Ann Katharina Re
Autorin
- #1
Themenstarter/in
Hallo ihr liebsten Hörspiel-Häschen,
ich habe mal wieder in meinem Textefundus gekramt und bin auf den härtest zu bietenden Tobak gestoßen, den mein Finger bisher auf Papier gepackt haben. So sehr ich vor Triggerwarnungen gewarnt wurde. Hier ist sie nötig. Denn der Text beschreibt etwas, wie es wirklich hätte sein könnten. Eine Kommilitonin hat mir dabei ausgeholfen, da ich Gott sei gedankt vor dieserlei Erfahrungen verschont geblieben bin. Dennoch finde ich, sollte dieses Thema nicht unter den Teppich gekehrt werden. Achtung, der Text ist für die Bühne geschrieben und lebt davon gelesen und performed zu werden, das nur am Rande, bezüglich seiner Form.
EDIT: @PeBu34, @Luna Tick, @Chilko, @JulesK und indirekt vielleicht auch @Chaos haben sich ja schon zu der Idee geäußert, dass ein externes Minihörspiel sehr nett wäre. (Ich gehe Recht in der Annahme, das wir dann kein Lektorat brauchen? Wenn doch, wäre jemand so freundlich und würde die 1000 Wörtchen hier mal eben nach Fehlerchen durchfiltern?)
Da sich meine Cutterfähigkeiten noch immer nicht eingefunden haben, ist jeder willkommen, der hier die paar Wörter aneinander hängen möchte.
Gerne sollen die Rollen doppelt besetzt werden und wir bauen einfach zwei verschiedene Varianten.
Peter hatte schon einen Rollenwunsch geäußert und steht deshalb hinter dem Vater, aber wer dennoch einmal dem Böse seinem Mikro einverleiben möchte, sei herzlich willkommen.
Die Sprechersuche ist dann beendet, wenn sich ein Cutter und genug Sprecher gefunden hat. Sollten es mehr Sprecher, als Rollen geben, so suchen wir dann einfach einen zweiten Cutter.
So, deswegen suchen wir hiermit nach folgenden kleinen Rollen:
TRIGGERWARING: Sexueller Missbrauch von Kindern
Das Geräusch von dem ich damals aufgewacht war, war das Knallen der Wohnungstür gewesen und im gleichen Augenblick war sie wieder da. Die Angst, die aus dem Nichts kam, die Ahnung des Bösen. Wie eine zweite Decke legte sie sich über mich und schnürte mir meine damals so junge Kehle zu.
„Josephinchen? Na, mein kleiner Liebling wo bist du?“
Ich schloss die Augen. Nein, das kann nicht sein. Er ist doch mein Papa. Ich muss nur lieb zu ihm sein dann wird alles wieder gut und er wird wieder der Papa, der mich vor so langer Zeit auf seinen Schultern hatte reiten lassen, der mir den Teddy geschenkt hatte, den ich gerade umklammert hielt.
„Lieber Gott, mach, dass mir Flügel wachsen und ich davon fliegen kann! Bitte lieber Gott, bitte!“
Schritte.
„Sei ein braves Kind und komm zu deinem Papa!“
Es rumpelte. Er kam immer näher.
Ich weinte.
Dann hörte ich Mama.
„Roland, Roland, komm doch ins Bett, Josielein schläft doch schon!“
Ein Geräusch, dann schluchzte Mama auf.
„Geh mir aus dem Weg du alte Schlampe! Die kleine Josephine ist die einzige, die ihren Papa noch lieb hat. Oh ja, lieb…!“
Dann die Stimme meiner Schwester. Ich lag da wie versteinert. Er würde mir wehtun.
„Papa?“ Das war Sarah. „Papa? Komm doch…“ Ich hörte ihre Stimme brechen. „… komm doch zu mir!“
„Oh nein, nein! Heute gehe ich zu Josephinchen, die ist wenigstens lieb zu ihrem Papa.“
Der Türgriff senkte sich.
Ich drückte die Augen noch fester zusammen.
„Lieber Gott. Bitte, bitte, lass mich wegfliegen!“
Dann schnellte der Türgriff plötzlich wieder nach oben und meine Tür sprang auf.
Ich öffnete die Augen und was ich im hell erleuchteten Flur sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Da stand Sarah, zerrte an Papas Arm und schrie ihn an.
„Nein, du alter geiler Sack, du wirst sie in Ruhe lassen. Sie ist ein Kind, du missbrauchst deine eigene Tochter! Hol dir doch se…!“
Dann holte mein Vater aus und meine zierliche Schwester fiel nach hinten gegen die Schuhkommode und er schlug immer weiter auf sie ein. Sarah hatte zwar gesagt, dass sie in zwei Jahren erwachsen sein würde, doch Papa war einfach stärker.
„Du kleines undankbares Miststück!“
Ihr Blut spritzte durch den Flur und als Mama ihr helfen wollte wurde sie von Papa weggestoßen. Sie lief nach oben und entfloh der Wahrheit. Das tat sie immer. Sarah wehrte sich, doch plötzlich erstarben ihre Schreie.
Auch ich wollte schreien. Immer nur schreien.
Dann drehte sich Papa zu mir um.
Er kam zu mir und legte seine Hand zwischen meine Beine.
Doch ich sah nur Sarah, die dort im Flur auf dem Boden in ihrem eigenen Blut zusammengesunken dalag und von der Deckenlampe angestrahlt wurde. Sie rührte sich nicht.
Ich spürte das Gewicht meines Vaters nicht, genauso wenig wie sein stoßweises Atmen in mein Gesicht.
Doch irgendwann war er in mir und es tat weh. Ich sah Sarah, die Schmerzen, Sarah, das Blut. Schmerz.
Sarah.
Sarah.
Ich wehrte mich plötzlich, schrie, biss ihn und dann senkte sich seine Hand auf Mund und Nase und irgendwann fühlte ich nichts mehr. Ich hörte meinen Herzschlag anfänglich ganz laut… und dann flog ich.
Als Sarah wieder die Augen öffnete, war sie allein. Ihr trockenes Blut klebte an ihr. Josephines Zimmertür war geschlossen.
Sie blinzelte.
Nein, Moment, es war gar nicht die Zimmertür ihrer Schwester. Es war ihre eigene und es war auch nicht Blut, das auf ihren Wangen klebte. Es waren kalte Tränen.
Sie erinnerte sich. Die Polizei hatte ihren Vater mitgenommen und der Bestatter ihre Schwester.
Nie würde sie Josies Blick vergessen, ihre grünen Augen, voller Angst geweitet.
Ihre Mutter hatte sich in ihre eigene Welt zurückgezogen, deren Eingang nur noch ihr Psychologe fand.
Sie konnte nicht mehr. Sie war leer. Am liebsten wollte sie nur noch in ihrem Bett liegen bleiben. Was war der Sinn des Lebens? Sie war so müde, doch trotz allem stand sie auf.
Strähnig hingen ihr die braunen Haare ins Gesicht. Sie ging nach unten. Dort hinter dieser Tür hatte Josie gelegten.
Sarahs Herz war nur noch eine Wunde, auch wenn die blauen Flecken auf ihrem Körper fast verblasst waren. Sie drückte die Klinke von Josies Zimmer hinunter und trat ein.
Die Sonne warf ihre Strahlen hinein und der Staub tanzte darin.
Auf dem Nachtkästchen lag Josies Lieblingsbuch, dass sie immer wieder aus der Bücherei ausgeliehen hatte: „Die Brüder Löwenherz“
„Die beiden sind wie wir“, hatte Josie gesagt.
Ein Zettel steckte im Buch. Sarah schlug es auf.
„Die vor dem Haus versammelte entsetzte Menschenmenge musste machtlos mitansehen, wie der Dreizehnjährige seinen Bruder auf den Rücken nahm und sich mit ihm, während das Feuer hinter ihm loderte, ohne Zaudern aus dem Fenster stürzte. Bei dem Aufprall auf dem Erdboden verletzte sich der Knabe Jonathan so schwer, dass er fast unmittelbar darauf starb. Der jüngere Bruder Karl hingegen, den er bei dem Stürz mit seinem Körper geschützt hatte, kam unverletzt davon.“
Sie hatte versagt. Josie war tot.
Sarah ging in die Küche. Dort stapelte sich das dreckige Geschirr. Sie streckte ihre Hand zum Messer aus, doch zögerte sie. Eigentlich hatte das Leben keinen Sinn mehr.
Dann sah sie, dass sie immer noch Josies Lesezeichen in Händen hielt.
Es war ein 5 € Schein.
Sarah hatte ihn ihr geschenkt.
Er war Josies ganzes Vermögen gewesen, ihr einziger Schatz. Sie hatte immer behauptet, der Schein hätte ihr Geschichten davon erzählt, was er schon alles erlebt hatte.
Sarah ließ die Klinge fallen. Wenn ein kleines Mädchen Stärke in einem Geldschein fand, dann wäre sie nicht die Schwester dieser kleinen Heldin, wenn sie jetzt den einfachen Weg ging. Sie konnte ihre Schwester nicht retten, aber sie konnte für sie leben.
Sie stiefelte nach oben und sammelte ihre Habseligkeiten zusammen und ging fort. Weit weg von dieser Welt, in der sie einmal eine heile Familie besessen hatte. Ging fort. In ihrer Klasse gab es jemanden, der sie zwar nicht mochte, aber der ihr vielleicht trotzdem helfen würde, weil er auch schon die dunklen Seiten des Lebens gesehen hatte.
Als sie an diesem Abend im Gästezimmer von Patricks Familie lag und die Augen schloss hielt sie immer noch den Fünfer in der Hand. Doch sie schloss die Augen zum ersten Mal seit langem ohne Angst mit dem Gefühl eine neue Welt zu betreten.
Plötzlich fuhr am Fenster ein Doppeldeckerbus ohne Dach vorbei.
Seltsam.
Doch es saßen nur Kinder in weißen Kleidern darin.
Sarah stand auf, ging nach draußen und stieg ebenfalls ein.
Dann tauchten unbemerkt weitere Kinder auf. Sie flogen.
War das hier ein Traum?
Jedes der fliegenden Kinder nahm eines aus dem Bus mit sich hinauf in die Luft und plötzlich war Sarah allein. Sie fühlte sich leicht.
Dann sah sie Josie.
„Sarah, jetzt kann ich fliegen!“
Sie ergriff die Hand ihrer Schwester und diese wusste was dort im Himmel lag. Josie brachte sie nach Nangijala.
„Ich sehe das Licht“, sagte Sarah und beide lächelten.
Ich freue mich über euer Feedback.
P.S.: Wer so wie ich hochsensibel ist, wird sicher auch damit geseegnet sein, sehr intensiv zu träumen, dieser Text inspirierte sich partiell aus der Traumwelt.
ich habe mal wieder in meinem Textefundus gekramt und bin auf den härtest zu bietenden Tobak gestoßen, den mein Finger bisher auf Papier gepackt haben. So sehr ich vor Triggerwarnungen gewarnt wurde. Hier ist sie nötig. Denn der Text beschreibt etwas, wie es wirklich hätte sein könnten. Eine Kommilitonin hat mir dabei ausgeholfen, da ich Gott sei gedankt vor dieserlei Erfahrungen verschont geblieben bin. Dennoch finde ich, sollte dieses Thema nicht unter den Teppich gekehrt werden. Achtung, der Text ist für die Bühne geschrieben und lebt davon gelesen und performed zu werden, das nur am Rande, bezüglich seiner Form.
EDIT: @PeBu34, @Luna Tick, @Chilko, @JulesK und indirekt vielleicht auch @Chaos haben sich ja schon zu der Idee geäußert, dass ein externes Minihörspiel sehr nett wäre. (Ich gehe Recht in der Annahme, das wir dann kein Lektorat brauchen? Wenn doch, wäre jemand so freundlich und würde die 1000 Wörtchen hier mal eben nach Fehlerchen durchfiltern?)
Da sich meine Cutterfähigkeiten noch immer nicht eingefunden haben, ist jeder willkommen, der hier die paar Wörter aneinander hängen möchte.
Gerne sollen die Rollen doppelt besetzt werden und wir bauen einfach zwei verschiedene Varianten.
Peter hatte schon einen Rollenwunsch geäußert und steht deshalb hinter dem Vater, aber wer dennoch einmal dem Böse seinem Mikro einverleiben möchte, sei herzlich willkommen.
Die Sprechersuche ist dann beendet, wenn sich ein Cutter und genug Sprecher gefunden hat. Sollten es mehr Sprecher, als Rollen geben, so suchen wir dann einfach einen zweiten Cutter.
So, deswegen suchen wir hiermit nach folgenden kleinen Rollen:
- Vater Roland (PeBu34)
- Mutter Martina
- Jugendliche Tochter Sarah
- Kleinkind Tochter Josephine + erwachsen Josephine (es wäre toll wenn wir hier eine Dame fänden, die sowohl ungemein jung als auch erwachsen klingen kann)
- auktorialen Erzähler für den zweiten Teil
TRIGGERWARING: Sexueller Missbrauch von Kindern
Nangijala
Das Geräusch von dem ich damals aufgewacht war, war das Knallen der Wohnungstür gewesen und im gleichen Augenblick war sie wieder da. Die Angst, die aus dem Nichts kam, die Ahnung des Bösen. Wie eine zweite Decke legte sie sich über mich und schnürte mir meine damals so junge Kehle zu.
„Josephinchen? Na, mein kleiner Liebling wo bist du?“
Ich schloss die Augen. Nein, das kann nicht sein. Er ist doch mein Papa. Ich muss nur lieb zu ihm sein dann wird alles wieder gut und er wird wieder der Papa, der mich vor so langer Zeit auf seinen Schultern hatte reiten lassen, der mir den Teddy geschenkt hatte, den ich gerade umklammert hielt.
„Lieber Gott, mach, dass mir Flügel wachsen und ich davon fliegen kann! Bitte lieber Gott, bitte!“
Schritte.
„Sei ein braves Kind und komm zu deinem Papa!“
Es rumpelte. Er kam immer näher.
Ich weinte.
Dann hörte ich Mama.
„Roland, Roland, komm doch ins Bett, Josielein schläft doch schon!“
Ein Geräusch, dann schluchzte Mama auf.
„Geh mir aus dem Weg du alte Schlampe! Die kleine Josephine ist die einzige, die ihren Papa noch lieb hat. Oh ja, lieb…!“
Dann die Stimme meiner Schwester. Ich lag da wie versteinert. Er würde mir wehtun.
„Papa?“ Das war Sarah. „Papa? Komm doch…“ Ich hörte ihre Stimme brechen. „… komm doch zu mir!“
„Oh nein, nein! Heute gehe ich zu Josephinchen, die ist wenigstens lieb zu ihrem Papa.“
Der Türgriff senkte sich.
Ich drückte die Augen noch fester zusammen.
„Lieber Gott. Bitte, bitte, lass mich wegfliegen!“
Dann schnellte der Türgriff plötzlich wieder nach oben und meine Tür sprang auf.
Ich öffnete die Augen und was ich im hell erleuchteten Flur sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Da stand Sarah, zerrte an Papas Arm und schrie ihn an.
„Nein, du alter geiler Sack, du wirst sie in Ruhe lassen. Sie ist ein Kind, du missbrauchst deine eigene Tochter! Hol dir doch se…!“
Dann holte mein Vater aus und meine zierliche Schwester fiel nach hinten gegen die Schuhkommode und er schlug immer weiter auf sie ein. Sarah hatte zwar gesagt, dass sie in zwei Jahren erwachsen sein würde, doch Papa war einfach stärker.
„Du kleines undankbares Miststück!“
Ihr Blut spritzte durch den Flur und als Mama ihr helfen wollte wurde sie von Papa weggestoßen. Sie lief nach oben und entfloh der Wahrheit. Das tat sie immer. Sarah wehrte sich, doch plötzlich erstarben ihre Schreie.
Auch ich wollte schreien. Immer nur schreien.
Dann drehte sich Papa zu mir um.
Er kam zu mir und legte seine Hand zwischen meine Beine.
Doch ich sah nur Sarah, die dort im Flur auf dem Boden in ihrem eigenen Blut zusammengesunken dalag und von der Deckenlampe angestrahlt wurde. Sie rührte sich nicht.
Ich spürte das Gewicht meines Vaters nicht, genauso wenig wie sein stoßweises Atmen in mein Gesicht.
Doch irgendwann war er in mir und es tat weh. Ich sah Sarah, die Schmerzen, Sarah, das Blut. Schmerz.
Sarah.
Sarah.
Ich wehrte mich plötzlich, schrie, biss ihn und dann senkte sich seine Hand auf Mund und Nase und irgendwann fühlte ich nichts mehr. Ich hörte meinen Herzschlag anfänglich ganz laut… und dann flog ich.
Als Sarah wieder die Augen öffnete, war sie allein. Ihr trockenes Blut klebte an ihr. Josephines Zimmertür war geschlossen.
Sie blinzelte.
Nein, Moment, es war gar nicht die Zimmertür ihrer Schwester. Es war ihre eigene und es war auch nicht Blut, das auf ihren Wangen klebte. Es waren kalte Tränen.
Sie erinnerte sich. Die Polizei hatte ihren Vater mitgenommen und der Bestatter ihre Schwester.
Nie würde sie Josies Blick vergessen, ihre grünen Augen, voller Angst geweitet.
Ihre Mutter hatte sich in ihre eigene Welt zurückgezogen, deren Eingang nur noch ihr Psychologe fand.
Sie konnte nicht mehr. Sie war leer. Am liebsten wollte sie nur noch in ihrem Bett liegen bleiben. Was war der Sinn des Lebens? Sie war so müde, doch trotz allem stand sie auf.
Strähnig hingen ihr die braunen Haare ins Gesicht. Sie ging nach unten. Dort hinter dieser Tür hatte Josie gelegten.
Sarahs Herz war nur noch eine Wunde, auch wenn die blauen Flecken auf ihrem Körper fast verblasst waren. Sie drückte die Klinke von Josies Zimmer hinunter und trat ein.
Die Sonne warf ihre Strahlen hinein und der Staub tanzte darin.
Auf dem Nachtkästchen lag Josies Lieblingsbuch, dass sie immer wieder aus der Bücherei ausgeliehen hatte: „Die Brüder Löwenherz“
„Die beiden sind wie wir“, hatte Josie gesagt.
Ein Zettel steckte im Buch. Sarah schlug es auf.
„Die vor dem Haus versammelte entsetzte Menschenmenge musste machtlos mitansehen, wie der Dreizehnjährige seinen Bruder auf den Rücken nahm und sich mit ihm, während das Feuer hinter ihm loderte, ohne Zaudern aus dem Fenster stürzte. Bei dem Aufprall auf dem Erdboden verletzte sich der Knabe Jonathan so schwer, dass er fast unmittelbar darauf starb. Der jüngere Bruder Karl hingegen, den er bei dem Stürz mit seinem Körper geschützt hatte, kam unverletzt davon.“
Sie hatte versagt. Josie war tot.
Sarah ging in die Küche. Dort stapelte sich das dreckige Geschirr. Sie streckte ihre Hand zum Messer aus, doch zögerte sie. Eigentlich hatte das Leben keinen Sinn mehr.
Dann sah sie, dass sie immer noch Josies Lesezeichen in Händen hielt.
Es war ein 5 € Schein.
Sarah hatte ihn ihr geschenkt.
Er war Josies ganzes Vermögen gewesen, ihr einziger Schatz. Sie hatte immer behauptet, der Schein hätte ihr Geschichten davon erzählt, was er schon alles erlebt hatte.
Sarah ließ die Klinge fallen. Wenn ein kleines Mädchen Stärke in einem Geldschein fand, dann wäre sie nicht die Schwester dieser kleinen Heldin, wenn sie jetzt den einfachen Weg ging. Sie konnte ihre Schwester nicht retten, aber sie konnte für sie leben.
Sie stiefelte nach oben und sammelte ihre Habseligkeiten zusammen und ging fort. Weit weg von dieser Welt, in der sie einmal eine heile Familie besessen hatte. Ging fort. In ihrer Klasse gab es jemanden, der sie zwar nicht mochte, aber der ihr vielleicht trotzdem helfen würde, weil er auch schon die dunklen Seiten des Lebens gesehen hatte.
Als sie an diesem Abend im Gästezimmer von Patricks Familie lag und die Augen schloss hielt sie immer noch den Fünfer in der Hand. Doch sie schloss die Augen zum ersten Mal seit langem ohne Angst mit dem Gefühl eine neue Welt zu betreten.
Plötzlich fuhr am Fenster ein Doppeldeckerbus ohne Dach vorbei.
Seltsam.
Doch es saßen nur Kinder in weißen Kleidern darin.
Sarah stand auf, ging nach draußen und stieg ebenfalls ein.
Dann tauchten unbemerkt weitere Kinder auf. Sie flogen.
War das hier ein Traum?
Jedes der fliegenden Kinder nahm eines aus dem Bus mit sich hinauf in die Luft und plötzlich war Sarah allein. Sie fühlte sich leicht.
Dann sah sie Josie.
„Sarah, jetzt kann ich fliegen!“
Sie ergriff die Hand ihrer Schwester und diese wusste was dort im Himmel lag. Josie brachte sie nach Nangijala.
„Ich sehe das Licht“, sagte Sarah und beide lächelten.
Ich freue mich über euer Feedback.
P.S.: Wer so wie ich hochsensibel ist, wird sicher auch damit geseegnet sein, sehr intensiv zu träumen, dieser Text inspirierte sich partiell aus der Traumwelt.
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