DomThinks

Mitglied
Hallo ins Forum,

wir haben gestern die erste Folge eines Hörspiels veröffentlicht, das wir mit Bundesfreiweilligendienstleistenden geschrieben, erstellt, produziert und nun auch veröffentlicht haben. Und dank @soundjob, haben wir auch Musik für die Folge - tausend dank nochmal.
Keine Angst, das ist jetzt kein Promo / Selbstbeweihräucherungsthread, auch wenn ihr Euch die Folge gerne hier anhören könnt: RuBe & AFlex :cool:
Wir haben während der Produktion viel gelernt und wohl jeden erdenklichen Fehler gemacht den man machen kann, hier eine kleine Auswahl:

- Hallende Räume, Hintergrundgeräusche
- nicht eingesteckte Mikros
- seltsames Brummen in der Aufnahme
- Softwareabstürze und vergessen ordentlich abzuspeichern.
- 10 000 Versprecher, Verlacher
- Durch getrennte Sprecheraufnahmen, falsche Betonung, seltsamer Wechsel von Emotionen
- Falsche Geschlechterbenennung der Figuren
- Durch Rewrites aufgetretene Logiklücken
- Fehlende Soundeffekte für Szenen
- Eine sich wiederholende Geschichte ohne Spannungsbogen etc.

Insbesondere fürs Writing haben wir eine Menge mitgenommen und planen die nächsten Folgen direkt besser ... Wir wollen uns dabei gerne kontinuierlich verbessern und fragen uns was man vielleicht mit einfachen Mitteln besser machen könnte.
Uns ist aufgefallen, dass wir größtenteils keine Raumakustik hatten, wäre dies ein vernünftiger nächster Schritt? Und ist das dann Dear VR Pro sinnvoll (300 Euro sind natürlich happig, vor allem wenn man eigentlich nur ein paar Presets für verschiedene Räume braucht).
Vielleicht habt ihr ja Ideen, was man zur Verbesserung des Hörspielerlebnisses mit einfachen Mitteln umsetzen könnte.
 

Hausbar

Ein Käffchen geht noch...
Hallöchen @DomThinks,

Schön, dass ihr euch trotz der steilen Lernkurve nicht den Spaß an der Sache verderben lasst! 👍

Bezüglich guter Raumakustik/Reverb Plugins können euch die erfahreneren Cutter hier sicher besser beraten als ich (ich musste auch schon feststellen, dass all die schönen Reverbs, die ich zum Musik erstellen nutze, keinen wirklichen Mehrwert für gesprochene Sprache bieten... 😅).

Da ich aber selbst gerade dearVR Pro verwende (ist leider noch nicht fertig, sonst würde ich einen Link posten), nur eins, zwei Worte dazu:

Das Plugin ist zur Erstellung von 3dimensionalen Audioräumen gedacht, also für die Erstellung von binauralem Audio (funktioniert nur mit Kopfhörern!) oder den Output von Ambisonics (da kann dir @Spirit328 sicher viel zu sagen, wenn dich das interessiert). Für diese Anwendung ist es hervorragend und recht simpel und daher auch für Hörspiele sehr gut zu gebrauchen. Aber die vorhandenen Reverbs sind da lediglich ein Teil davon, und während sie durchaus brauchbar sind, würde ich mir das Plugin für die Hallfahnen alleine sicher nicht zulegen.
Wenn du allerdings Charaktere/SFX frei durch den Raum bewegen möchtest, ist das sicher das einfachste Plugin um das zu bewerkstelligen, ohne mit viel Automation an Reverb, EQ und Level schrauben zu müssen.

Und ganz wichtig, kaufe dir das Plugin bitte nicht für 300 €! PluginAlliance und andere Anbieter habe regelmäßige Sales, in denen du DearVRPro sicher für 100€ und weniger bekommen kannst.
Das Einfachste ist, du installierst dir den PluginAlliance Manager, dann kannst du das Ding 14 Tage kostenlos einfach ausprobieren. Dann weißt du ganz genau worauf du dich da einlässt! 😉

Beste Grüße! ☕
 

Delay

Mitglied
Sprechprobe
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Gegen Hallende Räume: Basotect
Die Platten lassen sich auch Stapeln und die saugen förmlich den Hall aus dem Raum. Weiß jetzt nur nicht genau wie ihr aufnehmt, wenn ihr von mehreren Räumen spricht usw.
Was Hallräume angeht, da braucht ihr IRs, sogenannte Impulsantworten. Das sind quasi akustische Fingerabdrücke von Räumen in vorm kleiner Hallfahnen als Soundschnippsel.
Wenn man dann mit einem IR arbeitet und diesen in ein Hallplugin importiert der damit was anfangen kann, kriegt man super räumliche Aufnahmen.
Wenn man wenig Budget hat oder nichts ausgeben will ein Tipp: Einfach die Aufnahmen an die klanglich "schlechteste" bzw. an die mit dem höchsten Raumanteil angleichen, dann klingt alles aus einem Guss und es fällt weniger störend auf.

 

DomThinks

Mitglied
Wow, vielen Dank Euch. Ich habe mir gerade einmal das mit den IRs angeguckt, das ist genau das was ich gesucht habe. Wir arbeiten mit Reaper (bzw. Ultraschall 5) und da kann man die IRs direkt reintun. Suche mir gleich mal ein paar IR Sammlungen aus Hörspielüblichen "Räumen" zusammen.
Vielen Dank auch für die Erläuterung was DearVR angeht, binaurale Audios klingen interessant aber das erscheint mir dann doch Schritt 40 oder 50 auf dem Wege der weiteren Verbesserung zu sein :)
 

Spirit328

Everything - STOP!
Teammitglied
Hallo @DomThinks!

Herzlich Willkommen im Hoertalk-Forum.

Es gibt keinen Grund sich für die Fehler zu schämen, die man am Anfang macht. Da mussten wir alle durch und schlimm ist es nur, wenn man Fehler wiederholt.

Nun, bevor Ihr viel Geld ausgebt, vielleicht ein paar Hinweise:
Bevor Ihr Euch mit Ambisonic bzw. Binaural beschäftigt, würde ich vorschlagen, daß Ihr Euch auf die Basics konzentriert. Akustik ist komplex und kompliziert. Da gleich noch Binaural hinzuzufügen und das mit Plug-Ins zu erzeugen ... herrje, das sind wirklich große Herausforderungen.

Basotect ist GROSSARTIG, aber auch leider nicht günstig, man kann auch sagen, recht sehr teuer.
Da gibt es andere Möglichkeiten, die sind akustisch nicht viel schlechter (im Bereich des Rundungsfehlers), dafür aber sehr viel günstiger.
Da wir gerade von günstiger sprechen: DearVR pro ist ein großartiges Tool. Punkt. Doch wenn man die Gestaltung von akustischen Räumen mittels EQ, Hall bzw. Delays und alles per Automation kontrolliert noch nicht sicher beherrscht, wird das mit dearVR pro nicht wirklich viel besser. Kurz gesagt: Wenn man nicht weiß warum man was tut, wird es mit noch mehr Tools nicht wirklich besser.
Aber wenn Euer Wissensdrang nicht aufzuhalten ist, es gibt auch von dearVR pro eine kostenlose Version HIER.

Oder auch, wenngleich nicht ganz so intuitiv zu bedienen, aber dafür ein bißchen leistungsfähiger die Plug-In Suite des IEM oder die andere großartige Suite von SPARTA. Damit seid Ihr diesbezüglich bestens ausgestattet.

Dann noch ein paar Worte zu meinem Todfeind: Der Raumhall.

Für den Anfang kann man ja einfach mal anfangen und die Ideen umsetzen. Das ist 100% mehr als nur drüber reden. Doch Raumhall ist sehr unerwünscht. Warum?
Der Raumhall schränkt nicht nur die Möglichkeiten der akustischen Gestaltung MASSIV ein, sondern er beeinträchtigt die Sprachverständlichkeit sehr. Deswegen muß das wech. :)

Nun ist das leichter gesagt als getan und leider ist das ein bißchen kompliziert. Der Trick ist, rund um die sprechenden Personen herum möglichst viel Dämpfung anzubringen. Also, Teppiche (Plural!) auf den Boden, Dämpfung an die Wände und die Decke. Dann brauchen die Sprecher noch ein bißchen Frischluft und Licht.
Dann ist die Frage wieviele Personen gleichzeitig in einen Aufnahmeraum müssen ....
Darüber schreiben andere Leute Master Thesises. (früher Diplomarbeiten)

Wenn Ihr Euch mal die Sprechproben von Leuten hier im Forum anhört, die noch kein [intern] haben und im Vergleich welche von denen, die schon [intern] sind, dan wird schnell klar, worum es geht.
Man kann das zur allergrößten Not so machen, wie Delay das beschrieben hat, aber schön ... schön ist das nicht.

Damit kommen wir zu Euren Ansprüchen. Was wollt Ihr erreichen?
Einfach ein Hörspiel, bei dem der Spaß des Erstellens im Vordergrund steht? Dann habt Ihr alles richtig gemacht.
Ein Hörspiel zu erstellen, das ein paar Qualitätsansprüche erhebt und auch erfüllt?
EIn Hörspiel, daß mit der Akustik spielt und sogar binaural hörbare Räume erschafft und ein komplexes Panning realisieren, ... nun ... dann habt Ihr den ersten Schritt einer langen Reise gemacht.

Die Lufthansa Media Group hat eine kleine Hörspiel-Reihe "Backup" erstellt in Binaural. Da waren ausschließlich Profis am Werk und ober-amtliches Equipment und selbst die haben mehrere Wochen gebraucht! Nur für die Aufnahmen, die Mischung gut noch mal so lange.
Und ich muß leider hinzufügen, daß mir das Ergebnis nicht immer wirklich gut gefällt.

Wenn Ihr "nur" Hallräume verwenden wollt, dann gibt es dafür 103.258 Plug-Ins, sogar kostenlose. Ob mit IR oder klassich ... egal.
Aber versucht doch mal Folgendes:
In einem deutlich hörbaren, halligen Raum ruft eine Person, die links-hinten zu hören ist einer Person die im Stereo-Center zu hören ist ein "Hallo! Hallo Sie da?! Kommen sie mal hier rüber" - "Nein, keine Lust!" - "Na gut, dann komme ich zu Ihnen" (Schritte, die von hinten links näher kommen und im Stereo Center enden)
"Hier sieht man auch nicht wo der Ausgang ist. Wissen Sie wo es hier rausgeht?" - "Nein, ich warte hier bis es wieder hell wird" - "Nun, ich versuche es mal da rechts, da scheint es heller zu werden. Ich komme gleich wieder" - "Ja, ja! Machen Sie nur!" Man hört die Schritte nach rechts gehen und dann hört es sich so an, als wäre die Person um eine Ecke gegangen.

Großer Tip:
Das geht mit zwei Kanälen (Sprache), drei AUX-Wegen mit je einem unterschielichen Hallprogramm und automatisiertem EQ, bzw. Lautstärke.

Man kann das auch mit dearVR machen, aber dann hat man es nicht vollständig verstanden.

Es ist nicht einfach. Um so mehr gebührt Euch Respekt und Anerkennung, daß Ihr es dennoch einfach gemacht habt. Das nächste Mal wird es bestimmt schon viel besser.
 
Zuletzt bearbeitet:

Nanami

Es sind heute viele Leute in Versailles
Sprechprobe
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Ich bin auf die nächste Folge gespannt! Was ich jetzt gehört habe, finde ich schon sehr liebevoll und man merkt das Herzblut, das in das Projekt geflossen ist.

Aber:
Sorry, aber jetzt den Fokus auf irgendeine Aufnahme- oder Soundqualität zu legen, wäre meiner Ansicht nach der komplett falsche Ansatz.
Wer ist denn eure Zielgruppe? Meint ihr wirklich, eure Zielgruppe wird das Hörspiel abbrechen, bloß weil irgendwelche Schritte nicht von rechts nach links oder sonstwie abgemischt sind?
Legt eure Zielgruppe Wert auf so etwas?
Wie wird eure Zielgruppe das hören?
Mit total hochwertigen Kopfhörern, die jede Blume beim Aufblühen abbilden?

(Das heißt nicht, dass man das Sounddesign vernachlässigen sollte... es ist bloß absolut unwichtig für dieses Thema, denke ich)

Nein, nein. Ich sehe hier eher Bedarf dabei, dass - wie du schon selbst sagst - das Skript an sich einen klar zu definierenden Spannungsbogen haben muss.
Und dass die Sprecher deutlich reden und sich schauspielerisch verbessern. Die Stimmen sind durchweg sympathisch, aber die Aussprache von Wörtern wie Ort (Oaaat) usw. sollte noch etwas hübscher ausfallen.
 

Nightblack

Meinhard Schulte
Sprechprobe
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Aller Um- . . äh Anfang ist schwer, aber wenn ihr auch in Zukunft Hörspiele produzieren wollt, seit ihr hier in diesem Forum GENAU richtig. Ihr müsst euch nur mal die Mühe machen hier auf den Seiten zu stöbern. All die Themen / Fragen oben wurden hier nämlich schon vielfältig besprochen. Als Starthilfe gibt es hier den Wegweiser durchs Forum:

Ansonsten natürlich einfach fragen denn
"Hier werden sie geholfen!"
LG Meinhard
 
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