• Blut-Tetralogie   Dark Space

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
Sprechprobe
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Hallo,

nachdem es ja im DYRER-Trailer-Thread ziemlich zur Sache ging und Marc angeregt hat, das Thema möge doch in einem eigenen Thread behandelt werden, möchte ich die Initiative ergreifen. Ich finde die Frage nämlich sehr interessant und eure Meinungen dazu auch:

Frage (als ein Beispiel) "Ist der DYRER-Trailer zu laut?":  

Also ich fang mal an:
Ich denke, es geht hier weniger um die Lautstärke im Sinne des Pegels, sondern eher darum wie Stark ist das Ding komprimiert. Wie hoch ist die Klangdichte.
Ich bin der Meinung es gibt hier kein falsch und richtig, es ist eine Frage des Stils und des Geschmacks. Ich würde sagen, starke Kompression hat folgende Vorteile: Die Bitauflösung wird effektiver genutzt wodurch eine größere dynamische "Tiefenschärfe" entsteht, ein plastischeres Klangbild. Das resultat wirkt beeindruckender, was der Grund dafür sein dürfte, dass kommerzielle Produktionen Sowohl bei Film und Fernsehen, als auch bei Radio, Werbung und Popmusik diesen Effekt ausreizen bis zum "Getno". Ein weiterer klarer Vorteil ist für mich, dass sich ein Hörspiel besser gegen die Umgebungsgeräusche durchsetzt, und da ich sie gerne im Öffentlichen Nahverkehr konsumiere ist das ein wichtiger praktischer Aspekt. Ich habe darum sogar einige HSP-Hörspiele nachkomprimiert, bevor ich sie auf meinen mp3-Player kopiert habe.
Als Nachteile empfinde ich, dass die hohe Klangdichte auch Stress erzeugt, weshalb zum Beispiel bei künstlerisch Orientierten Projekten gern sparsam Komprimiert wird. Ich habe bei Herrn K trotzdem recht stark komprimiert, weil ich finde, dass man dadurch besser in die Handluzng "eintauchen" kann.
 
Zuletzt bearbeitet:

Sirius

Mitglied
AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Ach herrje, die gute alte Grundsatzdiskussion :D
Meiner Meinung nach kann man Kompression nicht grundsätzlich verteufeln, jedoch hat sie in den letzten Jahren teils sehr drastische Ausmaße angenommen, die oftmals nicht mehr feierlich waren!

Was mich angeht, ich verwende in meinen Produktionen so gut wie keine Kompressoren auf Stimmen und Gesamtmix, lediglich manchmal auf Soundeffekte uä., doch dann auch meist keine "klassischen" Kompressoren, sondern eher Multiband-Komps, Parallelkompression und so ein Zeug... Jedoch verändere ich die Lautstärke der Stimmen von Hand sehr stark ("normalisieren"), weshalb meine Hörspiele am Ende eigentlich immer komprimiert aussehen, doch ist diese Variante meiner Meinung nach um einiges sauberer, da das Klangbild dem Ohr individuell angepasst wird und man leise Stellen auch beabsichtigt ausreizen kann. Genrell halte ich jedoch einen einigermaßen großen Dynamicumfang ein, da Hörspiele für mich eine Form von Kunst und nicht eine Form von billiger Massenunterhaltung sind (hängt natürlich auch widerrum von der Produktion ab, manche Hörspiele hört man einfach nur während der Autofahrt oder nebenbei, und da ist Kompression widerrum hlifreich, da man dann nicht so genau hinhören muss, aber in meinen Hörspielen haben Kompressoren nichts zu suchen).
Anders ist es mit Trailern, etc. Da übertreibe ich es wirlich gerne einmal um, wie du schon gesagt hast, "was der Grund dafür sein dürfte, dass kommerzielle Produktionen Sowohl bei Film und Fernsehen, als auch bei Radio, Werbung und Popmusik diesen Effekt ausreizen bis zum "Getno".". Da soll es einfach nur knallen!

Aber richtige Hörspiele höre ich nie nebenbei, sondern will die Produktion in Ruhe und in guter Soundqualität genießen. ;)


PS: @Beipackzettel: Ich fand deinen Trailer zwar schon SEHR hart an der Grenze, aber er hat definitiv seinen Zweck als Trailer erfüllt und "drückt" in das Ohr. Noch ein bisschen mehr und ich hätte mich quälen müssen, aber so ist gerade noch richtig! (Bitte nicht negativ verstehen, hat mir echt gut gefallen!) :)
 

Nero

Anne
AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Ich weiß nicht mal, ob ich nen Unterschied zwischen komprimiert und nicht komprimiert hören würde. Hat da jemand Beispieltakes (am besten zwei Mal der gleiche Text halt in komprimiert und nicht komprimiert).

Vielleicht bin ich da auch nicht zu sehr in der materie drin, aber: hauptsache es ist nen Hörspiel und den Ton is sauber. Wenn mir zu leise, mach ich halt die Boxen lauter und umgekehrt. Seh da nicht das Problem. Dafür hat man doch ne Lautstärkergelung. Das Hörspiel muss nur an sich auf einer Lautsärke sein (bzw. keine extremen Unterschiede innerhalb des Hörspiels ausweisen, so dass ich ständig rumdrehen muss). Dann ist für mich alles schick.

Wie gesagt, ich kann den Stress gerade nicht so nachvollziehen.
Aber wenns dem Otto-Normal-Hörer gefällt, wurde doch alles richtig gemacht oder (mal abgesehen davon, dass jedem alles gefallen wird) oder?

Grüße

PS. Also ich find den Trailer schnieke.
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Bei dem Thema Kompression sollte auch über Frequenzstaffelung gesprochen werden. Bei stärker werdender Komprimierung komme sich die Inhalten frequenzmäßig in die Quere wenn diese nicht sauber getrennt bzw. den einzelnen Ereignissen Schwerpunkte im Frequenz-Spektrum zugewiesen werden.
Dann geht die angestrebte Wirkung (mehr empfundene Lautheit) verloren und man hört nur noch Matsch....
Eine Dynamik von min. 10 db halte ich für angemessen.
Die meiste Radiowerbung z.B. nervt kolossal und wird von mir meist sofort ausgeschaltet. Wichtig bei diesem Thema ist auch der Umstand, dass Spots die im Radio laufen dort auch noch mal über den Sendekompressor /Limiter (Optimot) laufen. Ist der Spot schon beim Pre-Master zu sehr komprimiert worden kommt nur noch Matsch aus dem Radio...
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
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AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Ich weiß nicht mal, ob ich nen Unterschied zwischen komprimiert und nicht komprimiert hören würde. Hat da jemand Beispieltakes (am besten zwei Mal der gleiche Text halt in komprimiert und nicht komprimiert).

Vielleicht bin ich da auch nicht zu sehr in der materie drin, aber: hauptsache es ist nen Hörspiel und den Ton is sauber. Wenn mir zu leise, mach ich halt die Boxen lauter und umgekehrt. Seh da nicht das Problem. Dafür hat man doch ne Lautstärkergelung. Das Hörspiel muss nur an sich auf einer Lautsärke sein (bzw. keine extremen Unterschiede innerhalb des Hörspiels ausweisen, so dass ich ständig rumdrehen muss). Dann ist für mich alles schick.

Wie gesagt, ich kann den Stress gerade nicht so nachvollziehen.
Aber wenns dem Otto-Normal-Hörer gefällt, wurde doch alles richtig gemacht oder (mal abgesehen davon, dass jedem alles gefallen wird) oder?

Grüße

PS. Also ich find den Trailer schnieke.
Ok, ich versuch mal einen kleinen Crashkurs mit einfließen zu lassen.
Es gibt unterschiedliche Arten der Kompression. Komprimieren heißt im Bezug auf Tonmaterial aber im Wesentlichen die Pegelunterschiede zwischen lauten und leiseren Signalen zu verringern, d.h. das Zeug wird so lauter gemacht, dass besonders die leisen Stellen lauter gemacht werden, die lauten nicht oder nicht so sehr. Praktisch heißt das, man kann dadurch Sachen lauter machen, ohne dass es übersteuert. Es entsteht dadurch auch Stark der Eindruck, dass die Schallquelle näher kommt. Lautstärkeunterschiede die auf natürliche Art beim Sprechen entstehen, die dazu führen, das Sprache vor Hinterfrundgeräuschen manchmal schwer verständlich ist, werden dadurch ebenfalls kompensiert. Darum das mit der Werbung...
Komprimiert man allerdings zu stark, holt man Störgeräusche in der Sprechpausen in den Vordergrund und nimmt auch den Schallereignissen an den entscheidenden Stellen die Kraft. Ein Beispiel:

Ich hab hier bewusst mit Raumhall aufgenommen, um die Demonstration zu verbesern. Man hört auch, wie der Kompressor relativ den Hall verstärkt, der ja im Verhältnis zur eigentlichen Stimme relativ leiser ist. (genau wie mein kleiner versehentlicher Rülpser , ich hoffe ihr verzeiht)

ACHTUNG! Einige der folgenden Aufnahmen sind naturgemäß SEHR laut.


Das ist meine Stimmprobe, normalisiert, d.h. sie hat die maximal mögliche Lautstärke ohne Kompression und ohne Übersteuerung.
 

Jetzt habe ich mit einem einfachen Kompressor, dem "Waves RVox" die Stimme weiter angehoben:

leichte Kompression +6 dB:
 

satte Kompression +12 dB:
 
Das finde ich so durchaus angenehm für Hörspielszenen mit Hintergrundgeräuschen.

voll übertriebene Kompression +36 dB:
 
Das hat natürlich keinen Sinn wenn es um Kompression im eigentlichen Sinne geht, bei Musik eignet sich sowas in seltenen Fällen aber als Spezialeffekt. Es soll hier nur die Arbeitsweise des Kompressors demonstrieren.
Es folgt ein Multiband-Kompressor, der "Waves L3-16" der 16 Frequenzbänder mehr oder weniger unabhängig komprimiert:

leichte Kompression +6 dB:
 

satte Kompression +12 dB:
 

übertriebene Kompression +30 dB (nicht 36 wie oben):
 
Hier hört man gut den Unterschied zum einbandigen Kompressor. Ich persönlich finde, dass ein Multibandkompressor nur für leichte Nachkompressionen beim Mastering geeignet ist und nicht für das satte komprimieren einzelner Tracks, weil er den Frequenzgang des Signals leicht mal in unvorhersehbarer Weise verfälscht, wie man hier gut hören kann.

und so klingt es, wenn man ohne Kompressor lauter macht und übersteuert:


+6 dB:
 
Ich war erstaunt, dass die Verzerrungen an den lauten stellen hier noch kaum wahrzunehmen sind. Das kann aber auch an meiner Soundkarte liegen und sich bei euch ganz anders anhören.

+12 dB:
 
Ja, verzerrt...

+36 dB:
 
Aua!


So, freue mich über Ergänzungen, Fragen und Feedback.
 

joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Ich glaube, man muss schon fuer sich selber wissen, ob man eine Kompression einsetzt oder nicht. Generell bin ich dem nicht abgeneigt, aber fuer mein erstes Hoerspiel habe ich es bewusst nicht genutzt, weil ich es auch nicht fuer angebracht hielt. Nichtsdestotrotz glaube ich allerdings, dass in gewissen Bereichen eine Kompression Sinn macht, um einen gewissen Effekt zu erzielen. Dabei kommt es fuer mich ganz einfach auf das notwendige Fingerspitzengefuehl an. Und da ich kein Audiotechniker bin, muss ich mich dabei sowieso auf meine Intuition verlassen. ;)
 

Ohrenblicker

Vollaudiot
AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Ich kenne den anderen Thread nicht und ich verstehe daher den unteren Teil des Eingangspostings nicht wirklich. Aber zum Trailer würde ich sagen: Das Problem ist hier gar nicht die Kompression, sondern die Dramaturgie. Vor allem die Musik spielt von Anfang bis Ende auf einem recht hohen Level durch und alles wirkt etwas überladen. Hier gibt's keine Steigerungen, Atempausen, keinen Höhepunkt etc. Deshalb wirkt der Trailer ermüdend für die Ohren. (Das soll als konstruktive Kritik verstanden werden, natürlich ist er schön flott geschnitten, mir ist aber die Musik in der Tat zu dick und gleichförmig). Bevor man sich die Frage nach der Dynamikbearbeitung stellt, sollte man sich die Frage nach der Dynamik in der Komposition stellen (mit Komposition meine ich jetzt das akustische Gesamtbild aus Musik, Hauptsprecher, Dialogen und Soundeffekten).

Zur Kompression: Ohne geht es natürlich nicht. Vor allem bei den Sprechern finde ich einen leichten Kompressoreinsatz wichtig, um eine gute Sprachverständlichkeit zu gewährleisten und ein stimmiges Klangbild zu erzeugen. Ein Hörspiel sollte auch in der S-Bahn einigermaßen zu verstehen sein, ohne dass man ständig nachregeln muss. Bei der Summenkompression würde ich es aber auch nicht übertreiben, denn ganz ohne Dynamik wird es nicht nur anstrengend zu hören, sondern auch langweiliger.

Die Frage ist allerdings, für welches Medium man mastert. Hörfunkwerbung brüllt auch deshalb immer so, weil Radio ein Hintergrundmedium ist und die Werbung daher schreien muss, um Aufmerksamkeit zu erreichen. - Deshalb ist Radiowerbung auch meist so marktschreierisch und fantasielos, weil sie oft keine Dynamik mehr hat, sowohl gestalterisch als auch technisch. Die Jingles von Privatsendern, aber inzwischen auch öffentlich-rechtlichen Popsendern mit völlig überladenen Soundeffekten, die kann ich ehrlich gesagt kaum ertragen, da zieht es mir die Schuhe aus.

Bei einem Medium, das man bewusst hört, wahrscheinlich noch mit Ohrstöpseln, z.B. einem Podcast oder Hörspiel, ist dieses Gebrülle mehr als unhöflich. Weniger ist oft mehr. Zum Thema Loudness-War gab's ja in einem anderen Thread schon ein paar Beiträge, es gibt ja inzwischen eine Gegenbewegung für mehr Dynamik.

Mein Tipp ist da immer: Die Mischung mal recht leise abhören. Versteht man noch alles? Hört man die Details? Wenn ja, dann muss auch nicht weiter komprimiert werden.
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
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AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Danke Jens, Du sprichst mir aus der Seele und noch einiges darüber hinaus. Den Tipp werde ich sicherlich bei der anstehenden Produktion umsetzen. Bei Herrn K habe ich - wie ich finde - recht viel Kompression auf allen Ebenen (Stimmen, Geräusche, Musik, Mix, Master) eingesetzt (Ich liebe Kompressoren) findet es irgendwer zu viel?
  (25 Minuten)
 

Jeln Pueskas

Michael Gerdes
Teammitglied
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AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Huhu.

Ich wurde freundlich gebeten auch mal meinen Senf dazu zu geben :D
Ich denke, dass der Einsatz von Kompressoren und Limitern dan problematisch ist, sobald das Hörempfinden gestört ist. Das klingt natürlich abgedroschen, da jeder seinen eigenen Geschmack in dieser Hinsicht hat. Aber so ist es auch bei den Hörspielen die von einem Cutter nach eigenem Geschmack abgemischt werden. Der Einsatz der Kompressoren in "Herr K" beispielsweise ist auf das Hörgefühl von Beipackzettel abgemischt. Ob nun die anderen davon zuviel des guten haben oder nicht muss dann wieder jeder Hörer entscheiden. Es ist in meinen Augen auch schwierig eine Grundsatzdiskussion daraus zu machen. Denn letztendlich kommt es auf den Mehrheitsentscheid an. Wenn man beispielsweise bei Herr K als Kritikpunkt das Überbeanspruchen der Kompressoren von mehreren Hörern zu lesen bekommen hätte, wäre eine Korrektur des Einsatzes sicherlich eine Überlegung wert gewesen. Das war aber nicht der Fall.

Nun muss man aber auch sehen, was für ein Hörspiel da eigentlich abgemischt wird. "Herr K" ist nun ein eher ruhiges und vom Gesamtempfinden her ein bedrückendes Hörspiel. In dieser Hinsicht kann die fehlende Dynamik in den Stimmen die Beklemmenheit besser verstärken. Insofern muss also das nächste Werk nicht die gleiche Ausrichtung haben, wie eben dieses.

Ich persönlich gehe mit Kompressoren sehr sparsam um. Ich nutze sie entweder nur zum Angleichen oder zur Verzerrung von Stimmen. In der Regel löse ich Lautstärkeunterschiede auch über Normalisieren oder manuelles angleichen. Das liegt auch daran, dass ich bei meinen wenigen Produktionen auch noch nicht in die Bedrängnis kam Kompressionen zu benutzen (lediglich in den letzten beiden Wettbewerben war das der Fall).

Viele Grüße.
 
AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Ich muss gestehen, das ich mich mit Kompressoren noch gar nicht auseinandergesetzt habe. Ich werde mich mal da reinlesen und zaghafte Versuche bei den WW Zombies unternehmen. Da gibt es eine Szene, bei der ich das gut anwenden könnte.
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
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AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Ich muss gestehen, das ich mich mit Kompressoren noch gar nicht auseinandergesetzt habe. Ich werde mich mal da reinlesen und zaghafte Versuche bei den WW Zombies unternehmen. Da gibt es eine Szene, bei der ich das gut anwenden könnte.
Hast Du gesehen, dass ich weiter oben eine kleine Einführung in das Thema geschrieben habe?
 

Dion

Autor
AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Na bitte, es tut sich was – Zitat:

Immer wenn eine Sendung im Fernsehen vorbei ist, dröhnt einem die darauf folgende Werbung mit plötzlich gesteigerter Lautstärke entgegen. ARD und ZDF wollen nun endlich den penetranten Lärmpegel auf ein erträgliches Maß senken. Und die Privaten? Sie zögern.
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

natürlich zögern sie, bei dem Mist den die senden braucht man ne gehörige Portion Lautheit um die Zuschauern wieder wach zu kriegen ;-))
 

Dorsch Nilson

aka Beipackzettel
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AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Da bin ich aber froh! und alles nur, weil ich hier öffentlich diese Disskussion gestartet habe ;)
 

CaptainHook

Mitglied
AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Mmh - auch auf die Gefahr hin, dass Ihr mit dem Thema schon durch seid...

Ich halte den Einsatz für hilfreich in Abhängigkeit des Sprechers und der Sprachverständlichkeit, die man erreichen möchte, durchaus für sinnvoll.

Beispiel:
In einer Actionreichen Szene macht Kompressor vermutlich schon mal Sinn, damit der Sprecher nicht im Mix untergehen kann. Anmerkung: Ich bin Fan vom "Phil-Collins-Style", d.H.: in actionreichen Szenen darf der Sprecher auch schonmal ziemlich tight in den Geräuschen/der Musik drinstecken.

2. Beispiel (gilt vermutlich eher für Musik):
Ich arbeite zur Zeit mit einem Künstler (Liedermacher) zusammen, der zwei extrem unterschiedliche Stimmklänge hat und man muss je nachdem ob er hoch oder tief singt, am EQ drehen. Hier hat sich der Einsatz eines MB-Kompressors als hilfreich herausgestellt, da man die betreffenden Frequenzbereiche durch Kompression "glätten" und sich darurch das Drehen am EQ sparen kann.

Herzliche Grüße,
Der Captain
 

Jeln Pueskas

Michael Gerdes
Teammitglied
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AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Puh! Wiedererweckt aus den Toten möchte man fast sagen. :D

Ich kann hier nur aus meiner Erfahrung sprechen: Ich habe den Einsatz von Kompressoren immer skeptisch gegenübergestanden. Auch und gerade jetzt wo ich auch welche verwende. Meine Skepsis bezieht sich aber auch darauf, dieses Werkzeug ohne weiteres immer einzusetzen, damit man es "lauter" hat. Bislang verwende ich Kompressoren in schwachen Einstellungen, um die Stimmer mehr in den Vordergrund rücken zu lassen. Das Problem, was ich dabei immer habe, dass die Stimme durch die falsche Einstellung einfach unnatürlich klingt. Sie hat eben nicht mehr die Nuancen in der Lautstärke und dadurch nehme ich dem Take einen Teil seiner Ausdrucksweise.
Mir ist bewusst, dass jemand, der damit sicher umzugehen weiß solche Fragen ein alter Hut sind. Allerdings hört man teilweise auch Produktionen, deren Stimmen durch Kompressoren so plattgedrückt wurden, dass es einfach nicht mehr gut klingt.

Viele Grüße.
 

wer.n wilke

wer.n the voice
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AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Nun: das ist wie mit dem Salz in der Suppe: und da hat mancher (wie ich z.B.) die Selbe schon versalzen, woraus andre den Schluss ziehen, auf das Salz nun völlig zu verzichten, und das kann dann leicht "fade" klingen.

- Kompressoren (mal abgesehen davon, dass es da erhebliche Qualitätsunterschiede gibt) kurz gesagt: machen "Lautes" leiser und "Leises" lauter, haben jedoch etliche Parameter in der Einstellung, die das Ergebnis beeinflussen: attac, release (die Geschwindigkeit, mit der die Kompression einsetzt und wieder aussetzt, der Pegel, bei dem sie wirksam wird: "threshold", die Kompressionsrate ("ratio") d.h. wie stark das Signal in den Spitzen abgeschnitten wird; manche Kompressoren (Grafik) lassen sich zudem auch als "Expander" benutzen, wo bei leisere Soundanteile (z.B. Atmer oder Grundrauschen) sich absenken lassen; auch hier gibt es wiederum genau zu definierende Parameter. Besonders schick sind natürlich die "Multiband-Kompressoren" - in denen sich jedes Frequenzband einzeln abstimmen lässt - aber das ist eine Wissenschaft für sich.

Generell aber gilt: die Stimme (oder der Sound) bekommt durch Kompression mehr "Druck" ("Lautheit" - im Unterschied zu Lautstärke) - was ich für Erzählerstimmen für sinnvoll halte - wenn sie dann nicht "gedrückt" klingt, auch für Lautstärkenanpassung verschieden lauter Takes ist ein Kompressor ein wunderbares Tool. Nur, wie gesagt: sparsam verwenden, da: die Kompression sollte den Charakter der Stimme hervorheben, und nicht plätten ...

so weit - so gut dazu

Beispiel von zu fetter Kompression:
 
Beispiel für leichte Kompression:
 

lg wer.n
 
AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Man sollte auch bedenken, dass die Hörgewohnheiten sich geändert haben. Sehr dynamische Darbietungen (hohes Impuls-Pausen-Verhältnis) sind einfach bei den "Überallhörern" unerwünscht, da sie den Umgebungslärm nicht überdecken und man dann "mühevoll" den Lautstärkenregler bemühen muss. Heutzutage muss man ja überall und zur jeder Zeit alles konsumieren können, oftmals mit schlechten Wiedergabegeräten...
Aus diesen Blickwinkel hat eine "derbe" Komprimierung (Erhöhung der Lautheit) dann schon seine Berechtigung - man muss nur wissen welche Fraktion man bedienen will.
Der Königsweg ist dann dann wenn beide Hörgruppierungen das Ergebnis "ok" finden (wenn man sein Produkt soweit streuen möchte ;)).
----------------------------
Ansonsten benutze ich jede Art von Dynamikbearbeitung, oftmals um selbsterstellte Effektefragmente eine angemessene "Dichtheit" zu verleihen, die dann wiederum weiter "hinten" im Mix platziert werden können. Deshalb finde ich Multibandkompressoren, dynamische EQ's, Limiter, Saturatoren, Clipper, usw mittlerweile geil!:neo:
Das meisten Bearbeitungen mache ich aber auch ganz "old school" mit Lautstärkenautomation...
 

Herr M

Mitglied
AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

Schön währe für Cutterneulinge eine Art Anschauung sprich ein Tutorial in ein Kommpresser Program (nent man das so?) zu machen um die evtl. vor oder nachteile auf zu zeigen. Ich persönlich versteh grad nur Bahnhof.
 

CaptainHook

Mitglied
AW: [Grundsatzdiskussion] die "richtige" Klangdichte & Kompression

@Herr M:
Kompressoren arbeiten eigentlich erstmal ganz einfach. Du stellst über einen Regler eine obere Grenze ein und alle Signale, die lauter sind, als die obere Grenze eingestellt ist, werden automatisch leiser geregelt. Dadurch wird dein Gesamt-Signal insgesamt erstmal leiser.
Wenn Du nun das resultierende Signal verstärkst (das kann meinst auch der Kompressor - der Regler ist z.B. mit "Make Up" beschriftet), erhältst Du ein Signal, dessen Lautstärkeumfang nicht mehr so groß ist, wie vorher - sprich: von Laut zu Leise ist plötzlich weniger Abstand: Das Signal ist komprimiert.

Effekt:
Bei einem Sprecher, der in einer Sequenz sehr unterschiedliche Lautstärken anschlägt, z.B. flüstern und normal sprechen, wird das "Flüstern" anschließend lauter wirken als vorher -> kann zu besserem Sprachverstehen führen.

Siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kompressor_(Signalverarbeitung)

Herzliche Grüße,
Der Captain
 
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