Vorab erstmal vielen Dank für das tolle Feedback bisher.
Das ist der Lohn für unsere Arbeit!
Ich möchte ganz gern einen kleinen Einblick zur Endstehung des Skriptes von Hinterkaifeck geben.(falls es jemanden interessiert)
Nachdem das erste Skript zu Murder Documents fertig war, war ich mir garnicht so sicher ob ich das ganze wirklich nochmal machen wollte. Im Gegensatz zu einer erdachten Geschichte, emfand ich die Arbeit an einem realistischen Fall doch recht anspruchsvoll, da ich mich beim Schreiben nun ja mit Fakten auseinander setzen musste die mit dem Mord von Menschen oder den Morden von Menschen auf doch sehr bestialische weise darstellte.
Beim schreiben oder recherchiren, sowohl bei Haarmann als auch bei Hinterkaifeck, fragte ich mich immerwieder:
Wieso? Wieso tut ein Mensch sowas?
Und genau das war dann auch der Ansatz zum 1. Teil mit dem Titel "Haarmann". Ich wollte sowohl den Menschen als auch die grausame Tat eben dieses "Menschen" in eine Geschichte verpacken, die sowohl mit allen Fakten behaftet als auch mit dem Typ hinter der Geschichte zu tun hatte. Das habe ich dann auch ganz gut hin bekommen, glaube ich.
Bei Hinterkaifeck war es anders. Es gab keinen Täter der bekannt war. Niemand der zu durchleuchten war.
Wie also sollte ich Kruzifix nochmal etwas über jemanden schreiben, den man nicht gefasst hat?
Da gab es nur, bald 100 Jahre alte, Aussagen und etliche Gerüchte über den Fall.
Jeder hatte sich bis Dato eine anderes Bild über den Fall gemacht.
Mir blieb nichts anderes übrig als all diese Aussagen von den Gerüchten zu Filtern und zu versuchen daraus die warscheinlichsten Fakten zu verwenden um ein Gerüsst für mein Hörspiel zu bauen.
So in etwa sah meine Arbeit über Monate aus. Wälzen von Akten im Internet:
https://hoertalk.fra1.digitaloceanspaces.com/htup/upload/up/6-d7aec8eab0-1486900176.jpg
Trotzdem lösste das nicht mein Problem.
Es gab keinen Täter...oder zumindest keinen der Bekannt war.
Also konzentrierte ich mich auf die, die am nahesten mit dem Fall involviert waren.
Da waren wir aber nun wieder bei den Gerüchten, wirklich jeder in diesem verdammichten Gröbern und Umgebung verdächtigte, zu der damaligen Zeit schon, jemand anderen die Grubersche Familie auf Hinterkaifeck umgebracht zu haben.
Also musste ein Gleichgewicht her. Wer war nahe beim der Familie? Wer kannte sich am Hof so gut aus, das er etwas wissen könnte? Wie könnte ich das in die Geschichte packen ohne Irgendjemanden selbst zu verdächtigen?
Letztendlich entschied ich mich dann dafür die Ermittlungen in den Vordergrund zu stellen.
Reingruber war als etwas Chollerisch bekannt. Das gepaart mit einem etwas eher unterwürfigen Kommissargehilfen war , für mich die perfekte Ausgangslage für die Geschichte und wie sie hätte sein können.
Da wären wir beim nächsten Knackpunkt.
Wie schreibt ein waschechter Westfahale eine Authentische Geschichte über ein Dörfchen im Hintersten Bayern?
Lesen! Ganz viel Lesen! Ich glaub in der Zeit als ich über Hinterkaifeck geschrieben hab, hab ich mehr über Bayern erfahren als in meinem ganzen Leben zuvor. Weizenbier heisst Weisse, ein Krug ist ein Humpen was ist ein Vespertisch?
Ein Tisch der aussieht wie ein Motorroller?

Ich hatte keine Ahnung!!!
Wie auch beim ersten Teil musste beim schreiben darauf geachtet werden, das ich möglichst preziese angaben zum Ton machte, hier musste jedes Klingeln, jeder Bodenbelag stimmen. Um 1920 hatte zum beispiel nicht jeder ein Telefon zu Hause. Elektrisches Licht, war eine Revolution und nicht in jedem Privathaushalt zugegen. Um nur einige Sachen auf zu zählen.
Wie haben sie damals gesprochen? Was für Wörter gab es im Sprachgebrauch?
(Dagmar ist bei der Premiere über den Satz gestollpert ..räusper...: "Du fickst deine eigene Tochter" Ja Leute googelt mal Ficken. Nicht lustig.)
Murder Documents ist also kein Hörspiel mit viel "Krach, Bum und Explosionen" Vielmehr soll es die Zeit wiedergeben und wie die Menschen in dieser lebten. Darum verzichte ich auch bewusst auf große Begleitmusiken.
Jemand sagte mal: "
Es erinnert mich an ein Kammerspiel" Joa ich glaube , genau das trifft es ganz gut.
Zum Glück hatte ich beim Cutt zwei Meister ihres Handwerkes zugegen, die es prima verstanden haben dies auch um zu setzen.
Damit ich zum Abschluss komme. ( Falls jemand bis hier gelesen hat)
Murder Documents hat mir sehr viel Spass gemacht, hat mir so manche Träne gekostet, Ekel mussten überwunden werden und viel zur diskussion , auch in meiner Familie, beigetragen.
Wenn man über Monate an so grausame Fälle arbeitet, dann kann ich zumindest das nicht an einem Stück.
Und darum dauert es auch immer ewig bis ich ein Solches hörspielskript fertig habe.
Ich weiss nicht, ob ich nochmal einen Teil schreibe ( Euer Feedback macht es mir nicht leicht dies nicht zu tun).
Mal sehen..
Ich möchte mich aber nochmal ganz recht herzlich bei allen Beteiligten für die viele unterstützung bedanken.
Das ist heut zu Tage nicht mehr so ganz selbstverständlich.
LG Roland.