AW: Sprecher gesucht : Das Terra - Memorandum
Also, dann will ich mich einmal um die von BarkersPinhead angemahnte Transparenz bemühen. Wie die
hier Beteiligten sicher wissen, saß der Kopf eines Kritikers in früheren Jahrhunderten ziemlich wackelig
auf den Schultern. Was taten solche Leute also, wenn sie Kritik ausdrücken wollten ? Sie wählten die
Märchenform und verlagerten das Ganze ins Tierreich, eine enorm lebenserhaltende Variante, genau
auf die damalige Zeit zugeschnitten.
So weit muß ich nun glücklicherweise nicht gehen. Mir genügt es, mich auf die Märchenform zu beschränken.
Es war einmal - und ist noch immer - ein weit entferntes Land. Reisende berichteten von
schneebedeckten Bergen, grünen Wiesen, glücklichen Kühen und vergleichsweise reichen
Einwohnern, die zwar etwas merkwürdig waren und mit großer Vorsicht genossen werden
mußten, aber das fanden die Reisenden erst sehr viel später heraus. Auch das Wirtschafts-
geschehen in diesem Land war etwas gewöhnungsbedürftig. Aus aller Herren Länder brachten
reiche Menschen ihr Geld dorthin, um es ggfs. gegen die Nennung einer Nummer wieder zurück
zu bekommen. Alle Länder drum herum hatten ein einheitliches Zahlungsmittel für sich geschaf-
fen, nur eben dieses kleine Land blieb standhaft bei dem, was es immer schon benutzt hatte.
Gewisse Ähnlichkeiten zu einem kleinen gallischen Dort in der römischen Antike sind rein zufälliger
Natur.
In dieses Land kam irgendwann einmal ein armer Poet, weil er sich dachte, daß es sich in diesem
weit entfernten Land besser leben ließe. Das funktionierte auch eine ganze Zeit lang. Seit vielen,
vielen Jahren schon trug der arme Poet einen Traum mit sich herum. Er wollte ein Dichterepos
schaffen. Da so etwas aber sehr viel Geld kostet, hatte es nie richtig geklappt. Nicht einmal in dem
weit entfernten Land wollte sich der Erfolg in letzter Konsequenz einstellen. Immer wieder einmal
begann er mit dem Dichterepos, aber jedes Mal kamm irgendwelche widrigen Umstände dazwischen.
Immer wieder mußte er seinen Lebenstraum auf den St.Nimmerleinstag verschieben. Doch dann
änderten sich die Umstände, zumindest schien es so. Voller Elan stürzte der Poet sich in die Arbeit.
Buchillustratoren, Kalligraphen, ... ließ er an seinen nun scheinbar positiven Lebensumständen teil
haben. Einen kurzen Augenblick sah es so aus, als könnte er nun endlich das tun, war er fast ein
Leben lang immer hatte tun wollen.
Aber dann kam wieder etwas dazwischen, wie schon so oft. Aber dieses Mal war es anders als
früher. Denn inzwischen war der Poet auch nicht mehr der Jüngste. Als sein Geldgeber ihm zu
verstehen gab, daß die Zusammenarbeit beendet sei, zerplatzte sein Traum wie eine Seifenblase.
Eine Neuauflage dieses Traums war zwar nicht ausgeschlossen, aber genau so wenig wahrscheinlich.
Ja, was sollte der Poet jetzt tun ? Er konnte keine Buchillustratoren mehr bezahlen, auch keine
Kalligraphen. Bevor er seinen Traum ganz beerdigte, entschloß er sich, nach Leuten zu suchen, die
ihm vielleicht Verständnis entgegen brächten und ihm unentgeltlich zuarbeiten würden, damit sein
Lebenstraum vielleicht doch noch verwirklicht werden konnte. Er fand diese Menschen, aber weil er
ihnen früher schon einmal großzügige Entlohnung versprochen hatte, dieses Versprechen nun aber
nicht mehr halten konnte, war es für ihn ganz furchtbar, diese geänderten Umstände jetzt zugeben
zu müssen. Geld verdienen würde er mit seinem Dichterepos nun nicht mehr, aber das war auch nicht
mehr entscheidend !
So, hat es jetzt der Letzte verstanden ?