Ich habe den Essay mal gelesen, aber ich kann leider bereits die Prämisse nicht nachvollziehen. Du sprichst von Dualität und dann kommt folgendes Beispiel:
"Und dieses Prinzip geht nahtlos ins Nächste über: Es gibt kein Jetzt
ohne Später."
Das verstehe ich nicht, das ist m.E. ein logischer Fehlschluss. Zu sagen die Zeit ist dual, weil es kein jetzt ohne später gibt, ergibt für mich keinen Sinn. Wenn man die Zeit als Achse betrachtet, oder als Linie, dann ist die Zeit linear.
Du würdest ja auch nicht sagen eine Linie ist Dual, weil Punkt A vor Punkt B liegt. Oder die Erde ist Dual, weil München nicht Hamburg ist

. So kann doch auch die Zeit nicht dual sein, nur weil Punkt Jetzt vor Punkt Später liegt.
Das einzige duale was mir bei einer Linie einfällt ist, dass sie zwingen Anfang und Ende haben muss. Und selbst das nicht, wenn man von Geraden im Mathematischen Sinn spricht.
Ich verstehe, warum dich dieser Punkt irritiert. „Dualität“ ist in meinem Text kein logischer, sondern ein konzeptioneller Begriff – kein binäres System im formalen Sinn, sondern eine Beschreibungsweise für strukturelle Gegensätze, aus denen sich unsere Realität zusammensetzt. Die Aussage „kein Jetzt ohne Später“ meint nicht, dass Zeit in sich dual wäre, sondern dass sie nur in Relation erfahrbar ist – dass das Jetzt nur Bedeutung hat, weil es sich vom Nicht-Jetzt absetzt. Diese Differenzstruktur ist es, die ich als dual bezeichne.
Wenn ich sage, die Welt ist durch Dualitäten strukturiert, meine ich damit nicht, dass sie aus Zweierpaaren besteht, sondern dass jedes Erkennen und jedes Sein durch Differenz bestimmt ist: hell/dunkel, oben/unten, groß/klein, etc. Auch Zeit ist in diesem Sinn nicht etwas, das an sich verläuft, sondern etwas, das durch Unterscheidung überhaupt erst real wird – durch Vorher/Nachher, Anfang/Ende, Vergangenheit/Zukunft.
Mein Argument ist nicht, dass eine Linie dual
ist, sondern dass unsere Realität – sofern sie über Zeit vermittelt ist – nur über Gegensätze für uns erfahrbar wird. Das Beispiel mit „Jetzt und Später“ ist also ein Hinweis auf diese Relation, nicht der Versuch, eine physikalische Definition von Zeit zu geben. Es geht mir nicht um die Achse selbst, sondern darum, wie sie für uns wirksam wird.
Folgende Begriffe solltest du ebenfalls noch erklären, die existieren nicht in der wissenschaftlichen Literatur

. Da du sie ja nicht einführst habe ich versucht selbst rauszufinden was du da meinen könntest, wurde allerdings bei nichts davon fündig:
Semipermeable Kraft
Differenzspannung der Realität
Transversale Achse
Schrödingers Koordinate
Superposition der Wahrheit
Vor allen die Transversale Achse würde mich sehr interessieren

.
Tatsächlich sind das auch keine Begriffe, die ich aus der Literatur habe, sondern sie sind quasi Teil meines eigenen konzeptionellen Modells.
Ich fange mal bei der transversalen Achse an, denn die lässt sich noch recht "leicht" im wissenschaftlichen Kontext lokalisieren.
„Transversale Achse“ meint in diesem Modell eine gedachte Erweiterung des Koordinatensystems, auf der nicht klassisch unterscheidbare Größen (wie Raum oder Zeit) liegen, sondern eine Ebene, auf der sich Unterschiede nicht mehr unterscheiden lassen – eine Art strukturelle Nullstelle der Differenz, aus der sich die unterscheidbare Welt erst entfaltet.
Aufgrund deiner vorherigen Formulierung nehme ich an, dass dir Mathematik im allgmeinen vertraut ist. Imaginäre Zahlen wären hier die perfekte Analogie. Auch die imaginäre Einheit i (mit i^2=−1) ist nicht auf der reellen Zahlengeraden lokalisierbar, erweitert aber deren Struktur zu einem zweidimensionalen System – dem komplexen Raum. So wie komplexe Zahlen neue Lösungen (z. B. von Polynomgleichungen) ermöglichen, ermöglicht die transversale Achse in meinem Modell eine neue Art der Ordnung, in der Differenzierungszwänge aufgehoben sind.
Entscheidend ist: Die imaginäre Achse ist mathematisch fassbar, aber nicht „real“ im klassischen Sinne – genau wie die transversale Achse
nicht empirisch, sondern
metalogisch gedacht ist. Sie macht Beziehungen sichtbar, die im normalen Rahmen unsichtbar bleiben. Das ist ein sehr klarer Vergleich.
„Semipermeable Kraft“ beschreibt eine Wirkung, die nicht vollständig trennend oder verbindend ist, sondern selektiv wirkt – wie eine Membran, die nur bestimmte Wechselwirkungen zulässt. In meinem Modell ist die Gravitation eine solche Kraft zwischen Realitätsebenen.
„Differenzspannung der Realität“ ist ein Begriff für die energetische oder strukturelle Spannung, die dadurch entsteht, dass etwas nur durch Unterscheidung existiert – also nicht durch absolute Eigenschaften, sondern durch Relationen.
„Schrödingers Koordinate“ spielt auf den Begriff der Superposition an: Eine Koordinate, die nicht eindeutig lokalisierbar ist, weil sie potenziell alle Zustände gleichzeitig umfasst – also eine Form von Überlagerung, bevor sich eine konkrete Realität daraus ergibt. (Schrödingers Katze kennen die meisten - es ist dasselbe Prinzip, nur mit einer Koordinate statt einer Katze)
„Superposition der Wahrheit“ meint, dass Wahrheit in meinem Modell nicht an einem festen Punkt liegt, sondern sich aus dem Spannungsfeld mehrerer Perspektiven ergibt – sie ist kein Objekt, sondern ein Effekt, der nur durch die Überlagerung möglicher Bezugssysteme entsteht.
All das ist also kein Versuch, physikalische Konzepte umzudeuten, sondern eine philosophische Perspektive, die sich formaler Sprache bedient, um die Beziehung zwischen Wirklichkeit, Erkenntnis und Ordnung neu zu denken. Wenn das zu abstrakt klingt, liegt das daran, dass es auch abstrakt gemeint ist – nicht als Behauptung, sondern als Einladung zum Mitdenken.
Ich hoffe, dass ich die Begriffe zufriedenstellend differenziert habe.
