Ich sehe derzeit den Trend, dass die Erstellung von Hörspielen immer einfacher geworden ist in den letzten 30Jahren. Gleichzeitig ist es immer schwieriger geworden, von dieser Kunst zu leben; es erfordert immer mehr Community/Marketing-Arbeit und parallel führt KI dazu, dass mäßige Projekte extrem schnell gemacht werden können, hochqualitative werden hingegen nur begrenzt von KI-Tools beschleunigt und erfordern immer noch viel Handarbeit. Durch die dramatisch gestiegene Menge an Hörspiele, wird aber nur noch weniger Geld für diese Handarbeit von Verlagen geboten. Wie soll man da als Künstler gut über die Runden kommen ohne sich kaputt zu arbeiten? was bedeutet das für die gesamte Hörspiellandschaft, wenn qualitativ hochwertige Hörspiele bestenfalls als Non-Profit Luxus/Hobby-Projekt durchgeführt werden können.
Wie gesagt, bin noch am Beginn meiner Recherche ^^
Eigentlich hast du dir doch damit deine Frage selbst beantwortet. Das ist ja das allgemeine Problem im künstlerischen Bereich. Einerseits bietet das www eine tolle Möglichkeit für jeden, sich künstlerisch zu betätigen und ist eine enorme Plattform für Veröffentlichungen aller Art, sodass auch kleine (vorher ungesehene) Künstler die Chance haben überhaupt ein Künstler zu sein. Wie wenigen Menschen war es denn vergönnt als Sprecher / Schauspieler zu arbeiten, damals in der guten alten Rundfunkwelt. Und wie hart war das auch schon immer. Brotlose Kunst!
Ich kenne das alles aus Sicht der Autoren. Bin ja auch eine, die zwar Verlagsautorin ist, aber ins Selfpublishing gegangen ist, um sich von den absurden Vorstellungen und Bedingungen der Verlage zu befreien. Es gab noch nie so viele Bücher und Autoren.
Es ist also mit dem PC jedem vergönnt ein Künstler zu sein, eine Plattform zu finden, auf der man sich präsentieren kann. Alles "für umsonst", denn natürlich wird kein unbekannter Autor, der neben seinem Brotjob einen 1000 Seiten Fantasyroman in fünf Jahren fertigstellt, jemals das Geld dafür bekommen, dass er wegen der Arbeitsstunden eigentlich verdient hätte.
Letztendlich ist das www Fluch und Segen. Es führt Leute zusammen, die gleiche Interessen haben, es fördert Kreativität, gibt vielen die Chance sich künstlerisch (in welchem Bereich auch immer) auszuprobieren, bringt viele verborgenen Talente hervor. Das sollten wir feiern. Aber dennoch bringt es denen, die in ehemals privilegierten Stellungen saßen, einen wackelnden Stuhl.
Dieses Thema kennt man mittlerweile am ehesten aus der Musikbranche. Früher hatte man mit Glück einen Plattenvertrag und bekam von der Plattenfirma anteilig Geld von den verkauften Tonträgern. Heute? Haha! Es wird kopiert, gestreamt, geklaut, als gäbe es kein Morgen. Der Umgang mit fremdem Eigentum ist im Internet schamlos geworden, deshalb können auch nur noch die Oberprivilegierten damit gutes Geld verdienen, die Zwischenhändler / Plattformbetreiber, Kriminelle und ein paar Anwälte, die versuchen das Chaos zu Recht und Ordnung aufzurufen.
Es wäre interessant darauf hinzuweisen, dass es nicht nur in der Musikbranche oder der Literatur so im Internet zugeht, sondern auch Hörspiele betroffen sind. Am Schluss bleibt aber immer die Frage: Was ist der Konsument bereit zu bezahlen? Und die Antwort kennen wir eigentlich alle: Wenig bis gar nichts. Und genau da sehe ich die Chance für die nichtkommerziellen HS. Das ist die Lücke, die sie besetzen, weil man sich eben nicht den Spaß daran nehmen lässt und weil man es eben doch kann, obwohl kaum einer ein Profi ist. Das Je-Ka-Mi-Prinzip (jeder kann mitmachen) ist hier eine treibenden Kraft.
Vielleicht stehen wir an einem Kipppunkt, wo wir uns von manchen Berufen verabschieden müssen. Es gibt ja auch keine Fernsehansager mehr, kein Fräulein vom Amt und keine Füllfederhalter-Reparaturwerkstatt.