Heyho,
autodidaktisch ist ein TEIL einer Ausbildung: sich nämlich ständig und permanent weiterzubilden, die Ohren aufzusperren, sich gegenzuhören, sich zu überprüfen, andere Sprecher anzuhören und zu überlegen: was machen die anders/besser/schlechter etc. Aber das ersetzt keine Ausbildung.
Ich hab einen 4-Wochenkurs in Berlin gemacht, an der Akademie für professionelles Sprechen. Kostenpunkt weiß ich nicht mehr, die sind aber teurer geworden... unter 2000 Euro denk ich eher nicht. Dann hab ich noch weitere Workshops u.a. in München gemacht, ca. 800 Euro für 2 Tage jeweils, glaub ich. Und das ist ein Preis der völlig ok ist.
Wenn ich ehrlich bin: damals, bei meinem 4-Wochen-Kurs dachte ich: super, da lern ich en nix dazu, weil ich hab ja so voll toll viel Talent, aber dann kann ich halt sagen: ey, ich hab ne Ausbildung. Damit die alle ihre Klappe halten. weil eigentlich kann ich ja schon alles, will nur keiner mir glauben.
Jetzt, mit Abstand, sag ich: was ich damals, vor der Ausbildung, gemacht hab war in dem betreffenden Genre und Rollenfach völlig ok, vielleicht sogar gut. Aber eben nur da. Sachtexte wirklich professionell rüberbringen: näääk, drei Vollzeit-Studiotage durchhalten um ein Hörbuch mit 10-11h Laufzeit zu produzieren und dabei zu jeder Sekunde zu wissen Wo ich bin, WAS ich da lese, WIE der Zusammenhang ist (und nach den 3 Tagen auch die 11h Audiozeit fertig im Kasten zu haben!): äh... aber.. aber..., zu wissen was meine Stärken sind, und wo ich mich eher nicht bewerben sollte, was ich punktgenau kann: hm.. naja.. äh... halt.. irgendwie... jung.. aber ich kann schon auch auf alt machen wenn ihr wollt.. äh....
Das alles konnte ich nicht. (Das konnte ich auch direkt nach den 4 Wochen nicht, aber ich hatte eine viel klarere Vorstellung von dem Beruf! Und ich kannte meine Stärken und Schwächen viel besser, und konnte so viel gezielter an mir selbst - autodidaktisch - weiterarbeiten!) Ich konnte auch nicht innerhalb von 30 Sekunden 5x umswitchen weil der Kunde einer verdammt fetten bekannten Werbeagentur die superkonkrete Regieanweisung "mh.. ne... das muss mehr, also.. irgendwie...anders" von sich gibt, um dann zu verstehen dass Variante 1 einfach nur einen WINZIGEN Hauch anders am Ende betont sein muss, das dann zu reproduzieren, und schon isser happy, und das Studio auch!
DAS sind die Gründe, warum Studios Leute mit Ausbildung wollen. Mit Ausbildung UND Talent. Das ist doch aber das Tolle: wenn man das Talent mitbringt, kann man die Ausbildung erwerben. Andersrum ist das schwierig. Eine Ausbildung zu machen ist kein "Feind", sondern eine große große Hilfe. Allein schon weil sie einen nicht rauskegelt, dafür sorgt dass man sich auf das konzentrieren kann was in der bestimmten Situation wichtig ist und NICHT schon Schweißausbrüche hat wenn eine Regieanweisung vom freundlich gesinnten Techniker kommt.
Sprecher zu sein ist selten: Nur Werbesprecher, nur Hörbuch sprecher. In den meisten Fällen, zumindest wenn man von leben können will ist es: Sprecher für so viel wie geht, möglichst alle Genres. Sprecher sein, heißt Dienstleister sein, und Künstler erst an 2. Stelle. Um das sein zu können muss so viel wie möglich von dem "Drumrum" einfach selbstverständlich sein. Aussprache, Stimme, der genrespezifische Tonfall, das Schauspiel. Genau dafür: Ausbildung.
Und Ausbildung heißt ja nicht: 3 Jahre Studium in Stuttgart. Es gibt viele Wege (s. unter andere:
www.sprecher.info) Mittlerweile bieten ganz viele Studios Weiterbildungen, Kurse, Seminare an! Aber mit ein paar hundert Euro wirst du rechnen müssen, je nach Länge. (zwischen 200 und 400 pro Tag etwa, je nachdem wie gut die Dozenten sind, wie viele Kursteilnehmer noch da sind, wie lang die Unterrichtszeiten sind). Und mit einem Wochenendworkshop ist es nicht getan.
Und Finger weg von der Deutshen Flop Akad. oder Sachen die zu günstig sind - Wenn, dann GUTE Lehrer aus der BRANCHE, keine Theaterschauspieler die halt auch mal Sprechen unterrichten. Wer in den Beruf will muss mitkriegen wie die Branche tickt, funktioniert. Wie das abläuft, was wer wann wo will und was auf keinen Fall. Da brauchts einfach Leute die da Fuß gefasst haben, und das Wissen jetzt weitergeben. Und die sind teuer, denn in der Zeit in der die dich unterrichten können die keinen nationalen TV-Spot für ein Markenprodukt aufnehmen, was ihnen viel Kohle einbringen würde
