-Skeptiker mal ein Beispiel abgeben:

Im Theater stehen Menschen mit einem festen Text und einer festen Rolle gemeinsam auf der Bühne. Sie proben zusammen, und das bedeutet nicht nur, zu klären, wer wann wo hinläuft, sondern auch, wer wann welche stimmung hat, wie spricht.
Szenen werden nicht allein geprobt, sondern da hat man seinen Dialogpartner immer da, man weiß, wie er auf einen reagiert, welche Stimmung der grade hat, man kann agieren und was viel wichtiger ist: re-agieren.
Und trotzdem braucht man einen Regisseur! Obwohl die Spielpartner wissen, was sie tun. Weil immer noch das Tempo der Szenen, die Grundstimmung zu all den anderen Charakteren usw. wichtig ist. Denn selbst wenn eine Szene im Dialog super klappt: wenn danach zwei andere Leute eine Szene haben und die viel clownesker oder viel ernster spielen vom ganzen Gruntonus, dann wirkt am Ende das Theaterstück wie ein Flickenteppich obwohl jeder für sich allein gesehen super gut war.

Somit dürfte sich die Frage nach der Aufgabe und Notwendigkeit einer Regie im Hörspiel gar nicht mehr stellen. Denn wenn ich im Theater schon einen Regisseur brauche OBWOHL ich meinen Gesprächspartner direkt dabei habe und wirklich einen Dialog im Gesamten sprechen kann, wie soll ich denn dann ohne Regisseur auskommen, wenn ich noch nichtmal die Stimme meines Dialogpartners kenne, geschweige denn wie der drauf ist, wie der reagiert, wie seine Stimme klingt, ob der mich nervt in der Szene oder kühl lässt usw. usf.!

Eine Dagmar, die Theaterarbeit gewöhnt ist, würde sich als Sprecherin folgendes wünschen:
- bei größeren bzw. wichtigen Rollen mal im Teamspeak den Gesprächspartner hören und den Dialog durchsprechen.
- mit dem Regisseur klären: wie ist die Figur drauf?
- genügend Anweisungen im Skript um zu wissen, wie die Stimmung grade ist. "brechen" bzw. ignorieren kann man die immer noch ;o)
- bitte bitte die Forderung nach Retakes sofern nötig. Ich ärgere mich jedes Mal extrem, wenn ich ein fertiges Hörspiel höre und mir denke: hm, hätte ich gewusst dass es SO klingt hätte ich es anders eingesprochen.
- Vorab-Demos, in denen man den Dialogschnitt bzw. ggf. sogar schon eine weitere Stufe von seiner Szene hören kann. Wie soll ich wissen ob meine Takes gut sind, wenn ich sie nicht im Zusammenhang gehört habe? Ich finde ein "hör mal rein, gefällts dir so? Was sagen die anderen? Kommt das gut?" einfach wichtig, und eine Community wie diese bietet uns ja auch diese Möglichkeiten! Warum also nicht nutzen? Der Regieraum ist eine tolle Erfindung!

Wenn man 3 Sätze Nebenrolle hat ist das sicher nicht alles so wichtig, da reicht es auch wen man ein paar Varianten einspricht und wenn nix dabei ist soll der Regisseur sich mal mit ner Demo melden. Aber für Haupt- und gewichtige Nebenrollen fände ich eine größere Zusammenarbeit zwischen Sprecher und Regisseur total wichtig. Klar, das kostet Zeit. Aber lieber nimmt man sich die mal und hat ein gutes Ergebnis, als dass man einfach mal was hinrotzt nur weil man geil auf Sprechrollen ist, und danach hätte es mit einem motivierten Sprecher so viel besser werden können.
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
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AW: Wild West Zombies ohne Biss

Das ist ja mal eine sehr informative Diskussion. :)
Ich denke, die optimale Art Regie zu führen ist auch total abhngig vom Typ und Hintergrund des Regisseurs. Ich zum Beispiel bin diplomierter Jatzer und habe als Regisseur bisher wenig Erfaherung. Meine Berufsbedingten Stärken sind aber naturgemäß nicht gerade die visuellen, dafür meine ich ein gutes Gespühr zu haben, welches Potential ein Künstler ins Ensemble mitbringt, und welches nicht. Ich fühle mich komplett außer Stande anhand eines Skriptes eine Vision zu entwickeln, wie Marc das kann. Das die Methode für Marc hervoragend geeignet ist, kann wohl jeder bestätigen, der seine Werke verkonsumieren durfte. Ich kann nur für mich sprechen und nach Meiner bescheidenen Erfahrung kann man das Potential der Künstler - hier also der Sprecher - gar nicht hoch genug bewerten. Ich halte es eher mit Kubi, ich lasse mich gern beim Casting inspirieren und höre mir auch von jedem Bewerber und jeder Bewerberin die anderen sprechproben durch. Für mich sagen die Sprechproben viel über den Typ aus, was sucht jemand aus um sich als Sprecher zu präsentieren und wie glaubwürdig schafft er das, oder sie. Das Casting ist bei mir der Punkt an dem die Figuren anfangen plastisch zu werden - es sei denn ich bin selbst auch der Author, aber in diesem speziellen Fall hab ich oft die Stimmfarbe und den Ausdruck schon beim schreiben im Ohr.. Wenn dann das Ensemble steht möchte ich auch proben. Ich versuche zumindest die Hauptrollen in den Konstillationen die im Skript oft vorkommen. Auf der Probe entscheide ich aus dem Bauch heraus, das funktioniert, das nicht. Nach allem was ich jetzt gelesen habe würde ich bei meinem nächsten Projekt dann nach den Proben versuchen eine detailgetreue Vision zu fixieren und sie den Leuten Szenenweise als mp3 zu presentieren, wobei es vorallem auch hier um Tempo und Intensität geht, weniger um die genaue Sprechweise. Ich ermutige die sprecherInnen auch immer am Text zu improvisieren, wenn sie die Inspiration überkommt und Sätze die sie als unnatürlich empfinden ruhig nochmal nac h Gefühl zu variieren. Ich empfinde diese aktie Einezihung de Künstler als sehr förderlich für die Natürlichkeit und die Durchschlags- bzw. Überzeugungskraft des Ergebnisses. Darum schätze ich auch die Mtarbeit der Künstler im Regieraum sehr, authoritäre Führung entspricht gar nicht meiner Natur. Kubi sagte mal was in der Art zu mir, wenn ich mir während der Produktion zu viel Feedback holen würde, käme ich vom hunderstel ins tausenstel und würde keine eigne klare Linie finden, aber ich empfinde das ganz anders. ich habe ein sehr klares Gefühl dafür, welche Aspekte eines Künstlers meiner Linie entsprechen und welche nicht, und ich mag es wenn etwas wächst und dabei so viele Wurzeln wie möglich in fruchtbarem Boden hat. Bei den Sylvesterzombies die ich gerade in der Mache habe weiß ich zum Beispiel noch gar nicht wie die Musik klingen wird, weil ich von der Gesammtenergie und -dynamik zur Zeit noch keine konkrete Vorstellung habe und auch nicht das Gefühl habe sie zu brauchen.
Als ich Herr K geschnitten habe wuste ich noch gar nicht, dass ich die möglichkeit habe Retakes einzuholen :eek: ich war total neu hier und hab das Ding spontan übernommen von Ingo, der es einstampfen wollte. Ich hatte ein Skript und einen Sack voll Takes. will sagen, hier habe ich überhaupt nicht Regie geführt und empfinde es in diesem speziellen Fall auch aus heutiger Sicht nicht als Problem. Ich habe Schnitt und Musik vollständig an der Interpretation der SprecherInnen ausgerichtet. Das war in diesem Fall nur Möglich weil Ingo a) hervoragend gecastet und de SprecherInnen entsprechend hochwertige Ergebnisse abgeliefert haben und b) ist Herr K natürlich auch ein experimentelles Genre was an vielen Stellen eher Monologcharakter hat und wenig interaktion zwischen den Figuren. Aber ich bin mit dem Hörspiel größtenteils immernoch sehr zufrieden und würde es heute nicht wesentlich anders umsetzen. Es ist ein Extrembeispiel für die eher musikalisch/improvisatorische Arbeitseise die mir am besten liegt.
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
Teammitglied
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AW: Wild West Zombies ohne Biss

@Marc
Danke für Deine ausführliche Antwort auf meine Frage.

Wie schon geschrieben ich halte das mit der Vision etwas anders. Vielleicht nicht ganz so frei wie Beipackzettel.
Vermutlich so zwischen Euch. :)

Ich halte Testhörer für einen wichtigen Part. Wenn man sich lange mit einem Hörspiel-Cut beschäftigt wird man auch betriebsblind...
 
Zuletzt bearbeitet:

joe adder

Karsten Sommer
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AW: Wild West Zombies ohne Biss

Ich gehoere ja nun, zum "Leidwesen" einiger, zu den Regisseuren, die jede Menge Takes einfordern! Das kann fuer den oder die Sprecher(in) sehr "anspruchsvoll" und nervenaufreibend sein. Aber es ist am Ende fuer den Cut umheimlich hilfreich verschiedene Variationen und Betonungen zur Verfuegung zu haben. Das ist im Film nicht anders, da werden Szenen so oft gedreht, bis alle moeglichen Variationen im Kasten sind, und bei mir ist das nicht anders. ;)

Persoenlich wuerde ich gerade bei "Einstuendern" einen "Vorleseabend" nutzen, bei dem alle Hauptsprecher anwesend sind, um das Skript gemeinsam zu lesen, damit ein Gefuehl fuer die Rollen entsteht. Aufgrund meiner Entfernung ist das nur im TS moeglich und ich bin ganz fest davon ueberzeugt, dass dies dem gemeinsamen Spiel nur zu Gute kommen kann.
Fuer Narcisse wollte ich das ebenso gestalten, aber das wurde von Sprecherseite teilweise abgelehnt. Kann ich auch verstehen! Man spricht in gewisser Weise vor einem "Publikum", nichtsdestotrotz wird bei mir ueber sowas nicht gelacht. Und wenn gelacht wird, dann nur, weil ich albern bin! :D Da denke ich, kann man auch mal ueber seinen eigenen Schatten springen und in gewisser Weise erwarte ich das auch von Sprecherseite. Bei Kurzhoerspielen ist mir das inzwischen einerlei.

Marcs Variante des "Vorsprechens" finde ich interessant, aber ich glaube, dass dies jeder Regisseur mit sich selber ausmachen muss, wie er seine Sprecher auf die Rollen einstimmt. Ich moechte gerne meinen Sprechern die "erste Freiheit" goennen und agiere lieber im Anschluss an die ersten Takes. Daher setze ich auch viele Kommentare in mein Skript und schreibe gegebenenfalls noch Hilfestellungen dazu, wenn es nicht in gewisser Weise klar aus dem Kontext ersichtlich ist.

Von Sprecherseite wuensche ich mir aber auch bei Unklarheiten ganz viele Fragen. Und die Sprecher sollten sich nicht scheuen, ganz viele Fragen zu stellen. Wie sagt man immer so schoen in Seminaren: Es gibt keine dummen Fragen! :D

Ich kann euch versichern, dass es sie gibt und ich habe ebensoviele dumme Antworten zur Verfuegung! :laugh:
 

Frederic Brake

Berufspessimist
AW: Regiearbeit

Es geht hier zwar um den Regisseur, aber dabei darf man den Autor (ich meine auch immer die Innen) nicht vergessen. Dieser hört als Erster die "Stimmen im Kopf". Und es ist seine Aufgabe, diese Stimmen und Stimmungen über den Text, Athmo und Regieanweisungen transparent zu machen. Das ist nicht einfach, keine Frage, hilft aber allen Beteiligten. Bei der Produktion von "Sand" hat sich gerade in Kleinigkeiten (Marc und Michael werden sich an die kurze Diskussion zum Song erinnern) gezeigt, wie schwer das manchmal ist und welcher Teufel dort im Detail stecken kann. Eine Abstimmung zwischen Regisseur und Autor, und auch die Teilnahme des Autors an Online-Rehearsals, ist da denke ich hilfreich.
 

Phollux

Robert Kerick
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AW: Regiearbeit

Ich möchte mich hierzu auch mal einklinken:
Im Laufe dieser Disskussion sind ein paar Sätze gefallen zu denen ich gerne was schreiben möchte. Aber zuerst:


@ Dagmar: Du hast mir mit Deinem Kommentar, quasi 95% vorweggenommen. Punkt für Dich, Du wars schneller ;)


Auch ich gehöre zu denjenigen, die sich am Ende maßlos über sich selbst ärgern, wenn sie merken: Von der Stimmung passt meine Stimme ja mal so gar nicht in die Szene. Das ist mir bei Hydrophobia als auch bei Hund, Katze Maus aufgefallen. Berechtigter Weise ist das auch im Nachhinein kritisiert worden, und ich fand das wirklich sehr hilfreich. Umso wichtiger und bedeutender fände ich jetzt den Schritt gen Teamspeak, weil es gerade in Regiefragen soviel Antworten und Klarheit schaffen kann, was eine geschriebene Zeile als Regieanweisung einfach nicht schafft.


Ich nehm mir jetzt mal Wolfs Wort: "Inspiration" bzw. "sich inspirieren lassen" auf und verbinde das mit Daves Kommentar. Gerade im Beschreiben einer Szene ist es derzeit in Skripten noch oft zu finden, daß die Szenen zwar bis ins Detail beschrieben werden (mal mehr mal weniger). Es werden Soundangaben gemacht, die dem Cutter und den Sprechern aber manchmal ein recht abstraktes Bild vermitteln. Und hier komme ich zum Punkt Inspiration. Ich denke wenn Regieanweisungen bzw. Szenenbeschreibungen gemacht werden, sollten sie inspirierend rübergebracht werden. D.h. dass der Autor sich vielleicht bemühen sollte Bilder in den Köpfen der Leser zu erzeugen (Das ist nicht einfach, keine Frage ;)) anstatt abstrakte Soundanweisungen zu liefern. Das würde der Kreativität des Cutters oder der Sprecher, meiner Meinung nach, sehr entgegen kommen. Ich glaub, Hollywood macht das nicht anders, aber das nur nebenbei :D
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
Teammitglied
Sprechprobe
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AW: Regiearbeit

So Thread halbwegs durchgelesen...

Es folgt mal meine Zusammenfassung. Also was habe ich bisher aus dem Thread mitgenommen habe ...

Ich glaube man kann das bisher zur Hörspielregie geschriebene in zwei Themenblöcke trennen...


  1. Wie kann ich Regie führen in Bezug auf das Medium/den Weg der Kommunikation?
  2. Wie kann ich Regie führen in Bezug auf den Inhalt der Regie?

zu 1.) Medium/Weg der Kommunikation

Hier gibt es relativ viele geäußerte Wege - also wie erreicht die Regie die Sprecher_Innnen.


  • Text Regie über PN
    => Dialog Regie-Sprecher => VORTEIL: zeitunabhängig, kein evtl. empfundener Gruppenzwang NACHTEIL: Kann sehr aufwendig werden und sich hinziehen
  • MP3 Regie
    => VORTEIL: zeitunabhängig, kein evtl. empfundener Gruppenzwang, geht relativ schnell, ist persönlicher als Text NACHTEIL: Vorsprechen kann einengen
  • Takes zusenden
    => VORTEIL: man kann auf den Dialogpartner direkt reagieren Aktio-Reaktion NACHTEIL: hoher Traffic, oder mehr Vorarbeit beim Cutter
  • TS/Skype Regie
    => VORTEIL: alle beteiligten Sprecher können kommunizieren NACHTEIL: Terminfindung, Aufnahmequalität, Gruppenzwang
  • Vorort Treffen
    => VORTEIL: Optimale Regiesituation NACHTEIL: Terminfindung, Räumlichkeiten, Ablenkung/Verzetteln durch Gruppenfeeling - gute Orga. Vorraussetzung

zu 2.) Inhalt der Regieführung

Hier würde ich gerne reingrätschen und mehr TIPPs hören/sammeln wollen, bzgl. Wie sage ich dem Sprecher/der Sprecherin was ich will?

Und damit meine ich nicht das Kommunikationsmedium. Sondern ich meine, wie mache ich die Idee verständlich.
Es ist aus Sprechersicht relativ einfach sich mehr Führung und Ansagen zu wünschen, etwas anderes ist es die bekommenen Ansagen zu verstehen und umzusetzen. Sprich auf Regieseite besteht ja das Dilemma, drücke ich mich auch so verständlich aus , das der Sprecher meiner Vision auch folgen kann. Das Problem ist vom Weg der Kommunikation (vgl. 1) relativ unabhängig...Also Thema 2 wäre für mich: Wie mache ich verständliche Regieansagen?

Bisher habe ich folgendes mitgenommen aus dem Thread...


  • Backgroundgeschichte der Figur mitteilen
  • der Regisseur spricht vor wie er es meint
  • Man gibt Film/Audiobeispiele
  • mehr Regieanmerkungen im Skript
  • Sprecher_innen machen Angebote, man sagt hier weiter vertiefen, das lieber lassen

In einem Buch was ich mal zur Schauspielführung gelesen habe, gab es den Tipp man soll Aktionsverben (auf Hdlg. bezogen) mit Subtext benutzen um dem Schauspieler zu vermitteln was man will. Sprich das ist ja so etwas ähnliches wie Skriptanmerkungen...Geht vielleicht in Richtung Daves Anmerkung.

Ich versuche mal zu verbeispielen

PERSON 1: Was ist das für Rauch? Brennt etwa die Treppe? =>Regie: Fragend dann aufrüttelnd
PERSON 2: Lenk jetzt nicht vom Thema ab! Was war das in Japan? => Regie: Erst anklagend dann verlangend
PERSON 1: Japan? => Regie: angeekelt
PERSON 2: Du weißt schon... In Fukushima Du und ich...=>Regie: Schmeichelnd umgarnend

selber Text andere Anweisungen

PERSON 1: Was ist das für Rauch? Brennt etwa die Treppe? =>Regie: abweisend aus dem Weg gehend Subtext: Staubkörner sind gerade interresanter als der Dialog mit Dir
PERSON 2: Lenk jetzt nicht vom Thema ab! Was war das in Japan? => Regie: neckend dann flirtend
PERSON 1: Japan? => Regie: hinhaltend
PERSON 2: Du weißt schon... In Fukushima Du und ich...=>Regie: auslachend

selber Text andere Anweisungen

PERSON 1: Was ist das für Rauch? Brennt etwa die Treppe? =>Regie: beschwichtigend
PERSON 2: Lenk jetzt nicht vom Thema ab! Was war das in Japan? => Regie: verzweifelt beklagend dann bittend
PERSON 1: Japan? => Regie: verhöhnend
PERSON 2: Du weißt schon... In Fukushima Du und ich...=>Regie: verletzt Subtext: Du hast mir weh getan

Keine Ahnung ob ein Sprecher mit solchen Anweisungen klarer weiß, was gemeint ist. In meinem Kopf klingt jede der drei Versionen anders auf Grund der Anweisungen.
Das geht vielleicht aber nicht jedem so.
Falls solche Handlungsbasierten Ansagen aber vielen helfen, sollten wir wohl so eine Liste von Aktionsverben anlegen für Autoren und Regie...einfach um dort nachzuschlagen wenn man mal wieder um die richtige Anmerkung ringt.

Ich vermute gerade bezüglich der Körperarbeit gibt es auch noch viele Regietricks die auch bei Sprechern funktionieren. So nach dem Motto wie der Körper agiert klingt die Stimme...So etwas muss ein/eine Regisseur_In natürlich auch wissen.

Evtl. sollten wir das im Exkurs benannte Nachschlagen ausweiten, also ein "Regie Methoden Wiki für Cutter/Autoren /Regisseure/Sprecher" anlegen.
Denn seien wir ehrlich. Es gibt nicht nur einen Weg nach Rom ähm ins Regie-Land.
Deshalb wäre so ein Nachschlagewerk verschiedener Methoden "Wie sage ich es meinen Sprechern?" in einer Produktion evtl. hilfreich...

Naja ist eine noch etwas unausgegorene Idee...stelle ich hiermit zur Diskussion.

Mit ganz vielen Smileys
:D:D:D:D:D:D:D
Gruß
Kubi
 
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Brandywine

Falko Diekmann
AW: Regiearbeit

Schwierige Kiste und interessante Diskussion.

Regieanweisungen im Skript kann es nicht genug geben. Sehr oft denkt man sich beim Schreiben "Das ist doch so klar wie das betont werden muß/gemeint ist". Der/Die Sprecher/in macht dann aber vielleicht etwas komplett anderes daraus. Vielleicht weil nicht das ganze Skript gelesen wurde oder kein Verständnis für die Szene vorhanden ist. Der Gag ist aber: Das "völlig anders als ich mir das gedacht habe" passt manchmal ganz wunderbar und gibt der Szene einen, zwar ungeplanten, aber glaubwürdigen Touch. Wenn das funktioniert ist es Super. Tut es leider nicht immer. Dann sind natürlich "Retakes" fällig.

Aber auch da muß man sehen das es nicht einfach ist jemanden den man im Grunde überhaupt nicht kennt zu sagen das er den ganzen Summs nochmal machen soll. Kubi erwähnte das weiter oben schon, manchmal verschlechtert sich die Brauchbarkeit der Takes bei einer solchen Prozedur sogar (erheblich).

Das ist alles nicht ganz so leicht.
 

Civok

Drück mein Bäuchlein!
AW: Regiearbeit

Es geht hier zwar um den Regisseur, aber dabei darf man den Autor (ich meine auch immer die Innen) nicht vergessen. Dieser hört als Erster die "Stimmen im Kopf". Und es ist seine Aufgabe, diese Stimmen und Stimmungen über den Text, Athmo und Regieanweisungen transparent zu machen.

Ich weiß nicht, ich sehe diesen Punkt skeptisch. Wer während des IHW beim Autorenworkshop dabei war, kennt meine Meinung dazu und zwar: So wenig Regieanweisungen wie möglich verwenden. Here's why...

Die Sprecher sind (Ausnahmen bestätigen die Regel ;) Nur Spaß!), nicht auf den Kopf gefallen. Jeder hat doch ein gewisses Gespür für die Geschichte und Stimmungen. Muss ich jedem Sprecher vorkauen, wie er was zu sprechen hat? Ich denke nicht. Wenn ein Sprecher/in ratlos vor dem Skript sitzt und keine Ahnung hat, wie ein Take zu sprechen ist, na dann habe ich ihm/ihr doch schlicht und ergreifend einen matschigen Text hingeworfen. Wenn mein Text, sprich meine Dialoge, nicht die aktuelle Stimmung transportieren, dann ist das Skript doch schon Käse und ich muss mir als Autor an die eigene Nase fassen. Ich schreibe trotzdem immer wieder Anweisungen mit rein, gerade weil Diskussionen wie diese mich immer wieder verunsichern.

Wenn mein Text sitzt, wenn meine Dialoge sitzen, wenn ich meine Figuren klar konstriert habe, ist bei einem Großteil der Takes gar keine Anweisung nötig, dem Sprecher ist dann schon klar was er zu tun hat, weil ihn meine Geschichte erreicht. Meine große Angst ist immer, die Sprecher und den Regisseur mit Anweisungen zu sehr einzuschränken. Lass die Leute machen! Die sind auf ihrem Gebiet die Spezialisten, nicht ich. Außerdem entsteht doch gerade durch die Kreativleistung aller Beteiligten ein tolles Produkt. Wenn ich das komplette Skript mit Anweisungen zuballer, wird das Endprodukt niemals in der Lage sein, mich noch zu überraschen. Das möchte ich mir aber nicht nehmen lassen.

Also: Mir persönlich ist es lieber, wenn sich mein Regisseur, meine Sprecher, selber einbringen, ihre eigenen Ideen einfließen lassen, rumprobieren. Das ist geballte Kreativpower, die ich alleine nie zu leisten in der Lage wäre. Wenn ich den Anspruch hätte, das am Ende alles so klingen soll, wie ich mir das in meinem dunklen Kämmerlein ausgedacht habe, na dann würde ich all meine Skripte mit verstellten Stimmen komplett selber einsprechen.

Finde die TS Besprechungen zwischen Regie und Sprechern aber sehr gut. Halte ich für eine echt tolle Idee, empfehle aber jedem Autoren NICHT an diesen Sitzungen teilzunehmen. Sprecht Euch mit dem Regissseur ab, findet mit ihm eine gemeinsame Linie und dann lasst, verdammt nochmal!!!, die Geschichte los. Wenn ihr einen Regisseur/Cutter findet, dem ihr vertraut, sollte das auch kein Problem sein. Aber ich garantiere, dass jeder Autor nur Unruhe in solche Sessions bringt, weil da ein ständiges "Aber das hab ich mir irgendwie anders... usw." aus der Ecke kommen wird und es mit dieser Quängelei im Ohr schwer sein wird, neue Zugänge zu der Geschichte und/oder den Figuren zu finden.
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Regiearbeit

Zur Nocturne sind wir nun endlich bei der Dreifaltigkeit gelandet - sehr gut und danke Dave !
Denn darum geht es immer mehr: "Autor - Regisseur - Cutter", ein Dreigestirn, dass manchmal als ein Wesen, oft aber als mehr auftritt, wobei sich immer die Frage stellt, wer die Zipfelmütze trägt; für uns SprecherInnen stellt dieser Thread etwas wichtiges dar, und allein solcher Einzelstatements, wie der von Joe eben, wegen, sollte jeder Sprecher und jede Sprecherin mit Enthusiasmus, ein bisschen Ehrgeiz und dem Wunsch, sich weiter zu entwickeln dies hier lesen.
Wichtigste Voraussetzung ist ein gutes Einvernehmen der Dreifaltigkeit mit sich selbst, womit gemeint ist, man muss sich deutlich die Meinung sagen können - das finde ich. Auch glaube ich, dass eine gelingende Regie nie der Kompromiss von mehreren, sondern, falls kein ideales Teamwork, nur die Handschrift einer "Person" sein kann. Wir Sprecher brauchen eine klare aktive Haltung als Gegenüber.
Dass gemeinsame Erarbeiten beginnt früh und ich möchte noch einmal auf das von Dennis vor kurzem markierte Hörspiel "Altersglühen" hinweisen, dass den deutschen Hörspielpreis der ARD erhalten hat und, eine Freundin von mir hat da mit gemacht, abgesehen von einem klar Umrissenen Setting und Ausgangsskript ein Resultat vollständiger Improvisation ist, schauspielerisch gesehen - hörspielerisch wurde es in der Nachbearbeitung dann in eine klare Form "gegossen" - hörenswert ! Diese Möglichkeit bietet sich natürlich aus dem Forum heraus nur sehr selten - könnte aber trotzdem eine Art Latte sein, die wir vor uns aufhängen sollten, denn auf Dauer ist es tatsächlich völlig unbefriedigend, wenn wir das letzendlich qualitätsbestimmende Mass allein dem Wesen dieses Portals, also dem Internet überlassen...wer will das und was ist eigentlich ein Hobby ? Sesselcouch zum Ent- und Abspannen oder ein möglicher Weg in helleres Licht ?

und @ Civok: Du spitzt es sehr zu, finde ich, obwohl ich völlig Deiner Meinung bin mit den Regieanweisungen - Shakespeare hat so gut wie überhaupt keine geschrieben - aber es stellt einen Idealfall dar, repräsentiert einen hohen Anspruch und ist bezogen aufs Hörspiel oft unrealistisch weil allein der Mangel an Bild, der dem Wort im Film ja einen doppelten Boden einzuziehen vermag, gerade beim Hörspiel auch Werke möglich machen muss, wo mit keinem Wort das gemeint sein muss, was gesagt wird - welcher Sprecher aber könnte das ohne Begleitung durch Regie angemessen umsetzen; insofern, Dein Ansatz in allen Ehren, aber man müsste, um demzufolge ein Skript zu wagen...
1. ...ein wirklich klasse Autor sein
2. ...sich bei dieser Anspruchslage trotzdem kreativ vorwärtsbewegen können ( es erinnert mich an Hemmingway, der sich zum Schluss die Kugel gegeben hat, weil's nicht mehr ging)
3. ...sich immer in den Bahnen der klassischen Erzählgeschichte bewegen

Ich halte viel von allen drei Punkten; realistisch für das Gros in diesem Forum sind sie nicht wirklich - als Utopie aber reizvoll; wobei gerade Punkt 3 als Vision natürlich gerade den Conter der unüblichen Erzählweise, beispielsweise Achronologie, gut brauchen könnte.....also etwas, das noch über Deinen "Schnee" hinausgeht und etwas von MEMENTO oder THE MACHINIST haben könnte, würde mich interessieren...

lG
X
 
Zuletzt bearbeitet:

Phollux

Robert Kerick
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AW: Regiearbeit

Hm also auf mich wirken die Regieanweisungen eher ein wenig erdrückend und verwirrend. :confused: ;) Vielleicht wäre es von Vorteil den Kontext einer Szene am Anfang zu beschreiben als hinter jedem Satz. (Standpunkt bzw. Einstellung der Charaktere zueinander, Stimmung usw):

(Regie: Person 1 hält Person 2 für äußerst unansehnlich, ist aber zu schüchtern und unsicher um es auszusprechen, Für Person 2 ist Person 1 die schönste Person der Welt)

PERSON 1: Was ist das für Rauch? Brennt etwa die Treppe?
PERSON 2: Lenk jetzt nicht vom Thema ab! Was war das in Japan?
PERSON 1: Japan?
PERSON 2: Du weißt schon... In Fukushima Du und ich...

:) ?

 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
Teammitglied
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AW: Regiearbeit

Hm also auf mich wirken die Regieanweisungen eher ein wenig erdrückend und verwirrend. :confused: ;) Vielleicht wäre es von Vorteil den Kontext einer Szene am Anfang zu beschreiben als hinter jedem Satz. (Standpunkt bzw. Einstellung der Charaktere zueinander, Stimmung usw):

(Regie: Person 1 hält Person 2 für äußerst unansehnlich, ist aber zu schüchtern und unsicher um es auszusprechen, Für Person 2 ist Person 1 die schönste Person der Welt)

PERSON 1: Was ist das für Rauch? Brennt etwa die Treppe?
PERSON 2: Lenk jetzt nicht vom Thema ab! Was war das in Japan?
PERSON 1: Japan?
PERSON 2: Du weißt schon... In Fukushima Du und ich...

:) ?

Mit Deiner Variante habe ich aber keine klare Anweisung wie der Take gesprochen werden soll. Hier ist mehr die Gefühlslage der Personen beschrieben. Das kann auch helfen. Wenn aber ein Sprecher eine klare Ansage will?

Und natürlich ist eine klare Ansage zu einem Take einengender (erdrückender) als eine Kontextbeschreibung. Wie gesagt viele Wege führen nach Rom. Mir ging es in dem Beispiel auch darum klare unterschiedliche Ansagen zu formulieren sofern ich eine Vision habe wie es klingen soll...

Aber wichtiger finde ich eigentlich verschiedene Methoden der Regieführung zu finden und diese hier zu dokumentieren.
Und von Dir kam ja schon eine Variante.

:)
 

Janne

Sprecherin
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AW: Regiearbeit

Ich versuche mal, meine Meinung dazu in Worte zu kleiden: Ich denke auch, dass zu viele Regieanweisungen einen eher blockieren. Was aber meiner Meinung nach unerlässlich ist, ist dass der Regisseur (hier halt leider meist der Cutter) eine Vision hat, wie das Ganze am Ende wirken soll. Dies Bild muss er den SprecherInnen mit auf den Weg geben, damit alle wissen, in welche Richtung sie marschieren sollen. Je klarer der Regisseur seine Vision vermitteln kann, desto sicherer werden alle Beteiligten den richtigen Weg einschlagen. So wie Xilef es irgendwo schrieb: als SprecherIn muss ich wissen, ob hier mit Öl, mit Kreide, mit Bleistift oder mit Aquarellfarbe gemalt werden soll, ob eher Pastelltöne oder satte Farben gewünscht sind. Denn das ist eine Regieentscheidung. Wenn dann alle so weit gebrieft sind, dass sie ein zumindest ähnliches Bild im Kopf haben, sollte man die Leute erst mal probieren lassen und nur in Ausnahmefällen - wenn man bespielsweise auf einer bestimmten Betonung besteht (denn jede Betonung verändert auch geringfügig den Sinn, bzw. den Schwerpunkt der Aussage) oder wenn einer etwas immer wieder inhaltlich falsch betont - sollte man etwas vorsprechen. Aber auch ich bin der Meinung, dass sich niemand scheuen sollte Retakes zu fordern. Notfalls auch mehrfach. Das ist doch allemal besser, als sich hinterher beim anhören zu ärgern.
Noch mal zur Verdeutlichung: ich wünsche mir, dass mir der Regisseur möglichst viel Input zur Figur, zur Atmosphäre usw. gibt. Wie ich es dann mache, möchte ich erst mal selbst entscheiden, lasse mich dann aber gern korrigieren. Und wenn sich im Laufe der Arbeit die Vision des Regisseurs verändert, weil ihn die eingetrudelten Takes in eine andere Richtung inspiriert haben, habe ich damit auch kein Problem.
 

Jeln Pueskas

Michael Gerdes
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AW: Regiearbeit

Hallo miteinander,

Spannend, wie die Profis (also gelernte Schauspieler und Schauspielerinnen) das sehen. Man kann dadurch besser Eure Vorgehensweise beim Sprechen und Spielen der Figur verstehen. Ich sehe es mal so: Da ich als Autor leider nicht weiß, wer welchen Part sprechen, mache ich lieber eine Regieanweisung mehr, als eine zu wenig. Allerdings betrachte ich eine Regieanweisung mehr als einen Fingerzeig, wie die Stimmung im Take klingen soll. Das dient als Hilfe für die Sprecher (damit sind auch im folgenden die Sprecherinnen gemeint), um besser zu verstehen, worauf ich hinaus will. Aber er soll soviel Freiheit bieten, so dass die Sprecher auch ausreichend künstlerische Luft für Innovation haben. Es ist bei mir zumindest einer Art Bande auf einer Straße, die genug Platz zum Ausweichen hat.

Verzichten möchte ich aber nicht darauf.


Viele Grüße.
 

joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: Regiearbeit

Ich moechte noch mal kurz etwas zu dem TS anmerken: Der Sinn des TS ist es NICHT etwas aufzunehmen, sondern sich zusammenzusetzen und das Skript mit den Sprechern in ihren Rollen durchzulesen. Damit ein Gefuehl entsteht. Das Einsprechen geschieht weiterhin ausserhalb des TS.
Regieanweisungen koennen fuer mich schon so simpel wie

PERSON 1: (aergerlich) Was soll'n das?
PERSON 2: (vorwurfsvoll) Biste doch selber schuld!

So in der Art! ;)
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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AW: Regiearbeit

Also ich finde Civok's Ansicht auch sehr vorbildlich, aber auch recht idealistisch. Vor allem denke ich, nimmt man sich viele Chancen als Autor und auch als Regisseur, vielschichtige/mehrdeutige Emotionen klar zu fixieren. Ganz besonders fazinieend weil neu für mich finde ich diesen Subtext-ansatz. Ich sehe aber auch auf der anderen Seite von Civok den von sprecherInnenseite immer wieder geäußerten Wunsch nach guter Regie. Aber genau das ist ja der spannende Punkt, was ist "gute" Regie?
Ich würde sagen, Solange die Dramaturgie es erlaubt, dass Text und Emotion kongruent sind gilt das Civok'sche Ideal, will man bewusst das Farbspektrum an dieser Stelle erweitern wird eine geschickte Regieanweisung fällig, eine die dem Sprecher genug Raum gibt seine Seele mit einzubringen. Ich persönlich finde als Regisseur die Meinung des Autors auch sehr Maßgeblich, Ich finde der Schöpfer soll sich am Ende doch über sein Baby auch freuen können. die Aussage "Finde einen Cutter/Regisseur, dem Du vertraust" ist leicht gesagt in einer Umgebung wie dieser. Man hat vvielleicht den einen oder anderen mal persönlich treffen dürfen, kennt Standpunkte aus Diskussionen und hat vielleicht auch schon sämtliche Produktionen von ihm/ihr gehört, doch letzendlich weiß ich als Autor frühestens nach Ablauf einer kompletten Produktion, ob ich einem Regisseur Vertraue oder nicht. Ich bin zwar schon der Meinung -- um X's Dreifaltigkeit aufzugreifen - dass der Cutter die Haptregie führen muss, denn anders kann er gar kein glaubwürdiges Bild malen, aber die Fehlende Dritte Person sollte schon zwischen den anderen beiden aufgeteilt werden.
und für Kubi, ich finde ja, Kursivdruck ist auch ein sehr schönes Regietool für den Inhalt.

Gute Nacht
 

Vetter Balin

Martin Beyerling
AW: Regiearbeit

Fantastisch, wie hier diskutiert wird. Sind ne Menge nützlicher und neuer Vorschläge dabei, von denen ich zukünftig einige beherzigen werde - andere wiederum nicht - das bleibt eine Stilfrage. ;)

Ich mach ja auch erst seit kurzem Erfahrung mit dezentraler Regie - in der Theatergruppe war das in der Tat einfacher und direkter. Dennoch habe ich das Gefühl mit sehr ausführlichen PNs und einem mittleren Maß an Regieanweisungen gut klar zu kommen. Was ich persönlich für mich nicht einführen werde, sind (halb-)öffentliche Diskussionen über die Dialogregie, wie bspw. im Regieraum. Hauptsächlich wegen sozialer Schonung der Sprecher, aber auch dem Tohuwabohu, das durch solche Sachen ausgelöst werden kann, möchte ich das doch lieber in meinen geheimen Händen halten. Klar, das ist ein sehr intensives Arbeiten und es kommt vermutlich viel bei raus, aber für mich persönlich ist das keine Option.

TeamSpeak ist ne Variante, das werde ich mal im Auge behalten. Abgesehen davon stimme ich Civok zu, zumindest in dem Punkt, dass der Sprecher etwas Freiheit in der Interpretation haben sollte. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass die ein oder andere Regieanweisung (Emotionen) hilfreich sein kann, daher spare ich damit nicht. Ich halte es dann so, dass ich bereits in der ersten Mail allen schreibe, dass die Regieanweisungen Richtlinien sind, die man auch mal gerne brechen kann. Da lass ich mich gern überraschen. Retakes kann ich ja im schlimmsten Fall immer noch anfordern. :D
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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AW: Regiearbeit

@Joe, Vollkommen richtig, TS nur zur Probe, aber Deine Regiebeispiele sind genau solche wo ich's weglassen würde, weil der Text und die Emotion kongruent sind. Interessant fidne isc dann eher sowas wie:
Er: Du hast alles Kaputt gemacht
Sie: (zärtlich, liebevoll) Halt die Fresse!

EDIT:
@Martin: das mit der sozialen Schonung musst Du mir erklären, in den Regieräumen sind doch wirklich nur die Mitwirkenden anwesend, und die haben - wie wir hier gesehen haben - ein sehr großes Interesse daran, am Ende nicht als Anfänger dazustehen, weil sie nicht richtig agieren konnten.
 
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