• Blut-Tetralogie   Dark Space

Bluesy

Stefan
Sprechprobe
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Ich habe eine Frage zur Lautstärke von Sprachaufnahmen: Ich konnte mittlerweile zwei / drei Rollen einsprechen und die Auftraggeber waren zufrieden. Ich selbst bin mir jedoch sehr unsicher wegen der Lautstärke. Mir fehlt da Erfahrung und die Lautstärke scheint extrem wichtig zu sein.

Gibt es ein objektives Verfahren dafür? Ich arbeite auf meinem Mac mit einem Programm namens Triumph, das im Prinzip die Aufgaben des üblichen Audacity erledigt. Ich bin weiß Gott noch kein Meister in diesem Programm. Dort gibt es eine Lautstärkemessung nach BBC-Vorgaben, mit denen ich nichts anfangen kann. In den bisherigen Takes (und auch in den Sprechproben) habe ich Dateien abgeliefert, die auf -0,1 dB normalisiert wurden. In eigenen Projekten kam mir das sehr laut vor.

Wie macht ihr das?

Danke
Bluesy
 

jam

Absolut
Sprechprobe
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Meinst Du Sprachaufnahmen für den finalen Mix oder als Rohmaterial für andere zum Weiterverarbeiten?

Für Rohaufnahmen ist es in der digitalen Welt nur wichtig, daß du nicht zu leise aufnimmst, weil sich verschiedene Störfaktoren in eine sehr leise Aufnahme einschleichen können, die man dann erst hört, wenn man die Lautstärke hochdreht. Insofern ist eine vernüntige Aussteuerung etwas, das im Verhältnis zu möglichen Störgeräuschen steht/stehen sollte (Störgeräusche konstanter Lautstärke, wie z.B. das Bandrauschen früher). Jeder geht damit aber etwas anders um, weil diese Störeinflüsse bei jedem unterschiedlich stark ins Gewicht fallen - wegen der unterschiedlichen Technik dahinter. Vorgaben mußten bisher dafür noch keine definiert werden.:)

Normalisieren ist vielleicht hilfreich aber bei Rohaufnahmen eigentlich kein Muß, weil das ja eigentlich keine Eigenleistung darstellt, bzw. weil ein Cutter später auch selbst auf den entsprechenden Knopf drücken kann. Hilfreicher ist aber eben, wie oben schon angesprochen, ein gut ausgesteuertes Signal, das nicht verzerrt. Je stärker das Nutzsignal, desto leiser sind im Verhältnis andere mögliche Störeinflüsse, wenn man nicht gerade die Störungen mitverstärkt.:)

Was die Verarbeitung in Projekten angeht, reicht dort das einfache Normalisieren oft nicht aus, aber ich vermute, das meintest du wohl auch nicht mit deiner Frage, oder?
 

Bluesy

Stefan
Sprechprobe
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Danke, Jam. Also ist zunächst beim Sprechen die richtige Aussteuerung wichtig, alles andere macht der Cutter.

Aber ich denke auch an die Arbeit eines Cutters: Du sagst, das einfache Normalisieren reicht nicht aus. Was für Möglichkeiten hat ein Cutter? Lautstärke rauf oder runter ... das ist nicht alles, denke ich.
 

jam

Absolut
Sprechprobe
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Nein, natürlich nicht. Oft muß man mindestens EQ und Kompressoren einsetzen, um die Sprache laut zu bekommen. Das hängt aber auch vom Quellmaterial ab. Einige Sprecher haben keine so große Dynamik beim Sprechen. Daher lassen sie sich leichter "lautmachen" als andere, bei denen die Amplitude größeren Schwankungen unterworfen ist. Der Kniff ist, die ganzen verschiedenen Sprachaufnahmen so aneinander anzugleichen, daß sie sowohl klanglich als auch von der Lautstärke her zueinander passen. Ich glaube, Corlanus hatte dir dazu auch schon einige Tipps gegeben.
Oft ist es auch nicht erstrebenswert, die Sprache einfach nur so laut wie möglich zu machen, da jegliche Dynamik sonst verschwinden würde. Daher würde man erstmal mit der Filterung beginnen und danach eine der Sprachaufnahmen als Referenz für alle anderen definieren (je nach Geschmack). Manchmal bekommt man bessere Ergebnisse, wenn man einzelne Passagen in der Lautstärke anhebt als stumpf einen Kompressor über alles laufen zu lassen. Das geht mit einigen Bearbeitungsprogrammen aber besser als mit anderen. Ein wenig fummelig ist dieser Arbeitsschritt aber eigentlich immer.:)
 

wer.n wilke

wer.n the voice
Sprechprobe
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... so weit ich weiß, wird heute im Rundfunk z.B. max Lautstärke auf -9dB begrenzt; früher : -6dB. Ich sehe immer zu, dass die normal - Spreche bei -12dB - 9dB liegt und nur in den Spitzen über -6dB hinaus geht. So bleibt auch bei der Kompression/Limiter noch genug Raum für Dynamik (lauter, leiser). Das Problem bei der Digitalen Aufnehme ist weniger das zu schwache Signal - sondern die evtl. Übersteurung des Selben. Das kriegt auch der crasseste Cutter nicht mehr weg gebügelt ...
 
Zuletzt bearbeitet:

Jeln Pueskas

Michael Gerdes
Teammitglied
Sprechprobe
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Ich verwende im Pegel ungefähre Richtwerte, nach denen ich abmische. Das ist deshalb nicht immer genau, da es ganz von der Szene und auch von den Geräuschen selbst abhängig ist, wie die Aussteuerung klingen muss. Üblicherweise soll die Hörerschaft verstehen was gesprochen wird, ohne das es in der Geräuschkulisse untergeht. Dahe lege ich die Stimmen so aus, dass sie zwischen -10dB und 0dB ausschlagen. Nach Möglichkeit sollte die Komprimierung nie so hoch eingestellt sein, so dass der Pegel auf Anschlag steht. Die Geräusche lasse ich je nach Art darunter ausschlagen. Zwischen -40dB - 15dB. Das ist aber auch ein schweres Richtmaß, da es immer wieder Geräusche gibt, die sich nicht so einfach in einen Bereich einordnen lassen.
 

wer.n wilke

wer.n the voice
Sprechprobe
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Dahe lege ich die Stimmen so aus, dass sie zwischen -10dB und 0dB ausschlagen.

Das Problem dabei ist, dass es bei der Aufnahme oft so klitze-kleine Ausreißer gibt, z.B. scharf gesprochene K'honsonanten oder Bet'honungen. Da ist es sinnvoll, diese erstmal zu glätten - entweder Limiter drüber oder besser: Kompressor rein. Richtig ein- und angesetzt setzt sich so die Stimme besser durch - die leiseren Passagen werden etwas angehoben, die lauteren leicht gedämpft - und trotzdem bleibt die Dynamik erhalten.
Nur braucht das den Sprecher erstmal nicht zu interessiern - Cutter mögen es roh! Und Hauptsache, kein Clipping!
 

Bluesy

Stefan
Sprechprobe
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Wusste ich doch, dass man euch ganz konkret kitzeln kann. Danke für die Tipps! Ich stieß im Internet auf mehrere Plug-Ins, die das Thema "Lautstärke" abdecken. ZB. das sündhaft teure "RX Loudness Control" von Isotope oder andere. Kann mir jemand sagen, was solche Programme machen?
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
Sprechprobe
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Das Optimum liegt wie fast immer in der Mitte. Eine Aufnahme, die bis -0,1 db geht ist eigentlich schon zu "heiß" gefahren. Viele (meist günstige) Wandler neigen dort schon zur Verzerrung. Im Professionellen Bereich (wo Rauschen usw. kein Thema ist) wird mit sehr viel Headroom gearbeitet. Da ist dann schon mal 10 db Platz bis 0. Also wird die Aufnahme im Durchschnitt bei -10 db gefahren. Um einen besseren Rausch/Signal Abstand zu bekommen kannst du Die Aufnahme schon etwas höher anfahren. Allerdings würde ich (mit "nicht Profiausrüstung") nicht über über -4 db aussteuern. Das Einzige Plugin (bzw. Hardware Gerät) dass ich bei der Aufnahme einsetzen würde wäre ein Aufnahme Kompressor/Limiter. Die schütz die Aufnahme vor Übersteuerung, sollte aber echt nur im Ausnahmefall ansprechen.

Das von Dir angesprochene RX Loudness Control ist eine "intelligenter" Kompressor/Limiter welcher den Mix "fett" machen soll. Leisere Parts bzw. Anteile im Mix werden "lauter" gemacht, Lautere werde komprimiert. Dadurch erscheint der Mix "lauter", fetter usw. Gefährliches Plugin in der Hand von Amateuren und Unverbesserlichen ;-) Falsch eingesetzt nimmt es dem Mix die Dynamik. Dadurch kann ein Mix auch ganz schnelle mal "leblos" und anstrengend werden....

lg, pio
 

Jeln Pueskas

Michael Gerdes
Teammitglied
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Da kann ich pio nur zustimmen. Ich bin auch kein Freund von maßlosem Kompressoreinstellungen. Gerade im Hörspiel muss die Stimme nicht "Fett" klingen. Besser klar. Es macht dabei auch nichts, wenn es leise oder laute Passagen gibt. Das kann in der Szene auch natürlich wirken. Entscheidend ist, dass die Lautstärken auf die Rollen abgestimmt sind. Befinden sich die Protagonisten in einem Raum und unterhalten sich, sollte der Pegel gleich klingen Vorsicht auch bei verschiedenen Mikros, da hier evtl. noch mit einem Equalizer Höhen und Bässe angeglichen werden müssen. Auch das hat Auswirkung auf die Gesamtlautstärke.

Worauf man auch achten sollte, dass Geräusche und Stimmen ihre Lautstärken aufaddieren. Hat man also eine Actionszene mit Schießerei, Explosionen und Geschrei. kann die Stimme sehr leicht untergehen oder die Sounds wirken nicht. Man kann da etwas entgegenwirken, wenn man entweder beim Abmischen der Szene mit Multibandkompressoren am Endausgang arbeitet (z.B.: AUX-Bussen o.ä.) oder einfach einen Limiter vorsetzt und später beim zusammenfügen mittels der Multibandkompressoren mastert. Das ist auch so eine tolle Sache bei der man Stunden mit dem Sound verbringen kann.
 

wer.n wilke

wer.n the voice
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Also wird die Aufnahme im Durchschnitt bei -10 db gefahren.
Genau: Genug "headroom" ist immer gut, denn sobald man die Stimme nur etwas erhebt, wird es leicht eng nach oben. Allerdings: Der Rauschabstand bleibt immer der Gleiche, ob du den Pegel hoch oder runter fährst - da das digitale "Band" (im Unterschied zum Magnetband) kaum Eigenrauschen erzeugt : was da noch rauscht, sind Mikro und Wandler - und deren Eigenrausch wird mit dem Signal zusammen rauf oder runter geregelt.
Was oft Probleme macht, sind evtl. Außengeräusche. Je nach Verkehrslage um dein Studio herum können da gute Mikrophone schon etwas empfindlichb sein.
Falsch eingesetzt nimmt es dem Mix die Dynamik. Dadurch kann ein Mix auch ganz schnelle mal "leblos" und anstrengend werden....
Mit dem Kompressor (+EQ) ist es genauso, wie mit dem Salz in der Suppe. Ohne wird sie leicht fad, ein Zuviel, und sie ist versalzen. Dazu gibt es hier im Hoertalk auch ein prima Forum.
Ich selber benutze sound forge 10 als Aufnahmesoftware: die ist relativ simpel gestrickt (nur eine Aufnahmespur) liefert aber die wichtigsten Tools gleich mit und ist mitv 55 - 65€ absolut günstig und vom Workflow her einfachst zu handhaben - wenn man sich mal durchs Programm durchgefummelt hat) Allerdings habe ich als Mastering Suite auch ein iZotope ozone5 in-geplugged - da lassen sich entsprechende Voreinstellungen setzen und für die eigne Stimme anpassen. Benutze ich allerdings nur für Eigenproduktion von Hörbüchern z.B. oder Sprechproben. (Auch wenn das hier nicht immer gern gesehn oder gehört wird)
Zur Veranschaulichung : "Grafik" siehe Anhang

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