• Blut-Tetralogie   Dark Space

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Regiearbeit

Was hilft das hilft, nur darum geht's doch . Un wat dem een sin Uul, dat is dem annern sin...wie hieß dies lustige Wort?
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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AW: Regiearbeit

Ich will hier ja auch gar nicht versuchen hier großartig Überzeugungsarbeit zu leisten, und ch will jetzt auch nicht meine Ansichten wiederhol

en, die ich weiter oben schon ausgeführt habe. Mir geht es beim "Rudelhören" wie Du es nennst nicht darum meine Aufgabe als Regisseur aus der Hand zu geben und es hat auch nichts mit Unsicherheit zu tun. Ich möchte das Potential des Ensembles einfach nur voll ausschöpfen und ich möchte, dass am Ende alle möglichst zufrieden sind mit ihrer eingebrachten Leistung.
Es ist sicherlich auch mein persönlicher Tick, dass ich das Hochhalten weder von althergebrachten Strukturen noch Traditionen, nur um ihrer selbst willen sonderlich Sinnvoll finde. Bezogen auf Regie denke ich, dass der Sinn der klassischen Hierarchien nur in dem klassischen Kontext zu finden ist. Wenn sich zig Künstler, Techniker, Assistenten und der Gleichen an einem Drehort oder in einem Produktionsstudio aufhalten und jede Minute Geld kostet, dann ist es sicherlich total hilfreich klare Strukturen zu schaffen. Hoertalk ist ein völlig andersartiges Spielfeld. Zum einen haben die Sprecher in der Dezentralen Produktion während der Auzfnahme der Takes überhaupt keine Möglichkeit ihre schauspielerische Interaktion fachkompetent zu betreiben, zum anderen haben wir hier ganz andere Zeitliche freiheiten als kommerzielle Produktionen. Zu sagen "Es sollte so sein, weil es eben so ist und immer so war, der Regisseur führt Regie und sonst keiner, Punkt" wiederspricht auch einfach total meiner persönlichen Weltanschauung. Für mich ist das eine total verstaubt-konservative Haltung die ein diesem höchst progressiven Projekt auf mich total deplaziert und kontraproduktiv wirkt. Ich will hier niemanden persönlich angehen, und ich finde es auch ebenso wichtig und richtig, dass jeder hier seinen persönlichen Stil ausleben darf. Ich gebe nur zum besten, wie es sich für mich anfühlt sowas zu lesen.

:friends::drinks:​
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Regiearbeit

Zu sagen "Es sollte so sein, weil es eben so ist und immer so war, der Regisseur führt Regie und sonst keiner, Punkt" wiederspricht auch einfach total meiner persönlichen Weltanschauung
Lieber Zettel - dass Du Dich mal nicht verzettelst in den eigenen Ausführungen.
Ich finde sehr sympathisch was Du schreibst, aber wichtig, und das gilt nicht nur für Dich, ist doch, zu überprüfen, wie klischebehaftet und verstaubt oder was auch immer die eigene Idee von Regieführung ist - bevor man selbst die Regie als wichtige Position innerhalb des künstlerischen oder kreativen Miteinander als angegammelt betrachtet.
Ich empfehle, wens interssiert, sich zum Beispiel mal mit Luc Bondy zu beschäftigen, ein sehr eigenständiger, herausragend feinsinniger, charismatischer Regisseur - fast schon eine Legende.
Ich schreibs nochmal auf: wer sich nicht immer an die Seite von Regisseur Zufall setzen will, sondern daran glaubt, dass mittels Kommunikation untereinander noch ein ganzes Stück mehr in Richtung Zielgerade rauszuholen sei, der hat von vielen SprecherInnen hier grünes Licht, glaube ich; bevor hier weiter von "Sozialschonung" oder "Rudelhören" die Rede sein muss, gilt festzuhalten:
der Kritik an einem Hörspiel sind letztendlich alle Beteiligten ausgesetzt - und deswegen liegt bei denen, die das Finishing übernehmen, der Regie eben, ganz besondere Verantwortung.
Zwar seh ich es eher lässig hier auf unserem Spielplatz - wenn ich mir aber dann doch im Einzelnen beispielsweise die Kritiken aus Zellstoff und Fritze Harmann vor Augen halte, dann fällt mir schon auf, wie sehr mit einemmal "Sprecherleistungen" auch losgelöst als beurteilbar gehandhabt werden ( was meiner Meinung nach überhaupt nur sehr bedingt möglich ist ), und im o.g. Falle fand ichs dann schon sehr bemerkenswert wie der Tintenmörder sich plötzlich zum Fritze ins Verhältnis gesetzt sehen musste, obwohl er doch nicht nur viiiiiiel älter als dieser war, sondern auch noch das entschiedene Resultat aus jeweils drei recht unterschiedlichen Varianten pro Take....mir selbst war der eine garnicht mehr präsent als ich mich über den anderen her machte - und das ist nur eine von vielen Variablen, mit denen die SprecherInnen hier neben dem Versuch, selbst "gut" zu spielen, auch zu tun haben.
Und übrigens, @Kubi, eine Methodik nach Liste gibt es für Regisseure allenfalls im strukturellen Sinne bezogen auf gründliche Vorbereitung aber ganz bestimmt und glücklicherweise nicht in Hinblick auf die Art des Umgangs mit den SprecherInnen.
Alles in allem behandelt dieser Thread ja eigentlich nichts anderes als den Wunsch vieler, es sich beim gemeinsamen Arbeiten eben nicht zu einfach zu machen - sozusagen nicht zu glauben, wenn man seinen Part erfüllt hat, sei man aus dem Schneider. Bis zum Schluss sitzen alle an den Rudern, um das Boot durch die Brandungszone sicher ans Ufer zu bringen. Regisseure sind keine Chefs, keine Nur-so-gehts-Vormacher, auch nicht die Allwisser vor Ort sondern per Verabredung die Bestimmer oder Durchsetzer - so wie Kolumbus auf der Santa Maria, wo er höllisch aufpassen musste, dass seine Crew nicht meutert, sich an die Kehle geht, völlig demotiviert etc. ist. Er wusste auch nicht, ob alles gut ausgeht - aber er war beseelt von einem Gedanken, den er irgendwie gerade gut genug verteidigen konnte, um mit allen schliesslich jenseits des Ozeans wieder Grund unter den Füssen zu finden. Nur darum gehts...
Wenn einer sagt:"Leute, wir suchen den Schlüssel jetzt alle nur da, wo die Laterne hinscheint", dann kann das ein tolleres Resultat ergeben als wenn sich, eigentlich logischerweise, alle anfangen, im Dunkel zu verstreuen, weil sie meinen, sie wüssten es besser - es geht irgendwie ums miteinander ankommen - der Rest ist fast egal. Mit klug, schön, fleissig sein und recht haben ist die "Kunst" jedenfalls nicht in die Menschheit gekommen - und mit Demokratie ebensowenig wie mit Despoten.
 
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Vetter Balin

Martin Beyerling
AW: Regiearbeit

Zu sagen "Es sollte so sein, weil es eben so ist und immer so war, der Regisseur führt Regie und sonst keiner, Punkt" wiederspricht auch einfach total meiner persönlichen Weltanschauung. Für mich ist das eine total verstaubt-konservative Haltung die ein diesem höchst progressiven Projekt auf mich total deplaziert und kontraproduktiv wirkt.

Ich vermute, so war es auch nicht gemeint. Die Haltung, die Regie im Verborgenen und unter Ausschluss des Ensembles zu führen, hat ihren Ursprung ja nicht in einer Traditionsargumentation, sondern durchaus in praktischen Erwägungen, die mittlerweile sowohl bei mir als auch bei anderen benannt worden sind. Da hat jeder seine eigenen Gründe und die müssen auch gelten dǘrfen. Ich hatte ja auch geschrieben, dass es für mich VIELE Gründe dafür gibt, ich aber nicht alle nennen möchte. Aber auf keinen Fall beziehe ich mich (und ich glaube Markus auch nicht) da auf reinen Konservatismus.

Wir sind uns ja ohnehin einig, dass hier in dem Forum Pluralismus herrschen darf und sollte - das schließt natürlich auch die Regie ein. Wäre ja auch langweilig und stagnativ, wenn hier jeder alles auf dieselbe Weise handhaben würde. :music:
 

bob7

__________________
AW: Wild West Zombies ohne Biss

Um noch mal pragmatisch zu werden. Bei den 5 Hörspielen die ich hier gecuttet habe, habe ich es genauso gemacht wie von Kubi im ersten Post beschrieben. Am wichtigsten dabei war zeitnah Retakes anzufordern und hier auch nicht scheu zu sein.
Das scheint mir für die Projekte hier im Schnitt der beste Weg - mit allen "Wenns" und "Abers".
Der nächste Schritt um NOCH besser zu werden (vor allem wichtig für die Sprecher) ist die direkte [Telefon-]Regie. Ich kann jeden verstehen der da Berührungsängste hat aber das gibt sich nach einiger Zeit und fängt schnell an richtig Freude zu machen weil das Ergebnis schlicht besser wird, man sofort Feedback erhält, man ein "Publikum" hat und es auch einen Vorgeschmack auf die spätere Studiopraxis darstellt; vorausgesetzt man interessiert sich dafür.
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
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AW: Regiearbeit

Und übrigens, @Kubi, eine Methodik nach Liste gibt es für Regisseure allenfalls im strukturellen Sinne bezogen auf gründliche Vorbereitung aber ganz bestimmt und glücklicherweise nicht in Hinblick auf die Art des Umgangs mit den SprecherInnen.

Ich glaube hier verstehen wir uns falsch oder wir haben wirklich eine andere Sicht auf das Thema.

Es ist für mich extrem wichtig, wie kann ich meine Vorstellung den Sprechern möglichst plausibel vermitteln. Und darum geht es mir. Und ich glaube schon das es da Methoden bzw. unterschiedliche Arten des kommunikativen Umgangs gibt.

Ich will ja nicht eine Liste die ich stoisch abarbeite sondern viele Methoden des Umgangs finden, um meine Vision möglichst eindeutig und dann auch individuell zu transportieren.
Die "Methoden" kann ich dann je nach Bedarf bzw. Wunsch des Sprechers herausholen.

Wenn z.B.
  • der eine es vorgesprochen haben will...ok bitte.
  • der nächste will ein Filmbeispiel nunja, finde ich persönlich eher kontraproduktiv aber wenn er/sie das will ... ok
  • der übernächste will eine detaillierte Biographie der Rolle auch ok...
  • der überübernächste möchte eine Lautschrift umschreibung... auch ok...
  • der überüberübernächste will mir das Skript im TS vorspielen auch ok...
Aber damit ich Möglichkeiten wie diese einsetzen und den Sprechern anbieten kann, muss ich sie doch erst mal kennen. Gerade als Regie Neuling...Deshalb würde ich solche Methoden hier gerne sammeln.

Sonst bleibt es beim lapideren "Sprich mal nochmal ein...".
Und den Regisseur Zufall willst Du ja zurückfahren, soweit ich Dich verstehe.

Ich glaube es gibt schon eine Menge mehr solcher Methoden.
Sonst bräuchte man ja auch keine Regieausbildung und könnte die Studiengänge dichtmachen (Achtung das war eine bewusste Überspitzung :) )

Wobei ich aber auch vermute, dass sich die Regieführung im Theater- Film- TV und Hörspiel doch sehr unterscheidet.

Mein ganz oberflächlicher Eindruck war bisher z.B. immer, dass TV Regisseure straighte Ansagen machen, während Theaterregisseure sich mehr Zeit nehmen eine Rolle gemeinsam mit dem Schauspieler zu erarbeiten...

Trotzdem benutzen alle irgendwie ja Methoden um sich gegenüber den Schauspielern auszudrücken...

Ich habe vor einigen Jahren mal einige Bibo - Bücher zu Regie gelesen...Wenn ich mich so dumpf erinnere klang das damals gelesene doch alles sehr nach Methode. Gut es ging meist um Filmregie und es waren amerikanische Autoren...Amis sind im Filmgeschäft ja eher Handwerker, während sich Europäer doch häufiger als Künstler verstehen. Handwerker haben Tools und Künstler Musen. :)

Also hier einige Bücher wo das Thema Regie zumindest angerissen wird, soweit ich mich erinnere...Inwiefern man mit dem dort geschriebenen übereinstimmt muss man natürlich selbst entscheiden...


  • Judith Weston " Schauspielführung in Film und Fernsehen"
  • Newton & Gaspard "Digitales Filme machen " => Kap. 9
  • Alan Ayckbourn "Theaterhandwerk: 101 selbstverständliche Regeln zum Schreiben und Inszenieren"
  • Zindel & Rein "Das Radio Feature"

Man muß das dort Beschriebene ja nicht toll finden, aber man kann ja trotzdem schauen was es da in dem Bereich so gibt...Und sei es nur als Denkanstoss oder um festzustellen "Nee so mache ich das nicht."

Also ich würde mir wirklich noch mehr Input wünschen wenn jemand positive Erfahrungen mit einer bestimmten Vorgehensweise (Methode :) ) der Regie gemacht hat.


X Mas Grüße
Kubi
 
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joe adder

Karsten Sommer
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AW: Regiearbeit

Ganz wichtig bei diesem Thema ist doch, fuer sich DAS herauszuziehen, was am besten zu einem passt. Und vielleicht denkt ja auch jemand beim Lesen, dass man mit gewissen "Techniken" ( so nenne ich sie jetzt mal ) experimentieren kann. Und versucht es einfach!
Letztlich ist es nun mal der Cutter/Regisseur, der am Ende die ganzen Zutaten zu einem leckeren Kuchen zusammenruehren muss. Und wenn auf dem Weg dahin etwas Milch fehlt und da ein wenig mehr Butter ran koennte, dann gibt man das eben dazu. Und ganz am Schluss kann man sich dann noch entscheiden, ob nun Zuckerguss, Puderzucker oder vielleicht Schokostreusel oben drauf kommt. :D
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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AW: Regiearbeit

Danke, man hätte kaum schöner sagen können was mir am Herzen liegt, als es Xilef getan hat. Ich wollte mich selbst nicht so darstellen, als sei es mein erstes Anligen alte Konventionen zu zerkloppen wo ich kann. Ich finde es lediglich Sinnlos und auch belastend, sich darauf zu berufen, wenn sich der Kontext vollkommen verändert hat. Ich möchte auch nicht so tun, als sei ich über sämtliche alten Konzepte erhaben, um Himmels willen :D dafür weiß ich viel zu wenig über das Fach.
Der Pluralismus der verschiedenen Arpbeitsweisen hier im Projekt, wie Martin so schön sagte, finde ich nicht nur gut und richtig, isch würde sogar so weit gehen, dass er auf Ebene des ganzen HSP für mich das selbe ist, wie das Einbeziehen des ganzen Ensembles in die Regiearbeit auf der ebene eines Hörspieles. Eben das ganze Potential, die kreative Power und die vielfältigen Kompetenzen und Erfahrungen aller Beteiligten zu nutzen.
Darum reite ich auch immer noch auf diesem Thema herum - ich hoffe es nervt noch nicht zu sehr - Es geht mir nicht darum das Konzept der "Soloregie" nieder zu diskutieren. Im Gegenteil, ich glaube ja dass es dafür gute Gründe gibt, ich will sie nur gern verstehen. Alles was ich bis jetzt gelesen habe war zum einen ein sich auf alte Werte berufen, zum anderen Vermeidungsstrategien bezogen auf alle möglichen diffusen Ängste: Es könnte Streit geben, es könnte in Chaos ausarten, es könnte den Prozess zu sehr in die Länge ziehen, es könnte der Eindruck entstehen, der Cutter sei seiner Aufgabe nicht gewachsen. Gut, wenn jemand solche Ängste hat, sollte das jeder respektieren, ich will das auch, und in dem Fall sind kollektive Arbeitsmethoden für den entsprechenden Regisseur sicherlich ungeeignet. Ich selbst habe noch nicht viele Erfahrungen gesammelt bis jetzt, aber solche waren überhaupt nicht dabei. Ich empfinde kleine Meinungsverschiedenheiten als sehr förderlich für den Prozess. Wenn mir im Regieraum jemand sagt, dies oder das klingt für mich nicht gut, ergibt keinen Sinn usw., dann kann ich für mich selbst sehr schön Position dazu beziehen und entweder sagen, aus diesem und jenem Grund möchte ich's trotzdem so lassen oder stimmt, danke, ist mir gar nicht aufgefallen. Der Cut ist ein langwieriger Prozess der irre viel Konzentration fordert und da finde ich es einfach nur schlau einen Teil der Last abzugeben an alle, die sich gern beteiligen möchten. Deswegen gibt man ja nicht das Ruder aus der Hand - ich verweise nochmal auf das Gleichnis von Xilef.
Also, ich frag nochmal - nur noch ein mal, dann lass ich euch in Ruhe - Liebe Cutter die ihr die Soloregie bevorzugt - lasst mich / uns doch Teilhaben an den konkreten, praktischen Vorteilen, an euren Erfahrungen, nach denen eurer Meinung nach eine dezentrale Hörspielproduktion wie wir sie machen durch Soloregie zu einem schöneren Hörspiel führt.

@Kubi - ich finde Dein Anliegen hier im Thread übrigens ganz großartig, ich kann nur mangels Erfahrung nichts weiter dazu beitragen. Ich werde aber Dein Ergebnis mit Freuden verkonsumieren. Also @Regisseure, her mit den Methoden!
 

Vetter Balin

Martin Beyerling
AW: Regiearbeit

Ts... dieser Nils lässt einfach nicht locker. :D

Eigentlich ist es doch gar nicht nötig, diese Arbeitsweise zu verteidigen. Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich mich so wohler fühle und glaube, auf DIESE Weise das Beste aus meinem Ensemble herausholen zu können. Mir ist klar, dass die Sozialpsychologie oft belegt hat, dass Gruppenergebnisse meistens besser sind als Einzelergebnisse (NASA-Experiment) und das ist auch total berechtigt, aber im Grunde sind das andere Kontexte und auch keine Naturgesetze. Da es in meinem Fall meistens so ist, dass Skript, Schnitt und Regie in meiner Hand liegen, habe ich auch eine präzise Vorstellung wie das Produkt zu klingen hat. Da vertrau ich mittlerweile sehr auf meine Intuition und Urteilskraft. Für den technischen Aspekt lasse ich mich dann am Ende von Testhörern beraten. Daher brauche ich schlichtweg kein intersubjektives Gegenhören und Beratschlagen. Wie das läuft, wenn ich ein Skript umsetze, dass ich nicht geschrieben habe... naja, abwarten. Dann muss man sicher eine andere Arbeitsweise finden.

Fazit: Strategien des Arbeitens ergeben sich durch den Gebrauch. Und für meinen Gebrauch erschien und erscheint mir die Arbeitsweise des, nennen wir's mal, einsamen Regisseurs als tauglich. Das ist tatsächlich weniger ein Argument als ein Gefühl und insofern rational unhinterfragbar. :D
 

ROH

Ryan
AW: Regiearbeit

Ich kann zu diesem Thema jetzt hier 20 DINA4 Seiten schreiben… - daher versuche ich – zu kürzen. Es gibt da nämlich eine Sache, die mir sehr wichtig ist, denn die Zusammenarbeit zwischen Besetzung und Regie ist ein Geben und Nehmen.

Das heißt, normalerweise sollte ein Darsteller auch etwas mitnehmen aus einem Projekt – sein Handwerk betreffend.

Dabei geht es vor allem um die – die gerne spielen wollen – aber halt auf Grund ihres Lebens, jetzt nicht unbedingt aus dem Bereich der Schauspielerei kommen.
Da kommt eigentlich ein ganz wichtiger Punkt auf die Regie zu.
Regie heißt nicht, du setzt dich in deinen Stuhl und bist König des Tages.
Sondern Regie heißt du bist verantwortlich für ein Projekt, an dem eine Menge Menschen beteiligt sind. Die spielen nicht für dich, die spielen für das Projekt und damit für das Publikum. Du hast als Regisseur „nur“ die Verantwortung für alles – aber damit auch die Verantwortung für das Spiel der Darsteller (deren schauspielerische Leistung).

Das heißt du musst mit Schauspielern, die vielleicht in einer Rolle – nich soooo gut sind – arbeiten und auf diesem Feld auf dem wir uns hier bewegen heißt das, du bist auch Schauspiel-Lehrer.
Und in diesem Sinne sind wir jetzt an einem Punkt, der auch eure gerade andauernde „Diskussion“ betrifft bzw. Herrn Kubi auch interessieren könnte.
Der Markus hat das schon gesagt ohne es direkt zu formulieren:

Schauspielerei und Regie ist eine reine Vertrauenssache.

Wer jetzt sagt: „Das glaub ich nicht“ – der kann in die Kirche glauben gehen. Tschüss.
Gespräch endet hier. So elementar ist das zu wissen.

Und das Problem – das hat der Xilef schon angesprochen in Bezug auf Mr.Kubi – Vertrauen zu schaffen hat nix mit der Kunstmaterie an sich zu tun.
Du musst dich auf deine Besetzung einstellen. – Wenn du das nicht hinkriegst- was die bringen sollen – machst du einen Fehler. So hart das klingt.
Ich kenne den Satz: „Ich habe alles menschenmögliche versucht – dennoch hören sich die Takes wie beim ersten Mal an!“
Nein, hast du dann NICHT. Du bist verantwortlich für deren Spiel.
Wie machst du das? – Das ist Erfahrung. – Wenn du dich nicht auf Menschen einstellen kannst – bist du der falsche Mann für den Job.
TV, Kino, Theater, Hörspiel, Indien, USA, Europa alles dasselbe - es gibt nur einen Unterschied in den Mentalitäten (du kriegst 10 Amerikaner sicher schneller bewegt als 10 Deutsche - das ist es aber auch schon) ....

Aber um auch mal den Bogen zu spannen - zu dem anderen Exkurs hier:
Du stehst als Regisseur in einer Verantwortungsposition, die nur auf Vertrauen begründet ist. Das heißt du bist Stütze für die Darsteller und auch gleichzeitig deren Schild. Und ein guter Schauspieler verlässt sich darauf, dass du für eine Darstellung auch von dem schlechtesten Schauspieler sorgst, so dass das Schiff nicht untergeht sowie der schlechteste Schauspieler, dass du ihn genau so behandelst wie deinen besten Mann.

Deswegen sagen hier einige Schauspieler – sie kritisieren den Cast nicht. Weil es ist simpel und einfach nicht ihr Job. Das ist der Job des Regisseurs. Die wissen, wenn einer scheiße ist – hat die Regie scheiße gebaut oder die Regie hat entschieden: Wir fahren damit.
Die würden damit indirekt immer das Projekt kritisieren (an das sie glauben).
Und das ist auch der Grund warum Community-Regie – nie funktioniert. Das gibt es überall in allen Kunst-Bereichen, aber es kann sich nicht durchsetzen.
Der Grund dafür hat nix mit Produktions-Schemata oder „alte Werte“ oder anderen Blödsinn zu tun, die hier „gemutmaßt “ wurden - sondern ist simpel und einfach im Vertrauen begründet – die eine bessere Darstellung schafft.

Eine Schiffsbesatzung – die während der Fahrt noch diskutiert wie sie fahren sollen – wird niemals so gut sein, wie eine Besatzung die sich von der Einstellung her fest überzeugt ist, sich auf jeden Mann/Frau an Deck in jeder Situation blind verlassen zu können.
Vor allem auch noch in solchen Freiszenen – wo die Leute auch noch freiwillig melden.

Das ist – im übrigen – ein Naturgesetz. Gegen eine solche Truppe kommst du nicht, egal in welchem Bereich. Ihr zeigt das auch sehr schön in eurer Diskussion. Das ist der entscheidene Satz:

Beipackzettel schrieb:
Zum einen haben die Sprecher in der Dezentralen Produktion während der Auzfnahme der Takes überhaupt keine Möglichkeit ihre schauspielerische Interaktion fachkompetent zu betreiben,

Du vertraust also dem Cast nicht – das zu können. Da steht in deinem Beitrag noch viel mehr in diese Richtung. Nur mal als Beispiel: Ich bin von dem Gegenteil dieses Satzes überzeugt und würde ihn auch niemals schreiben. Weil ich damit indirekt den Darstellern mit denen ich hier schon gearbeitet habe sagen würde – ihr habt nicht 100% gegeben – aus welchen Gründen auch immer. Ich bin davon überzeugt, dass die so gut sind, dass die auch das Optimum solo rausholen können. Reine Vertrauenssache – mal anders herum.


Beipackzettel schrieb:
Mir geht es beim "Rudelhören" wie Du es nennst nicht darum meine Aufgabe als Regisseur aus der Hand zu geben und es hat auch nichts mit Unsicherheit zu tun. Ich möchte das Potential des Ensembles einfach nur voll ausschöpfen und ich möchte, dass am Ende alle möglichst zufrieden sind mit ihrer eingebrachten Leistung.


Doch. Genau das ist Unsicherheit. Wenn du absolut davon überzeugt wärst, dass es perfekt ist – würdest du das nicht tun. Und warum das System sich nicht durchsetzt – dieses Community-System (so wird das genannt – das machst du glaub ich aber gar nicht) im Vergleichsfall und Extremfall wirst du niemals das Niveau von den Jungs erreichen – die sich blind aufeinander verlassen.


Nimm ein einfaches Beispiel: 5 Leute, Laientheater – erfahrene Regie – der eine macht Community – der andere Normal – die 5 Leute können diskutieren bis sie blöd werden – der der die meiste Erfahrung hat ist die Regie – der kann nur auf sie zugehen und auf der Mitte treffen. Der andere Mann holt die zu sich hoch. Ab dem Level können sie jetzt „schleifen“.
Aber das Level wird immer höher sein, als das von der anderen Gruppe.

Das ist der Grund warum das System sich durchgesetzt hat in der darstellenden Kunst. Es geht darum das beste zu erreichen. Um nix anderes. Sei es ein schlechteren Mann nach oben zu kriegen oder über die 100% Marke zu kommen – nenn es wie du willst.
Reine Vertrauenssache und wenn du jetzt noch Hamlet aufführen willst – jede Menge Erfahrung über ganz individuelle Eigenheiten.
Da kann ich dir (@Kubi) hier 20 Seiten zu schreiben – und geh fest davon aus – das wird dir so nicht helfen, es sei denn du sagst: Ich möchte unbedingt so wie Person X Regie führen.
Nen Master-Plan gibt es da nicht, weil du arbeitest mit Menschen im leeren Raum, der gefüllt wird. Das ist immer von den Menschen und deinem Projekt auch abhängig, da kannst du immer nur grob in eine Richtung zeigen – und ich habe das ein bisschen mit diesem Beitrag getan – aber „rann an den Speck“, dafür müssten wir den „Speck“ mal haben. Du willst Methoden - schaff Vertrauen - und such den Fehler erst in der Regie - nicht beim Darsteller.
Einen besseren Tip kann ich dir nicht geben.

Gruß
Ryan
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
Teammitglied
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AW: Regiearbeit

Lieber Ryan

auch Du missversteht mich anscheinend.

Es geht mir überhaupt nicht um einen Masterplan Regie, sondern darum viele "Methoden" kennenzulernen um eine "Vision" zu den Sprechern zu transportieren.
Denn auch das ist ein Weg um Vertrauen aufzubauen, das Du ja so vehement einforderst. Wenn der Sprecher nicht versteht was ich will, er aber um Nachtakes gebeten wird, dann verliert er wohl irgendwann das Vertrauen. Also muss ich ich einen Weg finden, mich ihm gegenüber klarer zu äußern.

Außerdem sind die Vorgehensweisen anderer (Methoden) auch ein Weg von deren Erfahrungen zu profitieren.

Es ist dann zwar kein selbst erlebtes Wissen...aber was ist schon selbst erlebt im Sinne von Platons Schatten an der Wand.

LG
 
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Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Regiearbeit

So - jetzt sind wir wohl kurz vor dem Punkt, wo jemand sich melden sollte und sagen: Leute, jetzt lasst bitte mal die Kirche im Dorf ! Wir sind hier nicht Ariane Mnouchkine oder Peter Brook, auch nicht das Living Theater und dergleichen, sondern weitgehend ein einander recht unbekannter bunter Haufen, der sich aus welchem Motiv auch immer unter dem Motto WIRMACHENZUSAMMENHÖRSPIELEHÖRENSIEANUNDFREUNUNSDARÜBERDASDASGEHT im Internetz versammelt - punctum!
Mir ist sympathisch, dass aus Dir, Kubi, der kreative Handwerker spricht, wenn Du nicht zu unrecht forderst, es müsse hierherum doch mal locker ein ganzer Katalog praktischer Tipps zusammenzustellen sein, die sich dann ganz pragmatisch anwenden lassen.
Fast am anderen Ufer, sehr idealistisch nämlich, lässt Roh sich aus, denn natürlich ist es in der Realität insofern völliger Kabbes, zu fordern, dass die Zusammenarbeit (Schau)spiel/Regie vor allem und damit reine Vertrauenssache sei. Die Wirklichkeit sieht anders aus, schon deswegen, weil, ginge es nach Vertrauen, viele Teams nie zusammengefunden hätten. Trotzdem stimmt es, dass mit Vertrauen füreinander im Gepäck, und sei es nur vernunftgespeistes Vorschussvertrauen, schon viel gewonnen wird - weil sich, und meiner Meinung nach kommt es darauf an, nur dann wirklich fruchtbare Arbeitsteiligkeit im kreativen Schaffensprozess herstellt. Der jeweilige Job lässt sich nämlich nun versachlichen - und das ist wichtig zu verstehen: wer für welche "Hausaufgaben" zuständig ist und wer welche machen muss. In diesem Sinne kann, lieber Kubi, ja vielleicht auch eine Art "Anleitung zum unglücklich sein" oder möglichst umgekehrt zusammengetragen werden....
Und weil demder RegiesseurIn in der Regel die Rolle des ersten Zuhörers zukommt, der von Anfang an den kompetenten Überblick haben muss über die Einzelteile, aus denen ein Film im Kopf möglichst vieler Zuhörer entstehen soll, kommt auf ihn enorme Verantwortung zu, sollte er sich mit auch nur irgendeiner Kleinigkeit zufriedengeben, die bei ihm selbst im Kopf aber nichts ausgelöst hat ( der einzige Grund, warum es z.B. DramaturgInnen gibt, die eigens dafür da sind, nach den "Zündungen" während einer Produktion zu fragen - und auch der Grund warum Regiesseur und Dramaturge einander oft hassen).
Das Gespräch hier lohnt sich eben deshalb, denn hier dürfen alle, die sich dazu berufen fühlen auch alles machen - so sie denn ein Team und einen Cast finden, der mitmacht.
Da es, wie einst thematisiert, möglicherweise im Forum eine oft unerfüllte Besetzungssehnsucht gibt, ist möglicherweise der Wille, bei Irgendwas mitzumachen recht ausgeprägt - dennoch, das entbindet keinen aus der Pflicht, seine eigene wichtige Rolle wirklich ernstzunehmen ( oder sich, fühlt mensch sich ihr nicht gewachsen, rechtzeitig einen Stellvertereter oder Kompagnon zu suchen ), völlig egal welche.
Die Offenheit sich aufeinander einzulassen ist gut gepaart mit der Offenheit, vom reicheren Erfahrungsschatz anderer jeweils zu profitieren ( und nicht dagegen Männchen zu machen ); das gilt vice versa.
Mir z.B. wäre es eine Freude so ambitionierte Autoren und Regisseure, wie Frank es ist, hier öfter zu hören - der Thread wäre z.B. für den Kollegen interessant, für den ich den Tekan gesprochen habe - leider komm ich nicht mehr auf Namen oder Titel. Das war ein Riesenwerk, wurde ziemlich zügig zerpflückt und dann - war Ruhe. Unruhe und weitermachen, das würde mir gefallen. Einen Orden verdient sich hier keiner aber doch eindeutig die Weihen eines guten Leithammels, Teamplayers, Leitstute, meinetwegen auch unentwegten Kreativflummis oder auch grossen Technikzauberzampanos......Namen muss ich nicht nennen, aber neue Namen sollte dieser Thread durchaus auch ermutigen.
 
AW: Regiearbeit

Nicht nur für die Zauberzampanos:
Ich hatte vor langer Zeit mal angefragt wie die Meinung zum X-en bzw. zur Dialogverbesserung mit Hilfe von MP3's ist (MP3Souffleuse). Weiter gedacht: Es sollte ein roher Dialogschnitt zum Sprecher geschickt werden, um bessere Takes zu erhalten, auch unter Berücksichtigung der hier gegebenen Dezentralität (räumlich und zeitlich). Der Sprecher hört seinen Partner beim Sprechen über einen Kopfhörer. Sitzt der Take*, kann man zum nächsten Dialog gehen (neuer Track). Wenn man es ganz bunt treiben will ist mehrfacher Fluktuation zwischen den Dialogpartnern denkbar. Damals war man der Meinung, dass das mit Teamspeak auch gehen würde, ist aber von einem andern Standpunkt ausgegangen (Autor/Cutter spricht alles ein). Ich weiß nicht recht ob dieses Thema hier überhaupt hingehört, geht es hier doch eher um das selbst hinein finden, aber wir waren ja auch beim Aufzählen von Möglichkeiten. Gibt es dazu neue Meinungen?

*Jaulen Katzen wenn sie sich selbst in den Schwanz beißen? ;-)
 

Jamie

Jamie Leaves
AW: Regiearbeit

Es werden hier sehr viele unterschiedliche Grundhaltungen beschrieben. Ich finde diese Thread enorm interssant zu lesen und in jedem Fall hilft er, sich seiner eigenen Haltung bewußter zu werden. Ich hab fast überall etwas zu lesen gefunden, was ich gut udn richtig fand. Ich habe ja nicht viel Erfahrung in Sachen Regie und würde zu einem späteren Zeitpunkt gerne in diesem Thread noch mal in viel kleinerem Maßstab fortfahren. Ich bin mit einer gewissen Grundidee von Regie einfach auf mein Weihnachtszauber-Projekt zugesteuert und lerne nun gerade im Moment schon anhand dieses kleinen Geschichtchens und den mir zugesendeten Takes soviel, dass ich gerne am Ende des Projektes noch einmal darstellen würde, was ich in dieser Zeit gelernt habe, welche Einstellungen sich meinerseits durch gemachte Erfahrungen verändert haben, auf welche Dinge ich in Zukunft verzichten würde und welche ich vielleicht doch lieber ins Skript schreiben würde. Was ja nicht heißen muss, dass es dann beim zweiten Mal einfacher und besser für mich werden muss. :)
 

ROH

Ryan
AW: Regiearbeit

Fast am anderen Ufer, sehr idealistisch nämlich, lässt Roh sich aus, denn natürlich ist es in der Realität insofern völliger Kabbes, zu fordern, dass die Zusammenarbeit (Schau)spiel/Regie vor allem und damit reine Vertrauenssache sei.

Ja?

Okay. Du schickst mir ein Take - ich sag: Das war mist - mach es bitte nochmal.

Wieso glaubst du mir?

Gruß
Ryan
 

OldNick

Mitglied
Sprechprobe
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AW: Regiearbeit

Okay. Du schickst mir ein Take - ich sag: Das war mist - mach es bitte nochmal.

Wieso glaubst du mir?

Hälst Du das für eine Glaubensfrage? Würde ich das "glauben"? Vielleicht ja, vielleicht nein,- irrelevant. Relevant ist, daß das keine adäquate Aussage ist. "Mist" ist allenfalls Gülle - keine Ahnung, ob sie noch zum Düngen geeignet ist. "Mist" ist keine Ansage. Ich würde bei einer solchen Aussage erstmal anfragen, was konkret Du meinst und was genau Du haben willst. Die Aussage an sich ist irrelevant - aber das hat nichts mit "Glauben" zu tun. Sie mag den Eindruck vermitteln, daß Du keine klare Vorstellung von dem hast, was Du haben willst - aber auch das hat nichts mit Glauben zu tun.
Das mag jetzt hart klingen, aber ich halte es nicht für relevant, Dir irgendetwas zu glauben, sondern nur, Deinen Vorgaben zu folgen, in der Hoffnung, daß Du eine anständige Vorstellung von dem hast, was Du inszenieren willst - für das Gesamtergebnis bin ich in dieser Position genausowenig verantwortlich wie für Herzenswärme.
 

Markus Haacke

alias Doc Markuse
AW: Regiearbeit

Ich hatte vor langer Zeit mal angefragt wie die Meinung zum X-en bzw. zur Dialogverbesserung mit Hilfe von MP3's ist (MP3Souffleuse). Weiter gedacht: Es sollte ein roher Dialogschnitt zum Sprecher geschickt werden, um bessere Takes zu erhalten, auch unter Berücksichtigung der hier gegebenen Dezentralität (räumlich und zeitlich). Der Sprecher hört seinen Partner beim Sprechen über einen Kopfhörer. Sitzt der Take*, kann man zum nächsten Dialog gehen (neuer Track).

Das würde ich sehr begrüßen Badda :) Und habe es aus eigenem Interesse auch schon so gehandhabt.
Daß ich mir die Takes dabei aus einem Regieraum beim "Rudelhören" stebitzt habe, ist lediglich eine beschmunzelswerte Nebenanekdote. :) Lieber wärs mir aber gewesen, ich hätte die Takes meines Dialogpartners im Vorfeld schon gehabt, um nicht erst vor X Leuten öffentlich zu bemerken, dass ich die Stimmung meines Dialogpartners nicht korrekt erfasst hatte.
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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AW: Regiearbeit

Lieber Roh, ich finde Deine Vorstellung von Vertrauen ehrlich gesagt sehr unmenschlich und damit auch total widersprüchlich. Ich würde mich da Xilef anschließen, dass dem ein hoher Idealismus zu Grunde liegt, aus dem auch ein fürchterlicher Leistungsdruck entspringt. Ich persönlich wäre ja schonmal außer Stande jemandem zu vertrauen,der seine persönliche Weltanschauung als "Naturgestz" bezeichnet, weil Vertrauen für mich was mit Augenhöhe zu tun hat. Aber das ist Offropic. Zurück -> Ich finde Deinen Vergleich mit der Schiffsmannschaft unpassend, weil eine Schiffsmannschaft in Echtzeit arbeiten muss, während unsere Produktionen prinzipiell alle Zeit der Welt haben. Leider hast Du alle folgenden Gesetzmäßigkeiten auf diesm Gleichnis als Begründung aufgebaut, oder zumindest hast Du ansonsten keinerlei Begründungen geliefert außer "es ist so, es ist so, es ist so". Was ich nun schon mehrfach geschrieben habe möchte ich jedoch auch noch mal zum Vertrauen in Beziehung setzen: Zum einen habe ich mehrfach Aussagen nach der Premiere von Sprechern gehört "Hätte ich gewusst, dass das so klingt, hätte ich ganz anders..." - Was ja indirekt auch aussagt, dass sie genötigt waren dem Regisseur blind bzw. taub zu vertrauen und in ihrem Vertrauen enttäuscht wurden. Darum möchte ich mit Hilfe der Community-Regie einen Vertrauensrahmen schaffen, die den Künstlern garantiert, dass sie sich voll entfalten können. Zum anderen habe ich auch einfach viel Vertrauen in kreative Gemeinschaften und vertraue darauf, dass jeder aus seiner Perspektive heraus kompetent ist und mir eine Perspektive zeigen kann, die ich einfach nicht habe, weil ich eben kein Schauspieler bin, keine Frau, kein Teenager, kein Greiß, kein Bayer, kein sonstwas, ich bin "nur" ich, und mehr Maße ich mir nicht an. Für Dich führt das Grundprinzip von wechselseitigem Vertrauen zwangsläufig zu einer Gesetzmäßigkeit die besagt, dass mehr Kommunikation zu weniger Qualität führt - ehrlich, mich schockiert das. Ich glaube das nicht (ich weiß, dass ich nichts weiß) - muss ich jetzt in die Kirche? - Tschüss Roh.
 

joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: Regiearbeit

Also, ich weiss nicht. Ich glaube, du tust da ROH ein wenig Unrecht. Ich weiss, er kann viel reden, aber er hat es bisher immer geschafft, das Beste aus mir herauszuholen und ich fuehlte mich dabei nie unter Druck gesetzt. Eher motiviert. Weiterhin glaube ich, dass jeder hier sein Ding als Cutter durchziehen sollte, wenn er/sie davon ueberzeugt sein sollte, dass es funktioniert. Wenn es nix war, dann findet ihr das noch frueh genug heraus. :)
Haette, waere, wenn Xilef gewusst haette, ist ja gut und schoen, aendert aber nichts an der Tatsache, dass es nunmal so ist. Warum haben die Sprecher nicht in Panik miteinander gesprochen, als die Zombies vor dem Saloon standen? Hat das Skript es nicht so ruebergebracht, also wurde der Kontext nicht erkannt? Fehlte da vielleicht sogar etwas im Skript?
Irgendwo schrieb jemand, dass er/sie nicht so viele Anweisungen im Skript will. In diesem Falle waere es aber vielleicht sinnvoller gewesen, an der Stelle ne kurze Regieanweisung reinzupacken.
Jeder muss fuer sich wissen, wie er am besten arbeiten kann. Und da muss es einem egal sein, ob der eine Sprecher tausend Regieanweisungen will oder der andere gar keine. In einem dezentral erstellten Hoerspiel sind meines Erachtens so viele Informationen noetig, wie ich es fuer richtig halte, den Sprechern das Skript rueberzubringen.
Dabei ist vor allem eins wichtig:
Ein uebersichtlicher Aufbau!
Die Sprecher und man selber als Cutter/Regisseur darf keine Schwierigkeiten damit haben, das Skript zu lesen, Passagen zu finden und Inhalte zu verstehen.
Darum gliedert man ein Skript auch auf!
Szenenueberschrift
Produktionsnotiz
Dialoge
Musik (nur fuer den Cutter erforderlich )
Geraeusch aka Sound

Das ist schon die halbe Miete. Wenn dann die Sprecher nicht so eingesprochen haben, wie man es sich originaer vorgestellt hat, dann fragt man eben nach Retakes. Und da kann man auch ehrlich sein sagen: Sorry! Ich dachte, das wuerde so hinhauen, aber ich brauche das ein wenig anders gesprochen. Versuch es mal so oder so!

Das ist doch nu wirklich nicht so umstaendlich, hm? :)
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Regiearbeit

Ja?

Okay. Du schickst mir ein Take - ich sag: Das war mist - mach es bitte nochmal.

Wieso glaubst du mir?
Wenn dann die Sprecher nicht so eingesprochen haben, wie man es sich originaer vorgestellt hat, dann fragt man eben nach Retakes. Und da kann man auch ehrlich sein sagen: Sorry! Ich dachte, das wuerde so hinhauen, aber ich brauche das ein wenig anders gesprochen. Versuch es mal so oder so!

Dank dem lässigen Australier entsteht hier bereits eine Antwort an Roh. Du und Joe gehört ja hier im Forum weniger zu den Deeskalanten, sondern spitzt gerne ein wenig zu, oft ohne Not, wie ich finde - aber vermutlich ist das eine Temperamentsfrage - und erzeugt ja mitunter auch eine reizvolle Reibung. Dennoch gefällt mir, dass Joe sich hier eher wie ich nach der "Kirche im Dorf" orientiert. Ich nehme einfach mal an, das zwischen Deinen Zeilen gelesen, Joe ungefähr ausdrückt, was Du da mit "Mist" meintest. Denn um "Mist" geht es bei ernsthafter Zusammenarbeit in keinem Fall oder da läge jemand fatal daneben...und sollte zukünftig lieber solitär voranwurschteln.
Es versteht sich von selbst, dass ich meine Mitarbeit nur Leuten anbieten möchte, denen ich das Vertrauen entgegenbringe, dass sie auch wissen, was sie wollen und wohin sie wollen - über das wie kann man sich dann sicher im konstruktiven Sinne einig werden. Ausserdem muss ich natürlich das Vertrauen haben, dass es niemandem, vor allem nicht der Regie darum geht, hier irgwndwelche Machtspielchen oder Kompetenzgehacke zu entfalten. Trotzdem gilt, natürlich in abgeschwächter Form: Wer sich ins Getümmel stürzt, kann darin umkommen - wer es nicht tut stirbt vermutlich an einsamer Langeweile, ohne was dazugelernt zu haben !
Mir persönlich ist natürlich lieber, einer sagt "Mist" anstatt nichts. Wer nicht zufrieden ist, sollte sich einmischen, das gilt genauso für's Hörspiel machen wie fürs ganze Leben, oder ?

Es muss immer gelten, gemeinsam und auf gleicher Augenhöhe das sogenannte Dritte zu erringen - da hilft es niemandem, gegen die gründlichere Erfahrung einzelner zu blocken. Insofern ist es wohl für OldNick und andere von Vorteil, dass Joe hier für Dich eine Lanze bricht, lieber Roh.
 
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