• Blut-Tetralogie   Dark Space

Jamie

Jamie Leaves
AW: Regiearbeit

Vetter Balin schrieb:
Was ich persönlich für mich nicht einführen werde, sind (halb-)öffentliche Diskussionen über die Dialogregie, wie bspw. im Regieraum. Hauptsächlich wegen sozialer Schonung der Sprecher, aber auch dem Tohuwabohu, das durch solche Sachen ausgelöst werden kann, möchte ich das doch lieber in meinen geheimen Händen halten.

Das wird es bei mir auch nicht geben! Ich mag die auch als Sprecher nicht, aber das ist einen ganze persönliche Haltung. Ich hab mich in den Regieräumen bisher auch nicht großartig getummelt. Das ist also durchaus nicht für jeden Mitwirkenden etwas. Klar, wenn es ein monumentales Werk ist, und mann sich dann wie Marc die Mühe machen möchte, selber zu jeder Szene eine mp3 einzustellen, dann ist das etwas anderes, weil da viele Informationen fließen. Aber eine Diskussion in der Form "wie findet ihr denn so den Take, passt das zu den anderen" empfinde ich als unnütz und ich würde erwartet, dass die Beurteilung einer Sprecherpassage etwas ist, was der Regisseur als Leistung selber erbringt. Für mich braucht eine Regie schon so etwas wie eine Art "Vision"! Ich vetraue mich der Regie an und beschließe, ihr in der Arbeit zu einem Stück zu folgen um diese vorhandene Vision zu erfüllen. Das empfinde ich als spannenden Prozess!
 

joe adder

Karsten Sommer
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AW: Regiearbeit

@Joe, ..., aber Deine Regiebeispiele sind genau solche wo ich's weglassen würde, weil der Text und die Emotion kongruent sind. Interessant fidne isc dann eher sowas wie:
Das ist natuerlich bedarfsbezogen und muss auch jeder fuer sich selber festmachen. Wenn ich diese Vorgaben weglasse, kann ich dir diese kurze Passage etwa 20 mal unterschiedlich einsprechen. Und gerade sowas will ich den Sprechern ersparen. Denn ich als Autor, und meine Texte cutte ich immer selber, habe in diesem Fall eine in etwa konkrete Vorstellung, wie ich es haben moechte. Und da nehme ich mir die Freiheit, die Sprecher(innen) in die richtige Richtung zu deuen! :D
 

Markus Haacke

alias Doc Markuse
@Martin: das mit der sozialen Schonung musst Du mir erklären, in den Regieräumen sind doch wirklich nur die Mitwirkenden anwesend, und die haben - wie wir hier gesehen haben - ein sehr großes Interesse daran, am Ende nicht als Anfänger dazustehen, weil sie nicht richtig agieren konnten.

Ich denke hier ist eher die Bloßstellung des Sprechers gemeint, dessen u.a. schlechte Takes der gesamten Mannschaft vorgestellt werden.

Die Einschätzung der Takes, und ob sie in das Gesamtwerk passen, sollte man meiner Meinung nach
nicht im Kollektiv entscheiden. Da hat jeder eine andere Vorstellung und viele Köche verderben den Brei.

Diese Art des durchdiskutierens verzögert die Produktion sicherlich auch.

Für Cutter, die sich nicht ganz sicher sind wie die Takes miteinander wirken mag das eine Hilfe sein, aber aus Sprechersicht ist das nicht für jeden geeignet.
Als Sprecher stelle ich mir dann auch die Frage, ob der Cutter sich der Aufgabe gewachsen fühlt, wenn er offensichtlich auf die Meinung der anderen Beteiligten angewiesen ist.

Sent via handy
 

Dagmar

I'm not weird, I'm gifted
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AW: Regiearbeit

@Kubi: zu deinem Punkt 2.):
Mir persönlich helfen andere Rollenbeispiele und vorgesprochene Stellen. Also wie schon angesprochen wurde so was wie: "ich stell mir die so vor wie xy aus dem Film bladiblubb". So was hat man auch ganz oft bei Theaterregie, selbst wenn das Rollenvorbild gar nicht zur Rolle an sich passt, passt es oft vielleicht zur momentanen Szene. Ich denk immer noch grinsend an das total aufgesetzte "Heathcliffe..." aus irgend so nem Bronte-Film. Wir hatten mal in nem Stück eine SChauspielerin die einfach den Ton in einer Szene nich getroffen hatte. Als man ihr "Heathcliffe..." vorgehaucht hat, hatte sie von einer Sekunde auf die andere nicht nur die Szene perfekt, sondern auch ihre Rolle gefunden.
Ebenso helfen mir ganz arg vorgesprochene Sachen. Das mag ich allerdings erst haben, wenn das was ich mache nicht im Sinne des Regisseurs war. Ich probier gern erstmal (mit einem Rollenvorbild) selbst, wenn dann aber ne andere Intention reinsoll ist eine mp3 einfach hilfreicher als ne textliche Beschreibung, weil ich so schneller kapier worauf der Regisseur eigntlich genau raus will, was genau der Knackpunkt ist.

Zu dem Punkt den Brandy schreibt: "das es nicht einfach ist jemanden den man im Grunde überhaupt nicht kennt zu sagen das er den ganzen Summs nochmal machen soll" - ich denke zumindest wenn ein Sprecher das von sich aus schon anbietet (Im Sinne von: Hier sind meine Takes, hoffe es passt so, wenn nicht bitte unbedingt schreien, dann sprech ich nochmal ein") dann sollte das auch sofern nötig genutzt werden! Vielleicht halt gesammelt und nicht satzweise dann 10x Retakes anfordern, das würde denk ich schon nerven. Aber wenn mir einer schreibt: Pass auf, Satz 3,6,1,12und 237 brauch ich nochmal, und zwar so und so und so und so, dann kann man das ja mal in einem Aufwasch neu machen!
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
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AW: Regiearbeit

@Markus & Jamie: Ich würde nicht davon ausgehen, dass Menschen die Angst haben sich bloszustellen überhaupt eine Rolle annehmen würden. Das ergibt für mich gar keinen Sinn. Wir sind ja im Regieraum auch unter uns. "Schlechte" Takes landen i.d.R. sowieso nicht im Regieraum. Als Cutter möchte ich den Sprechern auch die Möglichkeit geben sich Rückzuversichern. Äußerungen wie "Hätte ich gewusst, dass das so klingt, dann hätte ich ganz anders gesprochen" und den daraus resultierenden Unmut finde ich total berechtigt.
Außerdem schätze ich das künstlerische Potential der SprecherInnen sehr hoch ein und finde die Reaktionen meist sehr inspirierend. Das hat nichts damit zu tun ob ich mich der Aufgabe gewachsen fühle oder nicht. Ich sehe es als meine Aufgabe das kreative Potenial des Ensembles voll auszuschöpfen, das ost mein persönlicher Stil, und es liegt mir auch am Herzen dass hinterher alle zufrieden sind - auch eine Art von sozialer Schonung, oder nicht?
Ich finde da die Formulierung von Martin doch sehr viel angemessener, dass es eine Stilfragge ist, wie ein Cutter seine Prioritäten setzt, und diese Diskussion sehe ich eigentlich als Informationsplatform, um sich darüber auszutauschen, warum ein Cutter diesen oder jenen Stil bevorzugt und wie der sich mit den Bedürfnissen der anderen beteiligten Künstler deckt.
 

Jamie

Jamie Leaves
AW: Regiearbeit

@Nils: Ich fühle mich irgendwie gar nicht mit angesprochen, denn ich hab überhaupt nichts von Bloßstellung, Angst oder sozialer Schonung gesagt! Du kannst das doch so machen, wie es für dich richtig ist und du hattest ja auch schon vorab erklärt, dass es dir schwerfällt, anhand eines Skriptes, dass dir in den Schoss gelegt wird, eine Art laufenden Film zu entwickeln. Insofern muss es doch jedem Regisseur auch erlaubt sein, die Methoden anzuwenden, die für ihn passend sind und die seine Fähigkeiten ergänzen. Wichtig finde ich eigentlich nur, dass du mit der von dir gewählten Methode gut klarkommst, also ist sie ein Weg. Ob ich den gewählten Weg als Sprecherin nun mag oder nicht, ist doch dann eher nebensächlich. Wichtig ist auch hier, dass am Ende das Ergebnis stimmt. Ich habe oben lediglich beschrieben, dass diese Methode für mich nicht in Frage kommt und ich hab damit eigentlich nicht im Sinn gehabt, jemand anderen, der andere Methoden bevorzugt zu kritisieren.
Ich fände es schön, wenn hier öfter auch mal voneinander abweichende Meinungen gleichberechtigt nebeneinander stehen bleiben könnten! :(
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Regiearbeit

Liebe Leute - jetzt verhakelt sichs ein bisschen im KleinKlein. Worum geht es eigentlich !?
Uns allen ist klar, dass wir der Faszination viel abgewinnen, dass es möglich ist, viele "Schützen ins Dunkel schiessen zu lassen", um anschliessend mit technischen Kniffen ein Zauberkunststück vorzuführen, das sich Hörspiel nennt - als hätten tatsächlich " alle auf eine Zielscheibe geschossen"
Das ist auch tatsächlich faszinierend aber der Regisseur Zufall spielt da meiner Meinung nach eine zu dominierende Rolle - zumindest ist nach dem Motto "passt scho" kein ernsthaftes Hörspielufer zu gewinnen. Auch in professionellen Studios wird oft ge-xt ( also nicht mit allen Beteiligten zur gleichen Zeit aufgenommen) - dann ist die Regie die Position, die die Fackel ins Dunkel hochhält, weil sie auf dem Weg vorangeht.
Und in Sachen "soziale Schonung" (wahrscheinlich bald Kandidat für das Unwort des Jahres):
Die Hauptaufgabe der Regie ist es, die Leute an Bord auf Kurs zu bringen und - möglichst zu schützen, nämlich davor, dass keiner auf der Strecke bleibt und zum Schluss so dasteht oder "daklingt" als könnte er's nicht. Das ist nämlich selten der Fall, wenn in Sachen Interaktion und Verständigung die Regie hochaktiv ist.
Über Methoden muss man nicht streiten, davon gibt es soviele, wie es Regisseure gibt. Nur der allerkleinste Teil hat mit künstlerischem Talent zu tun, denn am wichtigsten ist neben der beispielsweise eigenen visionären Klarheit und Motivation für das Projekt, menschliche Offenheit, flexible Auseinandersetzungsfähigkeit und das Interesse nicht sich, sondern das kreative Potential seines Ensmbles durchzusetzen.

Wir müssen anerkennen, dass das im Rahmen des Forums eine Entscheidung von mal zu mal ist, weil es lebendige Interaktion eben erschwert, aber nach all den Jahren zeigt sich eben, dass wohl das Interesse sinkt, sich nach dem Motto reinzuhängen "Du schmeisst mir den Text hin - ich schmeiss Dir die Worte vor die Ohren - der Cutter schmeisst's in den Mixer - und dann bitten wir zu Tisch"

Ausserdem sind wir ja in Bewegung.
mein Vorschlag aus Sprecherperspektive: bevor fertige Mischungen entstehen, sollten Regiesseure alle Ihre Sprecherinnen bitten, den Grobzusammenschnitt der Dialoge und sich dadrin nochmal gegenzuhören - so könnte dem Wunsch nach Retakes sowohl seitens der Regie wie auch der SprecherInnen Genüge geleistet werden. Eine Art frühe Preview bevor Publikum dazu geladen wird ist ja auch sonst nicht unüblich ( wohl- gemerkt rede ich nur vom Sprecheinsatz - sämtliche Musik und zusätzliche Sounds sollten ganz im Hoheitsbereich von Regie und Cut liegen)
 

Tim Gössler

Musiker, Sprecher, Cutter
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AW: Regiearbeit

Ausserdem sind wir ja in Bewegung.
mein Vorschlag aus Sprecherperspektive: bevor fertige Mischungen entstehen, sollten Regiesseure alle Ihre Sprecherinnen bitten, den Grobzusammenschnitt der Dialoge und sich dadrin nochmal gegenzuhören - so könnte dem Wunsch nach Retakes sowohl seitens der Regie wie auch der SprecherInnen Genüge geleistet werden. Eine Art frühe Preview bevor Publikum dazu geladen wird ist ja auch sonst nicht unüblich ( wohl- gemerkt rede ich nur vom Sprecheinsatz - sämtliche Musik und zusätzliche Sounds sollten ganz im Hoheitsbereich von Regie und Cut liegen)

Genau das ist auch meine Sichtweise. Ich bin selber immer froh, wenn ich den Dialogschnitt hören darf, weil ich meine Leistung dann viel besser mit der Stimmung in der Szene und Spielweise meines Partners vergleichen kann; meistens liefere ich dann auch von mir aus Nachtakes.
Bei "Eva und der Duft der Blumen" hatten wir die Situation, dass es sich quasi um ein Kammerspiel handelte, das heißt, dass es nur wenige Schauspieler mit viel Dialogen gab. Deswegen habe ich die Sprecher im Regieraum auch an den Dialogschnitten der Szenen teilhaben lassen, weil sie mit ihrer Interpretation 1. zufrieden sein sollten und 2. selbst merken, was ich mit meinen Retakeforderungen bezwecken will. Ob ich dann als Regisseur Vorschläge zur Verbesserung annehme, ist ja meine Sache. Aber gerade, wenn Dialogpartner sich nicht treffen und miteinander spielen können, ist das kennenlernen im Nachhinein, wenn man sich und seinen Dialogpartner hört, umso wichtiger. Zumindest habe ich die Erfahrung bei diesem 4-Personen-Stück gemacht. Durch die Retakes, die Teilweise auch ungefragt kamen, wurde das Stück und das Zusammenspiel der Personen auf jeden Fall immer besser.

Es stellt sich natürlich aber auch die Frage der Relevanz. Bei "unwichtigen" Rollen (z.B. Rollen mit nur einem Satz) lohnt sich so eine Maßnahme nicht. Ich muss als Regisseur immer im Auge behalten, ob mir etwas fehlt, etwas was mir noch nicht gefällt. Wenn ich vollkommen zufrieden bin mit dem Ergebnis, wirft es mich in meinem Zeitplan vielleicht eher noch zurück, wenn ich den Sprechern einen Dialogschnitt zukommen lasse.

Aber das Zusammenspiel der Figuren ist für mich beim Dialogschnitt einer der wichtigsten Punkte. Und ich habe mit der oben geschilderten Variante sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich denke, man muss als Regisseur von Fall zu Fall abwägen.
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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AW: Regiearbeit

@Jamie: Sorry, das war etwas voreilig von mir. Ich hatte mich von Markus etwas angegriffen gefühlt, und weil Du kurz vorher geschrieben hattest das die Praxis den Dialogschnitt im Regieraum zu posten und zu besprechen nicht Dein
Ding ist (für mich gar kein Problem), bin ich dreister Weise davon ausgegangen, dass ihr im Prinzip ungefähr den selben Standpunkt vertretet. Tut mit Leid.:sorry:
Hatte ja auch selbst geschrieben, dass ich hier verschiedene Stile vertreten sehen möchte. Mich würde auch interessieren, warum Regieraum nicht Dein Ding ist. Du hattest geschrieben, dass die Beurteilung einer Sprecherpassage eine Leistung ist, die der Regisseur selbst erbringt. Warum?
 

Jamie

Jamie Leaves
AW: Regiearbeit

@Nils: :) Wir sind zwar zusammen, aber schreiben unsere Beiträge hier ins Forum nicht im Beisein des anderen! Und wir haben auch manchmal unterschiedliche Meinungen! ;)
Um diesen Thread hier aber nicht zu sprengen, würd ich die Diskussion nicht hier weiterführen sondern eher vorschlagen, dass wir das lieber mal direkt per voice im Teamspeak oder so besprechen. Hier geht es ja mehr um allgemeine Standpunkte. Ich fänd in diesem Fall eine direkte Unterhaltung besser. Chat ist immer so mißverständlich, wenn es um so ganz konkrete Dinge geht! Lass uns doch mal per PN was ausmachen! :)
 

Vetter Balin

Martin Beyerling
AW: Regiearbeit

@Martin: das mit der sozialen Schonung musst Du mir erklären, in den Regieräumen sind doch wirklich nur die Mitwirkenden anwesend, und die haben - wie wir hier gesehen haben - ein sehr großes Interesse daran, am Ende nicht als Anfänger dazustehen, weil sie nicht richtig agieren konnten.

Au Backe, da hab ich mit dem Begriff "soziale Schonung" ja was ausgelöst... Ich will das gar nicht so breit treten. Ich bevorzuge es, sowohl Dialogschnitte als auch einzelne Takes nur in meiner Hand zu belassen und die aus meiner Sicht nötigen Änderungen anzufragen (falls da mal mir was nicht passt).
Dafür gibt es viele Gründe, die sich im Laufe meines ersten Schnitts durch Versuch und Irrtum ergeben haben und auch mit meinen Erfahrungen als Sprecher in anderen Produktionen zusammenhängen. Einer wäre: Ich habe für mich festgestellt, dass Intersubjektivität (nächstes Unwort) nicht IMMER und UNBEDINGT zu einem besseren Ergebnis führt und MANCHMAL (!!!) ein kleines Chaos auslösen kann, wo zuvor noch Zufriedenheit herrschte. Auf die Weise können sich Dinge auch, ich nenn's mal, verschlimmbessern. Also setze ich mich lieber selbst in die Verantwortung und stecke auch gerne - falls dann doch was schief geht - die Prügel ein. ;)

Über allem steht auch noch meine generelle Einstellung, das hier alles als Hobby zu betrachten. Das heißt nicht, dilletantisch und selbstzufrieden zu werden, aber doch eine gewisse Lockerheit zu entwickeln, sowohl im Umgang mit dem Medium, als auch mit den Sprechern, als auch mit sich selbst.

Aber diese Arbeitsweise bleibt jedermanns eigene Sache und viele Wege führen zum Ziel. Ich für meinen Teil fühl mich wohl damit. Und ich hoffe, meine Sprecher und Sprecherinnen auch. (???) :eek:


Ps: Noch einmal: Der Thread hier ist echt nützlich, um die eigene Arbeitsweise zu reflektieren und andere Arbeitsweisen kennenzulernen. Macht Spaß das zu lesen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Sascha Kiss

ehemals aarom
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AW: Regiearbeit

Um mal ein Beispiel aus der Praxis zu nennen: Beim Cut von Studis Clan 5 habe ich den Regieraum auf nur wenige Leute (also die Probehörer) begrenzt, damit die Verschlimmbesserungspraktik nicht zum Tragen kommt. Ich persönlich komme gern schnell voran und möchte mich ungerne in Details verlieren die das Voranschreiten endlos in die Länge ziehen können. So zumindest hatte ich es befürchtet wenn jeder seinen Beitrag zu den Szenen hätte leisten können.

Und jetzt denke ich: hätte ich es doch anders gemacht. Dann nämlich wäre sofort aufgefallen, dass Maries Takes gepitcht waren und wir hätten den Fehler direkt am Anfang beheben können. So ist der "Fehler" erst bei der Premiere richtig aufgestoßen und das war mir sehr unangenehm.

Wenn ich noch einmal einen Cut übernehme wenn ein anderer Cutter abspringt, dann werde ich das auf jeden Fall anders machen und alle beteiligten in den Entwicklungsprozess integrieren, auch auf die Gefahr hin, dass man sich in der Diskussion in Details verlieren könnte. Aber dann kann ich immer noch einen Schlussstrich ziehen und Prioritäten setzen.

Sollte ich selber noch einmal ein Skript schreiben und den Cut durchführen, würde ich mich wahrscheinlich eher für eine geschlossenere Variante entscheiden, denn dann könnte ich effektiver arbeiten und hätte ja auch vom Skript über Sprechersuche und Cut eine Linie.

Also ob so oder so hängt für mich künftig von der Projektkonstellation ab.
 

Markus Haacke

alias Doc Markuse
AW: Regiearbeit

Sorry Beipackzettel, ich wollte Dich nicht angreifen.

Der erste Teil war nur meine Interpretation von Vetter Balins Beitrag (soziale Schonung). Ich wollte da quasi erklärend vorgreifen.

Der Rest war meine persönliche Meinung zur ausführlichen Takebesprechung mit allen Beteilligten.

Ich möchte aber niemandem diese Art der Regieführung absprechen. Lasse mich auch gern vom Gegenteil überzeugen.

Alles gut... und locker bleiben. :)
 
AW: Regiearbeit

Also ich bevorzuge viele Regieanweisungen im Skript, auch aus Gründen schnell an einer Szene weiter zu arbeiten und sofort die Grundstimmung inne zu haben, wenn mal unterbrochen wurde. Regieanweisungen für Sprecher können auch alle übrigen Bereiche des Hörspiels betreffen, Musik, SFX und sogar die Mischung.
Ich persönlich hoffe dass, jeder der sich davon eingeengt fühlt an die Einleitung des Skripts erinnert, wo idealerweise die Fahne der eigenen Interpretation und sogar der Improvisation (Ja, Takes sind verhandelbar!) hoch gehalten wird (werden muss).:neo:

Als Cutter freue ich mich immer über Varianten der unterschiedlichen Takes. Es gibt Sprecher die grundsätzlich gleich zu Anfang mehrere Varianten eines Takes mitschicken und das nicht weil etwas misslungen wäre. Varianten und Interpretationen können schnell in Richtungen führen die ich oftmals besser finde als die Takes, die sehr nahe an der „Skript-Regie“ eingesprochen wurden. Im besten Fall entsteht gar etwas komplett Neues. Das erfordert dann aber auch eine gewisse Kontinuität im gesamten Einsprechverlauf.

Wollte darauf mal hinweisen, bevor hier noch Stellen zur Assistenz der Dramaturgieassistenz ausgeschrieben werden... :p
 

Brandywine

Falko Diekmann
AW: Regiearbeit

Zu dem Punkt den Brandy schreibt: "das es nicht einfach ist jemanden den man im Grunde überhaupt nicht kennt zu sagen das er den ganzen Summs nochmal machen soll" - ich denke zumindest wenn ein Sprecher das von sich aus schon anbietet (Im Sinne von: Hier sind meine Takes, hoffe es passt so, wenn nicht bitte unbedingt schreien, dann sprech ich nochmal ein") dann sollte das auch sofern nötig genutzt werden! Vielleicht halt gesammelt und nicht satzweise dann 10x Retakes anfordern, das würde denk ich schon nerven. Aber wenn mir einer schreibt: Pass auf, Satz 3,6,1,12und 237 brauch ich nochmal, und zwar so und so und so und so, dann kann man das ja mal in einem Aufwasch neu machen!

Da hast du theoretisch erstmal völlig Recht.

Praktisch isses aber so das du nicht mit jedem auf die gleiche intuitive Art und Weise kommunizieren kannst was du eigentlich anders haben willst. Es gibt User die sind nur zum Spaß hier, es gibt Leute die mehr oder weniger ein Stimmtraining absolviert haben und Leute die auf der Bühne stehen oder Werbung im Radio machen.

Ich hatte vor geraumer Zeit jemanden vier oder fünf Mal etwas neu einsprechen lassen; ich konnte alle Versionen übereinander legen ohne das ein Echo oder eine merkliche Verzögerung oder Veränderung eingetreten wäre.

Die Leute, inzwischen sind das ja richtig viele, sind hier mit gänzlich unterschiedlichen Ansprüchen unterwegs. Und das ist auch OK so. Manchmal passt alles ganz wunderbar und manchmal nicht. Manchmal kann man es noch retten, manchmal nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
Teammitglied
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AW: Regiearbeit

Praktisch isses aber so das du nicht mit jedem auf die gleiche intuitive Art und Weise kommunizieren kannst was du eigentlich anders haben willst.

Das sehe ich auch so...Deswegen meinte ich weiter vorne im Thread auch, dass wir Methoden sammeln sollten bzgl. wie sage ich es meinen Sprechern inhaltlich was ich will. Kommunikationswege (TS, PN usw.) haben wir nämlich genug.

Auch wenn die eine Methode (z.B. Filmausschnitt) die Vision inhaltlich zu transportieren mit dem einen Sprecher gut klappt - klappt es mit dem nächsten nicht mehr. Deshalb würde ich mir gerade von den Profis - denn von denen kommt meiner Meinung nach am lautesten der Ruf nach mehr Regie - auch mehr methodische Regietipps wünschen.

Ihr dürft nämlich nicht vergessen, die meisten Cutter hier sind keine Profis - geschweige denn Regieprofis. Wenn Ihr wollt das die Cutter den Sprechern mehr Regieführung geben, braucht es meiner Meinung nach einen Methodenkoffer den man als Cutter öffnen kann, um die "Vision" verständlich zu machen. Bzw. kann man dann ja verschiedene Methoden aus dem Koffer je nach Bedarf nutzen.

Dagmar und einige andere haben dazu ja schon etwas geschrieben...Aber überspitzt gefragt, es muss doch noch mehr Methoden als nur Beispielfilme und Vorsprechen geben...Oder?
Wie sind denn Eure Erfahrungen im Theater, Hörspiel, Film, Computerspiel? Wie bringen Euch die Regiesseure dort dazu ihre Vision umzusetzen?
Gibt es Tricks, Vorgehensweisen die hier noch nicht geäußert worden sind?
;)

LG Kubi
 

Markus

Befahrener Ernutzer
AW: Regiearbeit

Sorry, ich steige jetzt etwas spät ein, deshalb habe ich nicht alles durchgelesen.
Meine Meinung,

Regieanweisung
müssen Sinn machen (wir hatten das schon auf dem IHW) ich halte nix von Regieanweisungen wie wütend, und später dann wütender.
Wenn sich das nicht aus dem Kontext ergibt, stimmt mit dem Script was nicht.

Audioanweisungen
ich bin kein Freund von Audioanweisungen. Das geht schon bei den Aussprachehilfen los. Meist höre ich mir die vorher an, ohne das Script durchzulesen, und wenn ich dann vor dem Mikro sitze denk ich mir dann: "verd... wie hat man den nochmal ausgesprochen!" Mein Bitte wäre hier das Script auch noch mit Lautschrift zu versehen (bei schwierigen Stellen). Erspart Nachtakes!
Wenn ich Szenen vorgesprochen bekommen, dann fühle ich mich schon etwas als Pappagei, der nachplappert. Sicher hat der Regisseur eine bestimmte Vorstellung, aber vielleicht kann ihn der Sprecher auch von seiner Interpretation überzeugen.

Teamspeak finde ich ok für große Rollen mit viel Text.

Vom Dialogschnitt posten im Regieraum halte ich gar nix! Ich kritisiere keine Kollegen und mache das schon gar nicht in irgendeinem Regieraum!
Wenn der Cutter mit einer Szene nicht zufrieden ist kann er mich direkt anschreiben und ich spreche das selbstverständlich nochmal ein. Wenn es eminent wichtig ist auf das Spiel des anderen zu reagieren kann der Cutter ja den Dialogschnitt der Szene meinetwegen mitschicken. Aber Rudelhören im Regieraum ist für mich ein Nogo!

Ansonsten sollten die Cutter sich einfach nicht scheuen Nachtakes einzufordern. Wir sind alle an einem tollen Ergebnis interessiert und jeder sollte sich auch konstruktiver Kritik stellen.
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
Teammitglied
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AW: Regiearbeit


Audioanweisungen
ich bin kein Freund von Audioanweisungen. Das geht schon bei den Aussprachehilfen los. Meist höre ich mir die vorher an, ohne das Script durchzulesen, und wenn ich dann vor dem Mikro sitze denk ich mir dann: "verd... wie hat man den nochmal ausgesprochen!" Mein Bitte wäre hier das Script auch noch mit Lautschrift zu versehen (bei schwierigen Stellen). Erspart Nachtakes!
Wenn ich Szenen vorgesprochen bekommen, dann fühle ich mich schon etwas als Pappagei, der nachplappert. Sicher hat der Regisseur eine bestimmte Vorstellung, aber vielleicht kann ihn der Sprecher auch von seiner Interpretation überzeugen.

Danke für den Tipp! Lautschrift ist zum Beispiel eine Methode die mir ohne Dein Posting nie in den Sinn gekommen wäre... gerade mal in der Wikipedia nachgeschaut...

Könnte für manche Autor Sprecher Cutter Interaktion z.B. bei unausprechlichen Namen aber nützlich sein...

Hier 2 Links zu Lautschriften

Welche gibt es?
http://de.wikipedia.org/wiki/Lautschrift

Die gebräuchlichste Lautschrift IPA
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_IPA-Zeichen
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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AW: Regiearbeit

Markus schrieb:
Vom Dialogschnitt posten im Regieraum halte ich gar nix! Ich kritisiere keine Kollegen und mache das schon gar nicht in irgendeinem Regieraum!
Wenn der Cutter mit einer Szene nicht zufrieden ist kann er mich direkt anschreiben und ich spreche das selbstverständlich nochmal ein. Wenn es eminent wichtig ist auf das Spiel des anderen zu reagieren kann der Cutter ja den Dialogschnitt der Szene meinetwegen mitschicken. Aber Rudelhören im Regieraum ist für mich ein Nogo!
Ich habe das jetzt schon aus verschiedenen Richtungen gehört oder gelesen, bisher aber immer ohne eine Begründung die mich befriediegt. Warum? Ist das für Dich oder andere ein Nogo?
Ich selbst beführworte das ja sehr, aber auf die Dinge die meiner Ansicht nach dafür sprechen ist nach meinem Gefühl noch keiner von euch eingegangen.
 

Markus

Befahrener Ernutzer
AW: Regiearbeit

Ich habe das jetzt schon aus verschiedenen Richtungen gehört oder gelesen, bisher aber immer ohne eine Begründung die mich befriediegt. Warum? Ist das für Dich oder andere ein Nogo?
Ich selbst beführworte das ja sehr, aber auf die Dinge die meiner Ansicht nach dafür sprechen ist nach meinem Gefühl noch keiner von euch eingegangen.
Ich finde einfach mit dem Abgeben meiner Takes habe ich mein Bestmöglichstes getan. Jetzt ist der Cutter/Regisseur am Zug und sollte entscheiden ob es passt oder nicht!
Mit Dialogschnittrudelhören machtst Du die Sprecher auch zu Regisseuren, und erhältst dann im schlimmsten Fall lauter verschiedene Meinungen, und mitunter dann auch Streitereien, weil Sprechregisseur 1 findet das Sprechregisseur 2 seine Takes anders einsprechen muss, Sprechregisseur 3 findet seine Takes überhaupt zu leise und so weiter. Am Ende muss man dann wieder mühsam versuchen sich zu einigen, und ich denke das kostet nur Zeit, und eine Verbesserung ist meist, wenn überhaupt nur minimal.
Warum macht ein Cutter/Regisseur ein Rudelhören? Ist er sich seiner Arbeit so unsicher, dass er sich absichern möchte? Wenn dem so ist finde ich es besser sich vielleicht mal mit einem anderen Cutter zusammenzutun, aber nicht mit den Sprechern. Meiner Meinung nach könnte der dem Cutter sicher bessere Tipps geben, als ein Sprecher. Wir haben hier so tolle Cutter/Regisseure, da brauchen wir nicht noch ein Rudelhören.
Ich bin halt der Meinung, dass Hörspiel-machen nun mal hierarchisch aufgebaut sein sollte. Jeder sollte seine bestimmten Aufgaben haben und Punkt.
Ein Rudelhören verlängert das Ganze halt ungemein, und ich bin mir nicht sicher ob das Ergebnis so viel besser wäre als ohne Rudelhören.
Klar gibt es vielleicht einige Beispiele bei denen es besser gewesen wäre, wenn vorher noch jemand drübergehört hätte, aber müssen es dann gleich alle Sprecher sein?
So, ich hoffe ich konnte Dir in der Kürze der Zeit meine Meinung darlegen. Das Ganze als Nogo zu bezeichnen war vielleicht etwas zu viel, sagen wir ich finde das Rudelhören nicht notwendig.:)
 
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