Bettina

Mitglied
Hallo Schwarm :)
Ich habe eine Geschichte bekommen, die aus der Ich Perspektive erzählt ist. Nun habe ich folgenden inneren Konflikt :D Ich bin mit ziemlich sicher, dass besagter Ich Erzähler männlich ist, ich bin das bekannterweise nicht :D Nun trage ich mich mit der folgender Frage; wie wirkt es auf euch, wenn eine Frau einen männlichen Ich Erzähler vertont? Nehmt ihr das bewusst wahr oder spielt das für euch keine Rolle? Noch ein kleiner Hinweis; nicht der Autor hat mich ausgesucht, daher hoffe ich natürlich auch ihm nicht auf den Schlips zu treten...
Liebe Grüße!
 

susanna

see you space cowboy ...
Huhuuu, hmm gute Frage!?
Also ich persönlich finde es nicht so wichtig, solange es gut vorgelesen wird, achte ich nicht zu sehr aufs Geschlecht.
Kann aber auch deine Lage als Sprecherin verstehen!!
Hoffe eine/r kann da etwas konkreteres dazu berichten 😅
 

Telliminator

Sample-Collector
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Für mich persönlich spielt es gar keine Rolle, ob der Vorleser männlich oder weiblich ist, selbst wenn es eine Ich-Perspektive ist und wie in Deinem Fall der Protagonist der Geschichte männlich ist. Es mag vielleicht besser passen, wenn es auch ein männlicher Erzähler wäre, aber bei einer weiblichen Erzählerin, die den Inhalt gut rüber bringen kann, der höre ich viel lieber und gebannter zu als das bei einem männlichen Sprecher wäre.
 

Bettina

Mitglied
Danke für eure Antworten, das find ich schon mal schön zu hören. Ich hatte kein Beispiel parat das ich selbst kenne und jetzt wo ich selber "betroffen" bin, tu ich mich total schwer damit einzuschätzen wie ich das fände. Aber in den meisten Hörbüchern spricht ein Sprecher/eine Sprecherin ja auch alle Geschlechter und die Vorstellung die zu einem Charakter in meinem Kopf entsteht, war davon eigentlich nie betroffen. Ein Ich Erzähler war jetzt aber neu für mich.
 

Noir

Mitglied
Hm ... ich finde das bei einem Ich-Erzähler tatsächlich etwas schwierig. Vermutlich würde das Geschlecht des Protagonisten im Kopf irgendwann zu weiblich switchen. Was jetzt natürlich grundsätzlich erst einmal nicht schlimm ist. Aber ob ich einen Ich-Erzähler wirklich aktiv weiter als "männlich" wahrnehme, wenn er von einer Frau gesprochen wird, glaube ich nicht. Bei einem Auktorialen Erzähler ist es übrigens witzigerweise kein "Problem" für mich, was mich dann zur Konklusion bringt, dass es vielleicht am Ende gar nicht so wild ist und man überhaupt keinen Unterschied bemerkt ... ich kann mich nämlich nicht erinnern, mal so einen Fall erlebt zu haben.
 

Bettina

Mitglied
Hm ... ich finde das bei einem Ich-Erzähler tatsächlich etwas schwierig. Vermutlich würde das Geschlecht des Protagonisten im Kopf irgendwann zu weiblich switchen. Was jetzt natürlich grundsätzlich erst einmal nicht schlimm ist. Aber ob ich einen Ich-Erzähler wirklich aktiv weiter als "männlich" wahrnehme, wenn er von einer Frau gesprochen wird, glaube ich nicht. Bei einem Auktorialen Erzähler ist es übrigens witzigerweise kein "Problem" für mich, was mich dann zur Konklusion bringt, dass es vielleicht am Ende gar nicht so wild ist und man überhaupt keinen Unterschied bemerkt ... ich kann mich nämlich nicht erinnern, mal so einen Fall erlebt zu haben.
Da merkt man erstmal wie viel man bewusst gar nicht wahrnimmt, ich hab mich mit meiner Frage auch selber verwirrt :D
 

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
Ich denke, so eine Entscheidung hängt ganz vom Inhalt der Geschichte ab. "Outet" sich der Ich-Erzähler bezüglich seines Geschlechts, ist es für meine Begriffe für den Vorlesenden schon auch eine Art Geschlechts-Vorgabe. Dann kann man zwar immer noch bewusst einen Gegensatz schaffen, aber es wird dem Hörer mit Sicherheit schwerer gemacht. Das geht in die Richtung dessen, was auch Noir schreibt. Bei einem indifferenten Ich-Erzählergeschlecht hingegen kann es durchaus sogar spannend sein, sowohl eine männliche und weibliche Version zu hören.
 

derFlüsterer

Sprecher
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Für mich steht und fällt es mit der Interpretation - und zwar egal, ob Mann oder Frau. Ich weiß, dass ist nicht immer leicht und man muss beim Vortragen eine bestimmte innere Position finden, mit der man das jeweils andere Geschlecht spielen kann, aber das geschieht mehr innerlich. Stimmlich sind es oft nur Nuancen.
Schön fand ich z.B. immer Franziska Pigulla. Mal von ihrer rauchigen Stimme abgesehen, konnte ich mit ihrer Interpretation von männlichen Rollen immer viel anfangen. Es darf halt nicht übertrieben dunkel oder hell verstellt klingen - dann wird es lächerlich.

Zusammengefasst sehe ich da überhaupt kein Problem drin, solange Du keines damit hast und die Rolle sicher transportieren kannst. Dann werden das sicher die meisten Hörer*innen annehmen können.
 

Kristof

Dipl.-Opernsänger
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Wenn ich eine weibliche Ich-Erzählerin höre, höre ich die Geschichte einer Frau.

Das ist in vielen Fällen ziemlich egal. Wenn mir allerdings eine Frau erzählt, sie stand neben ihrem Kollegen im Büro am Urinal oder es kommt zu körperlicher Liebe zwischen dem/r Erzähler/in und die Partnerin wird dabei schwanger, könnte es zumindest in eine völlig andere Richtung gehen, als der Text eigentlich gedacht und geschrieben war.

Solange es sich um „geschlechtsneutrale“ Handlungen handeln, ist es mir ziemlich egal. Allerdings würde ich auch da immer von einer Frau ausgehen. Sobald es wesentlich ist, dass es sich beim Ich-Erzähler um einen Mann handelt (Männer und Frauen sind gleichgestellt, aber eben definitiv nicht gleich), könnte es komisch werden.

Das gilt umgekehrt übrigens genau so. Nun störe ich mich weder an homosexuelle Paare (das wäre in meinem Fall auch sonderbar …) noch an Transgendern – wenn es allerdings so gar nicht die Intention des Textes war oder das aus irgend einem Grund sogar total gegen den Text geht, bin ich doch für das intendierte Geschlecht.

Andererseits kann das – wenn beabsichtig – auch zu einem weiteren Schritt Richtung Normalität und Akzeptanz (bzw. positiver Ignoranz) führen. Man muss ich dem nur bewusst sein und akzeptieren, dass es eventuell nicht jedem gefällt.
 

Bettina

Mitglied
Schön fand ich z.B. immer Franziska Pigulla.
Sie war meine absolute Lieblingssprecherin seit ich sie das erste mal als Scully gehört habe. Ich glaube sie hätte mir jede Rolle verkaufen können :D
ich bin ein großer Fan von GRADE auch als Frau den Mann-Erzähler zu sprechen.
Und alles was der Flüsterer über mir geschrieben hat möchte ich mitunterschreiben.
Hast du vielleicht grade ein Beispiel im Kopf das man sich mal anhören könnte? :)
 

Ellerbrok

Sprecher, Cutter & Fledermaus
Teammitglied
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wie wirkt es auf euch, wenn eine Frau einen männlichen Ich Erzähler vertont?
Ich hatte das Ganze mal bei einem Sach-Hörbuch, das von einer Frau geschrieben wurde. Es war schon komisch, als ich bei den eingestreuten Anekdoten der Autorin dann unter anderem von "meinem Mann" sprechen musste :D

 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 8215

Hm... Also es wäre auf jeden Fall mal was Anderes und kommt für mich auf das Genre bzw. den Ich-Erzähler an.
Wenn Jefferson Winter (eine Art Sherlock-Verschnitt) nicht von einem Dietmar Wunder o.Ä., sondern beispielsweise von Shandra Schadt vorgelesen würde (Einfach nur, weil sie eine sehr helle Stimme hat) oder ich plötzlich ein John-Sinclair-Hörbuch aus der Sicht von John einsprechen würde, wäre das bestenfalls lustig.
Fun fact: Ich war mal davon überzeugt, dass Andreas Fröhlich Pamela Scott spricht, bis mir aufgefallen ist, dass bei der Sprecherin das S fehlt. :eek:
Franziska Pigulla oder Katy Karrenbauer würde ich eine solche Interpretation leichter abkaufen, aber irgendwann würde ich sie jeder Sprecherin abkaufen. Es wäre eben eine Umstellung.
Umgekehrt wäre ich bei jemandem wie Jens Wawrczek oder auch Rufus Beck sofort dabei (Die beiden haben eine angenehm neutrale Stimmlage und... Ich bin ein kleines Fangirl), würde aber beispielsweise bei Dietmar Wunder, David Nathan oder dem Pernell-Kent-Sprecher (????) wieder deutlich länger zum Umdenken brauchen.
Himmel, das ist eine echt schwierige Frage. :eek:
 

Kristof

Dipl.-Opernsänger
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Fun fact: Ich war mal davon überzeugt, dass Andreas Fröhlich Pamela Scott spricht, bis mir aufgefallen ist, dass bei der Sprecherin das S fehlt. :eek:
Jetz habe ich kurz überlegt, ob Andrea Fröhlich nixht die Schwester von Andreas ist, aber die heißt ja Katrin. Wie schrecklich wäre es, seine Kinder „Andreas und Andrea“ zu nennen 😆
 
G

Gelöschtes Mitglied 8215

@Kristof Ups. :eek: Da steht auch Katrin Fröhlich, aber damals war die Sprecherin auf einer anderen Website als "Andrea Fröhlich" vermerkt.

Kleine Anekdote: Ich habe mal ein schwules Pärchen getroffen, die Namensbrüder waren. Nennen wir sie mal Felix und Felix. Das Schöne an der Sache war, dass der Eine den Anderen als "meine bessere Hälfte" bezeichnet hat, was in diesem Fall besonders romantisch gemeint war. Hach... <3
 
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