Hallo ihr Lieben,
Mein Name ist Mira Lou und ich studiere Ethnologie in Hamburg. Im Rahmen eines Seminares haben wir die Aufgabe eine digitale Feldforschung zu betreiben mit einem uns unbekannten Medium. Da ich und eine Komilitonin von mir riesen Hörspiel-Fans sind, wollen wir uns zur Aufgabe machen, ein Hörspiel zu erstellen.
Unser Oberthema soll Corona sein, was wir persönlich allerdings gerne ein bisschen umgehen wollen. Daher haben wir uns überlegt, ein Kinder-Hörspiel zu machen, da soviele Kinder derzeit Zuhause verweilen müssen.
Einige Gedanken haben wir bisher zu der Story. Das Hörspiel handelt von einem Mädchen, dass in alltäglichen Situationen fragwürdige Themenkomplexe entdeckt und hinterfragt. Beispiel: Rassismus. Beim Malen wird sie gefragt "Kannst du mir mal Hautfarbe geben?" ... Da ist schließlich nicht nur eine Hautfarbe gibt, entsteht die Frage, warum alle die selbe Farbe beim Wort "Hautfarbe" assoziieren. Das Mädchen hat einen Computer und fragt diesen, der ihr eine Experten-Meinung zu dem jeweiligen Thema bietet. Da wollen wir echte Experten am liebsten hinzuziehen, die zu den Themen ein wirkliches Fachwissen besitzen. Am Ende zieht das Mädchen ein Fazit aus dem Ganzen und gibt noch einen Tipp für ein Experiment oder eine Bastelidee o.a. die dann die Hörer nachmachen können.
Das Ganze soll gezielt an Kinder gerichtet sein und somit natürlich so kreativ wie möglich klingen.
Da wir nun wirklich gar keine Erfahrungen auf dem Gebiet des Hörspiels haben, habe ich mich mal durch das Internet geklickt und bin auf diese Website gestoßen.
Wir haben viele Fragen: Habt ihr Tipps für das Vorgehen? Welche Technik ist empfehlenswert? Welche Erfahrungen habt ihr, die uns weiter helfen könnte? Wie kommt man an gekonnte Synchronsprecher (oder gibt es hier welche?) ......
Wir würden am liebsten natürlich ein perfektes Ergebnis erreichen und mehrere Folgen produzieren können mit Zukunftsperspektive.
Ich würde mich wahnsinnig darüber freuen, wenn ihr uns weiter helft und evtl. ein paar Antworten auf die vielen Fragen in unseren Köpfen habt.
Liebste Grüße
Mira Lou
Hi Miralou,
so der obligatorische Ablauf - hast du oben - du sagst jedoch selbst: Ihr habt null Erfahrung und ihr habt Anspruch.
Hier:
Wir würden am liebsten natürlich ein perfektes Ergebnis erreichen und mehrere Folgen produzieren können mit Zukunftsperspektive.
Ab dem Moment, wo das gilt - ist das nicht mehr so einfach - weil hier geht es nicht mehr um ne kreative Beschäftigung aus Spaß an der Freude.
Weil das beginnt schon beim Buch. Das sind künstlerische Berufe. Klar kannst du hier gucken wie so ein Script aussieht und dann kannst du sagen: Okay, da steht ein Name und ein Dialog.
Fakt ist: Es gibt gar keinen Industriestandard.
Also die Information über das Layout bringt dir nix und was dir wirklich was bringen würde ist zu wissen wie man Dialoge schreibt, eine Geschichte aufbaut etc. Gerade wenn du das noch nie gemacht hast. Ich kann dir sagen, dass jeder, ausnahmslos jeder Schauspieler an zwei Seiten Text sieht, wer das geschrieben hat. Weil das ein Handwerk ist.
Amateuren und Hobby-Sprechern ist das egal, aber wenn du da die Ambition hast Profis ranzuziehen und die sind nicht zufälligerweise Fans von deinem Projekt und sagen: Hey, das finde ich cool, das unterstütze ich und ich bring mein Know-How mit rein - dann werden die das freiwillig selten machen.
Vom technischen her - ja - ist keine Raketenwissenschaft - aber das ist genau so ein Beruf.
Es gibt hier auf Hoertalk massig Jungs die angefangen haben mit: Jo, ich kann das für euch schneiden und dann nach 2-3 Monaten gemerkt haben, dass die das nicht können und dann im nirgendwo verschwunden sind.
Aus welchen Gründen auch immer, weil die den Arbeitsaufwand total unterschätzen, vor allem wenn sie auch noch einen Anspruch haben.
Das heißt - ihr beiden müsst bei NULL anfangen auf allen Sektoren und wenn du da keinen bei hast, mit extremer Erfahrung, dann wirst du ganz viel Trial&Error haben. Weil letztendlich - ist der einzige Unterschied zwischen Profi oder Amateuer - dass der Profi das schneller kann, weil er es 1000 Mal schon gemacht hat.
Hier auf Hoertalk - kein Thema - das ist ja Hobby und es gibt keine Verkaufserwartung und es sitzt dir niemand im Nacken und es ist egal ob das Ding heute, morgen oder in nem Jahr kommt. Das kann dir passieren.
Was du brauchst ist jemand - der jetzt sagt: Finde ich total toll, mache ich.
Und du solltest sofort im Hinterkopf halten - dass der/diejenige in 2 Monaten sagen: Sorry, kann ich doch nicht.
Und auf jeden Fall wissen wo du Ersatz herkriegst. Nur für den Fall: Das/Wenn/Etc.
Du fragst nach Erfahrung, deswegen erzähle ich dir das.
Das was ihr am wichtigsten braucht ist ein erfahrener Cutter/Editor, der vielleicht auch irgendwo, irgendwie Regie Erfahrung hat, weil der muss das umsetzen und die Umsetzung beurteilen können. Der hat dann auch Programme wo der das 10x schneller kann, als andere und 100x mal schneller, als wenn ihr jetzt morgen damit anfangt. Ich will euch da nicht sagen: Nä, macht das nicht.
Ich sage euch nur ehrlich, das ist ein riesen Zeitaufwand, der ganz, ganz häufig unterschätzt wird.
Da muss man nen Willen zu mitbringen.
Von Sprechern her - wirst du kein Problem haben genug Leute zu finden, die das auch gerne machen und Spaß daran haben werden.
Vielleicht findest du auch nen erfahrnen Schauspieler/Sprecher der die Regie mitnimmt und da Erfahrung mit bringt.
Dann werdet ihr auch das bestmögliche Resultat erziehlen.
Aber das aller, aller wichtigste ist, dass ihr ein Buch habt. Im Augenblick habt ihr ein Konzept. Das müsst ihr aufschreiben.
Das klingt jetzt vielleicht komisch - aber ich weiß auch - das viele schon daran zusammenbrechen. Deswegen habt erst einmal ein fertiges Buch, wo ihr auch damit sagt: Damit sind wir glücklich.
Wenn ihr das habt, dann sucht nen Cutter/Editor - weil dessen erste Frage wird auch sein: Zeig mir mal das Buch.
Das ist selten, dass ihr jemanden findet der sagen wird: Ich finde die Idee so toll, ich mache das. Wenn ihr so jemanden findet, habt ihr Glück gehabt. Super.
Und dann könnt ihr auch Sprecher anfragen/anwerben, was auch immer (oder parallel - aber das wichtigste ist der Typ der das schneiden muss - es sei denn ihr macht das selbst - nur unterschätzt die Zeit nicht, die es mit sich bringt sich das Know-How raufzuschaufeln).
Aber ihr braucht ein fertiges Buch. Wir ihr dass dann vom Layout erstellt - ist vollkommen wumpe. Könnt ihr ja auch immer noch ändern.
Also Buch ist Schritt Nr. 1. Technik Nr. 2. Cast ist dann wirklich das einfachste, egal wie gut der ist. Weil die haben den wenigsten Aufwand (egal wie groß der ist).
In dem Sinne, wenn ihr da diese Ambitionen habt - dann macht es richtig von Null an - weil - rein aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass viele das total unterschätzen oder Anfängerfehler machen, weil sie entweder den Aufwand unterschätzen den eine Idee mit sich bringt ODER sich über etwas keine Gedanken gemacht haben und dann später versuchen müssen, das irgendwie auszugleichen.
Es wäre auch nicht ungewöhnlich, wenn ihr nach einem Hörspiel sagt - das tue ich mir nie wieder an. Einfach weil da 10 Sachen passieren werden, die können euch ins stolpern bringen. Macht eines. Einen Piloten. Und wenn ihr sagt: Yay. Das finde ich super, egal ob da Probleme sind von X,Y,Z - das finde ich trotzdem toll - dann habt ihr ein gutes Team zusammen und könnt auch weitere machen.
Hier ist das relativ egal - ob mal ein Sprecher abspringt, oder ein Cutter über die Wupper geht oder ne Serie einfriert - da passiert ja nix.
Aber wenn ihr da Ambitionen mit rein bringt - dann spielt ihr auf ner anderen Plattform und trotzdem wird euch genau dasselbe passieren.
Ernsthafter Pro-Tip (und ich meine das wirklich lieb) für Kunstprojekte (egal was): Alles was schiefgehen kann, wird schief gehen.
Das hat nix mit negativer Einstellung zu tun. Das heißt übersetzt: Sei darauf vorbereitet, damit du Lösungen hast.
Weil dann brichst du nämlich nicht zusammen, wenn dir deine Hauptsprecherin plötzlich sagt: "Ich habe mich gerade verliebt und ziehe jetzt um, daher kann ich dir die Hälfte der Dialoge nicht mehr einsprechen vor Dezember. "
Oder deine Freundin dir plötzlich sagt: "Oach, ich bin lieber an der Elbe (oder was man auch immer so in Hamburg macht) als mit dir die letzten 5 Seiten zu schreiben."
Oder ihr plötzlich da anfangt zu schneiden und merkt das funktioniert alles vorne und hinten nicht etc., damit ihr nicht die Flinte ins Korn wirft.
Schreibt erst mal euer Buch. Und seid zufrieden mit eurem Buch. Wenn ihr das habt, guckt ihr weiter. Nur bringt das erst mal auf Papier.