AW: Herr K und die Bescheidenheit eines Hoffnungslosen
Ich will mal ein paar Worte zu diesem Hörspiel verlieren. Ich habe es mir nun drei Mal angehört und finde immer wieder neue Details. Der Widerstreit von Traum und Wirklichkeit, Leben und Tod, der schmale Grat dazwischen, das macht das Hörspiel besonders. Die Sprecher leisten allesamt gute Arbeit, besonders hervorheben will ich dabei natürlich Robert Frank, der seine Rolle genial spielt, ich würde es mal umschreiben mit: trockene Verzweiflung. Wunderbar. Auch fantastisch: Helmut Buschbeck als sehr authentischer, penetranter Frührenter und Marc Schülert, als diabolisch-freundlicher Zeitgenosse. Naja, ich könnte die Reihe nun noch fortsetzen mit den anderen Rollen. Ich mach es kurz: sehr gute Leistung.
Das Hörspiel ist in der Tat ein Kunstwerk. Sowohl im positiven wie negativen Sinne, denn nicht immer gefällt mir, was ich da höre, auch wenn es interessant ist. Die Traum-Schmerzensschreie gingen mir zum Beispiel schon beim ersten Hören auf die Nerven, aber wahrscheinlich wurde genau das vom Autor bezweckt. Am Besten finde ich die Doppelbödigkeit und Mehrdeutigkeit des Hörspiels. Was will uns der Dichter sagen? Tja, schwer haben wir's da, aber was soll's: hier ist man zum Mitdenken angeregt. Vielleicht ist der Traum in Wirklichkeit die Wirklichkeit. Vielleicht ängstigt sich Herr K so sehr vor dem nahenden (tatsächlichen) Krankheitstod, dass er die Wirklichkeit unbewusst zum Traum erklärt, sozusagen die Seiten wechselt. Oder aber anders: Herr K versinkt in tiefer Depression, wird von Albträumen geplagt, bis er sich an eine ausländische Sterbehilfe-Einrichtung wendet und dann tatsächlich stirbt. Und und und. Das Hörspiel ist ein bisschen wie der erste Teil von Matrix oder The Ring, als man damals noch ewig nach dem Film miteinander geplaudert und gerätselt hat, wie nun alles zusammenhängt.
Ein Lob an den Autor. Ein Lob an den Cutter (bis auf die Hall-Problematik bei Helmut, die ich aber nur mit Kopfhörern heraushöre). Ein Lob an alle Sprecher. Ein Lob an Jessica und Wolf für das stimmungsvolle Cover. Vielen Dank für dieses Hörspiel.