• Blut-Tetralogie   Dark Space

Civok

Drück mein Bäuchlein!
Machen illegale Downloads den Hörspielmarkt kaputt? Ist das tatsächlich so, oder ist das Problem der sinkenden Verkaufszahlen nicht eher hausgemacht?

Klar ist: Illegale Downloads sind, egal in welchem Medium, nicht zu tolerieren, da sonst den Machern das dringend benötigte Kapital abgeschöpft wird. Da gibt es gar nichts zu diskutieren. Jeder Künstler/Macher lebt von diesem Geld. Aber machen es sich die Labels nicht zu einfach, wenn sie den Misserfolg einer Serie ausschließlich mit illegalen Downloads begründen?

Auslöser der Diskussion war ja der Post vom Label Zauberstern. Illegale Downloads führen demnach dazu, dass es mit der Serie "Clive Barker Mysteries" möglicherweise nicht weitergehen wird, weil direkt nach VÖ schon die ersten Torrents im Netz zu finden waren. Mit einer ähnlichen Begründung hat ja schon Lübbe Audio seinen Serien eingestampft. Da stellt sich mir aber die Frage, wie viele der illegalen Downloader hätten sich letztendlich tatsächlich das Hörspiel gekauft? Ich nehme an, dass es nur ein Bruchteil gewesen wäre, der die betroffenen Hörspiele mit Sicherheit nicht in die grünen Zahlen gehievt hätte.

Im weiteren Verlauf der Diskussion geht es auch darum, dass der Hörspielmarkt am Boden ist, bzw. nicht am Abgrund, sondern schon einen Schritt weiter. Aber ist der Hörspielmarkt einfach nur kaputt? Oder befindet sich der Markt in einer Phase der Selbstreinigung?
Sortiert sich der Markt in einer solchen Situation nicht selbst neu und lässt der Hörer dann nicht die qualitativ hochwertigen und "frischen" Stoffe am Leben?

Der Hörspielmarkt ist derzeit sicherlich übersättigt, mit einer Vielzahl an Produkten, die teils die CD nicht wert sind, auf die sie gepresst wurden. Meine persönliche Meinung ist, dass die Hörspiellabels zum Teil unterirdische Produkte auf den Markt bringen. Mir kann doch keiner erzählen, dass die Offenbarung 23 aufgrund der illegalen Downloads eingestellt wurde. Liegt in meinen Augen eher daran, dass die Serie mit den Jahren richtig schlecht wurde und deswegen haufenweise Hörer abgesprungen sind und nicht mehr bereit waren, Geld für den Käse auszugeben.

Muss man außerdem nicht mit einem Scheitern rechnen, wenn man, wie das Zauberstern getan hat, die x-te Mystery-/Dämonenjäger-Serie auf den Markt bringt? Es gibt nun mal nur eine begrenzte Anzahl an Hörspielkäufern, mit einem ebenfalls begrenzten Budget, und gerade in diesem Genre-Segment tummeln sich einige alteingesessene Serien. Hat man erwartet, dass man bspw. Burns die Hörer abschöpft? Wenn ja, war und ist das eine sehr riskante Kalkulation.
Ein weiteres gutes Beispiel für sehr riskantes Produktionsmanagement ist Freelancer. Als ich den Artikel von Markus Topf in der aktuellen Hörbücher gelesen habe, konnte ich eigentlich auch nur ungläubig den Kopf schütteln. Auf der einen Seite für jede Rolle einen teuren Synchronstar verpflichten, im gleichen Atemzug aber die niedrigen Verkaufszahlen monieren. Wie viele hundert Exemplare weniger hätte man von dieser Serie absetzen müssen, um die Kosten reinzuholen, wenn man kostengünstiger in der Produktion gewirtschaftet hätte? Vielleicht sehe ich das gerade etwas blauäugig, aber aus meiner Laiensicht, stellt sich das so dar.

Außerdem: Warum müssen es denn immer die Serien sein? Ich verfolge persönlich auch die Einkaufsstrategie, erst mal abzuwarten, ob sich eine neue Serie im Markt hält, bevor ich blind kaufe. Mit dieser Einstellung stehe ich zwar beinahe auf einer Stufe mit illegalen Downloadern, da ich ein Produkt, das mich interessiert, nicht sofort kaufe und somit den Labels ein Dorn im Auge bin. Aber warum dann nicht mehr intelligente und mutige Einzelhörspiele?
Klar ist es bequem, wenn man seine Serienhörer hat, die jede Folge kaufen, auch wenn die mal qualitativ schlechter als die vorherigen sein sollte, aber ist dieser Weg für neue Labels und ihre Serien nicht riskanter?
Tolles Gegenbeispiel: Innovative Fiction. Erstmal ein tolles (preigekröntes) Einzelhörspiel rausgebracht und DANACH mit "Der Fluch" gestartet. Also eine fantastische
"Arbeitsprobe" abgegeben und schon eine Hörerschaft mobilisiert, die auch potenziell die neue Serie kaufen würde.

Das Hörspiel nimmt nun mal nicht den Stellenwert im Handel ein, wie bspw. Filme und Musik. Ich musste letztens im Karstadt auf allen Vieren krabbeln um überhaupt an die Hörspiele ranzukommen. Da ist es doch Irrsinn, auf ausgetretenen Konzeptpfaden zu wandeln und ausschließlich die herkömmlichen Vertriebswege zu nutzen, warum nicht mutig einen anderen Weg gehen (Stichwort: werbegestützte Streams!)? Warum nicht frische, unverbrauchte Story-Konzepte rausbringen, wie das Indie-Labels wie Innovative Fiction, oder auch unser Dirk mit seinem Ohrenkneifer, vorgemacht haben? Klar knabbern auch diese Labels an den Raubkopierern, aber dennoch habe ich da nicht gehört, dass diese Labels mit ihren Hörspielen dicke Verluste eingefahren hätten.

Mein Fazit: Raubkopierer sind natürlich ein Problem, aber auf gar keinen Fall das einzige und nicht einmal das größte.
 

Pandialo

P. Zweimann / Paul Conrad
Sprechprobe
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Du hast vollkommen Recht. Als ich gehört habe, dass Lübbe Audio Offenbarung 23 eingestellt hat, weil es angeblich so viele Raubkopierer gibt, habe ich laut lachen müssen. Spätestens ab Folge 29 war die Serie vollkommen tot, das konnte mensch ja schon nicht mehr einfach nur schlecht nennen. Und gut war sie davor auch schon nicht mehr.
Es ist für Contentfirmen bzw. -konzerne unheimlich bequem, die Raubkopierer vorzuschicken, weil sie nebenbei immer noch glauben, dass jede heruntergeladene Kopie einer nichtverkauften Folge entspricht. Das ist absoluter Quatsch. Außerdem belegen viele Versuche mit cc-Lizenz, dass neben dem nicht zu bestreitenden Verlust durch "Raubkopien" (ein schrecklich demagogisches Wort) auch ein gewisser Werbeeffekt für das Produkt wirkt. Wie das nun im Verhältnis zueinander steht und ob das eher Gewinn oder Verlust bedeutet, ist kaum festzustellen und wahrscheinlich auch von Fall zu Fall verschieden. In der Beziehung großartig fand ich die Strategie von Ivar Leon Menger, die erste Staffel von Darkside Park zum freien Hören und lächerlich preiswertem Download zur Verfügung zu stellen, um damit für die Serie zu werben. Bei mir hat es super funktioniert, ich habe mir die beiden anderen Staffeln auch gekauft, vor allem, weil das Ding einfach großartig ist. Dafür die Daumen hoch, es müsste mehr solcher Strategien geben. Nachzudenken wäre sicherlich für jüngere Labels wie Innovative Fiction, auch weiter nichtkommerzielle Hörspiele, allerdings im eigenen Rahmen und nicht bei den Mindcrushers, zu machen um damit für das Label und die kommerziellen Hörspiele zu werden.
Auf all sowas kommt die Contentmafia nicht. Die finden's schrecklich, dass sich seit der Schallplatte so viel für sie verändert hat und versuchen die alten Zeiten mit allem möglichen repressiven Müll aufrecht zu erhalten, um sich bloß nicht selber verändern zu müssen.
Dazu kommt noch deine ziemlich treffende Analyse des Hörspielmarktes an sich.
Die Behauptung, die illegalen Downloads seien Schuld, ist eine laue und billige Ausrede.
 

Tonda

Machinima Produzent
Sprechprobe
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Also ich denke auch nicht wirklich, dass die illegalen Downloads die alleinige Schuld tragen. Ich habe in meiner Kindheit und Jugend viele Hörspiele gekauft, als die (Europa) Schallplatten noch 4.75 DM / Stück kosteten. Darunter gab es viele Einzelhörpiele aber auch Serien, die überschaubar waren. Heute sehe ich eher das Problem darin, dass zwar hochwertige Hörspiele produziert werden, aber die Serien einfach kein Ende nehmen wollen.
Gabriel Burns z.B. versprach schon in der ersten Folge: "Es ist Zeit, die Wahrheit zu erfahren". Nachdem ich mir 25 Folgen gekauft hatte, kannte ich die vollständige Wahrheit immer noch nicht. Bei "Edgar Allan Poe" ist es ähnlich. Auch das ist eine sehr hochwertige Serie, deren Rahmengeschichte einfach kein Ende nehmen will. Auch da habe ich irgendwann aufgehört, mir die Hörspiele zu kaufen, weil ich es mir einfach nicht mehr leisten konnte, eine Serie, deren Ende nicht abzusehen ist, vervollständigen zu wollen.
Bei solchen Konzepten muss man sich dann irgendwann mal überlegen, wo man die Prioritäten setzt und dann diese eine oder zwei Serien beibehält und alle anderen auf der Strecke lässt. Ich möchte ja nun wirklich nicht behaupten, dass diese Produktionen ihr Geld nicht Wert sind aber so wirklich betucht sind potentielle Hörspielhörer ja nicht unbedingt und dafür ist der Markt einfach zu groß, als dass sich alles verkaufen ließe. Von daher gehe ich auch davon aus, dass viele Hörspiele kaum gehört würden, wenn sie nicht illegal verbreitet würden und dass diese Verbreitung nicht wirklich die Verkaufszahlen reduziert.

Besser finde ich da Serien, die abgeschlossene Folgen haben oder bestenfalls mal eine Doppel- oder Triplefolge. Da kann man dann auch jederzeit wieder einsteigen, wenn man mal einige Folgen auslassen musste und genausogut wieder aussteigen, wenn's finanziell mal wieder schlechter läuft.

Echte Sammler legen ohnehin Wert auf Originalpressungen zumal selbstgebrannte CDs eh eine so geringe Lebensdauer haben, dass sie für Sammler uninteressant sind (sofern man sich das Hörspiel nicht auf Festplatte aufbewahrt und alle paar Jahre neu brennt).
 

Christophorus

Christoph Memmert
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Da kann ich mich dem allgemeinen Tenor nur anschließen: Der Markt ist völlig übersättigt und befindet sich momentan schlicht in einer Sondierungsphase. Beim erneuten Boom der Hörspiele und -bücher um die Jahrtausendwende herum sprossen derart viele Labels aus dem Boden, dass nun nicht mehr genügend Nährstoffe (sprich Läufer) für alle vorhanden ist, um sie am Leben zu erhalten. Wie Civok es schon schrieb, wie viele (ob nun gut oder schlecht produzierte) Mystery- und Dämonenjäger-Serien befinden sich denn am Markt? Mir fallen da ganz spontan sechs ein, wobei es natürlich noch weit mehr sind. Wer soll das alles kaufen? Aber es ist es doch mehr als verständlich, das unter diesen ganzen Serien nur wenige herausstechen und die Leute dazu ermutigen können, sie legal zu erwerben.

Und das betrifft ja nicht nur die Hörspiel-Industrie, sondern ALLE Zweige der Unterhaltungsindustrie, die es in den letzten 10, 15 Jahren in den Massenmarkt geschafft haben. So z.B. Computerspiele. Dort wird ja auch sehr gern der PC-User als Raubkopierer gebrandmarkt und der Markt wurde in den vergangenen Jahren immer kleiner. Dass es aber auch daran liegen könnte, dass seit dem Zenit der PC-Gaming-Industrie Anfang 2000 jedes halbe Jahr neue Hardware erschien und es sowohl für die Programmierer immer aufwändiger und kostenintensiver wurde, ihre Spiele daran anzupassen, als auch dem PC-Gamer nahezu unmöglich wurde, sich in regelmäßigen Abständen mit neuer Grafikkarte und Prozessor auszurüsten, das möchte lieber niemand sagen. Dabei ist es nur logisch.
 

Brandywine

Falko Diekmann
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Ich seh das ganz ähnlich.

Beim Commodore Amiga wurde damals auch oft behauptet das Raubkopierer "ihr" das Genick gebrochen haben. Es ist aber einfach so das die Kiste nicht mehr weiter entwickelt wurde und ab nem bestimmten Punkt nicht mehr mit dem PC konkurieren konnte.

Die großen Hörspiel-Labels latschen, finde ich, auf sehr ausgetretenen Pfaden herum.
Dazu kommt wahrscheinlich noch das das Hörspiel eher ein Nischenprodukt ist.
So richtig zu geschmissen wird man ja mit Hörbüchern.
 

Masterofclay

Marco Rosenberg
Sprechprobe
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Ich denke zwar auch, dass die Raubkopien nicht das größte Problem sind, sehe darin aber doch ein Finanzleck. Es ist ja nicht nur die eine Person, die sich eine komplette Serie illegal runterlädt. Oft schwärmt die Person ja von der Serie im Freundeskreis und da kommt es dann auf die Mentalität der Freunde an. Einige sagen bestimmt nicht nein, wenn ihnen gesagt wird "Ich kann dir die Serie gerne mal brennen oder du bringst bei der nächsten Party deine Festplatte mit und ich schieb dir alles rüber."
Es muss einfach cool werden zu sagen: "Nein danke, ich mag keine Raubkopien!"

Dummerweise kommt dann noch der finanzielle Aspekt dazu. Viele Leute sind von Fernsehserien auf DVD gewöhnt, dass sie ihre Lieblingsserie in günstigen Boxen bekommen und dann mehrere Folgen am Stück anhören können. Bei den meisten Hörspielserien landet man mit 10-15 Episoden aber schon im dreistelligen Eurobereich.

Ich selbst kaufe Hörspiele auch am liebsten im Angebot oder als Boxen (wenn diese wirklich einen Preisvorteil bieten). Die können von mir aus auch im Schuber mit Papphüllen für die einzelnen CDs kommen, hauptsache ich spare im Vergleich zur Einzelausgabe. Deshalb plädiere ich für mehr Hörspielserien-Boxen!
 

joe adder

Karsten Sommer
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

"Raubkopien" sind schon so alt wie das Kopieren selber. Schallplatten hat man auf MC aufgenommen, VHS auf VHS ueberspielt, dann CDs auf CD und nun werden sie gerippt und im Netz verbreitet. Die "Kundschaft" fuer illegale Downloads ist sicher groesser als es damals war, aber ich glaube nicht, dass dies alles potenzielle Kunden sind.
Serien wird so lange produziert, bis sie einem aus den Ohren wieder rauskommen und Genre werden so lange gemolken, bis die Kuh keine Milch mehr gibt. Irgendwie haben die Verlage die Zeichen der Zeit nicht gesehen und ihr System nicht angepasst. Jetzt muss man sich nicht beschweren, dass es nicht mehr so gut laeuft.
Oben genannte Beispiele zeigen, dass sowas auch anders funktionieren kann.
 

Starlight

Schreibe Phantasie...
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Zum Threadposting:

1.) Die Serie soll nicht eingestellt werden, man macht sich nur Sorgen. Und das zu Recht, denn...
2.) besonders kleine Labels spüren solche illegalen Transaktionen. Bei großen Labels wie Lübbe mag es nicht so in die Magengegend schlagen, aber kleine Labels können sich sowas einfach nicht leisten. Die müssen um jede verkaufte CD fröhlich sein.
 

Tonda

Machinima Produzent
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Oft schwärmt die Person ja von der Serie im Freundeskreis und da kommt es dann auf die Mentalität der Freunde an. Einige sagen bestimmt nicht nein, wenn ihnen gesagt wird "Ich kann dir die Serie gerne mal brennen oder du bringst bei der nächsten Party deine Festplatte mit und ich schieb dir alles rüber."
Es muss einfach cool werden zu sagen: "Nein danke, ich mag keine Raubkopien!"
Das ist aber ein Irrtum. Wenn Du Dir einen Datenträger kaufst - egal ob Musik oder Hörspiel, dann darfst Du ganz legal Kopien für Deine Freunde anfertigen. Du darfst dann natürlich nicht plözlich 100 Freunde haben aber so über den Daumen gepeilt bis zu 10 Kopien für Deine Freunde sind vollkommen legal und sind dann keine Raubkopien. Was illegal ist, ist einen eventuellen Kopierschutz zu knacken (Verbreitung im Internet sowieso). Dann wäre es eine Raubkopie. Von daher sind Freunde cool, die sagen: "Ja, klar, kaufen würde ich sie mir zwar nicht, aber wenn Du sie mir brennst, dann höre ich sie mir gerne an! Es sei denn, da ist ein Kopierschutz drauf ;)"
 
Zuletzt bearbeitet:

Civok

Drück mein Bäuchlein!
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

1.) Die Serie soll nicht eingestellt werden, man macht sich nur Sorgen. Und das zu Recht, denn...
Deswegen mein "möglicherweise".

2.) besonders kleine Labels spüren solche illegalen Transaktionen. Bei großen Labels wie Lübbe mag es nicht so in die Magengegend schlagen, aber kleine Labels können sich sowas einfach nicht leisten. Die müssen um jede verkaufte CD fröhlich sein.
Unterschreib ich sofort. Illegale Downloads sind aber kein neues Phänomen und sicherlich auch nur schwer kalkulierbar, aber dennoch weiß man doch bereits im Vorfeld der Produktion von diesem Problem und muss das entsprechend in seiner Planung berücksichtigen.
Warum sich ein Label das Leben dann aber zusätzlich schwer macht und mit einer Serie, für welche man ohnehin schon (sicherlich üppige) Lizenzgebühren bezahlen muss, in ein völlig überlaufenes Genresegment drängt, ist mir absolut unverständlich. In diesem Fall, muss man doch damit rechnen, dass die Verkaufszahlen u.U. nicht allzu rosig ausfallen, die illegalen Downloads verschlimmern die Situation zwar noch zusätzlich, aber das Kind ist zu diesem Zeitpunkt doch bereits in den Brunnen gefallen. Raubkopierer sind dann "nur" noch der Nachbrenner auf dem Weg nach unten.

Es gibt einige Labels, die eine hervorragende und schlüssige Sortimentspolitik betreiben, mit einem starken und ausgewogenen Portfolio an Hörspielen, aber bei einigen Produktionen müssen sich die Produzenten auch vorwerfen lassen, schlicht und ergreifend fahrlässig zu handeln. Wenn man dann noch die Zahl der illegalen Downloads 1:1 mit potenziellen Käufern gleichsetzt, kommt noch eine Portion Weltfremdheit dazu.
 

Jeln Pueskas

Michael Gerdes
Teammitglied
Sprechprobe
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Hallo miteinander,

es ist die alte Leier und man kennt sie bereits aus dem Musik- und Softwarebereich. Ich stimme zu, dass Raubkopien ein schwerwiegendes Problem sind, denen man nicht Herr werden kann. Und da ist auch schon der Fehler in der Logik. Das Internet existiert nicht erst seit ein paar Monaten. Es existiert seit Jahren. Und genauso lange wird gegen diverse Share-Pools geklagt (s. Napster, u.a.) um das freie Herunterladen von Musik und Filmen zu unterbinden. Seit Jahren jammert die Musikindustrie uns und der Regierung die Ohren voll, dass sie Milliarden von Euro verlieren würde, weil die bösen Raubkopierer ihnen ihre Erträge kaputt machen würden (freilich die CD-Brenner in Asien sind gemeint, aber dass muss man ja den Leuten hier nicht erzählen).

Und was wurde alles gemacht: Kopierschutz, so dass das Label "Compact Disc" nicht mehr konform zum Inhalt war. Folge: Der Datenträger war nicht mehr überall abspielbar. Gefängniswerbung auf den DVDs und im Kino für die ehrlichen Kunden. Folge: Als Verbrecher darf sich doch irgendwie jeder fühlen. Und so was gehört nun mal in den Knast, weil er per se Filme herunterlädt... Man hat Independent-Gruppen finanzielle Unterstützung verweigert oder es zumindest angedroht, weil die Raubkopierer der armen Musikindustrie die Finanzen angraben. Folge: "DSDS" und "Popstars" zum Verarschen der Zuschauer und der Leute, die mitmachen und natürlich die billigen Eintagsfliegen, die nach einem Album wieder in der Versenkung verschwinden. Hauptsache die Kasse stimmt - mit minimalem Risiko versteht sich.

Richtig ist, dass kleine Labels am meisten unter Raubkopien zu leiden haben. Diese können aber dichter an die Kunden treten, sie bei diversen Torrent-Seiten direkt ansprechen und fragen, warum sie eigentlich lieber den illegalen Weg gehen und was das für Folgen ihrer "Lieblingsserie" oder "-Labels" haben. Da diese Labels ein hohes eigenes Risiko tragen, müssen sie wesentlich innovativer sein und dem potentiellen Käufer mit anderen Möglichkeiten zu Leibe rücken. Welche das auch immer sein mögen. Trotzdem wird auch bei diesen weiterhin geklaut und raubkopiert..

Richtig ist aber auch, dass der Umstand und die freie Verfügbarkeit von illegalen Downloads den großen Labels nicht verborgen geblieben sein sollte. Trotzdem werden Hörspiele in Serie produziert. Und wenn dann eine Serie nicht mehr gekauft wird, weil sie ausgelutscht ist, ist das eine gute Gelegenheit, wieder um sich zu schlagen und die Raubkopierer für das Unheil ihrer eigenen fehlenden Innovation verantwortlich zu machen.

Als Konsument kann ich Civoks Einstellung nur teilen. Die Katze im Sack kaufe ich auch nicht. Zumal ich eher ein mittelmäßiger Konsument von Filmen, Musik und Hörspielen bin. Ich kaufe also nur dass, von dem ich wirklich überzeugt bin, dass es das Geld wert ist. Stress mit Raubkopien mache ich mir nicht und wenn ich höre, wie die Leute die neuesten Filme & CDs per Share-Pool herunterladen, kann ich nur lachen. Warum sich die Festplatte mit so viel Dreck zumüllen und dann noch riskieren, dass man dabei erwischt wird, halte ich persönlich für doof. Aber das muss ja jeder selber wissen...

Bis dann.
 

joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Warum sich ein Label das Leben dann aber zusätzlich schwer macht und mit einer Serie, für welche man ohnehin schon (sicherlich üppige) Lizenzgebühren bezahlen muss, in ein völlig überlaufenes Genresegment drängt, ist mir absolut unverständlich.
Zuerst hat es niemanden interessiert, weil der "Genre-Zug" nicht gut genug zusammengebaut wurde und dadurch nicht in Fahrt kam! Dann hat einer erfolgreich aufgerüstet ( John Sinclair ) und den Zug so richtig ins Rollen gebracht. Und dann springen alle auf den fahrenden Zug auf, mal mit teuren und mal mit billigen "Tickets", und die Nachzügler beschweren sich kurz vor Torschluss, dass sie keinen Sitzplatz mehr bekommen haben. Und die, die bereits nen Sitzplatz haben, mussten sich dann auch noch vermehren und wollen den Platz nicht mehr frei räumen, da es so bequem ist. Am Ende wird der Zug auf ein Abstellgleis umgeleitet, weil er einfach überladen ist und sich keiner mehr für ihn interessiert. Armer Zug! :(
 

ROH

Ryan
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Civok schrieb:
Klar ist: Illegale Downloads sind, egal in welchem Medium, nicht zu tolerieren, da sonst den Machern das dringend benötigte Kapital abgeschöpft wird. Da gibt es gar nichts zu diskutieren. Jeder Künstler/Macher lebt von diesem Geld.

Civok, (Hi. :) )
ich habe eine ernsthafte Frage: Hast du dir vor der Formulierung dieses Satzes auch Gedanken gemacht, über jedes (wirklich jedes) Zweite-Welts-Land auf diesem Planeten (das ist nicht Kongo - das ist Südamerika und Ost-Asien z.B. - ich sag das nur, weil dritte Weltsländer gerne überschätzt werden, was technische Infrastruktur etc. angeht) sowie ein Drittel der "Industrieländer", in denen du mit der theoretischen Ausübung deiner Anti-Toleranz "Gesinnung" der gesamten Unter- und Mittel-Schicht den Zugang zu Filmen und Musik abdrehen würdest?

Und bevor du sagst: Ja, ich meinte nur Deutsche.

Wieso glaubst du dann, das z.B. in Mayamar andere Menschen leben als in Deutschland? Und nicht derselbe Grund für Raubkopien vorherrscht für einen Deutschen wie für nen Vietnamnesen?

Das Hauptproblem an der ganzen Sache ist nämlich die "nicht diskutieren" Einstellung.
Denn das hier:

Masterofclay schrieb:
Es muss einfach cool werden zu sagen: "Nein danke, ich mag keine Raubkopien!"

Ist Utopie.
Es wird Piraterie immer geben. Radio, Musik, Film, Hollywood, Mode so wie sie wir heute kennen, ist alles aus Produkt-Piraten und Raubkopien und Lizenzverletzungen enstanden. Radio, nachdem Luxemburg strahlte, sind die anderen Länder nachgezogen, weil die Leute einfach Musik gehört haben. Hollywood, weil die Filmemacher die Lizenzen in NewYork nicht zahlen wollten. Zwei der heute angesessenen britischen Radio-Sender sind ehemalige Piratensender - ich meine sogar die halbe Besetzung von BBC. Piraten-Radio hat in England bis heute eine Tradition. Film? "Eine handvoll Dollar" <- Produktpiraterie in der Kunst die ihresgleichen sucht. StarWars-Soundtrack - komplette Orchestrierung teilweise Themen von Gustav Holst (Die Planeten) = Kopie.

Wir leben mit all dem. Vieles ist uns davon überhaupt nicht bewusst. Wir sind auch ganz locker mit den Grenzen.

Natürlich könnte man sich die Dekadenz (ich nenne so eine Einstellung so, ich lege die keinem in den Mund - ich spinn ja nur den Gedanken weiter) leisten und sagen:
"Tja, war alles vor meiner Geburt. - Nicht mein Problem."

(Auswirkung wäre: Kunst für die, die es sich leisten können)

ODER: Man fängt an seine Einstellung dem gegenüber zu verändern und das fängt nicht an, in dem man Probleme wegschließt (wir diskutieren nicht) sondern sich diesem stellt. Denn, es wird sie (und das zeigt die Vergangenheit - ich denke nur mal an die Jungs die ihre Piratensender auf ehemaligen Horchposten im Ärmelkanal aufbauten) immer geben.

Das hat die Musikindustrie in den 90ern bitter lernen müssen und der Welt gezeigt, dass es nicht die Musikindustrie ist sondern die "Silber-Platten" (aka CD) Industrie. Und CD-Industrie vs. Welt ging 0:1 aus.
Und - das mag dem ein oder anderen vielleicht schon immer klar gewesen sein, aber das ist in diesem Zusammenhang wirklich immens wichtig - es wurde klar (und das wird es auch an dem Beispeil Hörspiel), dass es nicht um Musik für Menschen ging (so banal das klingt) sondern um CD-Besitz (beim Kunden).

Das Problem was daraus resultiert ist, dass die Leute (dein Publikum) nicht deine CD besitzen wollen, sondern dass was da drauf ist, aber du ihnen nur den Träger verkaufen willst. - Das ist eigentlich der Satz, dem man auch den von dir genannten Label als Frage formulieren müsste: Leute, warum macht ihr das hier?

Und wer darauf den Satz findet: Tja, wir sind ein Betrieb, wir wollen natürlich den maximal möglichsten Gewinn erwirtschaften, weil wir wollen ja auch von was leben.

Dann hast du hier schon die Lösung, die hier auch 10 andere schon angesprochen haben - denn so kannst du kein wirtschaftlich erfolgreiches Produkt in der Kunst entwickeln.
Denn die richtige (und wirtschaftlich erfolgreiche) Antwort ist: Ich will das beste Produkt für das Publikum entwickeln.

Es ist die richtige weil in ihr geht es um den Kontent "AUF der CD" und nicht Objekt "die CD".

Ansonsten erfolgt das Resultat - und das ist auf keinen Fall herunterzuspielen: Menschen sind nicht bereit 1 Euro für dein Produkt auszugeben und machen dich damit rückwirkend kaputt. - Das ist das wahrhaftige Problem was das Lable hat.
Und um so kleiner (oder "maroder" im Sinne von Rücklage durch Erfolg - z.B. die deutsche Filmindustrie ist alles andere als klein - aber ist sie erfolgreich? Nein.) du bist - um so härter trifft es dich.

Als Beispiel dafür geb ich dir Windows. Ich kenne keinen Windows-Nutzer - der nicht über sein Windows am schimpfen ist.
Dennoch haben es alle. Warum? Weil Linux für den Durchschnitts-Menschen mit dem Erlernen ägyptischer Hyroglyphen gleich kommt.
Aber hast du schon mal einen nicht lächelnden Linux-Benutzer gesehen? Ich hab immer das Gefühl, die strahlen wenn die Sonne aufgeht.
Warum setzt sich dieses Traum-System nicht durch? Weil es nicht so einfach für den Menschen gemacht ist, wie Windows.
Und die Leute sind bereit mehr als 70 Euro dafür zu bezahlen. Ich meine - Linux gibt es umsonst, wenn ich mich nicht irre?
Keine Ahnung, ich habe auch Windows und auch genau aus diesem Grund.

Das heißt: Hast du ein gutes Produkt. Verkauft es sich auch. Ohne wenn und aber und die Menschen sind auch sehr wohl bereit, dafür zu bezahlen insofern, du ein anständiges Preis-/Leistungs-Verhältnis bietest (im Extrem-Fall diese Menschen es sich überhaupt leisten können).

Ansonsten passiert es, dass die Menschen deine Preise nicht zahlen können (und das ist auch in Deutschland der Fall, es ist überall so) und zu Raubkopien greifen werden und die die es zahlen könnten (überall), werden nicht bereit sein es zu bezahlen wenn deine Qualität nicht stimmt. Und das entscheidest nicht du - das entscheidet dein Publikum.

<- Das sind genau die Punkte die auch jeder hier in diesem Thread mehr oder minder angesprochen hat. Auch du selbst.

Was mich wieder zu meiner Eingangs-Frage bringt: Man kann Produkt- Piraterie/Raubkopien ausblenden und so tun als ob es sich hier um ne kleine Gruppe handelt, die man versucht wegzusperren ODER man versteht, dass es sich hier um eine gigantische Masse handelt von der du eigentlich eine Menge lernen kannst z.B. über die Qualität deines Produktes, dein Preis-Leistungs-Verhältnis und im Falle von Produkt-Piraterie kannst du von denen (je nach Branche) noch was lernen, alles um DEIN Produkt zu verbessern. Das gibt es schon in der Modewelt (Stichwort: Nike, die ein Schuhdesign eines Raubkopierers kopierten), Computerspiele (da dienen Mods als Orientierungshilfe zur Produktverbesserung), bei Radio-Sendern (in der Vergangenheit siehe BBC) und in der "Musik"-Branche, ansonsten würde es bis heute keine Titel für 1 Euro geben.

Fazit: Natürlich machen Raubkopierer dir dein Produkt kaput. Das ist logisch. Die Umsatzeinbußungen sind da.
Und man weiß auch woher sie kommen. Aber niemals den Markt.
Und daher würde ich niemals darüber nicht diskutieren wollen, sondern genau das gegenteilige anstreben, denn Problemfaktoren, wegzuschließen (verbal siehe oben), runterzuspielen (was bislang die Quintessenz war) oder zu negieren (also die Kontra-Haltung - in der Art: Alles was man im Netz findet ist Freiwild, also gibt es keine Raubkopien <- Es gibt da ja tatsächlich solche Bewegungen) - hat noch nie Progress gebracht.

Ich bin der Auffassung Progress ist mehr als erstrebenswert, denn jeder würde davon profitieren. Und der Progress beginnt erstmal mit einer anderen Auseinandersetzung mit dem Problem und das auch als gegeben zu akzeptieren.

Gruß
Ryan
 
Zuletzt bearbeitet:

aurelin

Where ist online?
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Will zu der Diskussion auch noch etwas beitragen: Bei der ganzen Diskussion fehlt, dass bisher nicht über das "geistige Eigentum" gesprochen wird. Und da liegt nach meiner Meinung auch eine der Wurzeln des Übels. Wir reden hier über Vermarktung, Labels, Computerspiele usw. Aber dazu gehört nun mal die Frage, ob wir in unserer Gesellschaft das geistige Eigentum dem materiellen gleichstellen. Ich merke immer wieder in Diskussionen, dass vielen Leuten (das ist hier im Forum natürlich anders ;)) es gar nicht mehr bewusst ist, dass in vielen kreativen Produkten eine Arbeitsleistung steckt und das die Leute, die sie produzieren, nicht von Luft und Liebe leben können. Wenn jemandem das Fahrrad geklaut wird, dann ist jedem klar, dass das Diebstahl ist. Bei einem Song oder einem Hörspiel wird das wesentlich lockerer gesehen (ein unoffensichtlicheres Beispiel ist z.B. der Verkauf von 2nd-Hand-Medien auf Amazon.de. Da bekommt der Künstler, dessen geistiges Eigentum neben einem materiellen Produkt verkauft wird, kein Geld dafür, dass jemand anderes nun auch von seinem geistigen Eigentum profitiert). Wo die qualitativen Grenzen zwischen Downloads, "die-Katze-nicht-im-Sack-kaufen" und Diebstahl liegt - in die Diskussion will ich mich gar nicht erst begeben, wenn wir nicht erst einmal fragen, wie hoch wir geistiges Eigentum schätzen. Und zwar zum einen in Worten, zum anderen im Handeln. Wenn der Kontrast zwischen beidem zu groß ist, dann spricht das für sich und wir würden das bei (eigenem) materiellen Eigentum wohl nicht hinnehmen.

Dass in der bisherigen Diskussion lediglich über das Produkt als einem reinem Konsumgut gesprochen wird, zeigt mir, wie wenig ein Verständnis und eine Bewusstheit für Begriffe und deren Interdependenzen wie "geistiges Eigentum", "kulturelles Produkt", "Kultur als Konsumgut" da ist. Und letztlich führt mich das zu einer Haltung, die ich außerhalb des Forums häufig vorfinde: Die Menschen laden sich gerne umsonst und auch Hörspiele runter, einfach weil es umsonst ist (das ist wie die Häppchen im Supermarkt, rein damit, egal wie es schmeckt. Denn wie viele Leute sagen hinterher: "Oh, war das lecker. Das ist eine tolle Firma, von der kaufe ich jetzt gleich mehr Produkte, weil sie mich inhaltlich überzeugt hat"). Und dann, weil man dafür ja auch nichts bezahlt hat, erfährt es auch eine ganz andere Wertschätzung. Das Hörspiel zum nebenbei Bügeln, Putzen whatever gehört. Wenn wir den Dingen zumindest in unserer Haltung nicht einen gewissen Wert beimessen, dann hat das Konsequenzen. Denn viele Künstler, deren Einnahmequelle nicht primär Aufführungen sind, können immer schlechter von ihrer Musik/Kunst/etc. leben.
Beispiel: Eine Mittelschicht in der deutschen Bandszene existiert im Grunde genommen nur noch im Top40-Bereich. Das Bands aufgrund ihrer CD-Verkäufe und ihrer Konzerte zumindest eine zeitlang leben können ist zuletzt in den 90ern in der Breite möglich gewesen. Und das hat Auswirkungen auf die Musik gehabt. Entgegen einer relativen Vielfalt in der Musik wird nun durch ein Rahmenkonzept (z.B. Fernsehshows mit all ihren Vermarktungsmechanismen), dass viele Sender und Produzenten nutzen, Geld verdient.

Mir ist klar, dass sich der Hörspielbereich anders verhält, als die Musik. Die Frage ist doch aber, welche Entwicklung treiben wir dadurch voran, dass wir eine Diskussion um das geistige Eigentum in seiner reinen Vermarktungsform führen? Wir wünschen alle z.B. Thuda nur das Beste für seine Produktionen und zumindest ich hoffe, dass er damit auch irgendwann kommerziell Erfolg hat. Und das ist bei vielen Professionellen hier im Forum so. Und letztlich würde auch ich mich freuen, mal in einer professionellen Produktion mitzuwirken und dadurch ein bisschen Geld zu verdienen. Aber wie bescheuert ist es, wenn man selbst am Hungertuch nagt und hat dafür 5000 illegale Downloads....

Schlusspunkt: Wir haben heute durch das Internet neue Vermarktungsstrukturen und -möglichkeiten. U.a. nämlich die, dass Kulturschaffende theoretisch ohne große Labels und weitere Mitverdiener ihre Produkte anbieten könnten. Und das müsste dann auch zu einem Preis möglich sein, der den Menschen, die das Produkt geschaffen haben (nicht einem großen Label dahinter), eine angemessene Bezahlung ermöglicht, aber auch den Käufer nicht schröpft. Damit wären sowohl finanzielle Wertschöpfung als auch ein fairer Preis möglich. Aber genau diese Möglichkeit werden wir verspielen, wenn wir erst genügend Menschen haben, denen es anfangs nicht mehr bewusst, aber letztlich egal sein wird, dass "geistiges Eigentum" oder "kulturelle Produkte" kein frei verfügbares Allgemeingut sind, sondern etwas, dass einzelne Menschen erarbeiten und nur auf einem gewissem Niveau erarbeiten können, wenn sie dazu die Mittel haben, sprich bezahlt werden.
 

Marc Schülert

Sprecher & Cutter
Sprechprobe
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

auch wenn die hörspiele der neuen generation wie sinclair, burnes oder auch die star-wars-hörspiele meilensteine waren und trends gesetzt haben, habe ich mich schon so manches mal gefragt, was eine solche produktion wohl kostet. da tummeln sich das who-is-who der schauspieler und synchronsprecher, dann eventuell anfallende lizenzgebühren, und nicht zu vergessen die musiker...da sind teilweise ja ganze orchester im studio. was die alleine kosten!!!
da kommt dann bei mir sehr schnell der gedanke auf, ob das alles sein MUSS, um dieses ja zweifelsfrei hohe niveau zu halten. und da komme ich immer wieder auf den punkt wo ich sage: nein. ich glaube - nein, ich bin mir sicher -, ich würde die produktionen auch immer noch für hochwertig und toll befinden, wenn nicht die teuren und bekannten sprecher dabei wären, wenn kein riesen orchester die musik dazu spielt. unter anderem würde das nämlich die produktionskosten nach unten schrauben und somit den preis für den konsumenten auch, was letzteren vielleicht dazu bewegen würde, sich das eine oder andere hörspiel mehr zu kaufen.
dieses gejammer über die raubkopierer kenne ich ja nur zu gut aus der musikbranche, und das schon seit bald 10 jahren. ich kann das nicht mehr hören, ich finde es mittlerweile sogar erbärmlich. kopierer hat es schon immer gegeben und wird es immer geben. viele von denen kopieren aus leidenschaft. einfach nur so, um das produkt zu haben und irgendwo vergammeln zu lassen. nicht aus leidenschaft und fantum zum inhalt an sich.

ich wage hier mal ein these: wenn ich so sehe, wie sehr sich das niveau der hörspiele hier über die letzten 2 jahre entwickelt hat und ich mal zwei jahre weiter denke, dann bin ich mir sicher, dass wir hier in der lage sein könnten, hörspiele zu fertigen, die durchaus mit dem niveau und der qualität von beispielsweise den drei ??? mithalten können. das tun sie ja teilweise jetzt schon.
es ist vielleicht naiv, und trotzdem würde mich mal interessieren, wie erfolgreich sich solche hörspiele "verkaufen" würden, wenn man sie dann zu einem preis von 1,- zum download anbieten würde. vielleicht würde man dann keine 8000 - 10000 downloads mehr zusammen bekommen. vielleicht aber 5000. denn 1,- für ein hörspiel von der quali, die ich meine, würde sicher fast jeder ausgeben wollen. dann bliebe genug geld übrig, um allen beteiligten ein kleines dankeschön zukommen zu lassen. dass man davon nicht leben kann, ist mir klar. aber darum geht es mir hier grad auch nicht.

worauf ich hinaus will, ist, dass die großen der musikindustrie (und dazu zähle ich jetzt auch mal die großen hörspiellables) auf ganz hohem niveau meckern und jammern. wenn man nicht mehr genug geld einnimmt, um sich einen 17 liter verbrauchenden cross-roader oder einen neuen nadelstreifenanzug von armani leisten zu können, muss man sich eben einfach mal verkleinern. aber wie so oft im leben geht es diesen industriezweigen im grunde ja nur um besitzstandswahrung.

dass sich serien wie "offenbarung" und co. nicht mehr verkaufen lassen, liegt auch aus meiner sicht ganz bestimmt nicht an den raubkopierern. denn selsbt unter denen verbreiten sich ja nur die "guten" sachen. hanebüchener kram wird sicher nicht mal von den internetpiraten zu grabe kopiert. es liegt einfach daran, dass solche bandwurmserien sich irgendwann selbst inflationieren und die motivation des hörers zum weiterhören/-kaufen überstrapaziert wird. zumindest ist das bei mir mit "burnes" so gewesen. mir ist die lust vergangen, ständig von folge zu folge auf eine auflösung oder erklärung des ganzen zu warten. irgendwann lutscht sich so was aus. das ist immer so. egal ob film, musik oder sogar büchern.

nachtrag zu Aurelins thema bzgl. des geistigen eigentums:
was das angeht, bin ich sehr zwiegespalten. auf der einen seite bin ich songschreiber, auf der anderen seite aber auch konsument. wenn du den vergleich zwischen dem geistigen eigentum und dem geklauten fahrrad bringst, so fällt mir dazu folgendes ein: wenn ich nicht will, dass mein fahrrad geklaut wird, dann schließe ich es ab oder bringe es zuhause im fahrradschuppen/-keller in sicherheit. will sagen, ich lasse es nicht in der öffentlichkeit herumliegen. wenn ich also als urheber einer idee, eines songs, buches oder sonstwas nicht will, dass die öffentlichkeit es in die finger bekommt und damit in irgendeiner form umgeht, dann lasse ich doch meinen geistigen erguss bitteschön in meinem kopf, bzw. in meinen eigenen 4 wänden. wenn ich aber damit nach draussen gehe und der welt mitteile, welch tolle idee ich hatte und ich mir wünsche, dass alle daran teilhaben sollen, dann ist zwar einerseits klar, dass ich eine gewisse entlohnung dafür verdiene, aber ich muss dann auch loslassen können.
damit will ich auf gar keinen fall aurelins worten widersprechen!!! aber manchmal denke ich, dass das mit dem geistigen eigentum ein bisschen zu sehr überbewertet wird...
 
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joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

es liegt einfach daran, dass solche bandwurmserien sich irgendwann selbst inflationieren und die motivation des hörers zum weiterhören/-kaufen überstrapaziert wird. zumindest ist das mir mit "burnes" so gewesen. mir ist die lust vergangen, ständig von folge zu folge auf eine auflösung oder erklärung des ganzen zu warten. irgendwann lutscht sich so was aus. das ist immer so. egal ob film, musik oder sogar büchern.
Und am Ende muessen wir uns dann so eine Sch%#ss-Aufloesung a la LOST-Macher J.J.Abrams anhoeren. :laugh:
 

Marc Schülert

Sprecher & Cutter
Sprechprobe
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Und am Ende muessen wir uns dann so eine Sch%#ss-Aufloesung a la LOST-Macher J.J.Abrams anhoeren. :laugh:

lost habe ich nun noch nicht gesehen (ausser den ersten 7 folgen), aber bei "battlestar galactica" gab es ähnliche diskussionen bei den fans über die auflösung und den schluss. so etwas erweckt dann schonmal den eindruck, dass die produzenten und macher am ende vor lauter "bandwurm" ihr eigenes ende im knäuel nicht mehr wiederfinden und sich dann ein etwas haarsträubendes neues ende aus den nägeln saugen müssen.
 

Civok

Drück mein Bäuchlein!
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

@ ROH

Da die Diskussion auf den deutschen Hörspielmarkt ausgerichtet war und nicht einmal so sehr illegale Downloads/Raubkopien in den Mitteplunkt rücken sollte, sondern eher auf die Politik deutscher Hörspiellabels abzielte, finde ich Deine Ausführungen ein wenig am Thema vorbei, auch wenn ich Dir sicherlich in den meisten Punkten zustimmen würde, aber darum geht es einfach nicht.

Es geht in erster Linie um Hörspiele, nicht um den 13jährigen aus Kuala Lumpur oder Caracas, der sich die neue CD von Lady Gaga auf den Rechner zieht. Deswegen war meine Agrumentation auch ausschließlich auf den deutschsprachigen Raum ausgerichtet (einen anderen Hörspielmarkt haben deutsche Hörspiele nämlich nicht).


@ Aurelin

Sehe die Diskussion um das geistige Eigentum sehr ähnlich wie Du, allerdings würde ich immer auch noch einen Schritt weiter gehen. Sobald man nämlich den Versuch startet, sein geistiges Eigentum kommerziell zu verwerten, erlebt man automatisch die Transformation zu einem Produkt, welches den üblichen Marktgesetzen unterworfen ist.
 

Marc Schülert

Sprecher & Cutter
Sprechprobe
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Sobald man nämlich den Versuch startet, sein geistiges Eigentum kommerziell zu verwerten, erlebt man automatisch die Transformation zu einem Produkt, welches den üblichen Marktgesetzen unterworfen ist.

das meinte ich übrigens in meinem beitrag mit dem "loslassen". ich denke, es ist okay und wichtig, dass ein urheber für seine idee vernünftig entlohnt wird. aber was dann anschließend damit passiert, entzieht sich meistens dem einfluss des urhebers. und dagegen ist kaum ein kraut gewachsen.
 

Markus

Befahrener Ernutzer
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

..ich würde die produktionen auch immer noch für hochwertig und toll befinden, wenn nicht die teuren und bekannten sprecher dabei wären, wenn kein riesen orchester die musik dazu spielt....
Wenn ich mir aber manche lowbudget-Produktionen anhöre (zum Beispiel Lady Bedford sorry) dann graust es mir vor der unmotiviert zusammengestoppelten Konservenmusik und den teilweise laienhaft grottigen Sprechern! Was zählt ist die Liebe zum Produkt! Man kann am Orchester sparen (es gibt ja mittlerweile schon täuschend echte Musikprogramme) aber nie am Komponisten! Dann lieber bestehende Musikstücke kaufen wie bei Emile Poiret! Und wenn man halt nur zwei gute Sprecher hat und ansonsten jeden ins Tonstudio zerrt der nicht bei drei auf'm Baum ist dann stellen sich mir jedes Mal die Nackenhaare wenn die dann den Mund aufmachen! Wie schon gesagt gehört für mich zu einer guten Produktion eine Ernsthaftigkeit und eine Verantwortung dem Konsumenten gegenüber! Dann bin auch ich als Konsument in der Verantwortung Geld für das Produkt auszugeben! Lieblos herausgehauene Produkte sind mit oder ohne Raubkopie nicht erfolgreich. Und davon gibt es leider in letzter Zeit mehr als genug! Ich höre mir grad wieder mal Paul Temple an und das führt mir einmal mehr vor Ohren wieviel schlechte Produktionen es heutzutage gibt! Und Temple wurde für das Radio produziert! Vielleicht sollten die Verlage ihre Produkte kostenlos zum download anbieten und sich über Werbung finanzieren (Werbung auf der Seite, oder im Hörspiel)! Dann hätte vielleicht das Gejammer ein Ende!
 
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