• Blut-Tetralogie   Dark Space

Wade Watts

Das fragmentierte Hirn
Guten Tag, frohe Weihnachten!

mir ist soeben eingefallen, dass ich doch mal die folgende Frage loswerden muss.

Warum muss ein Hörspiel einem kompletten Drehbuch folgen? Warum kann man es nicht so gestalten, dass wie bei einem Rollenspiel frei und spontan gesprochen wird. Also, ich würde die Charaktere soweit ausarbeiten, aber zusammen mit einem interessieren SprecherIn und das Ganze dann abstimmen. Ich würde dann im Skript die Situation "vorschreiben" und dann das Ziel einer Szene vorgeben. Klingt jetzt irre, ich weiß.
Beispiel:
In dem Thread "Ich habe das mal ne Frage" habe ich angefangen, die Charaktere und die Welt, in der die Geschichte spielt, zu beschreiben. Nun lasse ich die Typen aufeinander in einem Raum los und sie sollen einen Dialog führen. Ziel ist z.B. dass der Hauptcharakter von seiner Reise in die Stadt berichten soll und die Mitbringsel verteilt. Außerdem berichten die Nachrichten davon, dass die Grenze zum Ostreich abgeriegelt wurde. Also, gibt es Fragen, Ängste und Spekulationen. Warum und wieso und überhaupt. Wenn also, nun eine SprecherIn eine Vorgabe spricht und das den anderen Mitsprechern hinwirft, müssen sie darauf eingehen und es entstünde ein Dialog, der recht spontan und realistisch sein könnte. Also Schauspiel mit der Sprache nur unter Regie der Rahmenbedingungen.

Ist wirklich nur mal so ein wirres Gedankenspiel ... aber wäre das nicht spannend, das einmal in einem Hörspiel mit umzusetzen? Ich frage nur, weil mich der Gedanke echt reizen würde das zu hören :)
 
Das Problem dabei ist ja, daß i.d.R. jeder Sprecher seine Takes alleine im stillen Kämmerlein aufnimmt und sie nicht gemeinsam im Studio stehen. Wie soll da der Gesprächspartner auf den improvisierten Text eingehen? Das könnte man dann ja nur häppchenweise machen und immer wieder den letzten Take an die anderen verschicken. Das ist ja nicht praktikabel, wenn die Produktion nicht zehn Jahre verschlingen soll.
 

schaldek

Mitglied
Teammitglied
Als recordete TS Sitzung würde das gehen, aber da ist die Quali natürlich im Vergleich zu mies.
Man kann natürlich ein HSP machen, das genau das Thema aufnimmt: Eine SKYPE- oder TS Session
zwischen ein paar Leuten läuft aus dem Ruder; ein telefonischer Krisennotruf geht schief, ein Blitzeinschlag in einem Stasibunker und jetzt hören alle Leute, was die sagen o.ä.
Kreativ sein, dann geht's vllt. ;)
 
Y

Yüksel

Pfuuu ..... ich habe mal einige Filme gesehen, die so in etwa entstanden. Schmeiße die Schauspieler auf einen Haufen, sie kennen nur ihre Charaktere und worum es geht, der Rest wurde mehr oder weniger improvisiert. In den 70ern hat man das gerne gemacht, bis Anfang der 80er.
Überzeugt hatte mich das selten, im Gegenteil, das war größtenteils einfach nicht auszuhalten. Die Dialoge wirkten dahingestöpselt und unecht.

Meiner Überzeugung nach steht und faällt das damit, daß die Schauspieler und Regie / Spielleiter sehr sehr sehr gut aufeinander eingespielt sind, wie z.B. im Improvisationstheater. WENN alle wirklich gut aufeinander eingespielt sind, dann und nur dann könnte das hochgradig spannend werden. Aber das setzt einen langen gemeinsamen Arbeitsprozeß heraus. X-en etc. fällt dann sowieso aus, das kann nur klappen, wenn man zusammen ist und sich auch SIEHT. Also getrennte Studios halte ich auch für unbrauchbar.

Einfach nur mal eben ein Hörspiel "zusammenquatschen" wird fürchterlich schief gehen, fürchte ich.
 

Wade Watts

Das fragmentierte Hirn
Natürlich kann ich mir vorstellen, dass es schwierig wird, aber vielleicht mal das ein oder anderes Teilstück wäre ein Versuch wert :)

Und es sollte ja nicht nur alles frei sein... Regie und ein kleiner roter Faden müssen da sein, aber wer weiß, was daraus tolles entstehen könnte, weil das würde einem Hörspiel einen Kick zusätzlich geben ...
 
Im Film hat man das ja immer wieder einmal, daß Szenen improvisiert sind und dann einfach übernommen werden (zuletzt bei Deadpool 2). Dann kan witzig sein, trägt aber selten einen ganzen Film. In diesem Jahr wurde das bei Tigergirl so gemacht, hat aber nur bedingt funktioniert. Und bei unserer Vorgehensweise ist es sehr, sehr schwer.
 
Y

Yüksel

Natürlich kann ich mir vorstellen, dass es schwierig wird, aber vielleicht mal das ein oder anderes Teilstück wäre ein Versuch wert :)
Ich weiß nicht, ob Dir klar ist, was für eine Vorarbeit dazu gehört. Ich rede hier von Jahren des gemeinsamen Trainings und Übens einer Gruppe von Schauspielern, bis sowas wirklich flüssig funktioniert.
Wenn man das mal eben probiert, ist die Wahrscheinlichkeit, daß das Ergebnis unerträglich bis unhörbar ist, sehr groß.

Ansonsten - mach mal, stell ein Paar Sprecher zusammen und leg los. Vielleicht sehe ich das zu negativ.
 

Nightblack

Meinhard Schulte
Sprechprobe
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Deine Frage verstehe ich mehr allgemein - "Warum man ein Skript schreiben muss" wenn du ein Hörspiel oder auch Buch schreibst musst du darauf achten, das die Logik in der ganzen Geschichte stimmt - wenn du Figuren gut ausarbeitest weist du wie sie in bestimmmten Situationen reagieren würden. wenn sie am Anfang bestimmte Dinge erlebt haben, können sie sich ändern - das muss am Ende der Geschichte noch logisch nachvollziehbar sein.
Ich weiss nicht, ob du das meintest aber aus diesen Gründen ist es sinnvoll einen "roten Faden" bezüglich der handelnden Personen zu haben.
 

Wade Watts

Das fragmentierte Hirn
Jupp genau.
Ich dachte einfach nur einmal daran, als ich gerade eine Szene schrieb. Eine Hauptfigur kommt nach Hause, wird von den eigenen Kindern und denen der anderen Mitbewohner begrüßt und betritt dann den Gemeinschaftsraum, in dem die anderen Erwachsenen sitzen und die neusten Nachrichten hören. Daraus könnte ein "freier" Dialog entstehen, weil jeder die Nachrichten interpretiert und seine Meinung kundtut ....
Ach, ich weiß auch nicht, ist echt nur so ein allgemeiner Gedanke :)
 
Du könntest das ja probeweise mal mit einer Szene ausprobieren. Entwickle ein 10 Minuten-Stück und suche Dir Sprecher. Dann siehst Du, ob es überhaupt so funktioniert, wie Du es Dir vorstellst.
 

Wade Watts

Das fragmentierte Hirn
Also noch eben ein Beispiel:

„So, stopp, was ist los?“,

fragte ich und hing meine Jacke auf.

„Erst einmal gibt es einen Kaffee!“,

sagte Jule und stelle mir einen Becher auf den Tisch. Ja, so ist sie unsere Jule, immer darauf bedacht, dass es allen gut geht und die Stimmung stabil bleibt. Sie ist der Kit, der alle zusammenhält, wenn es einmal schwierig wird und Streit aufkommen droht. Geduld und Ruhe sind in solchen Situationen ihre Stärke und sie wirkt, als können sie nichts auf dieser Welt erschüttern. Wenn sie ihren Mitmenschen helfen kann, ist sie glücklich. Für die Gruppe ist sie die Krankenschwester, Pflegerin und Zuhörerin zugleich. Das setzt einen Mut und Tatendrang in ihr frei, den sie nicht als Person ausstrahlt. Sie ist hübsch, kleidet sich eher wie ein Mauerblümchen und in einigen Punkten eher spießig und angepasst. Sie liebt jedoch Ketten mit Anhänger, die Glück bringen sollen und freut sich über kleinen extravaganten, selbstgebastelten Schmuck, den sie offensiv trägt. Pflichtbewusst und gut organisiert achtet sie auf die Belange der Gruppe und kann auch resolut und fordernd sein, damit alles wie am Schnürchen klappt. Die Gefahr bei ihr ist, dass sie in ihrer Aufgabe aufgeht und eher im Stillen leidet. Sie achtet nicht auf ihre Befindlichkeit oder ihr Seelenheil, sondern stellt die anderen über ihre eigenen Ansprüche. Allen soll es gut gehen, dabei vergisst sie gerne sich. Woher sie die Kraft schöpft, weiß niemand so genau, aber wahrscheinlich ist ihr Mann Lars die Stütze und ihr Anker. Ursprünglich stammt sie aus dem Grenzgebiet zum Ostreich und gehört zu den Flüchtlingen, die diesem Regime entkommen wollten. Zusammen mit ihrem Mann hat sie 2 Kinder und ist mit einer unbändigen Überzeugung bei der Gruppe! Von ihrer Vergangenheit im Osten erzählt sie fast gar nichts, es muss sehr schwer für sie gewesen sein. Das einzige was wir wissen ist, dass sie, als Julia im Jahr 2029 geboren wurde, in einer Großfamilie aufgewachsen ist. Mutter und Vater wurden als politischen Gründen in ein Arbeitslager deportiert und sind dort wohl umgekommen. Früh musste sie Verantwortung für ihre 6 Geschwister übernehmen.

„Wo ist eigentlich Lisa?

Sie müsste doch schon wieder da sein oder irre ich mich. Ich schaute auf die alte Uhr, die über der Tür hing.

„Stimmt, sie müsste eigentlich schon da sein! Vielleicht hat der Werksshuttle eine Panne.“,

beruhigte Jule und lächelte Jonah an:

„Wir warten einfach noch ein paar Minuten und sonst versuchen wir sie zu erreichen. Gemeldet hat sie sich noch nicht.“

Jonah nickte und blickte erneut auf die Uhr. Gut, sie hätte vor einer halben Stunde eigentlich da sein müssen, aber es fühlte sich noch nicht komisch an.

Eli schaltete den Ton am Display wieder lauter, denn die Nachrichten hatten begonnen:

„Wir begrüßen sie zu den Nachrichten um 19:00, das Außenministerium hat bekannt gegeben, dass die Grenze zum Ostreich, seitens der dortigen Regierung ohne Vorwarnung heute gegen 14:00 komplett abgeriegelt wurde. Derzeit gibt es für die Bevölkerung keine Anlaß zur Panik. Die Regierungsvertreter beider Staaten sind bereits via Standleitung verbunden und tauschen sich über die Situation aus.“

Ein Raunen ging durch die Anwesenden.

„Wir es einen Krieg geben?“,

fragte Jannis, der in die Runde blickte.

„Ich glaube nicht, denn es gab bisher keine Anzeichen. Außerdem hätten wir doch die Mobilmachung mitbekommen. Ich glaube eher, die haben drüben ein Problem und wollen das in Ruhe klären, ohne dass es jemand von uns mitbekommt.“,

sagte Eli.

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Wade Watts

Das fragmentierte Hirn
@Frank Hammerschmidt
Ich glaube, das muss ich mir und den eventuellen SprechernInnen antun :)
Weil schief gehen, kann es immer ... und wer nicht wagt :)
Liegt halt viel an den SprechernInnen
 
Möchtest Du denn eigentlich ein Hörspielskript daraus machen? So ist es ja im Moment nur in Romanform. Vieles fällt im Hörspiel ja weg, da das durch Geräusche gemacht wird. Oder schwebt Dir eher ein inszenierte Lesung vor?
 

Wade Watts

Das fragmentierte Hirn
Ich muss erst einmal das Buch schreiben und versuche nebenbei die Fäden für das ein oder andere Hörspiel zu basteln. Aber eine inszenierte Lesung klingt interessant. Ach, ich habe einfach zu viele Ideen und überhaupt :)
 

PeBu34

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Ui, den Thread hab ich jetzt zu spät entdeckt... :) Na dann: Viel Spaß beim "machen"! Übrigens: Im Hörspiel kann der lange Erzähleranteil, mit dem du den Hintergrund der Personen erklärst, sehr stören bzw. die Geschichte total ausbremsen. Wenn dir diese Infos wichtig sind, musst du sie m.E. anders rüberbringen - z.B. in einem Gespräch zwischen Freunden. :)
 

PeBu34

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Sprechprobe
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PS: Um das schnell noch genauer auszuführen: Die Vergangenheit der Charaktkere kann in Gesprächen aufgezeigt werden. Ihre Eigenschaften kannst du "ausspielen" - übrigens auch im Roman. Dann wirkt das Ganze gleich lebendiger. :)

Statt z.B. zu schreiben: "Sie konnte besser mit Maschinen umgehen, als mit Menschen." könntest du folgende Szene schreiben:

Drei der Kameraden stehen um eine defekte Maschine herum und rätseln, was daran kaputt ist. (Szene ausschreiben!) Der Charakter kommt dazu, brummt die versammelten Leute an: "Lasst mich mal durch!" und stellt sich vor die Maschine. Dann beginnt folgendes "Selbstgespräch": Sie murmelt zärtlich: "Na, mein Schatz, wo tuts denn weh? Lass mal sehen! Also: Das ist auf grün!... Das ist auch richtig!... Der Stecker sitzt fest!... Ah, da haben wir ja den Bösewicht! Warte, Süße! Gleich gehts dir besser!" Nach einem Moment Pause oder einem Geräusch, das anzeigt, dass der Fehler behoben wird, wird ein Knopf gedrückt und die Maschine springt an. Je nachdem, wie gut sie in die Gemeinschaft integriert ist, kann sie entweder den Fehler erklären oder einfach weggehen und die anderen über die Lösung rätseln lassen. ;) (Das ist natürlich noch nicht fertig ausformuliert. Das überlasse ich dir. :))
 

PeBu34

Mitglied
Sprechprobe
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Warum muss ein Hörspiel einem kompletten Drehbuch folgen? Warum kann man es nicht so gestalten, dass wie bei einem Rollenspiel frei und spontan gesprochen wird.
Was mir grade noch eingefallen ist: @Luna Tick probiert zur Zeit eine Variante deiner Idee aus. Sie hat Sprecher/innen eingeladen, für ein Hörspiel - nach wenigen Vorgaben zu Szenen - spontan auf Sätze zu reagieren und ihre eigenen Dialoge dazu zu schreiben. Den Thread findest du hier: Idee für ein Hörspiel (Aufklärungsarbeit) | HoerTalk.de - Hörspiel-Community

Vielleicht kannst du, @Luna Tick, ja mal etwas dazu schreiben, wie es bei euch inzwischen läuft und wo bei der Vorgehensweise evt. Schwierigkeiten zu erwarten sind. (Ich war schon länger nicht mehr im Produktionsraum, weil ich "nur" als Probeleser vorgesehen bin und das m.E. noch nicht sinnvoll ist. :oops::))

Liebe Grüße von
Peter :)
 
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