michelsausb

Laphroaig forever!!!
Ich glaube, die besten Tipps und Ratschläge nützen nichts, wenn ein wichtiger Faktor fehlt:
Talent! (das ist NICHT auf chim bezogen)
Ob ICH welches habe, wird sich bald zeigen......

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OldNick

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Tut mir leid, wenn ich darauf jetzt etwas ungehalten reagiere - aber ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören, einfach, weil er mich schon mehr als ein Jahrzehnt lang fest im Genick hat.
Ich bin kein Schauspieler, weswegen ich die Profession des Schauspielers nur unzureichend beurteilen kann. (Wenn ich allerdings Stanislavskis Buch zur Vorbereitung einer Rolle lese, dann habe ich nicht den Eindruck, dass er an irgendein obskures Talent appelliert, sondern vielmehr an emotional-analytische Fähigkeiten und Empathien, die handwerklich geschult werden). Aber was das Schreiben betrifft, so macht mich dieser Gedanke fertig, seitdem ich bewußt besser werden will.
Die grundsätzlichen Probleme bei dieser Talentunterstellung sind 1.), dass sie jedwede gute Leistung schmälern, indem sie sie auf irgendeine unbeeinflußbare - fast spirituelle - Größe, namentlich "Talent" schiebt, und die schwere handwerkliche Arbeit, die hinter einer Leistung steht, nicht annähernd würdigt, 2.) dass sie - davon gehe ich aus - bis dato ganze Generationen an künstlerisch Interessierten in den selbstzerstörerischsten Zweifel getrieben hat, weil sie - aufgrund ihrer generellen Selbstzweifel - nicht davon ausgingen, dass sie dieses ungreifbare "Etwas" hätten.

Was das Geschichtenerzählen betrifft, so habe ich mich als Kind auf alle möglichen imaginären Situationen eingelassen. Noch bevor ich schreiben konnte, musste meine arme Oma meine Geschichten am Telefon mitschreiben. Im Gartenhaus habe ich die ein oder andere imaginäre Leiche versteckt und mir überlegt, wie ich handeln könnte, damit sie niemandem auffalle. Ich hatte immer Spaß an Geschichten und an den "was-wäre-wenn"-Fragen. Ich habe viel geschrieben, aber das war alles durchgehend scheiße. So scheiße, wie man es nun mal von einem 6-8-jährigen erwartet. Rechtschreibung war ein Fremdwort (und ich rede nicht von Flüchtigkeitsfehlern), Stil nicht vorhanden. Absolut untalentiert, gell?

Ich habe mir Bücher übers Schreiben besorgt und habe angefangen, mit 12 Jahren die ersten Verlage zu quälen. Damals las ich gerne Heftromane - John Sinclair, Mark Hellmann (Asche über mein Haupt). Diese Serie (aus heutiger Sicht wirklich richtig schlecht) war damals echt cool für mich. Nach der Schule und während des Studiums habe ich mich mit einem Lektor in Verbindung gesetzt, den ich von damals noch kannte, und habe Heftromane geschrieben. (Teilweise kann ich da hinter einigen dieser Sachen auch heute noch stehen, auch, wenn meine Ansicht zu dem Medium an sich sehr ambivalent ist). Dieser Lektor musste mir erst einmal beibringen, wie man eine Geschichte plottet! Ich hatte keine Ahnung ...

Aus div. Gründen habe ich damit vor einigen Jahren aufgehört und seit gut 5 Jahren kaum noch irgendetwas geschrieben. Kleine Geschichten, handwerklich schlechte Kurzgeschichten, Schreibübungen, etc. Was mich immer wieder - auch heute noch - 'runterreißt, ist dieser pseudo-religiöse Gedanke, es gäbe irgendetwas wie "Talent", das ich nicht hätte, das mir fehlte, um "wirklich gut" zu werden, was auch immer "wirklich gut" ist. Den kindlichen Spaß am Geschichtenerzählen habe ich mir, insb. durch diesen Talentdreck, komplett abgebaut. Schreiben ist für mich heute etwas Grausames, Beängstigendes. Ich habe Angst vor dem leeren Blatt Papier, das ich mir nicht zu füllen zutraue, weil mir dieses "Etwas" fehlt. In meinen schlimmsten Phasen artet das in regelrechte Selbstvernichtungsphantasien aus.

Natürlich habe ich immer noch Spaß daran, mir Geschichten auszudenken - aber sie aufs Papier zu bringen wird immer schwieriger.

Ich halte es für völlig deplatziert, jemandem am Anfang seiner Reise mit diesem Gedanken jedwede Freude an seinem Tun zu nehmen. Je mehr sich Chim mit anderen Hörbüchern, auch im Zusammenhang mit den Ausführungen von Xilef, beschäftigt, desto mehr wird er reifen und "seine Stimme" finden - auf rein emotionaler Ebene. Der Gedanke an ein übergeordnetes, irgendwie metaphysisches (da nicht faßbares) Talent, das ihm abgehen könnte, blockiert diese Entwicklung ungemein. Schlimmstenfalls führt es sogar dazu, dass er lieber ganz aufhört, anstatt sich von seinem Zweifel geißeln zu lassen.

Das ist nicht das, was ich für eine besonders positive Herangehensweise an eine Aufgabe halte.

LG,
OldNick
 
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michelsausb

Laphroaig forever!!!
AW: Fight Club (Buch) Vorwort

@OldNick
RUUUUUUHIG BRAUNER!!!!!!! GAAAAAAANZ RUUUUUUUUHIG!!!!! :cool:

"Talent" ist ein solch dehnbarer Begriff, dass es sich warhscheinlich gar nicht lohnt, so dermaßen explizit darüber zu diskutieren.
Was ich ausdrücken wollte:
Du kannst einem Fussball-Verrückten wie mir JEDEN Trick mit dem Ball erklären und vormachen, du kannst mir Tipps geben, auf welche Art und Weise das Jonglieren am besten funktioniert, wie die Fussstellung sein muss, um einen Ball um die Mauer zu drehen usw. usw.
Ich werde ALLES, was du mir erklärst, kapieren, aber: ich werde es in der Praxis nie auf die Reihe kriegen, ich kann es einfach nicht!!!
Ich liebe Fussball, aber selbst spielen geht nicht, PUNKT!!!
Vielleicht ein blödes Beispiel, aber besser kann ich es im Moment nicht erklären...
Und nochmal: mein Statement war NICHT auf CHiM bezogen!!! Ich hab seine Sprechproben noch gar nicht gehört!!!
Mir ging es vor allem darum, dass ich eben auch in Kürze Besitzer eines Mikros sein werde und sich erst DANN rausstellen wird, ob ich mit den Ratschlägen und Tipps in diesem Forum überhaupt was anfangen kann. Wenn sich nämlich herausstellt, dass meine Stimme aus welchen Gründen auch immer schlicht und ergreifen nicht passt und ich meine Sprechproben vielleicht sogar selbst zum Kotzen finde, muss ich mir eventuell eingestehen: okay, wird nix, also lieber Skripte schreiben z.B.....
So, ich brauch jetzt nen Kaffee...und der wird schmecken! Denn DAZU hab ich Talent!!! :drinks:

Edit: ich glaube, es spielt auch eine Rolle, ob ich etwas nur für mich selbst tu, um mich selbst zu verwirklichen, oder (auch) das Ziel habe, es anderen Menschen zugänglich zu machen.....wenn ich jemals ein Hörspiel oder Hörbuch NUR für meine Kinder produziere, sind mir Hintergrundgeräusche oder ein gewisser Raumhall relativ schnuppe...und wenn meine Betonung nicht stimmt, auch egal.....aber HIER will ich vernünftige Sprechproben abliefern und gerne auch mal Rollen haben...also möchte ich mir in allen Belangen einen gewissen Level selbst auferlegen, und den kann ich nur durch viel Arbeit an mir selbst und eben ein gewisses Quentchen "Talent"...(sorry) erreichen....
 
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OldNick

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AW: Fight Club (Buch) Vorwort

@OldNick
RUUUUUUHIG BRAUNER!!!!!!! GAAAAAAANZ RUUUUUUUUHIG!!!!! :cool:

Ich BIN RUHIG, ICH BIN GANZ RUHIG! *räusper* Nee, wirklich jetzt ... *gg*
Was ich ausdrücken wollte:
Du kannst einem Fussball-Verrückten wie mir JEDEN Trick mit dem Ball erklären und vormachen, du kannst mir Tipps geben, auf welche Art und Weise das Jonglieren am besten funktioniert, wie die Fussstellung sein muss, um einen Ball um die Mauer zu drehen usw. usw.
Ich werde ALLES, was du mir erklärst, kapieren, aber: ich werde es in der Praxis nie auf die Reihe kriegen, ich kann es einfach nicht!!!
Ich liebe Fussball, aber selbst spielen geht nicht, PUNKT!!!

Wenn Du vom Profifußball sprichst, dann fehlt Dir eine gewisse Voraussetzung; Du bist keine 14 mehr und Du hast nicht an irgendeinem Punkt Deiner Jugend einen Großteil Deiner Zeit darauf gesetzt, Dich körperlich und geistig auf dieses Spiel vorzubereiten. D.h., dass Dir für diesen Beruf eine Grundvoraussetzung fehlt. Das aber wiederum bedeutet nicht, dass Du mit 14 in diesen Bereich nicht hättest gehen können, wenn es denn das gewesen wäre, was Du gewollt hättest. Das im Nachhinein beurteilen zu wollen, hat m.E. viel mit Anmaßung zu tun, aber auch mit einer gewissen Selbstunterschätzung. "Na, ich kann's halt nicht" ist die beste Ausrede des Zweifelnden - aber auch desjenigen, der etwas nicht machen will. Und Wille ist m.E. die größte Voraussetzung.

aber HIER will ich vernünftige Sprechproben abliefern und gerne auch mal Rollen haben...also möchte ich mir in allen Belangen einen gewissen Level selbst auferlegen, und den kann ich nur durch viel Arbeit an mir selbst und eben ein gewisses Quentchen "Talent"...(sorry) erreichen....

Was die Arbeit betrifft, gehe ich völlig d'accord, aber was soll dieses "Talent" denn beinhalten? Es ist ein Phantasiebegriff, ein nahezu spirituell-religiöser. "Hochbegabung" ist in der Fachwelt gleichbedeutend mit hoher Intelligenz (auch, wenn es mittlerweile alternative Ansätze gibt, die der noch emotionale und leistungsorientierte Modelle zurechnen) - also wird das in diesem Kontext nicht gemeint sein. Du berufst Dich auf ein Konstrukt, das Du durch irgendeinen Umstand (Metaphysik, Genetik, evtl. soziale Prägung etc. pp.) erworben hast, der mit Dir als Person nichts zu tun hat, den Du auch nicht zu beeinflussen imstande bist. Und an dem Punkt wird es nicht nur ziemlich unangenehm für denjenigen, der glaubt, "nicht talentiert" zu sein, sondern es wird auch reichlich hanebüchen.
Diese Form des Talentbegriffs stammt aus einer Zeit, da Leute geglaubt haben, Gott - als Quelle aller Weisheit - habe irgendeinem auserwählten Jungen (denn es waren nur recht selten Frauen) eine bestimmte Fähigkeit zum Geschenk gemacht, die unabänderlich sei.
Und an dem Punkt bewegen wir uns auf einem Terrain, das nicht mehr nachweisbar oder erklärbar ist. Aber gerade darum ist es so wirkungsvoll, denn was Du nicht siehst, kannst Du auch nicht beeinflussen. Gerade deshalb hat dieses Konstrukt über einige auch so eine große Macht.
 

michelsausb

Laphroaig forever!!!
AW: Fight Club (Buch) Vorwort

@Old Nick ääääh....du hast das "Amen" vergessen...ggg
neee, im Ernst: ich glaube, es ist wirklich müßig, über den Begriff "Talent" zu diskutieren, da würden wir heute abend noch hier sitzen...ist ja auch nicht schlimm, ich diskutiere gerne.
Talent definiere ich persönlich als eine bestimmte Fähigkeit, die mir als kleinster Nenner in die Wiege gelegt wurde und die ich im Idealfall in Perfektion (verglichen mit allen anderen...) ausbauen kann.
Und selbst mit härtestem Training und Willen wäre ich im Fussball höchstens in der Kreisklasse gelandet....und andere werden eben Nationalspieler.
Nebenbei: ich halte nix von der berühmten Floskel: "du kannst alles schaffen, wenn du es wirklich willst".....
ich finde, es gibt Momente im Leben, in denen man sich eingestehen muss, dass man eben NICHT alles schaffen kann! Und das ist auch nicht schlimm...
AMEN
 

Kolibri

Hannah
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AW: Fight Club (Buch) Vorwort

Vielleicht solltet ihr einen neuen Plot dafür aufmachen. Ein -wie ich finde- sehr interessantes Thema.

Aber hm... Ich finde den Begriff "Talent" auch immer sehr ambivalent.
Einerseits würde man es so gerne machen und bekommt man dann wie OldNick irgendwann von seinem eigenen Ich Stress gemacht, dass man einfach kein Talent besitzt?
Das ist doch Schwachsinn! Wenn an Lust und Freude daran hat, dann darf man auf keinen Fall den Willen verlieren!
(Mal nebenbei, hast du nicht schon Texte hier veröffentlicht, die du in jungen Jahren geschrieben hast? Die fand ich total gut!)
Aber trotzdem glaube ich, dass manche Leute schon in jungen Jahren für irgendetwas eine Begabung (und einen besonderen Willen? ich fange gerade an an meiner eigenen Theorie zu zweifeln) haben, die sich meist einfach durch Faszination und dann auch besseres Können als andere ausdrückt.
Ich finde man kann diese Leute nur bewundern, die eine Begabung haben, aber trotzdem sollte man sich nicht davon einschüchtern lassen.

Vielleicht ist ja auch einfach der Wille und die Charakterstärke die Begabung:D
Damit könnten eigentlich beide Seiten zufrieden sein und der alte Nick sollte sich schleunigst daran machen wieder seine Geschichten zu schreiben...
 

michelsausb

Laphroaig forever!!!
AW: Fight Club (Buch) Vorwort

Es lag und liegt mir völlig fern, jemanden zu verunsichern oder zu entmutigen. Wenn das so aufgefasst wurde, tut es mir leid!
Gerade in DIESEM Forum steht wirklich der Spaß im Vordergrund, und auch wenn ich selbst eventuell keine brauchbare Hörspielstimme haben sollte, werde ich zumindest privat einiges auf die Beine stellen, falls es hier nicht reicht....was solls?
Jeder geht seinen Weg und findet seinen Platz, erst recht HIER!
Und das ist gut so.
In diesem Sinne würde ich gern wieder das Thema wechseln............
 

OldNick

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AW: Fight Club (Buch) Vorwort

@michaelsausb:

Nun, "Floskel" klingt für mich in diesem Zusammenhang wertend, d.h. inhaltsleeres Geschwallere. Aber im Grunde genommen ist die Unterstellung einer genetischen Disposition zu einer abstrakten Fähigkeit nichts weiter als das. Über den Zusammenhang von Intelligenz und Genetik wurde viel geschrieben und diskutiert - der Zusammenhang, den Du in Deiner Talentableitung herstellst, ist de facto noch absurder.
Es gibt kein "Fußballtalent", das Du genetisch vererbt bekommst. Gerade Fußball (wobei ich davon i.d.R. keine Ahnung habe) ist ein sehr weitreichendes Konstrukt. Es ist ein Spiel, das mit logischen Zusammenhängen erfaßt werden muß, obschon es gleichsam sportliche Leistungen erfordert. Dasselbe gilt in noch größerem Maße für "American Football" - ein Hochleistungssport, der gleichermaßen ein zeitorientiertes Geschicklichkeitsspiel ist, (in den letzten Wochen wurde in amerikanischen Foren lebhaft darüber diskutiert, ob es richtig war, dass der Spieler einer in Führung liegenden Mannschaft gegen Ende des Spiels einen Touchdown erzielt hat, oder ob er nicht doch lieber kurz vorher hätte stoppen und den Ball "down" bringen sollen, um noch mehr Zeit von der Spieluhr zu nehmen).

D.h., es kann gar kein spezifisches Talent für irgendeines dieser Spiele geben. Schon gar nicht aus genetischer Hinsicht. Hochleistung entsteht aus einer Mischung aus hartem Training und einem Aufgehen in dem Ziel, das man sich gesteckt hat. Was einen davon abhält sind paradoxerweise ebenjene Konstrukte, die Du erwähnst - Talent. Die Unsicherheit, ob man es denn hat oder nicht. Perfektionismus, der einen immer wieder vor Grenzen stellt, die man scheinbar nicht überwinden kann - denn hätte man Talent, könnte man sie ja überwinden. D.h., das von Dir aufgebaute Talentkonstrukt ist im Grunde genommen nur dazu da, Dich selbst in Deiner Entwicklung zu blockieren, weil es Dir an jeder Grenze, an jedem Widerstand, den Du überwinden müsstest, sagt: "Du kannst diesen Widerstand nicht überwinden, und Du wirst nie besser werden - denn hättest Du Talent, könntest Du ihn überwinden!"

Aus diesem Konstrukt leitet sich auch (unabhängig von der Profession) der irrige Gedanke, die vollkommen wahnsinnige Voraussetzung ab, am Anfang seiner Karriere alles "richtig" machen können zu müssen. Während andere, die diesem Unsinn nicht aufliegen, besser und besser werden, geht jemand, dem ein solches Konzept im Weg liegt, immer weiter unter, weil er nicht an den Widerständen wächst, sondern mit ihnen - zusammen mit seinem Perfektionismus und Talentglauben - untergeht.

Darum ist dieses Theorem so enorm gefährlich - unabhängig von der Profession, die man anstrebt. Und es ist noch dazu absolut spekulativ; wer sich professionell mit Genetik beschäftigt hat, der weiß zwar, dass tatsächlich eine gewisse Vererbung stattfindet (vereinfacht gesagt: Hirnstrukturen werden vererbt, das hat aber - aufgrund div. Zusammenhänge - in Realiter wenig mit Intelligenz zu tun), aber dass Ableitungen auf Fähigkeiten, die von uns Menschen geschätzt werden, absolut unzulässig sind. Man bewegt sich also mit dieser These auf einem Glaubenslevel - und das ist meist deshalb so heftig und gefährlich, weil es unscheinbar ist, aber (auch) unbewußt auf unsere Psyche wirkt.
 

michelsausb

Laphroaig forever!!!
AW: Fight Club (Buch) Vorwort

ich weiß momentan nicht, ob ich Psychologie lieben oder hassen soll :gruebel:
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Fight Club (Buch) Vorwort

Aus div. Gründen habe ich damit vor einigen Jahren aufgehört und seit gut 5 Jahren kaum noch irgendetwas geschrieben. Kleine Geschichten, handwerklich schlechte Kurzgeschichten, Schreibübungen, etc. Was mich immer wieder - auch heute noch - 'runterreißt, ist dieser pseudo-religiöse Gedanke, es gäbe irgendetwas wie "Talent", das ich nicht hätte, das mir fehlte, um "wirklich gut" zu werden, was auch immer "wirklich gut" ist. Den kindlichen Spaß am Geschichtenerzählen habe ich mir, insb. durch diesen Talentdreck, komplett abgebaut. Schreiben ist für mich heute etwas Grausames, Beängstigendes. Ich habe Angst vor dem leeren Blatt Papier, das ich mir nicht zu füllen zutraue, weil mir dieses "Etwas" fehlt. In meinen schlimmsten Phasen artet das in regelrechte Selbstvernichtungsphantasien aus.

Natürlich habe ich immer noch Spaß daran, mir Geschichten auszudenken - aber sie aufs Papier zu bringen wird immer schwieriger.

Thomas Mann hat einmal gesagt: Ein Schriftsteller ist ein Mann, dem das Schreiben schwerer fällt als allen anderen Leuten.
Und da ist etwas daran. Weil man, je mehr und intensiver man sich ernsthaft mit einem (Kunst)Handwerk auseinandersetzt, umso kritischer wird und ein umso klareres und ungeschönteres Bild seiner eigenen Unzulänglichkeiten erhält.

Dass man als Autor etwas aufs Papier bringt und danach deprimiert denkt: "Das ist sehr weit weg von dem, was ich eigentlich erschaffen wollte." - das finde ich ganz normal. Es zeigt, dass man ein hohes Qualitätsbewusstsein hat. Und das wiederum ist die Voraussetzung, um überhaupt eine gute Leistung erbringen zu können.

Manchen fliegt das Handwerkszeug vielleicht einfach so zu - das sind eventuell dann die herausragend Talentierten. Mag sein. Wir anderen müssen uns jedes Wort, jeden Satz, jede Geschichte hart erkämpfen.
 

OldNick

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AW: Fight Club (Buch) Vorwort

@michelsausb:

Ich bin für die Kartoffelsorte :D ...

@Karpatenhund:

Sehr wahr. Ich möchte das gerne so stehen lassen. Vielleicht noch ergänzend die Feststellung, dass selbst positive Kritik von Fachleuten, deren Urteil ich sehr schätze, nie dazu beigetragen hat, jenen inneren Kritiker milde zu stimmen.
 

Jamie

Jamie Leaves
AW: Fight Club (Buch) Vorwort

Ich habe mir die vorherigen Posts jetzt nicht alle durchlesen können, aber ich möchte trotzdem gerne meine Meinung zum Thema "Talent" kundtun:

Es gibt in der Welt seeehr viel zu lernen und seeeehr viel zu üben und damit kann man seeehr weit kommen.
Talent ist für mich ein Begriff, der so alleine nicht stehen bleiben kann, da er nur ein Element ist, der zu einem Werdegang oder Ergebnis beiträgt. Es ist immer auch der Umgang mit dem Talent. Was die Musik betrifft ist das für mich klar, ich kann fast jedem Menschen Singen beibringen, in dem ich ihm das Handwerk beibringe. Dieser Mensch kann dann am Ende die Töne treffen, sauber intonieren, kennt verschiedene Möglichkeiten, eine Melodie zu gestalten. Was ich einem Menschen allerdings nicht beibringen kann, ist ein gewisses Gefühl für eine Sache. Ob man das jetzt Telent nennen will, weiß ich nicht.
Ich habe Menschen erlebt, die viel zu Beginn viel Talent besaßen, es dann aber einfach in die Ecke gestellt haben, weil sie entweder zu vorzeitig zuviel gelobt wurden und dann dachten, sie hätten es nicht nötig, weiter an sich zu arbeiten oder aber auch , weil sie nicht aufhören konnten ständig an sich zu zweifeln.
Und ganz ganz viele Menschen haben letztendlich dann noch soetwas wie eine Bremse im Kopf, die Angst, erfolgreich zu sein! Und dann kommt man kurz bevor man am Ziel ist, trotzdem einfach nicht mehr weiter. Aus meiner Gesangsarbeit mit meinem eigenen Körper und mit anderen Menschen, die ich gecoacht habe, weiss ich, wieviele innere Blockade einem Menschen im Weg stehen können. Schauspieler werden den Prozess kennen. Und dann geht es darum, an sich und seiner eigenen Haltung zu arbeiten, um diese nach und nach , Stück für Stück und eventuell über einen sehr langen Zeitraum hinweg aufzulösen. Das ist eine ständige, immer wiederkehrende Arbeit.
Für mich ist es immer wieder spannend festzustellen, was alleine ein wachsendes Selbstbewußtsein aus einem machen kann und das mit dem wachsenden Selbstbewußtsein plötzlich auch die Fähigkeiten wachsen. Ich halte es für unzulässig, jemandem zu sagen, er soll mit einer Sache aufhören, weil er kein Talent besäße (Eltern machen so etwas gerne!), denn soweit können wir alle niemals in einen anderen Menschen hineingucken, um das zu beurteilen. Das kann jeder nur für sich selbst beantworten. Was wäre ich denn auch für ein Lehrer, wenn ich zu meinen Schülern sagen würde: "OK, bis hierhin kannst du etwas lernen, und ab da bist du dann für alles weitere zu blöd!" Andere stärken heißt doch die Devise! Und ansonsten kann ich jedem einzelnen nur raten, seine eigenen Vorstellungen und Ziele weiter zu verfolgen, egal was drumherum geredet wird! Man kann sich das anhören, man kann drüber nachdenken, aber man muss sich nicht ins Boxhorn jagen lassen!
So, das lag mir auf dem Herzen! :)
 

Thalyndra

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AW: Fight Club (Buch) Vorwort

ich wette, mir kannst du nicht beibringen, die töne zu treffen :D ich bin wie troubardix der barde^^
 

michelsausb

Laphroaig forever!!!
AW: Fight Club (Buch) Vorwort

@Thalyndra in der Neuen Deutschen Welle hätte es trotzdem gereicht...ggg
 

Kolibri

Hannah
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AW: Fight Club (Buch) Vorwort

Jamie hat das ausgedrückt, was ich eigentlich sagen wollte.
Ich habe das nur nicht so schön ausdrücken können.
Und thalyndra: man kann wirklich jedem Menschen Töne treffen beibringen. Bei manchen Leuten dauert es nur länger und vielleicht wie Jamie es schon gesagt hat, fehlt am Ende trotzdem das Gefühl für die Sache. Aber ist das Talent? Ich glaube wirklich das ist die Faszination und der Wille, die uns dazu bringen.
Und wenn man davon fasziniert ist, dann hat man ja auch schon viel mehr Ehrgeiz an der Sache.
Außerdem stimmt es: wenn man immer gesagt bekommt (oder es sich selbst sagt) man kann das nicht, weil man kein Talent dazu hat, dann kann sich der Ehrgeiz ja gar nicht entwickeln, weil man sich vor eine Tatsache stellt.
Ich bin total geteilter Meinung. Aber ich glaube man sollte den Begriff "Talent" der Kartoffel überlassen und einfach ein neues Wort hinsetzen: Vielleicht FaszinationsEhrgeizAnreizUndDadurchGefühvollStifter?
 
AW: Fight Club (Buch) Vorwort

OldNick schrieb:
..."Du kannst diesen Widerstand nicht überwinden, und Du wirst nie besser werden - denn hättest Du Talent, könntest Du ihn überwinden!"

Dieses Wort mit "T" benutzen das nicht immer die Anderen?  

Don't care!
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Fight Club (Buch) Vorwort

Badda bringts auf den Punkt ! Deswegen ist ein eigener Thread, um "Talent" zu erörtern auch müssig - denn worum es eigentlich geht, das hat der Karpatenhund ganz schön in seinem Mann-Zitat eingefangen. Wichtig für mein Tun in meinem Leben, ist, mir klarzuwerden, was mich eigentlich motiviert und antreibt - wessen Ziel fasse ich dabei ins Auge, das eigene oder das der anderen. Mit welchen Menschen umgebe ich mich, wenn ich Rat auf meinem Weg suche. Es ist nicht zu unterschätzen, dass wir hierzulande in einer Leistungsgesellschaft sozialisiert werden, die nach sehr festgelegten Mustern Lob schenkt oder nicht - und gleichzeitig viele von klein an quasi abhängig von "Lob" macht, eher als die Qualitäten von Zuwendung, Empathie, Solidarität, Gedankenaustausch bei gleichzeitiger Einzigartigkeit etc. zu pflegen....aber unsere Gesellschaft wäre heute nicht die, die sie ist, sondern, aus dieser Perspektive gesehen, etwas utopisches oder anderes, jedenfalls noch nicht dagewesenes und vielleicht - nach Maßgabe unserer Disposition auch nicht verwirklichbares.
 

Mr B.

Tassenmörder
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AW: Fight Club (Buch) Vorwort

Talent gibt es meiner Meinung nach nicht, da muss ich mich OldNick anschließen. Jemand sagte mal "Kunst kommt von Können" und da ist etwas wahres dran. Die Bekanntheit einer Person, z.B. Schauspieler oder Musiker, hat nichts mit seinem Talent oder seiner Begabung zu tun sondern mit dem Zufall. Die Person war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort um den ersten Schritt auf der Karriereleiter zu tätigen. Was Schriftsteller angeht, so haben die sicherlich hunderte von Geschichten geschrieben und bei Verlagen eingereicht ehe ein Verlag gesagt hat "Ja diese Geschichte nehmen wir". Das diese Geschichte anschließend ein Erfolg geworden ist ist, meiner Meinung nach, auch wieder nur Zufall.
 
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