AW: Sprecher gesucht : Das Terra - Memorandum
Hach, ich finde es schade, wie es gerade hier mit diesem Projekt abläuft...
Ich kann dich, Olaf, sehr gut verstehen, was dein Hörspiel angeht: Es ist dein Herzensprojekt und es ist natürlich ärgerlich, wenn es bei der Produktion nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt hat. Ich denke, da können viele hier Im Forum ein Lied von singen - manchmal läuft es einfach nicht glatt. Und das teilweise auch über Jahre hinweg.
Trotzdem finde ich die Transparenz sehr, sehr wichtig - und klare, eindeutige Ansagen. Aus Kommunikationssicht ist es immer besser, unverschlüsselt zu schreiben, so dass so wenige Missverständnisse wie möglich entstehen können. Ich kann verstehen, dass es dich wurmt, Olaf, dass anscheinend in der Vergangenheit so vieles nicht geklappt hat, was du dir rund um dein Projekt vorgestellt hast.
Ich frage mich nur gerade auch, wie realistisch dein Anspruch an die Qualität ist. Es ist heutzutage schon sehr unwahrscheinlich, ein Hörspiel im kommerziellen Rahmen umzusetzen, das hast du ja bereits leider auch schon merken müssen (wobei ich natürlich nicht weiß, unter welchen Umständen genau das geschehen ist - das haben wir ja nur streng verklausuliert von dir erfahren). Jetzt hast du auch noch einen sehr hohen Anspruch und willst diesen Anspruch auch im nichtkommerziellen Rahmen weiter aufrecht erhalten. Ich frage mich, wie realistisch das ist. Keine Frage, hier sind sehr, sehr viele gute Sprecher - aber ich habe das Gefühl, dass deine Vorstellung vom Endergebnis bereits zu GENAU ist, als dass sie noch wirklich realistisch sein kann. Insbesondere bei deiner Beschreibung der Aufnahmen, die du bisher gemacht hast, kommen mir da leider etwas Zweifel. Du hast geschrieben, dass selbst ausgebildete Schauspieler jeden Take bis zu 15mal sprechen mussten. Bis er so saß, wie du ihn wolltest. Ich habe das Gefühl, dass das eher in Richtung Einschränkung des Sprechers geht. Die Diskussion, wie genau (und einschränkend) Regieanweisungen im Skript und bei der Aufnahme sein sollen, hatten wir auch schon im Forum. Ich glaube, wenn alles exakt vom Regisseur so vorgegeben wird, wie er es haben will, und nicht anders, dann kann das den Sprecher sehr einschränken. Dadurch geht auch viel Individualität und Interpretationsmöglichkeit verloren, finde ich. Ist das nicht eigentlich schade?
Wie gesagt, ich kann dich verstehen, was deinen Anspruch angeht. Ich hab selbst auch schon ein Hörspiek-Treatment geschrieben, das mir sehr am Herzen liegt. Immer noch - ich hatte es damals rumgeschickt und Feedback dazu bekommen. Dabei habe ich gemerkt, dass es so in der Form noch nicht funktionieren würde und dass ich zu diesem Zeitpunkt aber leider nicht in der Lage war umzudenken und es abzuändern - weil ich emotional sehr daran hing und deshalb befangen war. Deswegen habe ich es beiseite gepackt und mich anderen Versuchen gewidmet. Irgendwann möchte ich es wieder rausholen, aber erst dann, wenn ich selbst mich auch soweit entwickelt habe, dass ich dem gewachsen bin und realistische Anforderungen daran haben kann.
Vielleicht wäre das auch eine Option für dich? Nicht, dein gesamtes Projekt abzublasen - warum auch? Aber ich hab das Gefühl, du bist emotional sehr darin verstrickt und das macht es eventuell schwer für dich, realistische Anforderungen an dich und die Sprecher zu stellen. Und zugleich hast du das Gefühl, es muss JETZT sein. Das Projekt MUSS dieses Mal fertig werden - vielleicht ist es aber sinnvoller, dir selbst noch etwas mehr Zeit zu geben, um dich und nicht das Projekt weiterzuentwickeln? Dafür ist das Forum ja auch perfekt: Du könntest dich an einem kleinen, selbstgeschriebenen Skript probieren, an dem du emotional nicht SO sehr hängst und an dem du dich deshalb auch ausprobieren kannst, sowohl als Autor als auch als Regisseur und Projektleiter. Dann bekommst du auch ein Gefühl dafür, was möglich ist und wo man vielleicht lieber noch einmal nachdenken sollte. Das ist nur ein Gedanke von mir - ich kann mich, glaube ich, recht gut in dich hineinversetzen und ich weiß: mir hat das bereits geholfen. Vielleicht auch dir?
Außerdem denke ich, dass es immer hilfreich ist zu versuchen, sich in andere hineinzuversetzen. So kann man auch besser und exakter kommunizieren. Lieber einmal etwas zu deutlich und zu detailliert erklärt, aber dafür jeden damit abgeholt - ich denke, das ist die bessere Alternative als sich zu vage auszudrücken.
Was dir bereits empfohlen wurde, möchte ich auch gern nochmal bekräftigen: Es ist wichtig, nicht von vornherein seine super-mega-hohen Ansprüche auch möglichst hoch und mega darzustellen - das schreckt sehr doll ab. Ich denke, du willst damit ausdrücken, wie wichtig dir dein Projekt ist und ich denke, diese Information kam auch an. Es kann gut sein, dass jemand sehr hohe Ansprüche hat - allerdings kann man ja dennoch jeden ermutigen, sich zu bewerben. Im "schlimmsten" Fall hast du viele, viele Bewerbungen durchzuhören. Damit rechnet man aber ja wahrscheinlich auch bei einem Casting. Aus meiner Sicht brauchst du gar nicht im Vorfeld so breit erklären, wie deine Ansprüche sind und worauf es dir ankommt - einschätzen kann das wahrscheinlich sowieso keiner der Sprecher, wo er auf deiner Skala liegt. Deshalb ist da der einzige Effekt, den du erzielst, dass sich weniger User bewerben, auch weil einem - ie offengestanden mir zum Beispiel - die Lust daran vergeht. Ich hatte eigentlich auch vor mich zu bewerben, aber mir ist dein Anspruch ehrlich gesagt auch zu hoch. Ich hab kein Problem damit, eine Absage zu bekommen. Ich hätte mich also auch trotz hoher Ansprüche beworben, aber so, wie du das Ganze verkaufst, schrecke ich davor zurück, weil es für sehr anstrengend klingt. Spaß und Individualität erwarte ich laut deiner Beschreibung leider nicht, aber genau das zählt hier doch.
Deswegen glaube ich, dass es dir sehr helfen würde, an deiner Kommunikation zu arbeiten. Was dir hier im Thread geschrieben wurde von allen Usern, kannst du super verwenden, um herauszufinden, was du in diesem Punkt verbessern kannst. Ich denke, vor allem ist es wichtig, deine - ich nenne es mal - Betriebsblindheit nach Möglichkeit abzulegen, und zu schauen, was für Einflüsse und Ideen von außen kommen. Denn wenn du weiterhin alles genau so machen möchtest, wie du es dir vorstellst - EXAKT so - dann wirst du selbst damit vermutlich nicht glücklich, denke ich, und das wäre schade. Immerhin ist es doch dein Herzensprojekt, dessen Umsetzung dich glücklich machen soll, oder nicht? :laechel:
Das sind nur meine persönlichen Eindrücke, die ich durch die Diskussion hier erhalten habe - ich kann mich natürlich auch täuschen. Bitte stellt das dann gern richtig!