- #1
Themenstarter/in
So, damit wir aus dem Stimmcharakteristik-Thread die von Xilef angeregte Diskussion über eine vorherrschende Einseitigkeit herausholen und weiterführen können, ohne vom eigentlichen Thema abzuschweifen, habe ich diesen Thread erstellt.
Um noch einmal Xilefs Beobachtungen festzuhalten:
1. Was die Themenwahl, Skripts, Regie und Cut angeht, sind die Männer klar in der Überzahl.
2. Das inhaltliche Spektrum konzentriert sich auf Spielarten der Trivialliteratur (nicht wertend gemeint) wie Horror, Fantasy, SciFi, Mystery.
3. Die besagten Themen verwenden oft Versatzstücke aus bekannten Werken (wie dem Herrn der Ringe etc.) und sind im angelsächsischen Raum orientiert (also meistens in den USA).
4. (ich trenne das mal ab, weil es mir ein eigener Punkt zu sein scheint) Die Sprache ist oft salopp, Mainstream, belanglos.
Zu 1: Was die niedrige Frauenquote angeht, kann ich mich schlecht äußern. Mein erster Eindruck ist, dass im Bereich Thema/Skript Frauen durchaus noch präsent sind. Spätestens bei Regie und Cut haben wir klar eine Überzahl an Männern. Warum das so ist, sollten wir vielleicht die Frauen selbst fragen. Es sind ja einige hier im Forum unterwegs. Woran liegt es?
Zu 2: Das kann man nicht leugnen. Ich sehe allerdings auch kein Problem darin. Ich will dir, Xilef, nicht unterstellen, dass du darin ein wirkliches Problem siehst, aber eine gewisse Enttäuschung darüber kann ich deinen Worten entnehmen, auch ohne Menschenkenner zu sein; auch, dass die Enttäuschung vermutlich von deiner Arbeit im Theater herrührt, wo die Stücke eine andere Qualität haben (und mit Qualität meine ich hier nicht, dass sie besser sind, sondern dass sie von anderer Art sind).
Du fragst, warum sich in einem Internetforum nicht ein viel bunterer Haufen einfindet. Ich glaube, wir müssen das andersherum sehen. Es liegt nicht an der Art des Forums oder des Projekts, dass der Haufen aus Leuten mit ähnlichen Interessen besteht, sondern das Forum gibt es genau deshalb, weil sich diese Leute zusammengetan haben. Wieso diese Leute (Mann, klingt das blöd; vor allem, weil ich selbst einer davon bin) nun hier sind, kann ich nur vermuten. Von all den Leuten, die ich kenne, die das Herzblut haben, ihre Werke zu verwirklichen und sogar kostenlos ins Netz zu stellen (was ich großartig finde), haben fast alle ihre Interessen in diesen Nischenthemen. Vielleicht handelt es sich einfach um einen ähnlich "Schlag". Wir alle wissen doch, dass wir keinen Nobelpreis bekommen werden und sonst auch nichts. Wir wissen, dass wir keine professionelle Qualität abliefern können (was auch immer professionell sein soll). Trotzdem tun wir es. Ich glaube, was uns verbindet, ist der Mut, unsere Mittelmäßigkeit zur Schau zu stellen. Und das liebe ich daran.
Zu 3: Ich bin kein Fan altbekannter Fantasywesen, und bei Orks, Elfen und Vampiren schalte ich meistens ab. Das heißt aber nicht, dass ich nicht selbst meine literarischen Lieblinge habe. Das müssen ja keine Kreaturen sein, sondern einfach bestimmte Rahmen und Konzepte, die immer wieder auftauchen. Jeder hat da seine Leibspeisen. Und wenn nach einem gewissen Gericht eine große Nachfrage besteht, dann wird es öfter gekocht. Deshalb sehe ich darin kein Problem. Die Masse zu bedienen, heißt nicht, dass das, was man macht, allein deshalb an Anspruch verliert. Das mögen viele anders sehen und sich wünschen, man würde sich mehr um "hohe Literatur" kümmern (was immer das sein mag), um Themen, die anstoßen, sich mit der Verarbeitung der Wirklichkeit beschäftigen, Aktuelles aufgreifen. Ich sage dazu nur: Das, was wir hier machen und was die meisten anderen kostenlosen Hörspiellabels machen, ist vielleicht simpler, gefälliger; aber meistens auch ehrlicher. Ich formuliere es mal spitz (in dem Wissen, dass das natürlich nicht einfach so stimmen kann): Verlogene "niedere Literatur" gibt es nicht. Verlogene "hohe Literatur" gibt es überall. Wir sind einfach ein anderer Schlag Leute. Es werden hin und wieder andere Themen kommen. Aber der Hauptbestandteil wird das bleiben, was im Interesse der Mehrheit steht.
Zu 4: Schwieriges Thema. Ich glaube, das können wir getrost auslassen. Nur kurz: Schreiben muss man lernen wie jede andere Kunst auch, sei es die Malerei, die Musik etc. Wenn ich anfange, Gitarre zu spielen, klingt das schrecklich. Wenn ich aber feststelle, okay, es ist zwar nicht gut, aber es gibt Leute, die hören sich das trotzdem gerne an, dann fühle ich mich dazu verpflichtet, für diese Leute zu spielen, auch auf die Gefahr hin, mich als Unkundiger und bei den "Profis" (wer auch immer das jetzt ist) als Stümper und gnadenloser Amateur bekanntzumachen.
Dass man sich nur verbessern kann, wenn man übt, ist klar, das gilt für das Schneiden von Hörspielen ebenso wie für die Verwendung von Sprache. Dass viele der Hörspiele hier bei Profis sprachlich als minderwertig durchgehen würden, ist deshalb vorprogrammiert, aber genau das kennzeichnet uns als eine Bande von Amateuren, die das machen, was ihnen Spaß macht. Die einen schreiben, die andern sprechen, wieder andere cutten. In einer Epoche, in der jeder seine eigene, persönliche Kunst im Internet zur Schau stellen kann, ist das nichts Besonderes mehr, ja sogar wünschenswert.
Ich sähe auch keinen Grund darin, hier so was wie Qualitätskontrollen für Skripte einzuführen. Wer einfach nur ein Hörspiel machen will, soll das machen können. Wer den Ehrgeiz und die Ambitionen hat, höher hinaus zu wollen, wer vielleicht kommerzielle Produktionen im Sinn hat oder ein Buch veröffentlichen will, der wird sich ohnehin weiterbilden und seinen Weg gehen. Darüber hinaus sind auch fünfzig Prozent der Hörspiele, die man kaufen kann, unter etlichen Gesichtspunkten nicht gerade qualitativ hochwertig.
Und am Rande noch zur Sprache: Dass die Leute heute sagen "Oje, die Sprache verkommt. Diese Anglizismen! Es gibt keine richtigen Sätze mehr. Der Inhalt verschwimmt", das ist kein Phänomen der heutigen Zeit, das ist keine Entdeckung von Bastian Sick, Loriot und wie sie alle heißen. An der Verrohung der Sprache haben sich bereits Autoren aus den 20ern gestoßen, Autoren von 1850 und noch viel früher. Sprache wandelt sich, Inhalte wandeln sich. Wir verstehen eine Drama von Kleist heute nicht deshalb so schwer, weil wir dümmer geworden sind oder sprachliches Vermögen eingebüßt haben, sondern weil sich Sprache wandelt. Satzbau ändert sich. Das Vokabular ändert sich. Und auch die Frage, wie was ausgedrückt wird, ändert sich.
Das soll natürlich nicht sagen, es keinen qualitativen Unterschied zwischen den Dialogen aus dem einen Skript und den Dialogen aus dem anderen Skript gibt. Es soll nur darauf hinweisen, dass sich die Blickwinkel ändern können.
@Xilef: Falls ich dich in manchem Punkt falsch verstanden oder dir etwas unterstellt habe, was du so gar nicht gemeint hast (und ich glaube, das habe ich in mindestens zwei Punkten getan), tut mir das leid.
Was meint ihr?
cheers
Max
Um noch einmal Xilefs Beobachtungen festzuhalten:
1. Was die Themenwahl, Skripts, Regie und Cut angeht, sind die Männer klar in der Überzahl.
2. Das inhaltliche Spektrum konzentriert sich auf Spielarten der Trivialliteratur (nicht wertend gemeint) wie Horror, Fantasy, SciFi, Mystery.
3. Die besagten Themen verwenden oft Versatzstücke aus bekannten Werken (wie dem Herrn der Ringe etc.) und sind im angelsächsischen Raum orientiert (also meistens in den USA).
4. (ich trenne das mal ab, weil es mir ein eigener Punkt zu sein scheint) Die Sprache ist oft salopp, Mainstream, belanglos.
Zu 1: Was die niedrige Frauenquote angeht, kann ich mich schlecht äußern. Mein erster Eindruck ist, dass im Bereich Thema/Skript Frauen durchaus noch präsent sind. Spätestens bei Regie und Cut haben wir klar eine Überzahl an Männern. Warum das so ist, sollten wir vielleicht die Frauen selbst fragen. Es sind ja einige hier im Forum unterwegs. Woran liegt es?
Zu 2: Das kann man nicht leugnen. Ich sehe allerdings auch kein Problem darin. Ich will dir, Xilef, nicht unterstellen, dass du darin ein wirkliches Problem siehst, aber eine gewisse Enttäuschung darüber kann ich deinen Worten entnehmen, auch ohne Menschenkenner zu sein; auch, dass die Enttäuschung vermutlich von deiner Arbeit im Theater herrührt, wo die Stücke eine andere Qualität haben (und mit Qualität meine ich hier nicht, dass sie besser sind, sondern dass sie von anderer Art sind).
Du fragst, warum sich in einem Internetforum nicht ein viel bunterer Haufen einfindet. Ich glaube, wir müssen das andersherum sehen. Es liegt nicht an der Art des Forums oder des Projekts, dass der Haufen aus Leuten mit ähnlichen Interessen besteht, sondern das Forum gibt es genau deshalb, weil sich diese Leute zusammengetan haben. Wieso diese Leute (Mann, klingt das blöd; vor allem, weil ich selbst einer davon bin) nun hier sind, kann ich nur vermuten. Von all den Leuten, die ich kenne, die das Herzblut haben, ihre Werke zu verwirklichen und sogar kostenlos ins Netz zu stellen (was ich großartig finde), haben fast alle ihre Interessen in diesen Nischenthemen. Vielleicht handelt es sich einfach um einen ähnlich "Schlag". Wir alle wissen doch, dass wir keinen Nobelpreis bekommen werden und sonst auch nichts. Wir wissen, dass wir keine professionelle Qualität abliefern können (was auch immer professionell sein soll). Trotzdem tun wir es. Ich glaube, was uns verbindet, ist der Mut, unsere Mittelmäßigkeit zur Schau zu stellen. Und das liebe ich daran.
Zu 3: Ich bin kein Fan altbekannter Fantasywesen, und bei Orks, Elfen und Vampiren schalte ich meistens ab. Das heißt aber nicht, dass ich nicht selbst meine literarischen Lieblinge habe. Das müssen ja keine Kreaturen sein, sondern einfach bestimmte Rahmen und Konzepte, die immer wieder auftauchen. Jeder hat da seine Leibspeisen. Und wenn nach einem gewissen Gericht eine große Nachfrage besteht, dann wird es öfter gekocht. Deshalb sehe ich darin kein Problem. Die Masse zu bedienen, heißt nicht, dass das, was man macht, allein deshalb an Anspruch verliert. Das mögen viele anders sehen und sich wünschen, man würde sich mehr um "hohe Literatur" kümmern (was immer das sein mag), um Themen, die anstoßen, sich mit der Verarbeitung der Wirklichkeit beschäftigen, Aktuelles aufgreifen. Ich sage dazu nur: Das, was wir hier machen und was die meisten anderen kostenlosen Hörspiellabels machen, ist vielleicht simpler, gefälliger; aber meistens auch ehrlicher. Ich formuliere es mal spitz (in dem Wissen, dass das natürlich nicht einfach so stimmen kann): Verlogene "niedere Literatur" gibt es nicht. Verlogene "hohe Literatur" gibt es überall. Wir sind einfach ein anderer Schlag Leute. Es werden hin und wieder andere Themen kommen. Aber der Hauptbestandteil wird das bleiben, was im Interesse der Mehrheit steht.
Zu 4: Schwieriges Thema. Ich glaube, das können wir getrost auslassen. Nur kurz: Schreiben muss man lernen wie jede andere Kunst auch, sei es die Malerei, die Musik etc. Wenn ich anfange, Gitarre zu spielen, klingt das schrecklich. Wenn ich aber feststelle, okay, es ist zwar nicht gut, aber es gibt Leute, die hören sich das trotzdem gerne an, dann fühle ich mich dazu verpflichtet, für diese Leute zu spielen, auch auf die Gefahr hin, mich als Unkundiger und bei den "Profis" (wer auch immer das jetzt ist) als Stümper und gnadenloser Amateur bekanntzumachen.
Dass man sich nur verbessern kann, wenn man übt, ist klar, das gilt für das Schneiden von Hörspielen ebenso wie für die Verwendung von Sprache. Dass viele der Hörspiele hier bei Profis sprachlich als minderwertig durchgehen würden, ist deshalb vorprogrammiert, aber genau das kennzeichnet uns als eine Bande von Amateuren, die das machen, was ihnen Spaß macht. Die einen schreiben, die andern sprechen, wieder andere cutten. In einer Epoche, in der jeder seine eigene, persönliche Kunst im Internet zur Schau stellen kann, ist das nichts Besonderes mehr, ja sogar wünschenswert.
Ich sähe auch keinen Grund darin, hier so was wie Qualitätskontrollen für Skripte einzuführen. Wer einfach nur ein Hörspiel machen will, soll das machen können. Wer den Ehrgeiz und die Ambitionen hat, höher hinaus zu wollen, wer vielleicht kommerzielle Produktionen im Sinn hat oder ein Buch veröffentlichen will, der wird sich ohnehin weiterbilden und seinen Weg gehen. Darüber hinaus sind auch fünfzig Prozent der Hörspiele, die man kaufen kann, unter etlichen Gesichtspunkten nicht gerade qualitativ hochwertig.
Und am Rande noch zur Sprache: Dass die Leute heute sagen "Oje, die Sprache verkommt. Diese Anglizismen! Es gibt keine richtigen Sätze mehr. Der Inhalt verschwimmt", das ist kein Phänomen der heutigen Zeit, das ist keine Entdeckung von Bastian Sick, Loriot und wie sie alle heißen. An der Verrohung der Sprache haben sich bereits Autoren aus den 20ern gestoßen, Autoren von 1850 und noch viel früher. Sprache wandelt sich, Inhalte wandeln sich. Wir verstehen eine Drama von Kleist heute nicht deshalb so schwer, weil wir dümmer geworden sind oder sprachliches Vermögen eingebüßt haben, sondern weil sich Sprache wandelt. Satzbau ändert sich. Das Vokabular ändert sich. Und auch die Frage, wie was ausgedrückt wird, ändert sich.
Das soll natürlich nicht sagen, es keinen qualitativen Unterschied zwischen den Dialogen aus dem einen Skript und den Dialogen aus dem anderen Skript gibt. Es soll nur darauf hinweisen, dass sich die Blickwinkel ändern können.
@Xilef: Falls ich dich in manchem Punkt falsch verstanden oder dir etwas unterstellt habe, was du so gar nicht gemeint hast (und ich glaube, das habe ich in mindestens zwei Punkten getan), tut mir das leid.
Was meint ihr?
cheers
Max