• Blut-Tetralogie   Dark Space

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Einige Leute mit denen ich mich unterhalten habe finden übrigens Hörspiele einfach zu anstrengend - zu viele Geräusche, Stimmen und Musik. Alles lenkt von der neben bei ausgeführten Tätigkeit ab. Geht es darum? Muss man neben bei noch multitaskingfähig/produktiv sein und schließt das deshalb den Genuss eines Hörspiels aus?


Grundsätzlich darf das Hörspiel als Kunstform volle Aufmerksamkeit vom Hörer fordern. Wenn sich das Hörspiel, um ein paar mehr Hörer zu gewinnen, selbst nur noch zum belanglosen Hintergrundrauschen degradiert, bei dem man problemlos auch Weghören kann, hat es nichts gewonnen.

Die erforderliche Aufmerksamkeit ist aber natürlich von Hörspiel zu Hörspiel ganz unterschiedlich. Vom sperrigen Experimental-Radiohörspiel bis zum 0815-Bibi-Bloxberg-Kindersedativum gibt es ja alles.
 

Noir

Mitglied
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Ich denke da liegt auch der Pudels Kern. Es fällt einem Menschen sehr schwierig, sich mal eine Stunde hinzusetzen und wirklich nur zuzuhören...bei einem Film haben auch die Augen etwas zu tun (lol)...DAS bringt scheinbar keine Probleme...aber wirklich nur sitzen und HÖREN ist für viele ein Graus. Ähnlich lautende Stimmen habe ich schon des öfteren gehört.
 

Tonda

Machinima Produzent
Sprechprobe
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Also ich glaube, dass Hörspiele eigentlich eher einen relativ kleinen Kern an "Stammhörern" haben, die ein Hörspiel wirklich zu schätzen wissen und genießen können. Für das Gros ist es eher so was wie "Radio hören" also eine Soundkulisse, die man bei Hausarbeit, Autofahren oder sonstigen Tätigkeiten, bei denen man sich nicht unterhält, nebenbei laufen lassen kann, damit es nicht so still ist oder leichte Kost, die man zum Einschlafen hören kann (ich z.B. gehöre zu den Menschen, die meistens nicht einschlafen können, wenn sie das Hörspiel zum ersten Mal hören. Ich bin dann viel zu neugierig, wie es weitergeht. Ich kann meistens nur dann einschlafen, wenn ich das Hörspiel eh schon kenne ;)).
Von daher glaube ich einfach, dass der Hörspielboom eher als eine Modeerscheinung anzusehen war und sich jetzt der harte Kern an Stammhörern wieder herauskristallisiert. Und der ist einfach zu klein, um die ganzen Hörspiellabel, die sich während der Boom-Zeit gebildet haben, am Leben erhalten zu können. Das Angebot ist einfach zu groß geworden und die, für die Hörspiele kaufen nur ein Trend war, hören jetzt wieder Radio :(
 

Markus Haacke

alias Doc Markuse
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Naja, du wirst lachen, Thomas.

Ähnlich ergeht es mir seit geraumer Zeit.
Ich möchte ein Hörspiel gern mit der gebührenden Zeit und Ruhe hören. Aber das funktioniert immer seltener, weil das Leben einfach zu hektisch geworden ist. Ich spüre in mir eine Art innere Unruhe, mit der ich, selbst wenn ich mal genug Freizeit hätte, nicht die nötige Aufmerksamkeit und Aufnahmebereitschaft aufbringen kann.

Entweder hechel ich nach Feierabend durch den Abend, weil noch zig Dinge zu erledigen sind oder ich bin unterwegs oder nach einem anstrengenden Tag einfach nicht mehr aufnahmefähig. Da gehen dann schon mal 2 Hörspiel-leere Monate ins Land.

Könnte mir vorstellen, daß es anderen auch so ergeht.

Hörspiele, die mich wirklich brennend interessieren und die ich mit "Gewalt" anhören möchte, die leg ich mir im Auto auf dem Weg zur Arbeit in den CD-Spieler. Aber ein Hörspiel richitg genießen ist wahrlich was anderes.
 

Watchman

Christian Loges
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Ich glaube, die Gründe für den aktuellen Niedergang des Erwachsenen-Hörspiels sind recht einfach, nur wollen manche Beobachter, Kreative und nicht zuletzt eine Reihe der Fans sie nicht wahrhaben.

Der Kreis der Erwachsenen, die überhaupt bereit sind, Geschichten im Audio-Format (Hörspiel/Hörbucher) zu konsumieren/genießen, ist überschaubar und in der letzten Zeit eher noch geringer geworden.

Die Zahl der Labels ist immer noch groß, jedoch wird der Markt von wenigen großen Labeln beherrscht. Diese haben eine deutliche Sichtbarkeit in den Regalen der Elektronikmärkte, welche die kleinen Schmieden nicht haben. Weil sie dort nicht vorkommen, werden sie vom allgemeinen Publikum nicht wahrgenommen. Die Hardcore-Fans kennen sie, doch diese sind einfach zu wenige, um für genug Einnahmen zu sorgen.

Die meisten kleinen Label werden von Menschen geführt, die selbst Hörspielliebhaber sind, aber keine Kaufleute. Wie kann es sein, dass man es immer so weit kommen lässt, bis gar nichts mehr geht? Da werden Aufnahmen vorfinanziert, ohne dass wirklich sicher ist, ob das Hörspiel tatsächlich erscheinen kann, weil man sich die Pressung der CDs nicht mehr leisten kann. Da kann man nur den Kopf schütteln.

Auch Kenntnisse im Marketing sind nur begrenzt vorhanden. Oftmals werden die Label in der Freizeit betrieben, während man ansonsten einem Hauptberuf nachgeht. Da bleibt kaum Zeit für intensive Beschäftigung mit Social-Marketing oder anderen Werbeformen. Da jedoch der Markt so klein geworden ist, muss umso intensiver geworben werden. Dafür fehlt es meistens an Zeit und nicht zuletzt auch Geld. Es ist doch bemerkenswert, dass ein Label wie Pandoras Play so lange exisitiert und hier zahlreiche User es zwar dem Namen nach kannten, doch noch nie eines der Hörspiele gekauft hatten.

Kommen wir nun zum Hauptfeind: Das Hörbuch! Ich weiß, dass es ein Tabuthema ist, doch das Hörbuch ist der Totengräber des Hörspiels! Die Gründe liegen auf der Hand: Bevor das Hörbuch seinen Durchbruch hatte, mussten die Erwachsenen, die nicht TV gucken oder lesen wollten, zu Hörspielen greifen, denn dort gab es Kopfkino. Diesen überschaubaren Markt müssen sich die Hörspiele nun mit den Hörbüchern teilen, die in Sachen Marketing total überlegen sind. Sie werben mit dem bekannten Namen des Autors, dem berühmten Buchtitel und einem Star aus dem TV oder Kino, der es vorliest. Das Hörspiel kann all dies nicht bieten. Das Hörbuch wird von den Buchhandlungen stark unterstützt und ist dort als legitime Form der Literaturbearbeitung akzeptiert. Hörspiele sind es zumeist nicht. Hörbücher können vom Personal der Buchhandlungen empfeohlen werden, selbst wenn es nur das Buch kennt und nicht das Hörbuch, denn der Inhalt ist ja gleich. Wer in Buchandlungen oder Elktronikmärkten kennt den die Hörspiele vom Inhalt her? Hörspiele kommen meist als Serien daher, während Hörbücher zumeist abgeschlossene Geschichten sind. Man muss sie nicht gleich am Stück höhren, doch man hat die Story auf alle Fälle zusammen. Die Hörspiellandschaft hat zuletzt einiges an Storyruinen produziert, weil Serien vorzeitig abgebrochen wurden. So etwas schadet dem Vertrauen der Fans in das Produkt und die Kaufzurückhaltung ist nur zu verständlich.

Wenn Hörspiele überleben wollen, sollten sie sich vom Format her den Hörbüchern annähern. Keine Serien mit xy Teilen mehr, sondern abgeschlossene Story auf mehreren CDs.
 
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Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

dIch bin da anderer Meinung als mein Vor"redner". Die ästhetische Kohärenz und dadurch auch Verbindlichkeit eines gut vorgelesenen Buchs erlebe ich als ausgesprochenen Genuss, wenn mir der Interpret liegt - bei mir beispielsweise Ulrich Mattes, der nicht à la Rufus Beck nach dem Motto Hörbuch-goes-Hörspiel liest. Ich finde das künstlerische Solo dieser Audio-Gattung geradezu magisch und es erinnert mich an meine Kindheit, in der viel vorgelesen wurde in unserer Familie.
Aber Hörbücher wähle ich in der Regel mittlerweile nach den Namen der Lesenden und weniger nach Inhalt und Stoff aus.
Hörspiele finde ich in der Regel anstrengend, da sie ein arbeitsteiliges Fabrikat vieler und vor allem auch vieler Interessen sind - bis hin zur technischen Endmischung (was übrigens auch bei Hörbüchern die Qualität enorm mit beeinflusst) - und das wird oft hörbar. Selten, dass ein Hörspiel wie aus einem Guss gelungen wirkt: überall lauern potentielle Schwachstellen, und das fängt bereits beim Skript an. Mir persönlich, um mich Watchman's letzter Bemerkung anzuschliessen, gefallen Hörspiele oft besser, wenn ein starker Erzähler den roten Faden hält und mit knüpft. Selten, dass mir die Protagonisten selbst durchs Wort stark genug sind, so dass ich hnen folgen will - insofern verstünde ich eine Annäherung ans Hörbuch.
Ich erinnere mich z.B. immer noch an die Stimme, die auf den EUROPA platten die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn begleitet hat.

An dieser Stelle will ich aber auch auf die Ursprungsfrage eingehen, denn
Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt nicht allein, sondern auch solche, die für ihr kommerzielles Unterfangen auf die Idee verfallen, aus der Not eines knappen Budgets eine angebliche soziale Tugend zu machen und talentierte Laien für umme ans Mikro bitten, so dass Ruhm und Ehre, an der Seite einer prominenten Stimme zu hören zu sein sich zur neuen Entgeltwährung mausern. Vorsicht ! sage ich nur - das ist keine gute Entwicklung, und genauso, wie in der Regel für beschäftigte Laien ein entsprechender Prozentsatz an die KSK entrichtet werden muss, sollten sie selbst auch anständig dafür bezahlt werden. Ich weise deswegen darauf hin, weil gewisse Angebote auch im Forum auftauchen, die ich hinterfragungswürdig finde - wenn irgendjemand letztendlich mit dem persönlichen Enthusiasmus dritter Geld verdienen will; das mag harmlos und nett anfangen, ist aber konsequent weitergedacht tatsächlich zerstörerisch im Sinne von Civocs Frage.
 

BigBear

Witzepräsident
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Also ich glaube, dass Hörspiele eigentlich eher einen relativ kleinen Kern an "Stammhörern" haben, die ein Hörspiel wirklich zu schätzen wissen und genießen können.


Ja, Hörspiele sind ein absolutes Nischenprodukt. Erst heute sprach ich noch mit jemanden, der meinte: „Wie bitte? Es gibt heutzutage tatsächlich noch Leute, die Hörspiele hören?“ Mir scheint, man muss marketingstrategisch gesehen neue Wege finden, um mehr Aufmerksamkeit zu erzeugen und um neue Hörer zu gewinnen. Bei dem Thema Hörspiel werden bei vielen Leuten nur Erinnerungen wach an Benjamin Blümchen oder an Bibi Blocksberg, und die meisten Leute wissen einfach nicht, wie moderne Hörspiele unserer Zeit klingen können. Mir ging es ja lange Zeit genauso, und ich hatte eher nur zufällig ein "Aha" - Erlebnis, als ich bei Amazon ein Buch gesucht habe und dabei einen Hörspieltrailer entdeckte.


... und sich jetzt der harte Kern an Stammhörern wieder herauskristallisiert. Und der ist einfach zu klein, um die ganzen Hörspiellabel, die sich während der Boom-Zeit gebildet haben, am Leben erhalten zu können. Das Angebot ist einfach zu groß geworden ...

Das Angebot ist nicht nur zu groß geworden, sondern es wird auch viel hirnloser Schrott auf den Markt gebracht. Wer soll das bitte alles hören? Man sehe sich nur die ganzen von der Stange weg produzierten Geister, Dämonen und Horror Hörspiele an. Kennst Du eins, kennst Du alle. Davon abgesehen ist die Zielgruppe solcher Inhalte auch relativ klein. Oder was ist mit der Serie Alpha-Base von Maritim? Das ist doch nur eine aufgewärmte Hörspielfassung von Star Trek Voyager, wenn wir mal ehrlich sind. Und Voyager gilt ohnehin als schlechteste Star Trek Serie, und daher kann ich es gar nicht nachvollziehen, dass man uns das auch noch als Hörspielformat servieren muss. Als Hörer lege ich Wert auf ein gewisses Maß an anspruchsvollen Inhalten. Ist es in diesem Zusammenhang nicht interessant, dass Titania-Medien von der derzeitigen Krise offensichtlich verschont geblieben ist?

...
Wenn Hörspiele überleben wollen, sollten sie sich vom Format her den Hörbüchern annähern. Keine Serien mit xy Teilen mehr, sondern abgeschlossene Story auf mehreren CDs.

Das haben die Produzenten mittlerweile auch zum Glück (!!!) erkannt, s. Dragonbound oder Mark Brandis. Auch Innovative Fiction setzt auf diesen Trend: von diesem Label kommt demnächst eine 3-tlg. Sci-Fi und eine 6-tlg. Fantasy Serie.

Was die Hörspielwelt definitiv nicht mehr braucht sind solche endlos langen Serien wie z.B. Offenbarung 23 oder Perry Rhodan, die jahrelang mit endloser Handlung laufen, und wo man sich irgendwann nicht mehr auskennt. An so einer Serie bleibt dann nur noch ein harter Kern, und Neueinsteiger trauen sich nicht an so ein Mammut-Hörspiel heran.
 

Brandywine

Falko Diekmann
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Das hat jetzt nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun, aber bei den Äußerungen zu Hörbüchern zuckt es zu stark in meinen Fingern als das ich dem Drang zu kommentieren widerstehen könnte ;)

Für mich ist bei Hörbüchern immer eines (vor allen Sound oder Musikfragen) ein Problem; das Tempo.
Ich kenne, wenn´s hoch kommt, 2-3 Hörbücher die ich mag; die restlichen sind mir persönlich entweder zu schnell oder zu langsam gelesen. Ich habe mein eigenes Tempo wenn ich ich selbst lese. Beim Hörbuch habe ich keine Chance an einem Satz kleben zu bleiben; während ich über eine Sache noch nachdenke wird mir die nächste direkt in den Nacken geklatscht...egal ob ich schon soweit bin oder nicht. Das Hörbuch ist kein adäquater Ersatz zum selber lesen.

Das Hörspiel bewegt sich (im besten Fall) auf einem völlig anderen Niveau. Film ohne Bilder; das erfordert Konzentration. Wer sich dann ein aufwändigst durchorganisiertes Ding beim Bügeln oder Socken-sortieren anhört...der kann das ruhig. Hat aber keine Ahnung was er da eigentlich macht oder hört ;) Wenn man aber hinhört sieht man die Bilder die die Macher vermitteln wollten. Manchmal auch nicht; gibt ohne Zweifel Dinger bei denen es nicht funktioniert.
 

Sascha Kiss

ehemals aarom
Sprechprobe
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Das gehört jetzt vielleicht nicht direkt zur Diskussion aber ich muss das hier mal loswerden:


Vor einigen Jahren war ich noch eMuler (Ich sag nur "Filesharing" für den Fall dass eMule dem ein oder anderen kein Begriff ist) und habe sporadisch das ein oder andere kommerzielle Hörspiel raubkopiert. Wobei ich im kommerziellen Bereich prinzipiell ein guter Mensch bin da ich den Großteil meiner Hörspiele rechtmäßig erworben habe. Manche Hörspiele wollte ich jedoch gerne Probehören um mir ein Bild zu machen und hätte sie höchstwahrscheinlich später käuflich erworben. Aber sei es drum.


Irgendwann bin ich "Opfer" einer berüchtigten Anwaltskanzlei geworden, die mir unter Androhung von Strafe und Einfordern einer Geldbuße das eMulen madig gemacht hat. Ich hab mich zwei Jahre lang geweigert zu zahlen, da die Anwaltskanzlei aber vereinzelt gerichtlich Erfolge erzielte und ich Gefahr lief ebenfalls auf noch höhere Summen verklagt zu werden, habe ich letztendlich klein bei gegeben. Auch wenn ich seitdem kein Filesharing mehr betreibe fühle ich dennoch kein Unrechtsbewusstsein. Ganz im Gegenteil.


Die Anwaltskanzlei hat mich direkt in die Arme des Hörspielprojekts getrieben. Zwar kann ich mit dem Produzieren freier Hörspiele es den Labels nicht heimzahlen (den Labels deshalb, weil diese die Anwaltskanzlei erst beauftragt haben) aber dennoch meinen Beitrag für den Kampf gegen das moderne Raubrittertum beitragen. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die Filesharing Netzwerke und Raubkopien nicht der ausschlaggebende Grund für den Niedergang der Hörspielszene sind. Das mit Lausch tat mir zwar schon weh, aber im Prinzip feier ich mit dem Untergang der kommerziellen Hörspielszene meinen inneren Reichsparteitag.


Und wenn ich mit dem jetzigen Projekt fertig bin mach ich mit dem nächsten Projekt weiter...


So!
 

joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Ich glaube nicht, dass illegale Downloads den Hoerspielmarkt zerstoeren, denn wenn man alles hier geschriebene zusammenfasst, dann wissen wir, dass die Zahl der Hoerspielhoerer ueberschaubar ist. Und sich auch noch in einem Bereich bewegt, wo man sagen kann, die kaufen lieber CDs, weil sie gerne etwas in den Haenden halten wollen.

Ich denke, dass es fuer den Hoerer einfach zu anstrengend wird, wenn das Hoerspiel zum "Kopfkino" wird, was in den meisten Faellen einfach nicht zutrifft. Entweder ist das Skript unzureichend, die Sprecher duerftig oder die Akustik zu ueberladen, oder mehrere der genannten Faktoren. Irgendwann kommt dann der Kopf durch den einseitigen Informationsueberfluss nicht mehr mit oder ihm fehlen Ansatzpunkte, um die Informationen zu visualisieren. Da hat es der Kinogaenger einfacher, denn seine Augen kompensieren den akustischen Overkill.
Hoerspielserien wie Gruselkabinett und Mark Brandis bleiben erfolgreich, weil sie durch 3 entscheidende Komponenten ueberzeugen:
  • hervorragendes Skript
  • hervorragende Sprecher
  • optimale Umsetzung
Bei den wie Pilze aus dem Boden geschossenen "Hoerspiellabel" mangelt es an einem, mehrerer oder allen drei Faktoren. Da wird entweder durch kompressierte Sounds kompensiert, so dass der Hoerer gar nicht mehr weiss, was Sache ist. Oder um den heissen Brei gequatscht, dass man sich nachher fragt, um was es da eigentlich ueberhaupt ging. Dementsprechend stellen sich beim Hoerer folgende Reaktionen ein:
  1. Unzufriedenheit
  2. geistige Abwesenheit
  3. Abneigung
Irgendwann ist beim Hoerer auch ein Aufmerksamkeitsdefizit erreicht, wenn es einfach "zuviel des Guten" ist. Und ich glaube, an diesem Punkt sind wir inzwischen angekommen. Dabei spielt natuerlich auch ein weiterer Punkt eine entscheidende Rolle:
Man hoert einfach nicht alles, weil es einem auch meist geschmacklich nicht anspricht!
Da macht es die Musik vor. Ich hoere auch nicht Miley Cyrus, nur weil es ihre CD zu kaufen gibt. Nee, find ich scheisse!! Also kauf ich es nicht. Und wenn ich einen Trailer hoere und ich finde den Scheisse, dann kauf ich das Hoerspiel auch nicht! Klare Sache! Man vergebe mir meine Wortwahl. ;)
Meines Erachtens macht sich das Hoerspiel bzw. machen sich die Hoerspiellabel selber kaputt! Aber es ist natuerlich immer einfacher fuer sie, sich ueber andere aufzuregen, als vor der eigenen Haustuer zu kehren. :)
 
Zuletzt bearbeitet:

Markus

Befahrener Ernutzer
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Ich denke auch dass eine natürliche Schrumpfung stattfindet, die große Anzahl der Labels wird sich auf die wirklich Guten reduzieren.
Aber ich möchte auch Xilefs Gedanken nochmal aufgreifen, ist zwar Offtopic beschäftigt mich aber gerade! Wir haben selbst, durch unseren Versuch immer bessere Hörspiele zu machen den Labels überhaupt erst die Chance gegeben hier Sprecher für umme abzugreifen. Denn jedes Label kann hier auf eine große Anzahl Sprecher zurückgreifen, deren Takes ohne viel Aufwand für ein professionelles Hörspiel verwendet werden können. Fast jeder hier hat ein Homestudio das vor 5 Jahren noch undenkbar gewesen wäre! Jeder hier hat gelernt seine Takes selber zu schneiden und zu bearbeiten. Also ich kann gut verstehen wenn Labels hier versuchen kleine Rollen für umsonst zu vergeben! Ob uns das gefällt oder nicht...
 

bob7

__________________
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Tja, eigentlich ist alles gesagt. Was noch fehlt ist "Glück". Ich glaube, ein gutes Hörspiel (gutes Skript, gute Sprecher, gute Musik, gute Regie etc) ist kein Erfolgsgarant. Genauso wenig wie Marketing & Vertrieb. Eigentlich sind dies notwendige Mindestvoraussetzungen. Ob das Werk dann toppt ist... Glück. Ähnlich wie in der Musikbranche oder bei Hollywood-Darstellern. Es gibt abertausende echt gute Bands und Schauspieler. Aber nur ganz wenige haben Erfolg. Daher muss man sein Glück wohl einfach und immer wieder herausfordern.
 
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Meiner Ansicht nach zerstören Illegale Downloads den Hörspielmarkt mit... wenn auch nur zu einem kleinen teil, da ich ebenfalls der Meinung bin (wie in einem anderem Thread erwähnt) das es einfach eine Übersättigung auf dem Markt gibt. Alle Releases haben dadurch weniger Konsumenten.
Und wer soll mal so auf die schnelle die "E.A.P." Fans auffangen, die "Gabriel Burns" Liebhaber. oder O23 usw.
Das führt wahrscheinlich ebenfalls dazu, das auch Konsumenten verschwinden die sich evtl. in den Produktionzeiträumen anderer Hörspiele bedient haben und somit wiederum andere Unterstützten.

Es war ne schöne Zeit als 2002 E.A.P. und später Gabriel Burns hier im privaten Radio lief und ich möchte diese Zeit nicht missen weil es doch an vergangene Tage erinnerte und so schnell nicht wieder kehren wird.
 

OldNick

Mitglied
Sprechprobe
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Auch auf die Gefahr hin, sehr naiv auszusehen - wie aktiv war eigentlich der Mainstreammarkt für Erwachsenenhörspiele aufgestellt, bevor es die "John Sinclair: Edition 2000" gab? Ich selbst kann dazu nicht sehr viel sagen, aber aus meinem Erwachsenenumfeld der 90er Jahre weiß ich, daß dort niemand wirklich Hörspiele gekauft hat - vereinzelt mal, wenn bsplw. etwas von "Paul Temple" neu aufgelegt wurde. Aber alles in allem war das Hörspiel ein reines "Radiomedium" (und auch der gekaufte Paul Temple ist ja vom Radio produziert worden).

Ich erinnere da auch noch einige Anekdoten; zum Beispiel daß eine Nachbarin ihrem kleinen 6-jährigen Sproß einmal eine große Freude mit einem "Geisterjägerhörspiel" machen wollte - und ihm Sinclair (damals noch die alte Edition) mitgebracht hat. Und als ich damals eines der neu aufgelegten Sinclairhörspiele kaufen wollte, mußte ich mich erst einmal durch die Stapel an Kinder-MCs kämpfen. Erwachsenenhörspiele habe ich damals nirgendwo auftreiben können. (Sicherlich sind heutzutage viele der "Drei ???"-Hörer erwachsen, und sind irgendwie hängengeblieben - aber als wirkliches "Erwachsenenhörspiel" würde ich diese Serie nicht klassfizieren).
Alles in allem habe ich eher den Eindruck, daß der Fokus auf erwachsene Hörer als eine Art Nebenprodukt des kommerziellen Sinclairerfolges zustande kam.
Der Gruselmarkt wurde danach ja auch in enormer Weise bedient, meist auch in Form neuer Serien. Und da ergibt sich doch zwangsläufig auch ein finanzielles Problem - nur Hardcorefans sind dauerhaft bereit, Hunderte an Euros auf die Theke zu legen, um im Laufe der Zeit eine Serie mitzuverfolgen - schlimmer wird es, wenn es sich um mehrere Serien gleichzeitig handelt, denen man seine Aufmerksamkeit schenken wollen würde. Daraus entsteht schon eine ziemliche Übersättigung.

Hinzu kommt sicherlich auch die einsteigerunfreundliche Verzahnung. Und wenn man sich von Rätsel zu Rätsel hangelt, ohne besonders viel aufzulösen, dann ist das irgendwann ärgerlich. Gabriel Burns ist da wie ich finde ein Negativbeispiel. Im Gegensatz zu den meisten hier (habe ich den Eindruck), schätze ich Serien sehr, weil sie - wie bei TV-Serien, die Möglichkeit bieten, Charaktere dauerhaft zu entwickeln, sie kennenzulernen, und auch weitreichendere Konflikte darzustellen. Allerdings sollte man seine Mythologien hin und wieder mal auflösen, z.B. einen begrenzten Zyklus (bsplw. 6-8 Hörspiele) für eine solche verzahnte Geschichte vorsehen,- daß man nach mehr als 30 Hörspielen immer noch nicht wirklich weiß, was Sache ist, ist für meine Begriffe nicht sehr motivierend. Und es führt dazu, daß man das Gefühl der reinen Geldschinderei bekommen könnte - dies wiederum könnte in Einzelfällen auch zum Filesharing führen.

Aber im Großen und Ganzen glaube ich, daß einfach die von John Sinclair initiierte Euphorie vorbei ist. Sinclair scheint's (wenn ich mir die Hörspielcharts so ansehe) nicht unbedingt geschadet zu haben - für kleinere Labels ist das natürlich unangenehm. Ich befürchte allerdings, daß es nicht dauerhaft möglich ist, eine große Masse an Leuten für das Hörspiel zu gewinnen. Dazu ist die übrige Unterhaltungsindustrie ein viel zu mächtiger Konkurrent. Und der vorübergehende (?) Erfolg des Hörbuchs tut sein Übriges, um als Sargnagel zu fungieren.
 

Peter2

Mitglied
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Naja,
kleinere Hörspiele die nicht so viel umsatz machen würden würde man auch nicht illegal downloaden können weil es kaum intressenten gibt die größeren Hörspiele verdienen so viel, es gehen zwar theroretisch Milliarden verloren aber nicht jeder der sich die illegal downloadet würde wenn der download nicht möglich wäre im nächsten laden hinein spatzieren.
Ich denke die Hörspiele würden sich nicht verändern (menge/Qualität) aber das sich alle die zahlen immer wieder vom illegalem download hören und das da nichts wirklich gemacht wird oder es halt nicht möglich ist, aufjedenfall ist es ellegal möglich und ich weiß nicht wisso es nicht möglich ist die seiten zu entfernen, oder z.b. für das eine land zu speeren.
 

Tonda

Machinima Produzent
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Auf jeden Fall ist es illegal und ich weiß nicht wieso es nicht möglich ist, die Seiten zu entfernen, oder z.B. für das eine Land zu sperren.
Das wird ja auch gemacht, sobald Anzeige erstattet wird oder auffällt, dass die Verbreitung des Files illegal ist. Oftmals sind die aber getarnt. Da heißt dann das neueste John Sinclair Hörspiel "Urlaub Spanien 2010" oder so, eben damit man nicht so schnell dahinterkommt, dass es sich dabei um einen illegalen Download handelt.
 
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bb22

Mitglied
AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Eine Sache steht für mich fest
Eine Verbreitung der Raubkopien durch Klagen oder technische Restriktionen ist nicht zu stoppen.
Da kann man noch so viel mit Anwälten drohen oder versuchen mit technischen Kniffen, ein Kopieren zu verbieten.
Am Ende ist es so wie seinerzeit die Kirche die Armbrüste verbot, weil sie unmoralisch waren ...

Damit Produzenten, Sprecher und Autoren weiterhin etwas verdienen können, muss man sich was einfallen lassen. Ich hab auch keine Patentidee.
Ein Weg ist vielleicht, die Preise runter zu setzen und schnellen und bequemen Download anzubieten + gute Suchfunktionen ... - ähnlich wie itunes

Weil einer der Gründe für mich, eine Raubkopie anzusehen, ist, dass ich keine 15 Euro zahlen will für 2 CD,´s mit einem schlechten Hörspiel
- ich habe mir übrigens noch kein Hörspiel illegal gedownloaded, aber schon so manchen Kauf bereut
 

Masterofclay

Marco Rosenberg
Sprechprobe
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Wenn man ein Hörspiel nur digital zum Download anbietet und auf das Ladengeschäft verzichtet, könnte man über günstige Preise vielleicht die illegalen Downloads etwas eindämmen. Wenn ein Download nur 1-3 Euro kostet, ist es vielleicht manchen Leuten das nicht wert, um nach einem "kostenlosen" illegalen Download dieses Hörspiels zu suchen.
Allerdings werden selbst Smartphone-Apps, die nur 79 Cent kosten, fleissig raubkopiert...
 

joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: Illegale Downloads zerstören den Hörspielmarkt?

Solange es Leute gibt, die die Moeglichkeit sehen, sich was-auch-immer runterzuladen, ohne dafuer etwas zahlen zu muessen, werden sie das auch weiterhin tun.
 
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