Mich nervt, dass Bayern häufig schlecht wegkommen. Wenn man nen Deppen braucht oder ein hinterwälderlisches Dorf in Deutschland oder keine Ahnung, dann ist das in Bayern, und dort ficken die Leute Schafe und/oder sind alle Nazis und/oder betreiben Inzest und/oder sind einfach uneinsichtige Arschlöcher. Mich nervt das ultra. Zumal oft ansonsten auf bayerischen Lokalkolorit dann gar nicht eingegangen wird. Sprechen natürlich alle schön brav gewähltes Hochdeutsch, und sofern irgendwelche seltsamen Rituale und Feste ihre Dummheit untermalen sollen ist das selten etwas Realexistierendes, sondern irgend was Erfundenes.
Hat man genug von Bayern geht man übrigens dann auf Sachsen über, oder auf die armen Österreicher, die selbstverständlich alle dumm und mega langsam etc. etc. sind.
Lustig ist so was mal in nem Witz. Aber sobald es mit einer Ernsthaftigkeit betrieben wird eben nicht mehr.
(Ich meine damit nicht die Tatsache, dass z.B. der bayerische Radiotatort "schrulliger" und etwas "bäuerlicher" ist als die anderen etc. - auch bayerische Filmkomödien ticken ja anders, wir Bayern an sich ticken anders, das ist ja auch ok. Ich meine die Suche nach dem Negativen, Bösartigen, das dann so als Plattitüde verwendet wird, als Symbol für "ist scheiße".
Was zurückgeht, aber in alten Hörspielen sicherlich noch viel ist, ist Geschlechterdiskriminierung. (damit meine ich auch nicht, dass Frauen kein hohes Amt in einem 50er-Jahre-Hörspiel innehaben, sondern eher der Umgang miteinander. Wie Frauen abgekanzelt werden, sich nicht durchsetzen können, sich selbst auch in die ichbindummundkannnixichgehörandenHerd-Schiene schieben (was ich noch viel diskriminierender finde, wenn der weibliche Charakter so was selbst macht, denn dann hat frau in der damaligen Zeit ja kein "fremdes" Hassbild, sondern muss die "Artgenossin" scheiße finden. So als würden Schwule in unzähligen Hörspielen und Filmen etc. sagen: Männer zu küssen ist pervers...)
Rassediskriminierung ist ja v.a. in älteren Sachen vetreten - auch in Kinderbüchern und daraus resultierenden Hörspielen etc. - da wurde ja z.T. sogar nachträglich rezensierend eingegriffen. Soweit ich weiß ist Pipis Vater in Neuauflagen kein Negerkönig mehr, sondern Südseekönig! Da gibts denk ich mehr Beispiele noch.
Schade wird dabei aber auch, dass Informationen verloren gehen, Absurditäten (Pipis hellhäutiger Papa umgeben von dunkelhäutigen Menschen, die in Pipis Kopf wilde Tänze aufführen usw. - weil wir in unserer Sprache gerade auch kein WIRKLICHES synonym haben, das nicht diskriminierend ist. "Mein Papa ist König eines Stammes afrikanischer dunkelhäutiger Eingeborener" ist halt auch scheiße in einem Kinderbuch.
Dann fände ich ja generell interessant zu unterscheiden:
- Diskriminierung auf bewusster Ebene, als Stilmittel: Der Hartz-IV-Fußballfan brüllt "Ey Weib, bring noch ne Dose vom Keller und dann geh weiter putzen" => Seine Wortwahl wäre bewusst eingesetzt, das "Weib" also bewusst diskriminierend, und es ist dem Hörer klar,dass Frauen in dem Hörspiel nicht generell als Weiber abgetan werden.
- Diskriminierung auf unbewusster Ebene: selbes Beispiel: dass jemand der Hartz-IV bezieht dumm, respektlos etc. ist ist ein Klischee und muss nicht der Wahrheit entsprechen, hier wird eine Bevölkerungsgruppe generell als blöd dargestellt, obwohl auch ein Akademikerarschloch sich so benehmen könnte, oder der Hartz-IV-Fußballfan auch sgen könnte: "du Maya, kannst du mir bitte ein Bier aus dem Keller holen, grad läuft Fußball, das wär voll nett, vielen Dank!".
Was ist benötigt (weil Klischees auch helfen eine Situation schnell zu erfassen) und was ist unnötig, schon so eingebrannt und festgefahren, dass man gar nicht mehr bewusst drüber nachdenkt dass das blödes Verhalten ist.
Die Grenze ist ja da sehr fließend, denk ich. Der tuckige Schwule, die doofe Sekretärin, der langsame Österreicher, die begriffsstutzige Bayerin, der prollige Kölner, der prinzipientreue Beamte... so was kann ja auch hilfreich sein - wo fängt Diskriminierung an?