• Blut-Tetralogie   Dark Space

Mr B.

Tassenmörder
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Ich weiß nicht mehr, wie lange wir durch die Einöde wanderten. Sicherlich waren mehrere Jahre vergangen, aber ich hatte aufgehört sie zu zählen. Wie immer hielt ich meinen Blick gesenkt, da das grelle Sonnenlicht, das vom Wüstensand reflektiert wurde, in meine Augen stach. Mein wortkarger Begleiter ging mir voraus, es würde sich auch nichts daran ändern, denn so war es immer gewesen. Ich wusste nicht, wohin uns die Wege, denen wir folgten, führen würden und seine Äußerungen waren meistens nichtssagend. Wir sprachen so gut wie nie, nicht dass wir uns nichts zu sagen hätten oder uns die Kraft fehlte, aber unsere Kommunikation fand auf einer Ebene statt, die die wenigsten verstehen können. Mein Begleiter war sowieso merkwürdig. Er schlief nie und rührte weder die kargen Speisen, die wir auf unseren Weg fanden an, noch trank er das bisschen Wasser, das wir sammeln konnten. Auch wenn er scheinbar ziellos umher wanderte, kannte er wohl den Weg oder besaß so etwas wie einen siebten Sinn, denn immer wenn unser Wasser knapp wurden fanden wir hinter einer Düne eine kleine Oase, wo wir ein paar Tage rasteten und ich meine Feldflasche mit Wasser auffüllte. Es war wieder so ein Tag, an dem das Wasser knapp wurde, als mein Begleiter stehen blieb und ich gegen ihn prallte, stolperte und in den heißen Sand fiel. Verwirrt sah ich ihn an, natürlich half er mir nicht hoch, sondern stand unbewegt da und starrte auf einem Punkt in der Ferne. „Unser Weg wird bald enden“, beantwortete er meine stumme Frage. Als ich mich nicht regte warf er mir einen Blick über seine Schulter zu. In seinem Gesicht lag ein Ausdruck, der mich anspornte mich aufzurappeln und ihm zu folgen, als er sich wieder in Bewegung setzte.
Die Sonne berührte schon den Horizont, als wir die letzte Düne erklommen und auf ein blühendes, grünes Tal voller Leben hinab blickten. Ich trat neben meinen Begleiter und starrte ungläubig hinab. „Was ist das“, fragte ich ihn. „Das Ende unseres Weges, von nun an wirst du ohne mich wandern“, sagte er. Verwirrt drehte ich mich und sah ihn an. „Du verlässt mich? Nach all den Jahren?“ Er nickte langsam, als sei es das natürlichste in der Welt. „Einfach so“, hakte ich nach. „Ich kann nicht immer an deiner Seite sein“, sagte er schulterzuckend. „Aber ich kenne mich da doch gar nicht aus, wie soll ich da nur zurecht kommen?“ Seine Antwort bestand wieder aus einem Schulterzucken. Ich wusste, ich würde keine weiteren Antworten von ihm bekommen, er wollte oder konnte sie mir nicht geben. „Nun denn“, sagte ich mit belegter Stimme. „Danke für deine Hilfe. Vielleicht sehen wir uns doch mal wieder.“ Unsere Blicke kreuzten sich und ich sah in Augen, die tiefer als die finstersten Abgründe des Tartarus und dunkler als die Nacht waren. Seine Lippen teilten sich zu einem leichten Lächeln, das makellose weiße Zähne entblößte. Es war das erste Mal, seit wir uns trafen, dass ich ihn lächeln sah. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Wortlos drehte er sich um und ging zurück in die Wüste. Am Fuß der Düne blieb er stehen und drehte sich ein letztes Mal um. Das Chaos nickte mir zum Abschied zu und rief: „Lebe wohl, alter Freund und denke stets daran. Auch wenn ich nicht mehr an deiner Seite wandele, so bin ich doch immer bei dir!“
 

Corlanus

Cutter - zur Zeit in Auszeit
AW: Principium et finis

Ääähh.... Wo ist die Leiche? Hab' ich was übersehen? Georg auf dem Weg zum HappyEnd? Da musst Du noch nachbessern. Es geht um Deinen Ruf ;-)
 

Mr B.

Tassenmörder
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AW: Principium et finis

Ääähh.... Wo ist die Leiche? Hab' ich was übersehen?

Nein, es gibt in dieser Geschichte keine Leiche.

Georg auf dem Weg zum HappyEnd? Da musst Du noch nachbessern.

Mehr oder weniger aber es wird nicht nachgebessert, denn immer das gleiche zu Schreiben wird eintönig und langweilig. ;)

Es geht um Deinen Ruf ;-)

Der ist gefestigt und wird inzwischen an anderer Stelle verbreitet, aber noch verrate ich nichts. ;)
 
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Chaos

Schneewittchen
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AW: Principium et finis

Also ich finds ja nicht schlimm, dass es mal keine Toten und Wahnsinn und Verderben gibt :D
Du hast da eine gute Geschichte darüber konstruiert, was es heißt, wenn man endlich die holprige Berg-und-Tal-Fahrt eines Lebensabschnitts überwunden hat und den Weg vor sich sieht, um ihn aus eigener Kraft zielstrebig zu bestreiten. Ich finde, das sagt eine Menge aus (auch ohne Wahnsinn und Co.), denn es geht ja vielmehr um die Klarheit, die in dem Moment besteht.

Und hey - wie heißt es doch so schön am Ende:"Auch wenn ich nicht mehr an deiner Seite wandele, so bin ich doch immer bei dir!"? Insofern dürfen wir uns wohl auch weiterhin auf literarischen Wahnsinn, Chaos und Verderben in Georgs Texten freuen. :)

Ich finds gut, es ist ein Bekenntnis :)
 
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