• Blut-Tetralogie   Dark Space

Civok

Drück mein Bäuchlein!
Mir stößt in letzter Zeit der Begriff "Kassettenkind" immer häufiger unangenehm auf.

Der Begriff trifft auch so ziemlich auf die meisten Leute zu, die sich im Hörspielmarkt als Käufer, Macher, oder einer Kombination aus beidem, tummeln und mag sehr süß und was auch immer sein, aber eins ist er nicht: Sexy.

Kassettenkind klingt so nach Nostalgie, trieft vor heimeliger Kaminatmosphäre und lässt vor meinem geistigen Auge immer diejenigen erscheinen, die ohne DDF nicht einschlafen können. Also Nostalgie, Kult und eine gehörige Portion "ich bin ein Geek und steh dazu".

Ich weiß ja nicht, ob das so eine tolle Außendarstellung der Szene ist. Ich finde so rückwärtsgewandte, in sich geschlossene Zirkel, eher suspekt und wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich Hörspieler die sich mit dem Kassettenkind-Begriff schmücken, als nerdige Geeks bezeichnen. Einige "Kassettenkinder" tun das ja sogar selbst, was ich sogar als noch schwieriger empfinde, gerade Aushängeschilder der Szene wie Bastian Pastewka. Wenn man bspw. sein Interview in der Hörbuch liest, hat man den Eindruck, das Hörspieler einfach ein Haufen Irrer sind, die ihre Kindheitserinnerungen "verkulten".

Da wundert es mich nicht besonders, dass der Kreis der Hörspieler nicht weiter wächst, sondern eher schrumpft. Die Szene selbst setzt sich vielleicht nicht modern und, wie Eingangs erwähnt, "sexy" genug in Szene. Dabei geht es mir jetzt nicht um Inhalte, oder die Leute (Gott behüte), sondern einzig um die Aussendarstellung und die Wahrnehmung von "Nicht-Insidern".
 
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joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: Lauschgepasst! - Der Thread zum Podcast

Interessante Ansicht! Gefaellt mir gut! :)
 

Thuda Dragon

Admin in Pension
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AW: Lauschgepasst! - Der Thread zum Podcast

Toller Einwurf dazu Franjo, ich denke auch das der Begriff ein zweischneidiges Schwert ist und auch schnell die Meinung unterstützten könnte das Hörspielhörer irgendwo "Freaks" sind und gewisse Vorurteile fördern kann. Gerade wenn es das Ziel des Hörspiels sein soll diesem Nischendasein zu "entwachsen" und neue Hörer zu finden. :laechel: Wobei es ja auch eine ganz bestimmte Generation ist die man heute im allgemeinen als Kassettenkinder bezeichnet.
 

Jeln Pueskas

Michael Gerdes
Teammitglied
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AW: Lauschgepasst! - Der Thread zum Podcast

Hiho.

Habe es gerade gehört. Es war ein klasse Interview. Da kamen viele Einblicke in die Produktion hervor, die eine gute Vorstellung davon geben, wie so eine Produktion im kommerziellen Bereich aussieht und mit welchen Sorgen man zu kämpfen hat. Klasse. :D

Ich denke im Übrigen nicht, dass das Buch, was seinerzeit den Titel "Kassentenkinder" hatte darauf abzielte, die Hörergemeinde zur nostalgieren, als vielmehr ihren Charakter aufzuzeigen. Man muss halt auch sehen, dass es viele dieser Fans von Hörspielreihen (in erster Linie wohl DDF), die darin verwachsen bleiben. Dabei ist es zweitrangig, auf welchem Medium diese Reihen tatsächlich stammen. Aber in den Fans ist eine Hörerschaft zu finden, die aus ihrer Welt nicht so recht ausbrechen mag. Natürlich gilt das nicht für alle, aber wenn im Interview schon die Probleme vom Verkauf der Werke an die gleiche Anzahl von Hörern scheint es sich zu bestätigen.

Der Nachwuchs bei Hörspielen wird wohl ein ähnliches Schicksal erleiden, wie auch zu meiner Generation: Andere Medien werden in das junge Leben verstärkt vordringen. Berieselung ist eben einfacher, als die eigene Fantasie zu benutzen. Letztendlich ist das aber auch vor 20 oder 40 Jahren so gewesen.

Ich habe daher auch das Gefühl, dass wir freien Schaffenden in ferner Zukunft letztendlich die letzte Bastion sein werden, die von der Hörspielproduktion übrig bleiben wird. Schon allein dadurch, dass die Macher der Hörspiele nicht auf den Geldbeutel schauen müssen, um ein Hörspiel zu verbreiten. Schade wär's schon.

Bis dann

Achso: Sven, wann wurde LAUSCH gegründet? 2004 oder 2006? :D
 

Watchman

Christian Loges
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Ich muss Franjo Recht geben: "Kassettenkinder" ist als Begriff genau so sexy wie "Ü-30 Party". Eine ganz bestimmte Klientel fühlt sich angesprochen und alle anderen gewinnen den Eindruck, dass sie da nichts verloren haben bzw. sich verloren fühlen werden. Dabei gibt es genug Menschen zwischen 18 und 29, welche die Musik, die auf diesen Partys gespielt wird, auch gut finden und gerne kommen würden. Aber sie bleiben weg, weil sie glauben, man wolle sie da nicht haben.
Es ist bedenklich, wenn sich der Eindruck festsetzt, dass Hörspiele die Ü-30 Partys unter den Medien sind.

Verstärkt wird das Problem meiner Meinung nach dadurch, dass der Begriff "Kassettenkinder" inzwischen inflationär häufig verwendet wird. Es vergeht kaum ein Interview mehr, in dem der/die Betreffende nicht gefragt wird: Bist Du auch ein Kassettenkind? Es fiel mir richtig auf, als Dirk Hardegen letztens auf die Frage antwortete, er sei ein Plattenkind, denn er habe bereits vor dem Aufkommen der Kassetten schon Hörspiele gehört. Eigentlich hatte ich da schon mit der Standardantwort gerechnet.

Ist es wirklich relevant, wann ein Autor/Sprecher/Produzent damit angefangen hat, Hörspiele zu konsumieren? Die Kreativen sollten sich darauf konzentrieren dazustellen, was innovativ und cool an ihren Geschichten ist, sowohl von den Geschichten her, als auch von Musik oder den Soundeffekten her. Was Lausch als Label auch richtig macht, ist der Umgang mit dem Web 2.0 . Dort hat man erkannt, dass man eine interaktive Plattform im Netz braucht, um die Hörer zu erreichen und bei ihnen eine persönliche Bindung zum Label und den Produktionen aufzubauen.

Hörspiele sind cool, innovativ und weiterhin zeitgemäß. Wenn die Labels sich und ihre Produktionen in Zukunft auch so präsentieren, haben sie auch auf Dauer eine echte Chance zu bestehen.
 

Civok

Drück mein Bäuchlein!
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Es ist bedenklich, wenn sich der Eindruck festsetzt, dass Hörspiele die Ü-30 Partys unter den Medien sind.

Sehr geil! Für mich der Satz der Woche! :thumbsup:

Leider sieht aber die Aussendarstellung oft so aus. Ich finde es beispielsweise sehr löblich, dass es ja seit neuem die Hörspiel-Gemeinschaft e.V. gibt, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, neue Wege für das Medium Hörspiel zu suchen und zu ebnen. Halte ich für ehren- und fördernswert und absolut im Sinne des Mediums.

ABER... und da sehe ich das Problem: Zur Frankfurter Buchmesse kam die erste Print-Ausgabe von "Die Hörspieler", dem Magazin der Hörspiel-Gemeinschaft, raus. Auf der Titelseite die folgenden Headlines:

- "Serie: Sammler aus Leidenschaft" (darüber ein fetziges Bild eines Herrn aus Österreich, der zu Hause 4.000 (!!!) Hörspiele gehortet hat, mit seinem schmucken Kassettenregal im Hintergrund)
- "Die besten Hörspiel-Neuerscheinungen"
- "30 Jahre Bibi Blocksberg"
- "Hörspiele im Radio"

So weit, so knorke, aber wie wirkt das auf jemanden, dem das Medium so gar nicht vertraut ist? Gleich die oberste Headline zeigt die Spitze des Hörspiel-Nerdtums (sorry an den Herren, falls er hier im Forum unterwegs ist), mit dem Sammelwahn der "alten" Klassiker. Die "besten Neuerscheinungen" würden mich dann schon gar nicht mehr interessieren, weil ich das Gefühl hätte, als Otto-Normalverbraucher da nicht richtig reinzupassen und das in die "Freak"-Ecke schieben würde.
Besonders weil die dritte Headline dann auch gleich mit Bibi Blocksberg zur Blutgrätsche ansetzt. Muss die Hörspielgemeinschaft echt Bibi Blocksberg pushen? Ich dachte immer, die gute Bibi wäre einer der Goldesel der Branche.
Für Außenstehende wird in meinen Augen damit nur das Vorurteil "Hörspiele sind doch was für Kinder" untermauert. Mit keiner Silbe, oder Bildern zeigt das Titelbild, wie vielfältig und reichhaltig die deutsche Hörspiellandschaft ist. Hörspiele sind also entweder was für die Kids, oder für die Nerds. Das ein Hörspiel sich nicht vor einem Film, TV-Serie, oder Hörbüchern zu verstecken braucht, wird in meinen Augen gar nicht deutlich.

Also wie gesagt sehr löblich, aber in der vorliegenden Form vielleicht sogar kontraproduktiv, was ich sehr schade finde.
 

Thuda Dragon

Admin in Pension
Teammitglied
AW: Lauschgepasst! - Der Thread zum Podcast

Soll ich das Thema vielleicht lieber in einen neuen Thread verschieben? Dann ist für Leute die den Podcast nicht hören das Thema hier ersichtlicher und ich denke da gibt es vielleicht noch die eine oder andere Meinung?
 

Thuda Dragon

Admin in Pension
Teammitglied
AW: "Kassettenkinder"

So, hier jetzt das Thema zum Begriff "Kassettenkinder". Wir freuen uns über weitere Kommentare und Meinungen rund um den bekannten Begriff "Kassettenkinder"!
 

Dennis Künstner

Administrator
Teammitglied
AW: "Kassettenkinder"

Der Begriff trifft auch so ziemlich auf die meisten Leute zu, die sich im Hörspielmarkt als Käufer, Macher, oder einer Kombination aus beidem, tummeln und mag sehr süß und was auch immer sein, aber eins ist er nicht: Sexy.

Aber es reicht ja, wenn das Hoerspielprojekt "sexy" ist :D :D

Das Wort Kassettenkind ist doch ein reiner Szenenbegriff, anscheinend innerhalb der Internetcommunity, weil an anderen Orten ist mir das Wort noch nie aufgefallen. Damit schließe ich auch die Hörspielmesse ein, die quasi von dieser Hardcore Szene lebt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand der nicht so in der Szene aktiv ist, oft mit diesem Begriff konfrontiert wird.

Und ich glaube das Wort "Nerd" gibt es tatsächlich überall: Musik, Filme, Star Wars Fans, Harry Potter Freaks, etc. - Ich glaube das muss man sich dann auch gefallen lassen. Wenn man von etwas Hardcore-Fan ist, wird man automatisch zum Nerd irgendwie. Oder?
 

Nick Weinberg

Mitglied
AW: "Kassettenkinder"

In meinem Dunstbereich steht das Wort "Nerd" mehr für die introvertierten, brillentragenden Computerfreaks, die gut in Mathe (oder anderen Naturwissenschaften) sind, kein Glück bei Frauen haben und auf der Liste der Schulschläger ganz oben stehen. Darum ist das Wort in meinem Verständnis auch eher eine Beleidigung. Dass es für einen leidenschaftlichen Fan stehen kann, ist mir erst in neuerer Zeit aufgefallen. Ich glaube, "Freak" ist da noch eher passend. Es hat sich als Beleidigung mittlerweile abgenutzt und wird oft von Hardcore-Fans selbst als Bezeichnung benutzt (der eine sieht sich als Final Fantasy-Freak, der andere als Potter-Freak, wieder ein anderer bezeichnet sich als Animefreak etc.) - da sind die Übergänge fließend.

Was das Wort "Kassettenkind" angeht, so habe ich es auch schon an anderer Stelle gehört. Zugegeben auch im Plausch mit anderen über eine Hörspielthematik, aber das Wort fiel und ich dachte nur: Sieh an, ein Artgenosse.
 

Dirk Hardegen

www.Ohrenkneifer.info
AW: "Kassettenkinder"

Fänds bärig Schade, wenn Franjos und Watchmans kluge Bemerkungen als bloße Vokabel-Debatte untergehen. Im Prinzip gehts nämlich doch um Günters Interview mit Sven und seine Bemerkungen zu Hörspiel "zu Grabe tragen" und Franjo hat ja nur um die (Begriffs-)Ästhetik drumrum überlegt (Ich stimme zu - Kassettenkind ist wie "Schlüsselkind" ein Ekelwort). Aber was ist mit Kernpproblem Hörspiel - no Nachwuchs, no neue Hörer? Das finde ich jetzt interessanter. Was kann man dazu überlegen?:achtung:
 

Dirk Hardegen

www.Ohrenkneifer.info
AW: "Kassettenkinder"

Nochmal ich ... gab übrigens bei den hörspielfreunden eine SHEr interessante Debatte kürzlich zu ähnlichen Themenfeldern - vom Board-Wächter als "Macher vs Macher" betitelt. Dort wird auch die Nachwuchsproblematik berührt .- aber mit einer Qualitätsdebatte verknüpft.
 

Achim

Mitglied
Sprechprobe
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AW: "Kassettenkinder"

ich weiß nicht ob es irgendwo definiert ist. für mich ist ein "Kassettenkind" jemand der in seiner kindheit (aufgrund seines jetzigenalters hauptsächlich auf kassette) hörspiele gehört hat und auch jetzt noch hörspiele hört. in welcher form (Kassette, CD, mp3) auch immer.

für mich ist es so, nicht mehr und nicht weniger.

Achim
 

Thuda Dragon

Admin in Pension
Teammitglied
AW: "Kassettenkinder"

Ich glaube der Punkt ist auch nicht unebdingt der eigentliche Begriff "Kassettenkind" - sondern in welchem Zusammenhang er genutzt wird, da man ja mit dieser Bezeichnung gerne für das Medium Hörspiel wirbt.
 
AW: "Kassettenkinder"

Für mich ist es mittlerweile der verniedlichende Begriff einer nach hinten los gehenden Marketingstrategie: "Hast du nicht auch früher mal das Zeugs gehört? Wie wäre es mit einem Revival deiner Jugend? Hier sind die Produkte, genau aufgemacht wie früher."
Also eigentlich der Defibrillator für eine scheintote Zielgruppe. ;)
 

Pandialo

P. Zweimann / Paul Conrad
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AW: "Kassettenkinder"

Ich muss sagen, dass ich den Begriff nicht schlimm finde. Natürlich hat er etwas olles, Retrohaftes, aber ich nehme das immer mit einem Augenzwinkern. Und bis auf die Kassetten und Platten von Reinhard Lakomy habe ich in meiner Kindheit kaum Hörspiel gehört. Trotzdem steht auf meinem T-shirt heute "Kassettenkind", wobei der Großteil meiner Hörspiele auf der Festplatte liegt. Ich denke, mensch kann die Bezeichnung recht offen sehen und mit etwas mehr Humor. :)

Tatsächlich gelte ich in meinem Freundeskreis als Hörspielnerd. Und ich mag auch den Begriff. Mittlerweile hat Nerd sein was hippes, jedenfalls da, wo ich mich bewege. Aus Spaß kann mensch auch ein wenig mit unnötigen Konsolenbefehlen kokettieren oder halt anders rumnerden. Und das ist trotzdem sexy. Ich kann mich jedenfalls nicht beklagen.
Außerdem habe ich trotz des Begriffs schon viele in den Hörspielsumpf gezogen. MrTod zum Beispiel (ist nur noch nicht so aktiv im Forum). Worauf es letztendlich ankommt, ist nicht die Verpackung, sondern der Inhalt. Hörspiele rocken. Und Kassettenkinder auch.
 
R

Ron

AW: "Kassettenkinder"

Ich bin ein "Schallplassettenkind"! :)

Der Rekorder und die damit verbundenen Kassetten waren einfach interessanter als das schwarz-weiße ARD,ZDF,HR3 Fernsehprogramm!
Ich empfinde den Begriff nicht als schlimm.
 

Swetty8

Foren-seelen
AW: "Kassettenkinder"

Kassettenkind, ist Nostalgie hat einfach etwas, früher gab ja nur Kassetten außer zuerst waren ja die Schallplatten.

Ein zwischen frage sage man jetzt heute CD Kinder?:lach:
 
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