AW: In welchem Ausmaß ist Gewalt in einem Hörspiel in Ordnung?
Ich habe ja schon bei Haarman meinen Senf dazu kundgetan. Von der Qualität der verwendeten Sounds habe ich generell kein Problem - wenn es mal eklig wird, dann ist das halt so. Aber für mein Empfinden sollte man bei der Länge aufpassen. Ein Hörspiel beruht nun mal im Kern auf Dialogen. Und wenn oft schon Prügelszenen ein wenig albern wirken (Schlaggeräusch, Stöhnen, "Rumms", Musik, wieder Schlaggeräusch, Stuhl wird zerschlagen), weil man schwer nachvollziehen kann, was wirklich passiert, so sollte man bei der Darstellung von Gewalt vor allem darauf achten, dass dem Hörer klar wird, was passiert, damit er der Handlung weiter folgen kann.
Dauert so ein Darstellung zu lang (wie schon ich glaube Brandy bei Haarman geschrieben hat), dann wird man als Hörer schnell in eine voyeuristische Position gedrängt. Nervt mich das zu sehr oder ist mir das zu doll, dann mache ich das Hörspiel aus.
Bei Filmen habe ich oft das Gefühl, dass die Darstellung von Gewalt zu weit geht, weil es nur noch um die Darstellung von Gewalt geht. Sie an sich nicht mehr etwas bedeutet oder dem Zuschauer etwas sagen soll, sondern der Spaß an der Inszenierung die Szene bestimmt hat. Da ich beim Hörspiel die Inszenierung im Kopf weiterdenke, ist bei mir die Eigenzensur schneller erreicht als im Film.
Und noch mal kurz zu Joe:
"Aber wen spreche ich mit dieser Gewaltdarstellung an und wie ist es unter gesellschaftlichen Aspekten vertretbar diese Gewalt so darzustellen?"
Diese Frage sehe ich als wichtig an. Bei den Haarman-Kritken hat ROH doch einigermaßen angegriffen gewirkt. Aber wenn in einem Hörspiel viel Gewalt auf eine bestimmte Art inszeniert wird, dann ziehe ich als Hörer Rückschlüsse auf die Macher. Die sind natürlich nicht stichhaltig, weil ich die Menschen ja gar nicht kenne, trotzdem passiert mir das. Und das hat für mich in einem Forum eine andere Bedeutung, als wenn ich den Machern niemals persönlich begegne.