AW: Die vier Elemente und ihre Geschichte - Kapitel 1 - Der Wind
Sooo, konnte leider nicht zur Premiere, aber habe fleißig nachgehört
Meine Eindrücke:
Man hört, dass die Beteiligten mit Liebe an die Sache gegangen sind. Und ich freue mich, wieder ein wenig das Gefühl von dem "alten" Hörspielprojekt zu haben, als noch nicht alles so "perfekt" war wie die letzteren Produktionen. Bei "Wind" habe ich gehört, dass es sich um ein Amateurprojekt handelt - der Schnitt nicht ganz so flüssig, die Geräuschkulisse nicht ganz so durchgängig, die Dialoge nicht ganz so organisch wie es eine "Profiproduktion" gern hat. Da ist auf der einen Seite noch Luft nach oben, Möglichkeiten sich zu verbessern. Und auf der anderen ist das grade so schön, weil es lebendig ist, weil es sich nach Gemeinschaftswerk anhört und nach Community, nach alle-ziehen-an-einem-Strang und nach wir-machen-was-gemeinsam. eine solide Qualität, die man sich gut anhören kann, die angenehm ist aber eben nicht Hochglanz.
Einige Details meiner Eindrücke:
zu den Sprechern:
Frimkal: schöne Stimme, angenehm, gut besetzt, sympathisch, darf gerne auch etwas weniger deutlich sprechen, mehr Mut zum Verschlucken der End-T's etc.

Sanis: schöne Stimme, liebenswert, fröhlich, dürfte für mich mehr Subtext haben. Sehr "brav" am Text bezüglich der Interpretation, dadurch etwas "starr" und verbleibt als blassere Figur als sie müsste. (würde i.d.R. durch Regie abgefangen, schwierig für den Sprecher allein)
Mutter: grade am Anfang sehr positiv aufgefallen, sehr natürlich, liebenswert, authentisch. Weinen war mir zu "man muss jetzt hören wie sie weint"
Mugal: mir persönlich leider zu gelangweilt, zu sehr textaufsagerisch. Hätte mir mehr Stolz gewünscht, den ein Halbstarker so mitbringt. Dieses bemühte sich-Zurückhalten-weil-man-Bescheiden-wirken-muss obwohl es in einem brodelt vor Stolz und "Leute, schaut mich an!" DA war mir viel zu viel ablesen im Spiel.
Erzähler: hab ich super gern zugehört, sehr angenehme unaufdringliche Stimme und Erzählweise
Jilkal: nette Figur, bringt Schwung rein, schön natürlich gesprochen
Sihina: hat mich leider nicht überzeugt. Zu getragen, zu gesetzt, zu betont, zu gewichtig. Leider wirkte diese Sprechweise auf mich nicht wie eine Eigenart der Figur, sondern wie schläftgleicheinbeimablesen. Da ich Jessie häufiger in recht getragenen Rollen gehört habe war das u.U. gar nicht beabsichtigt, daher der Tipp: mal flotter probieren, einfach mal den Text runter ohne ihn zu deklamieren. Frisch von der Schnauze weg babbeln

Dann wäre die Figur schrulliger oder knuffiger oder wie auch immer geworden. Auf jeden Fall hätte sie eine Eigenart erhalten. So bleibt für mich der Sprecher dahinter "sichtbar" und die Figur ist dadurch nicht mehr da.
Musik:
super schön, fehlte mir zwischendrin, grade bei den Übergängen. Hätte Stimmungen gut transportieren können, Zeitverläufe kennzeichnen usw.
Abmischung: der Erzähler schien mir persönlich etwas leise, ist aber Geschmacksache
Skript: sehr linear, was passiert ist auch wichtig für die Story oder führt zu was, Dialoge sehr gerichtet, dadurch entstand ein wenig der "und-dann-und-dann-und-dann"-Eindruck. Grade Beschreibungen kamen mir etwas verkrampft vor (Oh seht, dort befindet sich ein [Detailbeschreibung]). Mir gefällt es besser wenn mehr unwichtige Sachen passieren die aber irgendwie so ganz nebenbei Informationen beinhalten. (statt "sie hängen von Seilen" eher ein "häh, wo kommt denn die Stimme her??" - "na daa, über dir, du Doofnuss"). Geschichte selbst find ich schön, ggf. kann man bei den Folgeskripten noch etwas auf Spannungsaufbau achten. Der Teil bis sie losziehen ist recht lang, dann dümpelt bisschen was dahin bis es sich auflöst. Da ist vielleicht eine andere Verteilung schön, die das Verhältnis zwischen den Geschwistern z.B. mehr aufzeigt während sie ihr Abenteuer erleben (statt vorher) etc.
Cut: sehr "brav", solide, bei den Dialogen bisschen unmutig, da spricht jeder brav nach dem nächsten. An einigen Stellen wirkte es dadurch etwas unorganisch, was aber z.T. auch durch die Takes bedingt ist (Re-Takes nötig, mehr Arbeit, nach 3 Jahren eh schon doof!) Bei den Dorfszenen ist mir aufgefallen dass ich schnell das "Dorf" wieder vergessen hatte, weil dann sofort "Ruhe" war und man die Anwesenheit der anderen nicht mehr spürt. Da gabs noch ein paar Stellen, wo die Atmo rel. abrupt beendet war.
Cover: super!
Soooo, meine Eindrücke, wie immer subjektiv, wie immer knallhart ehrlich
Und nochmal: Ich mag das Hörspiel, weil es ein echtes Community-Projekt ist, ohne Hochglanzpolitur und fetter Verpackung und aufgepimpt. Einfach nur ein nettes kleines liebevolles Hörspiel von Leuten, die Hörspiele lieben

Freu mich auf Teil 2!