Hallo
@Cramleo
Ich bin jetzt hier noch sehr neu im Forum, aber trau mich trotzdem mal meinen Senf dazuzugeben!
Ich finde du hast wirklich eine angenehme warme und wohlklingende Stimme bei der man merkt: da ist alles gesund und so wies sein soll. Und du hast anscheinend auch keine Scheu deine Stimme vorm Mikro zu drehen und zu wenden und dich auszuprobieren. Das passt! Zu den technischen Aspekten kann ich nichts sagen, da kriegst du hier schon genug Feedback, denke ich.
Ich finde deine Hörbeispiele gut, für ein Hörspiel auf jeden Fall geeignet, aber hier ein kleines aber ( ich hoffe du gestattest

) Ich finde die Emotionen etwas "draufgesetzt" Was für mich bedeutet, dass ich sie dir nicht ganz abnehme. Ich kann sofort hören, welche Emotion gemeint ist und diese verstehen, aber sie klingen für mich persönlich nicht echt. (was vielleicht für Sprecherproben keine Priorität hat) Ich fände es spannend, wenn du mal ein paar Takes machst in denen du versuchst "Wut" so abzubilden, wie du persönlich klingst wenn du wütend bist, oder traurig, oder jemandem etwas vorjammerst. Aber eben genauso als würdest du das machen wenn du es wirklich fühlst und dich in dieser ganz persönlichen schon einmal von dir erlebten Situation bedindest. Schnapp dir doch einfach mal ein paar Textzeilen und stell dir eine Situation vor die du bereits erlebt hast, oder die dich, auch wenn du nicht direkt involviert warst, emotional aufgewühlt hat. Stell dir dabei ein paar Fragen:
- Wie habe ich mich in dieser Situation gefühlt?
- Warum habe ich mich so gefühlt?
- Wem sage ich das und wo befindet sich diese Person gerade?
- Was will ich eigentlich sagen
- Wo bin/war ich in der Situation / Wie genau sieht es um dich herum aus (mit ganz vielen kleinen Details)
Lass dich also in die Situation hineinfallen bzw. denke dich hinein und dann stelle dich mit dem Gefühl nochmal vors Mikro. Wichtig dabei ist, dass du dir beim Einsprechen erstmal keine Gedanken darüber machst, wie deine Stimme dabei klingt. Sie muss nicht immer wohlklingend klingen(!) Ein Beispiel: Wenn jemand wirklich traurig und aufgewühlt ist, klingt die Stimme nicht kraftvoll, bricht auch mal, überschlägt sich...und das tut sie von ganz allein ohne dass du technisch nachhelfen musst, einfach weil die Emotion da ist. Das macht sie für den Hörer oder die Hörerin auch erlebbar! Denn wir sprechen nicht in allen Emotionslagen "sauber" und das ist auch gut so
Ich fände es spannend nochmal ein paar solcher Takes von dir zu hören, einfach aus Interesse und auch weil ich gern hören würde was das mit deiner Stimme macht.
Mir ist aber auch klar, dass solche Aufnahmen auch sehr persönlich sein können, daher kann ich auch gut verstehen wenn das dann nicht online geht. Betrachte das bitte alles nur als eine Anregung und nicht als Kritik
Wie gesagt ich fände es spannend!
Zu deinem Erzähltext noch ein Feedback von mir: Ich habe den Eindruck, dass du dem Ganzen eine schöne und vor allem tiefe Erzählstimmennote zu geben versuchst. Tiefe warme Männererzählstimmen werden als sehr wohlklingend empfunden, aber ich habe den Eindruck dass du bei der Erzählaufnahme zu tief für deine eigentlich Sprechstimmlage sprichst. In den anderen Aufnahmen, bspw. der Vorstellung von dir, klingt es natürlicher (ab 0:26, vorher finde ich es auch zu tief!), weil du von dir erzählst. ich denke deine Stimme hat den "Brummel-Erzählbär" nicht nötig. Die klingt schon so schön warm ohne dass sie noch tiefergelegt werden muss. Also versuch das nicht draufzulegen, klingt dann nämlich auch so. Woran höre ich das?: In der Lösungstiefe, also am Ende einer Aussage, gehen wir mit der stimme nach unten um anzuzeigen, dass wir dort eine Aussage abschließen oder einen Satz beenden. Wenn du in die Lösungstiefe gehst, höre ich dass deine Stimme zu knarren beginnt. Möglicherweise merkst du dabei auch, dass das Sprechen für dich in der Lösungstiefe ziemlich anstrengend wird und nicht mehr so weich klingt. Wenn du in deiner normalen Sprechstimmlage (bspws. im Alltag) sprichst, hast du das wahrscheinlich nicht so sehr. Höre ich zumindest bei deiner Vorstellung nicht

Ich habe das mit dem zu tief sprechen während meines Studiums auch gemacht, weil ich immer dachte: Männerstimmen klingen nur gut wenn Sie tief sind, aber wir haben eben jeder eine eigene individulle und natürliche Sprechstimmlage in der wir uns stimmlich bewegen. Und da klingt das Gesprochene eben auch am Natürlichsten

Beispiel: Rufus Beck: der ist kein Bassmonster a la harry Rowohlt (obwohl bei dem ja auch durchaus der Lebensstil mit durchgesprochen hat

) , weiß aber seine Resonanzräume zu nutzen, was die Stimme nicht tiefer aber trotzdem resonant und damit für uns HörerInnen angenehm klingen lässt. Den Rest macht dann die Nachbearbeitung im Studio.
Deine Stimme klingt gut, die muss nicht noch tiefer.
Und noch eine Frage zum Ende: aus welcher Ecke des Landes kommst du?
Hoffe ich habe mich hiermit jetzt nicht zu weit aus dem Fesnter gelehnt, aber damit haste ein ausführliches feedback

Hoffe es hilft und bei Fragen, Anmerkungen kannste mir hier antworten oder auch einfach schreiben.
Viel Spaß! (?)
und beste Grüße
P.S. das Ganze ist eine Methode aus dem Schauspiel und nennt sich "gestisches Prinzip nach Brecht". Ich hab das hier jetzt ohne Nachlesen aus der Hüfte geschossen und erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit

Für mich persönlich funktioniert es gut und falls du da mal nachlesen willst, haste jetzt den Namen dazu.