• Blut-Tetralogie   Dark Space

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
Liebe Hörtalker,

wie viele von Euch schon mitbekommen haben, war ich zum Leipziger Hörspielsommer 2022 eingeladen worden, nachdem ich mit meinen Shortie „Propositi Ottimi“ im Kurzhörspielwettbewerb in die Endauswahl gelangt war. Der Leipziger Hörspielsommer lief vom 2.-10. Juli, und meine bessere Hälfte @Alefa sowie meine Wenigkeit reisten am 6. Juli an.

Programm und Infos über den Event könnt ihr natürlich auch auf der offiziellen Webseite finden (Hörspielsommer Festival — Startseite), aber ich möchte auch ein paar meiner persönlichen Erfahrungen mit euch teilen und natürlich über das Ergebnis des Wettbewerbs berichten.

Die 13 Kurzhörspiele, die aus knapp 100 Einsendungen in diesem Jahr von den Veranstaltern als die besten vorausgewählt worden waren, wurden über die gesamte Woche hinweg ohne Programm-Vorankündigung insgesamt jeweils 3 mal nach Zufallsprinzip vorgeführt, und zwar immer 3 zusammen in einem Block. Das Publikum auf der Festwiese erhielt zuvor Abstimm-Zettel und konnte immer ein Votum abgeben. Alle diese Voten wurden gesammelt.

Nachdem wir am Donnerstag (7. Juli) zunächst erst noch eine kleine Stippvisite beim IHW einlegten :), waren wir ab Freitag, 8. Juli dann regelmäßig auf der Leipziger Hörspielsommerwiese und hörten uns an, was noch von den Shorty-Blöcken gespielt wurde, sowie außerdem die Stücke des Internationalen Wettbewerbs.

Sehr viel davon empfand ich --- ich sage mal, gewöhnungsbedürftig. Die Mehrzahl dieser Stücke war abstrakt und auf einem für mich ziemlich "abgehobenen" Niveau. Offensichtlich bewegt sich auch moderne Audioproduktion in die Richtung, die moderne Musik und moderne Malerei schon lange genommen haben, und besteht gern aus Fragmenten, Collagen, Montagen sowie Andeutungen, deren Sinn sich dann erst im Kopf der Rezipienten zusammenfügt.. (Stellenweise kam ich mir mit dem, was ich so schreibe, daher schon fast wie ein Dinosaurier vor; brav, solide und bieder (aber man versteht's zumindest … ;))

Zum Glück gab es aber auch anderes. Neben den total abgehobenen (ich sollte freundlicherweise vielleicht sagen "anspruchsvollen"?) Werken - eines davon bestand z.B. überwiegend aus einer halben Stunde Eisenbahn-Fahrgeräuschen - kamen auch lustige, konkrete und manchmal fröhlich-absurde Stücke zur Aufführung, die wirklich Spaß gemacht haben. Auch die Hörspiele für Kinder, die jeweils am frühen Nachmittag außerhalb der Wettbewerbe gespielt wurden, waren erfrischend und durchaus auch oft klug und didaktisch interessant.

Am Samstag, 9. Juli, waren alle Autorinnen und Autoren zu einem "Frühstück" um 12:00 auf der Hörspielwiese geladen, wo ich dann ich viele der anderen Künstler*innen kennenlernen konnte; darunter sind sehr viele noch recht jung und überwiegend Literatur- bzw. Kunst- oder Theater-Studierende, für die der Event auch eine gute Plattform darstellt, sich bekannt zu machen und weiter zu vernetzen. Eher selten waren dagegen andere "Seiteneinsteiger" oder reine Hobby-Schreiber, so wie ich einer bin. Man ist da also schon sowas wie ein „bunter Mischling in der Rasse-Ausstellung".

Im einem der eingestreuten Kurzhörspiel-Blöcke mit Publikumswertung wurde später am Samstag dann auch "Propositi ottimi" noch einmal gespielt, und ich gebe zu: Es war durchaus ein bewegender Moment, das eigene Werk so aus großen Lautsprechern über die Wiese schallen zu hören, und hinterher den Applaus! Das Stück war zwar etwas eingekürzt, sprich, die Credits waren leider weggelassen worden, aber das tat dem Erlebnis keinen Abbruch. Aber ich will an dieser Stelle den Mitwirkenden, @Jan Borden , @DonFranco55, und @Kluki, deren Stimmen erklangen, diesen Applaus hiermit explizit auch noch einmal weitergeben! (y)

Am Sonntagnachmittag wurde es dann spannend. Von den durch die Veranstalter-Jury vorausgewählten 13 Kurzhörspielen, die man während der Woche hören konnte, waren zunächst die 10 besten bestimmt worden (noch ohne sie bekannt zu geben). Diese 10 wurden nun, von Platz 10 zu Platz 1 aufsteigend eins nach dem anderen, im Rahmen der Preisverteilung noch einmal aufgeführt, und die Autorinnen (sofern anwesend) jeweils anschließend auf die Bühne zu einem kurzen Interview gebeten.

Um es nun kurz zu machen: „Propositi ottimi“ war unter diesen letzten 10, die nochmal vorgeführt wurden, und hat am Ende den 6. Platz erreicht.:):):)

Ich bin total happy, dass meine kleine selbstgestrickte Ballade angesichts der vielen modernen Werke mit ihren Soundschnipseln und Spezialeffekten doch so weit vorn gelandet ist, und ich habe natürlich dann auch die Gelegenheit genutzt, auf der Bühne unsere Hörtalk-Community ein bisschen ins Licht zu setzen.

@Alefa hat es mitgefilmt, als ich auf der Bühne stand, und deshalb will ich Euch diesen speziellen kleinen Moment natürlich nicht vorenthalten. Ihr findet es also kleines Video auf meinem YouTube-Archiv, wo ich ansonsten nur alle meine selbst produzierten Hörspiele sammle.

Viel Spaß:

Preisverleih Shorty "Propositi ottimi" in Leipzig am 10.7.22
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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"Sehr viel davon empfand ich --- ich sage mal, gewöhnungsbedürftig. Die Mehrzahl dieser Stücke war abstrakt und auf einem für mich ziemlich "abgehobenen" Niveau. Offensichtlich bewegt sich auch moderne Audioproduktion in die Richtung, die moderne Musik und moderne Malerei schon lange genommen haben, und besteht gern aus Fragmenten, Collagen, Montagen sowie Andeutungen, deren Sinn sich dann erst im Kopf der Rezipienten zusammenfügt.. (Stellenweise kam ich mir mit dem, was ich so schreibe, daher schon fast wie ein Dinosaurier vor; brav, solide und bieder (aber man versteht's zumindest … ;))"

Immer schön, wenn man einmal über den Tellerrand schauen kann. Das was du da beschreibst in ein Phänomen, dass ich seit Jahren z.B. beim Öffentlich Rechtlichen Rundfunk beobachte. Ziemlich viel abgehobenen, "künstlerisch wertvoller" Kram von "ernstzunehmenden Künstlern". Daher kommt mein Motto "Ich produziere die Hörspiele, die man nicht kaufen kann".
 

Chaos

Schneewittchen
Teammitglied
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Sehr viel davon empfand ich --- ich sage mal, gewöhnungsbedürftig. Die Mehrzahl dieser Stücke war abstrakt und auf einem für mich ziemlich "abgehobenen" Niveau. Offensichtlich bewegt sich auch moderne Audioproduktion in die Richtung, die moderne Musik und moderne Malerei schon lange genommen haben, und besteht gern aus Fragmenten, Collagen, Montagen sowie Andeutungen, deren Sinn sich dann erst im Kopf der Rezipienten zusammenfügt..
Ich find so experimentellen Kram eigentlich auch mal ganz cool, eben weil es so interpretierbar ist. Ich glaube, das ist aber auch einfach eine andere Prämisse als bei einem klassisch plotgetriebenen Hörspiel. Mir geht es beim Theater oft so - ich mag mir mehr und mehr experimentellere Stücke anschauen und auch da ist es für viele oft zu abstrakt/ schräg/ etc. Ich glaube, man versucht, das so zu zerdenken und da von der Seite durchzusteigen, für mich sind das aber oft eher einfach Impulse, die vielleicht in meinem Kopf nen Stein ins Rollen bringen ohne dass ich jetzt super aktiv darüber den Kopf zerbrechen muss. Ist halt Geschmackssache. Finde das eine nicht besser oder schlechter als das andere, einfach eher sowas wie ein anderes Genre. Insofern aber total cool zu hören, dass alles davon vertreten war, dann war bestimmt auch für jeden Menschen und jede Vorliebe was dabei :)
Um es nun kurz zu machen: „Propositi ottimi“ war unter diesen letzten 10, die nochmal vorgeführt wurden, und hat am Ende den 6. Platz erreicht.:):):)
Abgesehen davon freut es mich total, dass dein Stück so gut ankam. Die ganze Veranstaltung klingt super vielseitig und irgendwie richtig lieb, ich glaub, wenn es zeitlich passt, statte ich Leipzig nächstes Jahr einen Besuch zum Hörspielsommer ab :) Danke für deinen Bericht!
 

Nanami

Es sind heute viele Leute in Versailles
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Herzlichen Glückwunsch, Stefan!

Deine Ausführungen bezüglich der abgehobenen Stücke finde ich köstlich.
Ich mag abstrakte Sachen sehr - wenn sie einen Sinn haben. Und ja, ich maße mir an, das beurteilen zu können :p

Aber vielleicht wäre ein solches Thema mal eine Herausforderung für dich?
 

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
Ich mag abstrakte Sachen sehr - wenn sie einen Sinn haben. Und ja, ich maße mir an, das beurteilen zu können :p
Das überrascht mich jetzt nicht :) . Und es ist sicher ein Thema, über das es sich lohnte, ein paar Abende am Kaminfeuer zu diskutieren.
Aber vielleicht wäre ein solches Thema mal eine Herausforderung für dich?
Easy! Ich bin in Leipzig perfekt inspiriert worden. Ich kann ja zur nächsten Shorty-Challenge mal eine halbe Stunde PKW-Fahrgeräusche einreichen und dazu gelegentlich husten. 😁
 

Spirit328

Everything - STOP!
Teammitglied
... ich weiß nicht, welche Drogen ihr so nehmt, aber es sind die FALSCHEN und DEFINITIV zu viele. :) :) :) :D

Mir geht es mit Free-Jazz auch so. Da gibt es einige, die darauf total abfahren, ich finde es einfach nur ... nervig.
Im Theater mag ich auch schräge Sachen, aber wenn es zu schräg wird, dann ist das wie Free-Jazz.
Auch bei manchen Kurzfilmen mag es ja um höchste Kunst gehen, aber wenn mich das nicht anspricht oder herausfordert ... ist das wie Free-Jazz.

... aber bei Hörspielen mag ich es sehr, wenn es so klingt wie es in natura eben klingt, bzw. wie ich mir vorstelle das es so klänge. Gerade bei Sci-Fi ist das so eine Sache. Besonders, wenn bei Schüssen im Weltall ein Geräusch zu hören ist (ts, ts, ts)
Aber manchmal heiligt der Zweck die Mittel und im Raumschiff erzeugen die Phaser und Photonen-Torpedos beim Abschuß sicherlich ein Geräusch.

Da sind mir doch solche Hörspiele wie das von Stephan viel lieber. Einfach und gut. So mag ich es.
Auch beim Jazz, wobei da das einfach ein bißchen anders gewichtet werden darf ;)
 
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