G

Gelöschtes Mitglied 6816

Ich habe eine E-Mail vor ein paar Wochen erhalten, in der Stand das ich meine Betonungen vor allem am Satzende ändern muss... Frage hoch!! Satz runter!!
Das es für ein Hörspiel gehen mag, für ein Hörbuch allerdings nicht.

Soweit so gut.

Was mir aber nicht ganz klar ist.

Was ist der unterschied zwischen einem Erzähler in einem Hörspiel und einem Hörbuch?? Ist es das szenerische Darstellen und in einem Hörbuch eher das ablesen??

Ist das so dogmatisch??

Warum höre ich bei professionellen Hörbuchsprechern auch nicht immer das runtergehen bei einem Satz jfn das hingehen bei einer Frage??

Ist es vielleicht ein Ding der Erzählweise / des Kontext des jeweiligen Satzes /Frage??

Was da los???
 

Alex

"Sprechen ist Entscheiden" (G. Heidenreich)
Sprechprobe
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Gert Heidenreich hat mal gesagt "Sprechen ist Entscheiden!".
Beim Erzähler, egal ob Hörbuch oder Hörspiel, muss dem Hörer einfach klar sein ob ein Satz beendet ist, egal ob als Frage oder Aussage.
Darum ist es beim Erzähler wichtig, dass er genau versteht was er wie ausspricht und wo die Wichtigkeit betont wird.
Warum höre ich bei professionellen Hörbuchsprechern auch nicht immer das runtergehen bei einem Satz jfn das hingehen bei einer Frage??
Da hat jeder wohl seine eigenen Stilmittel aber wichtig ist doch, kann man dem Sprecher folgen?
Solang das sprechtechnische Handwerk passt, sind Stilmittel immer erlaubt. Ich höre gern Hörbücher verschiedener Sprecher/Innen
die alle unterschiedlich erzählen. Gemeinsam haben sie aber, dass man ihnen folgen kann.
Für mich kommt es nur darauf an. Ist es vllt das was dir der Schreiber vermitteln wollte?
 

Delay

Mitglied
Sprechprobe
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Im Hörbuch gibt es keine Sätze. Also doch schon aber die Satzzeichen sind für den Erzähler eher als Hinweis zu sehen aber nicht zwingend als Aufforderung hier eine kurze Pause zu setzen wie man es in der Schule beim Komma macht. Insbesondere Kommas sind eher als Hinweis zu verstehen. Ich finde tatsächlich die Pausen, die fast am meisten erzählen, mitunter am schwierigsten. Mit gut platzierten Pausen lässt sich so einiges ausdrücken. Super spannend!
Immer überlegen wie du den Satz sprechen würdest wenn du jemanden genau diesen Satz erzählen würdest. Da setzt du Pausen und mitunter Betonungen ganz anders.
Erzähler für ein Hörspiel unterscheidet sich meiner Meinung nach nicht all zu sehr von dem des Erzählers im Hörbuch. Kommt einfach ganz drauf an was die jeweiligen Zielgruppen sind. Kann in beiden Medien für den Erzähler sehr spielerisch sein aber auch recht ernst.
Die Frage ist auch wie sehr du runtergehst. Du kannst auch einen Abschnitt sprechen und erst am Ende wirklich deutlich runtergehen, wenn der Sinnabschnitt eben abgeschlossen ist.
Wenn du ja eh ein Beispiel hast wo genau das angesprochen wurde wäre eine Hörprobe von eben dem ganz interessant. :)

Die Unterschiede und Feinheiten und was dir gut gefällt musst du selbst für dich rausfinden. Also am besten Hörspiele und ein paar Hörbücher anhören und neben dem entspannten Zuhören auch für dich rausfinden was du gut findest. Was du auch machen kannst: Nimm dir ein Buch wo es ein Hörbuch gibt, lies eine Seite eines Kapitels ein und vergleiche dann damit wie es der Sprecher im Hörbuch gesprochen hat. Wo liegen die Unterschiede? Was gefällt dir an deiner Version nach wie vor gut, was gefällt dir an der Hörbuchvariante besser, wo hast du Pausen gemacht, wo der Sprecher usw.
Da reichen auch erstmal nur so 2 Minuten Material und dann vergleichen.
Ggf. auch ein Coaching in Erwägung ziehen. Viele Dinge kann man sich selbst beibringen oder stößt früher oder später selbst drauf aber beim Coaching profitierst du von der Erfahrung und Geschwindigkeit in der man neues lernt.
 
G

Gelöschtes Mitglied 6816

Hm... Das weiss ich nicht. Da die mail klang aber
Nimm dir ein Buch wo es ein Hörbuch gibt, lies eine Seite eines Kapitels ein und vergleiche dann damit wie es der Sprecher im Hörbuch gesprochen hat. Wo liegen die Unterschiede?
Gute Idee... 🤔 Tatsächlich... 😁👍👊


Wenn du ja eh ein Beispiel hast wo genau das angesprochen wurde wäre eine Hörprobe von eben dem ganz interessant. :)
Explizit wurde nichts erwähnt... Ich weiss auch nicht ob es ganz gehört wurde sind schließlich 16 Minuten... Wahrscheinlich nur ein kurzer Teil davon...



@Alex ich gehe davon aus das die Person das so meinte ... Es war von ein Mitarbeiter von einem Hörbuchprozenten Team. Ich dachte ich Frage mal ganz frech nach ... 🙈

Vllt war das auch zu blauäugig oder zu naiv... Oder zu ... Ach ich weiss auch nicht ... 😫
 

Super8

Fröhlicher Pessimist
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Ich würde Hörbücher auch fast ohne Punkte "lesen", sonst denkt der Zuhörer, das Buch oder die Geschichte ist zu Ende. Klar auf Punkt liest man eigentlich nur am wirklichen Schluss des Buches. Für mich sind zu viel gelesene Punkte eine Qual beim Zuhören, aber das ist sicher sehr individuell und eine Geschmacksfrage...
 

schaldek

Mitglied
Teammitglied
@Stimmig A_H
Mein Wahrheitssenf: Mach mal Sprechtrainer, Andre.
Du brauchst iwie Regie, jemand, der mit Dir konkret an Texten arbeitet. Du wirst voll lernen.
Für mich bist Du ein Rohdiamant, ein paar Sachen wie Atmung zum Satzende, minimal Dialekt weg schleifen und Fokus auf die Emotion in der Info, die Du lieferst. Das kann aber gut wie gesagt ein Regisseur, denke ich.

Mach das mal, ich glaube wie gesagt, Du kannst es einfach und hast es iwie drauf, irgendwas willst Du ja. Machs draus. :D
 
Zuletzt bearbeitet:

derFlüsterer

Sprecher
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Klar gibt es Grundregeln, aber letztlich ist es immer Interpretationssache, bzw. ein Angebot des Vortragenden an den Hörer. Wie @Alex schreibt, wichtig ist doch, das ich als Hörer dem Sprecher folgen kann - und mag.
Hervorragendes Beispiel ist (leider war :( ) für mich persönlich z.B. Ulrich Pleitgen. Der schiss auf sämtliche Regeln, die es gibt, nuschelte hier und dort sogar Satzteile weg, Schmatze... und ich bin gebannt und begeistert, wenn ich ihn ein Buch vorlesen höre. Zugegeben, das ist eine Ausnahme, zeigt aber, dass Du, wenn Du Deine eigene Art zu lesen hast, nicht geschliffen das Handbuch runterarbeiten musst, sondern Deinen eigenen Zugang finden musst.
Ob dies dann den Hörer*innen gefällt ist jedem selbst überlassen.
Und auch @schaldek stimme ich zu. Es hilft, wenn man mal jemanden hat, der einem Feedback oder Tipps gibt. Da hat mir das Seminar von @HaPe und @Dagmar tatsächlich sehr geholfen.
 

Kristof

Dipl.-Opernsänger
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Vorlesen ist Vorlesen und Hörspiel ist Schauspiel.

Die Aussage „immer mit der Stimme am Satzende runtergehen“ ist etwas platt. Wisse, wo der Satz zu ende ist und vermittel mir als Zuhörer den Inhalt, aber auch die Struktur des Textes. Ich habe in der Sprecherziehung auch erst gelernt: Am Satzende immer runter. Wenn man das lange genug macht (mit Armbewegungen, mit Atemkontrolle, mit allerlei lustigen Hilfsmitteln um sich bewusst zu sein, wie viel Luft man wofür braucht und wie man sie sich einteilt) macht man es irgendwann nicht mehr. Oder nicht mehr so extrem. Aber es bleibt unterschwellig.

Natürlich gibt es Ausnahmen, Menschen, die einfach geniale Sprecher sind und bei denen intuitiv (oder in der Wirkung intuitiv – meist ist da viel mehr drüber nachgedacht) alles stimmt obwohl sie scheinbar keinen Regeln folgen. Die haben aber fast immer auch lange genug ein Gegenüber (meist Regisseure) gehabt, die sagen was geht und was zu extrem ist.

Und dann ist es auch Geschmackssache: Möchte ich ein „Hörspiel mit Regieanweisungen“ als Hörbuch oder möchte ich es etwas neutraler vorgelesen bekommen? Die Grenzen sind fließend und man möchte weder etwas total extremes noch einen Roman wie eine Bedienungsanleitung hören, aber der oder die Feedbackgeber:in bevorzugt wohl die etwas weniger aufgeregte Form.

Ich habe in deine Aufnahme reingehört. An vielen Stellen gehst du runter am Satzende. Manchmal hängst du aber in der Luft, ohne, dass es einen für mich ersichtlichen Grund gibt. Manchmal machst du einen Schlenker mit der Stimme, den ich mit Worten nicht so gut beschreiben kann – wie ein Minisalto vor der „Punktlandung“. Sprechtraingin bzw. einfach mehr Feedback im Prozess könnte das aber schnell beheben, den eigentlich weiß du ja, gut mit Textem umzugehen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 6816

Danke an euch allen für das konstruktive Feedback ... Ich bleibe natürlich weiter am Ball und sowas kann mir nur weiter helfen...

Vielen Dank ihr lieben... Hier ein Küsschen für euch ihr Zuckerschnütchen 😘

Und fühlt euch gedrückt...

Wir lesen uns... Und hören uns natürlich ganz bald... ☺️👊🙏

Tolle Community... Muss man schon Mal sagen... Oder?
 

Bettina

Mitglied
Ich habe mal gelernt, dass Satzzeichen keine Sprechzeichen sind und je mehr ich mir anhöre, desto mehr merke ich, dass es tatsächlich weniger darauf ankommt, als, wie über mir schon einige Male erwähnt wurde, die Message rüberzubringen. Ich hab mich beim Hören auch noch nie daran gestört, dass ein Sprecher beim Satzende nicht nach unten geführt hat. Sowas fällt mir gar nicht auf wenn es gut und "echt" erzählt ist.
 

wer.n wilke

wer.n the voice
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Explizit wurde nichts erwähnt... Ich weiss auch nicht ob es ganz gehört wurde sind schließlich 16 Minuten... Wahrscheinlich nur ein kurzer Teil davon...


https://drive.google.com/file/d/1pfDqRf7SYFHX2iNeZoByqNcXv9wv-X7N/view?usp=drivesdk
Och .... schon zu Ende? absolutley spannend! - was ist das für'n Buch? Stephen King? Hm ... auf jeden Fall: Gut gesprochen, mein Lieber @Stimmig A_H, sehr schön, wie ich finde. Bis auf eine Kleinigkeit: "Nachdem er kam, beruhikte er sich ..." (4:54) Neee!
 
G

Gelöschtes Mitglied 6816

Och .... schon zu Ende? absolutley spannend! - was ist das für'n Buch? Stephen King? Hm ... auf jeden Fall: Gut gesprochen, mein Lieber @Stimmig A_H, sehr schön, wie ich finde. Bis auf eine Kleinigkeit: "Nachdem er kam, beruhikte er sich ..." (4:54) Neee!
Shame on me... 😱 Ich weiss.... 🙈


absolutley spannend! - was ist das für'n Buch? Stephen King?
Höhö... Nee nee, Jack stammt von jemanden anderen. Ähm ... Mehr sage ich nicht - Aussageverweigerungsrecht. 🤪


auf jeden Fall: Gut gesprochen, mein Lieber
Danke dir.... ☺️🙈 Das freut mich sehr... Really.... 🙏
 
G

Gelöschtes Mitglied 8215

Das Thema ist zwar schon älter, trotzdem möchte ich kurz was Einwerfen.
Kommt die Betonung (Frage hoch, Satz runter) nicht auch ein bisschen auf die Perspektive an?
Oder die Emotionen, die vermittelt werden sollen? Oder die Atmosphäre oder oder oder...?
Wenn ein Erzähler als Beobachter dabei ist, fände ich die "traditionelle" Betonung mit Frage hoch, Satz runter besser, solange es nicht zu eintönig wird. Einer Autobiographie oder einem Sachtext stünde das ebenfalls "besser zu Gesicht".
Bei einem Jugendbuch à la Dark Elements (draufgängerische Ich-Erzählerin) oder bei Harry Potter (aus der dritten Person erzählt vom genialen Rufus Beck) wäre mir das wieder völlig egal, solange die Charaktere lebendig wirken.
Das Gleiche gilt für mich persönlich auch für Hörspiele.
Bei Hörspielen, die auf schauspielerische Art und Weise Wissen vermitteln sollen bräuchte ich es persönlich wieder traditionell, während ich (um mal ganz dreist zu sein) bei meiner eigenen Hörspielreihe in Entstehung namens Phoenix wieder mehr Wert auf Lebendigkeit legen würde.
Geschmäcker sind verschieden. :)
 

BoBo

Mitglied
Ich möchte mal kurz einwerfen, das (IMHO) auch Pausen (zwischen Sätzen) zur Betonung dazugehören.
Einer meiner Lieblingsredner ist dabei der 44. Präsident der USofA der dieses "Stilmittel" doch ziemlich gekonnt einsetzt.

Klar sprechen wir dabei von Sprechpausen die im Millisekundenbereich liegen, doch deren Wirkung den Unterschied zwischen einer im Sprachfluß 'monotonen' ("ohne Punkt und ...") weil zu gleichmäßigen, und einer nuancierten, eben auch eine dem Thema angepassten Sprachgeschwindigkeit ausmachen.

Wird z.B. in einem radio play eine (gefühlt) nicht ended wollende Wartezeit beschrieben, dies jedoch in eher hastiger Sprechgeschwindigkeit, hört sich dies für mich durchaus irritierend an. JM2€ents
 
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