Pandialo

P. Zweimann / Paul Conrad
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AW: Sven Regener über Urheberrecht

Fyi: Christoph Lauer, meines Wissens Fraktionsvorsitzender der Berliner Piraten, hat auf Regener geantwortet: http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/christopher-lauer-piratenpartei100.html

Wichtig finde ich vor allem den Punkt, dass das aktuelle Urheberrecht nicht den Geldfluss zu den Urheber_innen selbst zum Ziel hat, sondern die Bereicherung der Labels. Ansonsten schließe ich mich Nils an. Aus Frust darüber, dass mit aktueller Technik die alten Strukturen nicht mehr funktionieren, kann die Reaktion der Verlage und Labels nicht sein, die eben diese Techniken auf die Möglichkeiten der alten beschränken zu wollen und das neu erwachsene Potential damit zu verschenken. Wer gegen das Urheberrecht ist, ist nicht gegen die Urheber_inne. Im Ideafall ist es genau anders herum.
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Sven Regener über Urheberrecht

Ich habe mich über viele respektlose Beitrage, die ich zu dieser Debatte gelesen habe (nicht hier, sondern z.B. in Facebook-Kommentaren von Freunden), geärgert.

Der Artikel, der mir am besten gefallen hat, ist dieser hier:
http://www.taz.de/!90206/

Er wirbt für Respekt und Achtung gegenüber allen Beteiligten, sowohl gegenüber den Künstlern als auch gegenüber den Internetnutzern.
 

OldNick

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AW: Sven Regener über Urheberrecht

Auch auf die Gefahr hin, mit in die Aufzählung der Respektlosen von Karpatenhund geworfen zu werden; ich empfinde diesen Wutausbruch einerseits als von Herzen kommend, andererseits als heuchlerisch. Regener befindet sich am oberen Ende der Verdiener auf dem Musik- und Buchmarkt. Wenn er den Umgang mit den Künstlern kritisiert, dann gebe ich ihm Recht. Und ich hätte ihm auch vor 7 Jahren Recht gegeben. Aber ich kann mich an keinen Regener entsinnen, der sich jemals irgendwie darüber muckiert hätte, dass ein Großteil der regelmäßig publizierenden Autoren (und damit beziehe ich mich allein auf Belletristik) nicht von den Erträgen ihrer künstlerischen Arbeit leben kann. Dasselbe - in wahrscheinlich noch eklatanterer Form - ist bei der Musik der Fall.
Komischerweise kann ich mich an keinen Sven Regener erinnern, der den Untergang der Kultur beschworen hätte, weil das, was mittlerweile noch als "Kunst" durchgeht, auf unterstem Grundschulniveau einzuordnen ist. Dass die Verantwortung, die ein Künstler hat, im eigentlichen Sinne seinem Stoff, seiner eigenen Emotion dient, die er zum Ausdruck bringen will und dass jene, die erfolgreich von dem leben können, was andere als Kunst bezeichnen, mittlerweile mehr ihren Arbeitgebern verpflichtet sind, als irgendeinen emotionalen (d.h. künstlerischen) Anspruch an das zu erheben, was sie produzieren. So kommt es zustande, dass tatsächliche Kunst, nämlich etwas, das von Herzen kommt, das gefühlt und gelebt wird, viel eher in die Armut führt, als dieser ganze weichgespülte Dreck von Mario Barth, der öffentlich seine Freundin als Kretin darstellt bis hin zu einem weichgespülten Mittermeier, der über die Frucht seines Leibes berichtet.

Auch hier kann ich mich an keinen Sven Regener erinnern, der in irgendeiner Weise aufgestanden wäre, um die Kunst, die er dem Untergang geweiht sieht, gegen jene zu verteidigen, die diesen Tätigkeitsbereich nur als eine massentaugliche Möglichkeit sehen, sich als schön zur Schau gestellte Mediennutte die Taschen vollzumachen. Denn nichts anderes sehe ich, wenn ich mir jene erfolgreichen Programme 'reinziehe und mir das ansehe, was in den Medien en vogue ist. Das Zeug, das dort feilgeboten wird, bekommt noch nicht einmal das grundsätzlichste an Aufmerksamkeit, das der Gegenstand eines Künstlers erhalten sollte: Einen Urheber, der daran glaubt.

Auch kann ich mich nicht an Sven Regeners Wutausbrüche darüber erinnern, dass die einzige Frage, die die Medien seit fast einem Jahrzehnt bei jedem annähernd kritischen und emotionalen künstlerischen Beitrag umtreibt diese ist, was denn Kunst dürfe und was nicht. Die Zensur der Kunst ist zu einem wichtigeren und "quotenträchtigeren" Thema geworden, als die Kunst selbst. Das Thema, den Rezipienten vor dem Künstler zu schützen, anstatt auch nur einen Jota Respekt für die Kunst aufzubringen, wenn sie einen denn auf Gedankenspiele bringt, auf die man sich bis dato nicht eingelassen hat, ist mittlerweile nervenaufreibender als die Auseinandersetzung mit dem Gegenstand der Kunst selbst.

Ich lerne daraus, dass für einen beträchtlichen Teil derjenigen, die von ihrem Schaffen leben können, die Frage nach dem Inhalt der Geldbörse elementar wichtiger ist, als die tatsächlich wichtigen Fragen innerhalb der Kunst. Und selbstverständlich spielt das Finanzielle auch eine Rolle! Und natürlich, soweit gehe ich mit Regener konform, hat die Spar- und Geizmentalität dazu beigetragen, dass der Wert des einzelnen Kunstwerks stark in der Wahrnehmung gesunken ist. Aber das ist nur ein Baustein zu einer Entwicklung, die viele unterschiedliche Ursachen hat.
 
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Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Sven Regener über Urheberrecht

Auch auf die Gefahr hin, mit in die Aufzählung der Respektlosen von Karpatenhund geworfen zu werden;

Keine Angst. ;-) Ich glaub, ich hab mich falsch ausgedrückt. Das bezog sich nicht auf die Diskussion hier im Forum und auch nicht auf den Beitrag von irgeneinem Forenteilnehmer, sondern auf krude Statements, die ich auf Facebook gelesen habe.
 

OldNick

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Sprechprobe
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AW: Sven Regener über Urheberrecht

Gut, diese Seitenbemerkung war auch nicht böse gemeint (falls es so 'rübergekommen ist) - ich find's selbst erschreckend, was stellenweise auf Facebook & Co. verzapft wird. In meinem Falle geht mir diese Heuchelei von dem Herrn nur auf die Nerven. Den Untergang irgendeiner Kultur voranzuschieben, um sein eigenes Pfund Fleisch nicht zu verlieren. Hätte er ehrlich gesagt: "Ich will verdammt nochmal weiterhin mein Geld haben!" dann wär's für meine Begriffe sehr ok gewesen.
Ansonsten bin ich mit meinem Statement vielleicht etwas sehr stark off-topic. Ich glaube weiterhin nicht, dass sich die Urheberrechtsprobleme mit einer aufgeblähten Judikative lösen lassen. Man muß sich auch kritisch die Frage stellen, wie es ein Kim Schmitz geschafft hat, Abermillionen zu scheffeln und die vermarktende Industrie bis heute nur meckert und Gesetze fordert. Wenn eine Einzelperson sich so heftig an diesem (für den Endkunden) kostenlosen Verbreitungsmedium bereichern kann - warum hat die Industrie das bisher versäumt?
Im Übrigen gefällt mir der von Dir verlinkte Artikel, Karpatenhund, ebenfalls sehr gut.
 

Ohrenblicker

Vollaudiot
AW: Sven Regener über Urheberrecht

Wer sagt denn, dass ich das Urheberrecht beschneiden möchte?

Sagt jemand, dass du das gesagt hättest? Ich finde, du hältst dich eher im Vagen und klare Aussagen, was du ändern würdest, finde ich kaum: "Es gilt, alte Strukturen aufzubrechen und neue zu schaffen, und zwar zum Nutzen der Künstler."
Da würden mich ein paar konkrete Vorschläge interessieren.

Man muss nur mal die Foren und Blogs überfliegen, dann findet man haufenweise Menschen, die den Künstlern die Rechte an ihren eigenen Werken absprechen wollen, ohne irgendeinen konstruktiven Vorschlag zu machen, wie die denn dann ihre Altersvorsorge auf die Reihe kriegen sollen.

Und noch mal eine vielleicht etwas provokante Frage zum Thema, dass der Markt alles regle: Wärst du dafür bezahlten Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall etc. abzuschaffen? Das würde deutschen Firmen doch einige Marktvorteile schaffen und es sind Privilegien, die nur künstlich vom Gesetzgeber aufrecht erhalten werden und von denen ein freischaffender Künstler nur träumen kann. Ist das überhaupt noch zeitgemäß? ;)
 

Scheusal

Mitglied
AW: Sven Regener über Urheberrecht

Sagt jemand, dass du das gesagt hättest? Ich finde, du hältst dich eher im Vagen und klare Aussagen, was du ändern würdest, finde ich kaum: "Es gilt, alte Strukturen aufzubrechen und neue zu schaffen, und zwar zum Nutzen der Künstler."
Da würden mich ein paar konkrete Vorschläge interessieren.

Warum zum Nutzen der Künstler?

Meiner Meinung nach ein klitzekleines bischen einseitig.

Wie wäre es zum Nutzen aller?

Es ist ja nicht so, als ob ein Künstler davon existieren könnte das er alles für sich behält, und alleine in seiner Stube vor sich hin "künstlert".

Man muss nur mal die Foren und Blogs überfliegen, dann findet man haufenweise Menschen, die den Künstlern die Rechte an ihren eigenen Werken absprechen wollen, ohne irgendeinen konstruktiven Vorschlag zu machen, wie die denn dann ihre Altersvorsorge auf die Reihe kriegen sollen.

Warum erwartest du das Andere die Arbeit machen die euch Künstlern obliegt?

Du bedienst dich doch selbst ständig bei deinen schöpferisch tätigen Kollegen.

Statt auf die zu schimpfen die sich in dieser äußerst profitorientierten Gesellschaft die Kunst nicht mehr leisten können, könnten sich grade Künstler, welche sich als Kreative schlechthin empfinden, neue Lösungswege ausdenken ohne sich an Elenbogenegoismen orientieren zu müssen.

Entweder man ist kreativ, oder man ist es nicht ...

Und noch mal eine vielleicht etwas provokante Frage zum Thema, dass der Markt alles regle: Wärst du dafür bezahlten Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall etc. abzuschaffen? Das würde deutschen Firmen doch einige Marktvorteile schaffen und es sind Privilegien, die nur künstlich vom Gesetzgeber aufrecht erhalten werden und von denen ein freischaffender Künstler nur träumen kann. Ist das überhaupt noch zeitgemäß? ;)

Mir kommen die Tränen ...

... es soll Künstler geben die doch tatsächlich postulieren das Kunst vom Können kommt.

Also mach dir doch erst einmal Gedanken darüber was du wirklich willst und wirklich benötigst. Dann mach dir Gedanken darüber wie man das so erreichen kann das alle etwas davon haben. Ich weis, es ist schwer (sehr schwer sogar), denn man muß ein Freigeist sein ...

... womöglich ein sehr sehr kreativer Mensch mit entsprechender schöpferischer Phantasie fernab vom Eigentumsgedanken (alles gehört mir, alles ist für mich, alles ist mein) ...
 

Ohrenblicker

Vollaudiot
AW: Sven Regener über Urheberrecht

Wer gegen das Urheberrecht ist, ist nicht gegen die Urheber_inne. Im Idealfall ist es genau anders herum.

Diese Aussage halte ich für paradox. Wenn du jemandem Rechte einräumst, arbeitest du FÜR ihn. Wenn du Rechte beschneidest, arbeitest du gegen ihn. Eigentlich erklärt sich das schon aus der Logik.


@Scheusal: Nimm's nicht persönlich, aber mit deinen Gedankengängen kann ich jetzt nicht all zu viel anfangen. Verstehe nicht wirklich, was du damit ausdrücken willst und auf diesem Niveau möchte ich ehrlich gesagt nicht diskukieren.
 
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Scheusal

Mitglied
AW: Sven Regener über Urheberrecht

Diese Aussage halte ich für paradox. Wenn du jemandem Rechte einräumst, arbeitest du FÜR ihn. Wenn du Rechte beschneidest, arbeitest du gegen ihn. Eigentlich erklärt sich das schon aus der Logik.

Bitte beschäftige dich noch mal über "Urheber" und "Verwertungsgesellschaften". :wink:
 

Erdie

Der düstere Herrscher
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AW: Sven Regener über Urheberrecht

@Ohrenblicker:

Wenn Du es gern etwas konkreter möchtest, der CCC hat für mich die Arbeit gemacht und es als Antwort auf die Drehbuchschreiber formuliert. Was dir dort schreiben, kann ich unterschreiben:

http://ccc.de/updates/2012/drehbuchautoren

Grüße
Martin
 
M

Mitro

AW: Sven Regener über Urheberrecht

Also ich habe jetzt nicht alles gelesen, weil mir gerade etwas die Zeit fehlt.
Aber es gibt genügend Künstler (Deichkind zum Beispiel) die sich über die GEMA aufregen, weil deren Videos gesperrt werden. Es geht soweit, dass sogar Videos gesperrt werden die von Künstlern selber hochgeladen wurden.
Die Gesellschaft ist im Wandel. Das war sie immer. Und wer mit den neuen Gegebenheiten nicht klar kommt, der geht nunmal vor die Hunde. Das war schon immer so und wird Evolution genannt. Hier haben wir halt eine digitale Evolution.

Ich will nicht erst in den Plattenladen rennen, mir die CD kaufen, nur um dann zu merken das die Musik einfach scheiße ist.
Ich will zuhause sitzen, über Twitter oder Facebook erfahren, das mein Lieblingskünstler eine neue Platte gemacht hat, sie mir auf Youtube anhören und dann entscheiden ob ich sie kaufe oder nicht.
Ich kaufe mir keine CDs mehr, wenn ich nicht ein paar Lieder vorher gehört habe. Das geht auf Youtube halt am Besten. Dazu bekomme ich auch noch das Musikvideo. Und wenn der Künstler schlau genug war, und sein eigenes Konto hat, bekommt er pro Klick Geld.
Manchmal sitze ich am Rechner und will dieses eine Lied gerade hören, möchte aber nicht die CD suchen müssen. Ich sehe sowas als Service. Wer mir den nicht bietet, verdient nicht an mir. Ganz einfach.
Mir gefällt da die Hip Hop Scene. Viele stellen ihre Alben für lau ins Netz. Jeder kann sie sich ziehen. Dafür gehe ich dann auch mal auf ein Konzert von denen, sofern sie für mich erreichbar sind. Viele stellen Videos auf Youtube und steigern damit den Bekanntheitsgrad. Und der wirklich gute und intelligente HipHop ist sowieso underground. Ich sage nur Herr von Grau :music: zum Beispiel. Aber das ist ein anderes Thema.

Warum schimpft Regener nicht auf die Plattenkonzerne die ihren Künstlern viel zu wenig für verkaufte Platten auszahlt. Da ging zum Beispiel Robbie Williams mal auf die Barrikaden.
Ich verstehe sowieso nicht, warum ein Musiker nicht entscheiden darf was er mit seiner Musik macht. Das dürfen die Lables, die die Verwertungsrechte haben. Die Verwertungsrechte, sollten beim Künstler bleiben und nicht in die Hand der Firmen fallen.

Und was er da Indirock nennt. Sorry. Ich habe mir seine Musik mal angehört. Das ist doch nur entarteter Schlager. Wenn seine Einnahmen sinken wundert mich das garnicht. Sowas will doch kaum noch einer hören.

Achja. Es gibt Künstler die das neue Medium zu nutzen wissen. Lady Gaga, hat sich ne Goldene Nase verdient. Ein drittel ihrer 90Millionen hat sie über Twitter verdient. Laut Stern.
Ich sage nur, es lebe die Evolution wenn auch die Digitale. :p
 
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michelsausb

Laphroaig forever!!!
AW: Sven Regener über Urheberrecht

Und was er da Indirock nennt. Sorry. Ich habe mir seine Musik mal angehört. Das ist doch nur entarteter Schlager. Wenn seine Einnahmen sinken wundert mich das garnicht. Sowas will doch kaum noch einer hören.

Na na na.....es ist alles Geschmacksache....ich hab die Jungs schon live erlebt, finde die Texte sehr intelligent. Der Schlager-Vergleich ist gelinde ausgedrückt lächerlich, aber , wie gesagt, ist eben alles Geschmacksache. Dafür kannst du mich beispielsweise mit HipHop jagen....tja, so ist das Leben eben...
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
Teammitglied
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AW: Sven Regener über Urheberrecht

Mmmh...jede Münze hat zwei Seiten...
und man sollte sich auch beide Seiten ansehen bzw. anhören ;)...

Und das ist das Problem was beide (oder viele) Seiten haben. Da wird verbal extrem aufeinander losgegangen, anstatt miteinander zu reden. Das verhärtet doch nur unnötig die Fronten. Das merkt man gerade auch wieder an dem Ding mit den 50 Tatortschreiber + CCC Gegenreden...

Der Ton ist schon scharf...wie soll man sich da eigentlich gegenseitig ernst nehmen?

Ich glaube das schadet der Sache, vor allem da ACTA nicht wirklich vom Tisch ist vgl. http://www.heise.de/newsticker/meldung/EU-Kommission-haelt-unbeirrt-an-ACTA-fest-1484212.html

Und das betrifft nun mal alle Seiten.

Übrigends ganz interressant, was verdient eine Band mit verschiedenen Musikvertriebswegen?
http://on3.de/e/12940#/e/12940

Kann man auch in viele Richtungen interpretieren :)


Trotz Friedenspfeifegeschwafel meinerseits, muss ich jetzt dennoch etwas los werden was mich ganz unabhängig von dem Urheberrechtsthema an dem Rant störte...

Als Indi kann ich EoC eigentlich auch nicht ansehen, die sind bei Universal. Laut Wikipedia dem größten Major Label überhaupt (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Universal_Music_Group). Davor bei Motor Music einer Ausgründung von Polygram...
Na gut, in Ihren Texten verkaufen Sie so ein Kreuzberg Hinterhof "Indi" Feeling. Aber das Label ist kein Indie-label...und EoC sind deshalb für mich persönlich auch keine Indie Rocker...Sorry ;)

Aber vielleicht ist der Begriff Indie auch schon Marke und ausverkauft. Genauso wie Miramax letzendlich Disney gehört.

Zum Labelsterben
Inwiefern Indie Labels wirklich "sterben" weiß ich nicht. Darüber gibt anscheinend keine gesicherten Zahlen...ich habe jedenfalls keine gefunden.
Nach meiner persönlichen Erfahrung gibt es heute aber sehr viele Netlabel und freie Radios die durch das Internet erst enstehen konnten. Inwiefern so ein Netlabel einen Künstler ernähren kann steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Trotzdem: Ich glaube es wird heute viel mehr Musik gemacht, als zu irgend einer anderen Zeit auf diesem Planeten. Die 15 Minuten Ruhm von denen Andy Warhol sprach, sind heute theoretisch für jeden greifbar. Deswegen halte ich die Aussage im Interview das ganze Generationen (15-30) keine eigene Musik haben, auch für sehr fragwürdig.

Wir haben heute halt mehr musikalische Vielfalt als früher und die Leute hören auch vielfältiger (These stelle ich mal in den Raum). Evtl. ist es deshalb nicht so einfach eine neue Musikkultur ala Punk, Grunge, Popper, Grufties, Techno etc. auszumachen...da die Musikkultur halt auch einer Beschleunigung unterliegt...kürzer, schneller...Hyper Hyper!

So, jetzt habe ich selber viel rumgebratzt, obwohl ich das vorhin kritisiert hatte... Großes Sorry ;) Mea Culpa.

Noch etwas für Beipack: Ich hatte Dir auf dem Berliner Hoertalktreffen die vier Thesen zur GEMA einer Creative Commons Musikerin versprochen...

Bitte da sind sie:
http://www.zoeleela.com/thesen-zur-gema/
 
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Ohrenblicker

Vollaudiot
AW: Sven Regener über Urheberrecht

Aber es gibt genügend Künstler (Deichkind zum Beispiel) die sich über die GEMA aufregen, weil deren Videos gesperrt werden. Es geht soweit, dass sogar Videos gesperrt werden die von Künstlern selber hochgeladen wurden.

Es kursiert leider der (von YouTube genährte) Mythos, die GEMA würde bei YouTube Videos sperren. Das ist nicht der Fall. Die Videos werden von YouTube gesperrt, weil sich Google und die GEMA immer noch nicht einigen konnten (den Schaden haben die Künstler und Konsumenten). Die GEMA-Mitglieder (auch die Leute von Deichkind!) haben die GEMA beauftragt, ihre Verwertungsrechte wahrzunehmen. Dazu wurden sie nicht gezwungen, keiner muss der GEMA beitreten und sie können jederzeit wieder austreten (machen sie natürlich nicht, weil ihnen dann die Tantiemen durch die Lappen gehen). Es gibt durchaus eine legale Möglichkeit für YouTube, die Videos nicht zu sperren, wie das aussehen könnte, dazu empfehle ich den Blog-Artikel von Wolfgang Messer, der die Rechtslage fundiert und in verständlichen Worten wiedergibt.


Danke für den Link. Kann der leicht bekleideten Dame in einigen Punkten durchaus zustimmen. In manchen Punkten ist sie allerdings unsachlich und polemisch (die Sache mit Lou Reed beispielsweise wird in dem von mir oben verlinkten Titel ganz gut richtig gestellt). Ich fände es weitaus interessanter mal kritische Statements von GEMA-Mitgliedern zu hören, denn nur, wenn die Kritik von innen kommt, wird sich da was ändern. Ich habe das Gefühl, dass es sich alle recht einfach machen, sobald sie der GEMA beigetreten sind. Die GEMA-Vermutung gehört dringend auf den Prüfstand und auch die exklusive Rechteverwertung halte ich für antiquiert. Das Problem ist die Monopol-Stellung der GEMA, die einer Reform im Wege steht.
 
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OldNick

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AW: Sven Regener über Urheberrecht

Danke für den Link, Karpatenhund. Sehr sehenswert. Ich bin kein großer Freund von Herrn Lobo, aber in diesem Fall hat er m.E. den Nagel auf den Kopf getroffen.
 

joe adder

Karsten Sommer
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AW: Sven Regener über Urheberrecht

Danke für den Link, Karpatenhund. ... aber in diesem Fall hat er m.E. den Nagel auf den Kopf getroffen.

Das empfinde ich ebenso!
Die Diskussion krankt daran, dass auf der einen Seite Kultur gesagt wird und Kulturindustrie gemeint - und auf der anderen Seite dem Künstler nicht das Recht zugestanden wird, sein Produkt zu eigenen Bedingungen zu verkaufen. Im Ergebnis stehen auf der einen Seite Leute, die lieber das Internet kastrieren, als ihre Denkmuster zu ändern und auf der anderen Seite Leute, die ernsthaft behaupten, alle Probleme seien mit der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens gelöst. Als stünde dem faulen Künstlerpack eben kein Cent mehr zu als jedem anderen qua Geburt.
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Sven Regener über Urheberrecht

Führt die ganze Diskussion nicht notwendigerweise auf das "bedingungslose Grundeinkommen" zu? Solange unser kapitalistisches Wertesystem, dessen Sozialisationsopfer und -täter wir nahezu alle hier sind, sämtliche Tätigkeitsprodukte - und dazu zählt eben auch das Resultat künstlerischer Tätigkeit, sofern der Produktschaffende diese als berufliche Produktschöpfung, als Produkterschaffung, als Arbeitsprodukt verstanden haben will - dem Markt einverleibt und dessen "Erfolg" genau nach seinen (Profitmaximierungs)Kriterien bemißt, solange wird die Kunst- oder Kulturproduktion als Existenzgrundlage nie egalitär sein können und immer der Dynamik unterworfen, die früher der Willkür des Mäzenatentums entsprang und heute ihrer industriellen Massenverwertbarkeit.
Es fiel der Begriff Evolution in diesem Zusammenhang, der zynischer kaum sein könnte und Gefahr läuft, in das selbe argumentative Fahrwasser zu geraten wie die frühen karriereorienterten Schmieden rechtspopulistischer Ideologien vor 80 Jahren.
Was wir en masse erleben und geboten kriegen ist ja nichts anderes als ein am o.g. Prinzip opportunistisch entlanggezüchtetes Kulturwesen, dem die ca. 230 von der öffentlichen Hand genährten Theater beispielweise oder auch die sonstigen von uns subventionierten Institutionen immer weniger entgegenzusetzen haben. Sie sind zu elfenbeinturmartigen Faktoten verkommen; Relikte eines bildungsbürgerlichen Selbstverständnisses, noch aus dem Adenauerzän genährt, das ohnehin nur eine tüchtige Elite und Minderheit in unserer Gesellschaft für demokraturtauglich hielt.
ACTA muss ad acta gelegt werden, weil es in denselben Facetten weiteroperiert wie bisher - die die dagegen wettern tun es allerdings oft auch. Die Gier, ach, ist dieselbe.
Wer also wirklich beansprucht, in unserer Welt heute als "Künstler" jenseits der Erfolgsfrage überleben können zu wollen, sollte entweder eine Revolution anzetteln oder im besten Beuys'schen Sinne alle Menschen als Künstler betrachten und der ausreichenden Grundbedürfnisversorgung wert erachten, womit wir wieder beim ersten Satz dieser komplizierten Ausführungen wären.
 
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