AW: Der erste Schnee
"Natürlich wäre Schnee nicht kommerziell erfolgreich".... ich reibe mich sher an dieser Feststellung. Das hiesse im Umkehrschluss: nur mit leichten Stoffen lassn sich Hörspiele verkaufen? Wieso gibt es dann den "Audio Verlag"? Den hörverlag? und Co.?
Habe mir über diesen Punkt sehr lange den Kopf zerbrochen (schon vor etwas längerer Zeit und völlig losgelöst von der Diskussion hier). Hier mal meine offene und ehrliche Meinung dazu.
Der erste Schnee ist für ein Gratis-Hörspiel hervorragend geworden, wie ich finde. Ich bin rundum zufrieden mit dem Ergebnis, aber eine Chance auf dem kommerziellen Markt habe ich nie gesehen und sehe ich bis heute noch nicht.
Ja, jetzt habe ich schon mit der Schlussfolgerung angefangen, hier mal der Gedankengang dorthin:
Bei welchem Label hätte man mit diesem Stoff unterkommen können? Ich sehe niemanden auf dem Markt, der solch einem Stoff eine Chance geben würde, oder ähnlich gelagerte Stoffe im Programm hat. Weder die kleinen/mittleren Labels und schon gar nicht die Majors. Wenn Originalstoffe produziert werden, dann geht es ausnahmslos in die Richtung "Unterhaltung", oder man greift zu Lizenzprodukten. Jedes 08/15 Heftroman-Hörspiel hat mehr Chancen auf dem Markt, als ein experimentelles Hörspiel wie "Der erste Schnee". Denn mal ehrlich, der Hörspielkäufer legt scheinbar nicht den größten Wert auf ausgefallene Stories, sonst würde sich der allseits beliebte Groschengrusel und Produktionen wie "Die letzten Helden" (sorry für das Kollegenbashing) nicht so gut verkaufen.
Die von Dirk genannten Beispiele wie den Hörverlag etc. klammere ich da mal bewußt aus, denn die dort veröffentlichten Hörspiele basieren ausnahmslos auf bekannten literarischen Vorlagen (bitte um Korrektur, falls ich mich irre). Da klebt überall ein "großer" Autorenname drauf. Das sind Stoffe, die sich bereits auf dem Buchmarkt behauptet haben. Wer will das (finanzielle) Risiko auf sich nehmen und einen Originalstoff eines unbekannten Autors produzieren? Meine Referenzen sind nämlich gleich Null.
Was bliebe dann noch? Selbst zu produzieren und zu verwerten? Klar, das wäre möglich gewesen, aber welches Label hätte den Vertrieb dafür übernehmen können/wollen?
Da kommen wir wieder zu den gleichen Problemen wie oben. Mit einem "leichteren" Stoff, sieht die Welt ganz anders aus, aber ich denke "Der erste Schnee" trifft einfach nicht den Massengeschmack. Die bisherigen Reaktionen auf das Hörspiel waren zwar beinahe ausnahmslos gut, wie ich verwundert feststellen muss, allerdings fällt das Echo außerhalb des Hörspielprojekts und dem Projekt verbundener Hörer, eher dürftig aus.
Vielleicht hätte sich tatsächlich ein Label finden lassen, das bereit gewesen wäre das Hörspiel in sein Programm aufzunehmen, aber eine 1.000er Auflage abzusetzen, halte ich für utopisch.
Und sonst? Selber vermarkten? Natürlich auch eine Option, aber mir persönlich fehlt da leider das nötige Kleingeld, um ein üppiges Marketing an den Start zu bringen. Das man Produktionen mit gut gefüllter Kriegskasse nämlich auch in den Markt "drücken" kann, haben Holysoft und (einmal mehr) Europa im vergangenen Jahr bewiesen.
Logisch hätte ich versuchen können, den ersten Schnee auch außerhalb des Hörspielprojekts zu machen und als "Download only" zu verkaufen. Allerdings pfeife ich dann auf die EUR 4,50, die dann alle Beteiligten hätten verdienen können. Dafür fühle ich mich hier im Projekt zu gut aufgehoeben, außerdem kann man hier einen Hörerkreis erreichen, der wesentlich größer ist, als der vieler kommerzieller Produktionen.