AW: Boregarde - Initium
Nun habe auch ich das gute Stück gehört und mir die bisherigen posts dazu durchgelesen. Jetzt bin ich verwirrt. Fantasy? Romanvorlage? Hä?
Na, da beginne ich erstmal mit meinen Notizen:
- GENERAL SPOILER ALERT! -
Sound/Musik/Schnitt:
Die Soundkulisse wirkt echt und glaubhaft. Das zerspringende Glas, die fallende Münze, das Abnehmen des Telefonhörers - irgendwie komisch, dass mir das hier extrem positiv aufgefallen ist. Allein das Plattennadel-Geräusch bei Boregardes Gedankengang gefiel mir ebenso nicht, allerdings nur, weil es hier fehl am Platz war. (In einer "echten" Parodie kann es sehr gelungen sein. Aber dazu später mehr.) Die wenige Musik fiel mir nie negativ auf. Vor allem in der ersten Szene fand ich es toll, wie der Dialog in die Musik eingebettet war.
Pater Farewell war mir zu leise. Als Boregarde z.B. sagt: "Schreien Sie doch nicht so" ist dieser viel lauter als Farewell zuvor. Zudem war kaum ein Unterschied zu hören zwischen dem Ansprechen von Kardinal Framenti und den Dämonen zu hören (am Telefon).
Außerdem hörte ich vor dem Satz "Bleib stehen" gar keine Schritte, die auf ein Weggehen hindeuten könnten.
Warum DER Wolf wie eine Frau klingt (ist ja auch eine), ist mir nicht so klar. Mich störte sehr, dass die Stimme krampfhaft auf dunkel und tief (männlicher eben) getrimmt ist. Warum nicht einfach eine tiefe Männerstimme nehmen?
Besonders wenn sich die Charaktere ins Wort fallen, ist mir der aufgefallen, wie gut die Szenen geschnitten sind.
Sprecher:
Sehr gut gefielen mir Boregarde und Bustamenti. Sven ist es sehr schön gelungen, dem Charakter verschiedene Facetten zu verleihen. Die Stimme ändert sich deutlich, wenn er mit Dämonen, dem Kardinal oder seinem altbekannten Feind Astimagitus spricht. Besonders schön fand ich das böse Lachen und das Brummen.

Sascha (Kiss) fiel mir mit der wunderbar ruhigen und süffisanten Schleimstimme auf. Passt wie die Faust aufs Auge und ist überzeugend gespielt.
Der wütende Kardinal war sehr überzeugend. Es ist nicht einfach zu brüllen, ohne dass es übertrieben klingt. Allerdings bleibt Detlef leider während der gesamten Spielzeit in derselben "Gemütslage": wütend, mit tiefer, aggressiv gedrückter Stimme. (Er beginnt sogar gleich so, wodurch ich mich ein bisschen überfahren gefühlt habe.) Ihm hätte ich mehr Abwechslung zugetraut.
Die Wirtin hat dem Charakter entsprechend gut und vor allem deutlich gesprochen. Jedoch hätte Jennifer hier von mir aus gerne ein bisschen "schludriger" reden können, um mehr Leben reinzubringen. (Sie arbeitet in einer Bar, nicht am Theater.^^)
Handlung/Skript:
Der Plot gefällt mir sehr gut. Ein Ex-Dämon, der nun Dämonen jagt - sofern ich das richtig verstanden habe - nicht neu, aber gut. Schön, dass es kein schwarz/weiß Denken gibt. Die Guten sind nicht generell gut und die bösen nicht generell böse.
Sehr gut fand ich, dass Boregarde beim Teufel immer von "der Alte" spricht. Dazu passt jedoch nicht, dass er Satan und nicht Luzifer sagt. Aber das nur so am Rande.
Ich musste an mein Seminar "Mediengenres" denken. Damals erklärte uns der Prof, dass das Mischen verschiedener Genres nicht wirkt; und zwar am Beispiel "From Dusk till Dawn", was ich damals nicht eingesehen habe. Jetzt weiß ich, was er damit meinte. Leider kann sich das Hörspiel nicht entscheiden, ob es nun eine Parodie oder doch eine ernsthafte Dämonengeschichte à la "Constantine" ist. Der Clown-Dämon mitsamt seinem Spitznamen, das Plattennadel-Geräusch, die Telefonwarteschleife, das Peanuts-Gebrabbel am Telefon - all das würde super in eine Parodie passen. Nur kommt das alles ironiefrei und zu untrocken rüber.
Das Lexikon tut dazu sein übriges. Vom eingentlichen Hörspiel losgelöst ist es ein schönes Bonus-Schmankerl (vor allem mit den Versprechern und Kommentaren - übrigens toll gelesen!). Es verstärkt aber den "lustigen" Eindruck des Hörspiels, das so gar nicht zur Handlung passen will. Auch ist die Kurzgeschichte für sich alleine gesehen eine fantastisch tolle Sache (ganz großes Kompliment an Sven!!). Im Zusammenhang allerdings kam mir nur der Gedanke, warum sie im Hörspiel fast völlig fehlt. Ein paar Soundeffekte und Sascha (Kubath) als Dialogpartner dazu, das ganze ein bisschen gekürzt und das dann ins Hörspiel integriert - so hätte es mir gefallen. (Dann kann Svens Arbeit auch für sich alleine als Bonus stehen.) Im Stück selbst fand ich den Dämonenfang nämlich etwas sehr abrupt und "kahl". Aber auch hier empfand ich den Psalmwerfer und den Teddy- bzw. Affendämon störend. Es ist einfach nicht witzig genug und setzt sich nicht genug von der Geschichte ab, um wirklich zu wirken. Schade.
Alles in allem habe ich mich gut unterhalten gefühlt...wenn man sich doch nur für ein Genre entschieden hätte. So ist es weder Fisch noch Fleisch und ich wiederum kann mich einfach nicht entscheiden, ob mir das Hörspiel nun gefallen hat oder nicht. Ich bin gespannt, was die nächsten Teile bringen.