joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: NARCISSE

Vor einer Woche konnten wir die Premiere von NARCISSE zusammen feiern und ich moechte mich bei all den lieben Hoerspielfans bedanken, die dem Downloadthread in dieser kurzen Zeit nicht nur ueber 800 Hits beschert haben,
sondern NARCISSE mehr als 1000 Downloads!!!
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Vielen, vielen Dank euch allen!!! Das ist wirklich wunderbar!!! IHR seid wunderbar!!!!
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Circuit

Christoph
AW: NARCISSE

Moin,

nach langem Lesen und wenig Schreiben hier im Forum möchte ich auch mal ein Feedback geben.

Rahmenbedingungen: Gehört über Kopfhörer. :music:

Musik: Hat mich sofort begeistert. Sehr passend zu den Szenen ausgewählt und gesetzt. Die Wahl des Akkordeons als Leit"klangfarbe" sorgte nicht nur für Frankreichfeeling, sondern passte auch dramaturgisch sehr schön. Inbesondere bin ich auch deshalb begeistert, weil die Stücke ja aus den verschiedensten Quellen stammen und trotzdem alles wie aus einem Guss klingt.

Schnitt/Sprecher: Da ich selbst keine allzu großen Erfahrungen habe, fühle ich mich nicht in der Lage, wirklich differenziert ein Urteil abgeben zu können. Nur soviel: es hat mir sehr gut gefallen.

Skript:
Eine sehr klassische Noir-Story, wobei das französische Setting direkt nach dem Krieg natürlich der eigentliche Clou ist und dem Ganzen eine fluffige Lässigkeit gibt, die mir sehr gefallen hat. Alles ist mit einem schönen "Augenzwinkern" umgesetzt und die Charaktere fand ich durchweg klasse (allein Narcisse als Namen finde ich schon super, sehr schön auch wie Claude quasi im Vorbeigehen eingeführt und abserviert wird, herrlich).

Die Dramaturgie mit dem Verschachteln von Vergangenheit und Gegenwart finde ich prinzipiell sehr gut, allerdings hätte der Konstrast zwischen den Szenen größer sein können (durch einen härteren Bruch im Schnitt oder durch den Sprachrythmus, etc.). Es erzeugt zwar einen sehr schönen Spannungsbogen, aber anfangs hat es mich sehr verwirrt. Für mich wirkte es nach dem zweiten Hören auch so, als wenn das Stück zunächst in linearer Szenenreihenfolge aufgenommen worden wäre und nachträglich dann umgestellt, aber da kann ich mich auch täuschen.


Bei den Gegenwartsszenen (die Kämpfe in den Gängen) hatte Narcisse für mich auch ein wenig zuviel Zeit zu erzählen. Was dem im Stress alles für Details aufgefallen sind :D. Klar, das ist auch irgendwie ein Noir-Stilmittel (der Moment der höchsten Klarheit), aber das hätte etwas zugespitzer, stressiger, schneller sein können. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau. Manchmal sind mir ein paar Wortwiederholungen unschön im Ohr hängen geblieben (z.B. das atemberaubend bei der Beschreibung von Charlotte).

Beim Ende hatte ich ein ähnliches Erlebnis wie Marco Ansing (ich bin mal so förmlich ;)). Mein erster Gedanke war auch eher: "Toll, doch kein passendes Ende gefunden", statt "Geiler Gag." Durch die Einführung von Faukelt vorher hatte sich so schön Spannung aufgebaut und ich hatte schon auf einen alles auf den Haufen werfenden Storytwist gewartet (im Noir-Style halt).

Die Credits waren auch ein Highlight für mich. Ich sah den Kaffee schlürfenden Autor in einem Pariser Café direkt vor meinem geistigen Auge.

Fazit: Sehr schönes Setting und ich will eine Fortsetzung, um zu erfahren wie es dem guten Narcisse weiter ergeht ;).
 

joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: NARCISSE

Vielen Dank! :D Ich freue mich sehr ueber die zahlreichen Feedbacks und insbesondere die differenzierten Meinungen und Ansichten. Das ist ausserst interessant und vor allem auch sehr hilfreich und wichtig fuer mich.
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K

knüxi

AW: NARCISSE

Auch wenn ich an der Entwicklung und Entstehung von NARCISSE beteiligt war, möchte ich doch noch ein finales Feedback abgeben.
NARCISSE ist für mich als Ganzes ein wunderbar durchdachtes und –konzeptioniertes, feines „Gesamtkunstwerk“. Dieses besticht sowohl durch seine liebevolle Umsetzung, wie auch durch einen Reichtum an schönen kleinen Details. Damit schafft es NARCISSE für meinen Geschmack recht deutlich, sich aus der Menge des monotonen Einheitsbreis äußerst positiv herauszuheben.

Bereits in den ersten Sekunden des Intros gelingt es, den Hörer nach Frankreich zu versetzen.
Dieser Kniff des spezifisch abgestimmten Anfangs zieht den Hörer direkt und unmittelbar in die Geschichte mit hinein und dieses französisch angehauchte Flair wird das komplette Hörspiel hindurch beibehalten. Es findet in der ungewöhnlichen, überaus persönlichen Gestaltung der Credits einen absolut runden Abschluss.

Wie mehrfach erwähnt wurde, ist der Ich-Erzähler ein wichtiger und ausgesprochen typischer Bestandteil für den Krimi-Noir. Der Sprecher übernimmt die ziemlich schwere Aufgabe, eine Art „Doppelrolle“ zu verkörpern: einmal als allwissender Erzähler und zum anderen als handelnde Person. Beide Rollen in perfekter Symbiose tragen das ganze Hörspiel, wobei Christophorus meiner Meinung nach der optimale Sprecher für diesen Part ist.

Ich hatte es schon mal irgendwo angemerkt: ich glaube, er könnte aus einem Telefonbuch vorlesen … ich würde ihm selbst dabei gebannt zuhören.
Die Art und Weise, wie Christophorus sich in diese Rolle hineinversetzt hat, in der er förmlich aufgegangen ist, verdient ein extrem großes Lob, sowie höchste Anerkennung.

Dabei möchte ich anmerken, dass die Zusammenstellung des Ensembles insgesamt sehr gelungen ist. Alle Sprecher scheinen ihre Rollen angenommen und verinnerlicht zu haben, selbst wenn die Rolle noch so klein war. Ich denke aber, dass genau dies ein immens wichtiger Punkt für die mitreißende Atmosphäre des Hörspiels ist. Sogar in den kleinsten „Atmo-Takes“ ist zu merken, wie engagiert die Sprecher bei der Sache waren. Diese speziellen bzw. individuellen Untermalungen verleihen dem Hörspiel eine einzigartige Vitalität.

Das Zusammenspiel der Figuren stimmt auf den Punkt und spricht für eine präzise Arbeit der Beteiligten.
Diesen Eindruck der akkuraten Arbeit hat man bei der Umsetzung der Regieanweisungen ebenso wie anschließend beim Schnitt [wobei ich ebenfalls feststellen muss, dass an ein paar wenigen Stellen, die identische, korrekte Aussprache nicht 100%ig gestimmt hat; da sollte das nächste Mal etwas besser aufgepasst werden
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]

Ich stimme wohl mit den meistens anderen Rezensenten überein: es ist NARCISSE sicher nicht anzumerken, dass es sich um ein Erstlingswerk handelt.
Karsten ist es sofort gelungen, eine wunderbare Atmosphäre zu erzeugen und diese aufrecht zu erhalten. Eine Vielzahl von untermalenden Geräuschen verleihen der Geschichte eine zusätzliche Portion Lebendigkeit. Einige kleine Zwischenpointen werden auf diese Weise treffsicher auf den Punkt gebracht.
Gewisse „Akzente“ können an der einen oder anderen Stelle durchaus ein bisschen überzeichnet sein, was aber exakt dem gewählten Genre entspricht.
Vielleicht hätten ein paar der Geräusche – ich denke da an die Schritte, auf die schon hingewiesen wurde – variiert oder moduliert werden können. Da ist durchaus ein Spalt Luft nach oben… aber man braucht ja auch einen kleinen Ansporn fürs nächste Mal
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.
Die Musik ist geschmackvoll gewählt und trägt durch den gezielten Einsatz jederzeit zum Aufbau und Aufrechterhalten der Spannung bei.

Das bereits erwähnte sehr gute Zusammenspiel der Sprecher spiegelt sich im Schnitt wieder und wird dadurch zusätzlich optimiert.
Speziell betonen möchte ich desweiteren beim Schnitt erneut diese Doppelrolle des Erzählers. Beide Parts wurden für den Hörer angenehm zusammengefügt und abgemischt; dabei wurde das Jonglieren zwischen beiden Rollen äußerst geschickt gelöst.

Die collagenartige und gleichzeitig so durchdachte Zusammenstellung der Szenen mag beim ersten Hören vielleicht ein bisschen verwirrend sein, erzeugt dabei aber auch einen Spannungsbogen, wie man ihn in einem Kurzhörspiel – gerade im Krimi-Bereich - nicht immer oder so leicht finden kann.

Ein absolutes Schmankerl war in meinen Augen der gewählte und nicht unbedingt zu erwartende Schluss, für den ich von Anfang an „Feuer und Flamme“ war. Dieser Seitenhieb auf das eigene Medium ist mit einem charmanten Augenzwinkern verpackt, der dem leicht sarkastischen und oft süffisanten Unterton des Hörspiels nochmal eine besondere Note verleiht.
Bei der Wahl der „Gastsprecher“ wird zusätzlich deutlich, wie geplant jede kleine Kleinigkeit vom Konzept der Grundidee her war. Nichts wurde dabei dem Zufall überlassen.

Richtig genial realisiert ist dann der Bogen, der zwischen dem Cover und eben dem gewählten Schluss gespannt wird.
Am Beispiel der Gestaltung des Covers sieht man, mit wie viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde.

Der Protagonist wird vorgestellt; parallel dazu kann man aber die Verbindung zum Comic ganz genau erkennen.
Betrachtet man das gesamte Artwork, sieht man, wie sich die Gegenspieler quasi gegenüberstehen, wobei das „Klappcover“ als eine Art „Spiegelbild“ kreiert ist.
Ebenso stellt das Vorab-Banner und der umrissenen Silhouette im eigentlichen Cover eine Art Spiegel mit „Negativ“/“Positiv“ –Effekt dar.

Diese engen Verknüpfungen mit kleinen Variationen eines „Themas“ sind in vielen Stellen eingearbeitet. Dem Konzept wir dadurch so viel Leben eingehaucht.

Der Rückeneinleger bietet eine Art Auflösung der Geschichte, die dem Hörer eigentlich ein bisschen vorenthalten wurde. Dass an dieser Stelle der gewählte „Leitspruch“ des Hörspiels noch einmal aufgenommen wird, ist eine nette Idee.
Die Dynamik in der Bewegung von Guy, gerade im Zusammenspiel mit dieser Skizzenüberlagerung ist spitze.
Mir fällt selbst bei genauerem-darüber-Nachdenken kaum ein anderes Cover ein, dem es gelungen wäre, mich derart in den Bann zu ziehen.

Etwas schade finde ich bei dem recht umfangreichen Artwork allerdings, dass kein Aufkleber für die CD vorbereitet wurde. Vielleicht könnte man das ja nachreichen
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.

Wenn ich mich richtig erinnere, war von Beginn an gesagt, dass mit der Geschichte an sich das Rad sicher nicht neu erfunden würde [wörtlich, wie es dann Civok geschrieben hat]. Es war grundsätzlich der Anspruch, das Gesamt-Konzept des Hörspiels so zu gestalten, dass es eben wirklich eine sehr runde und in sich stimmige Sache mit viel Unterhaltungspotential wird. Das besondere Augenmerk sollte also jederzeit auf die Umsetzung gelegt werden. Genau dieser Plan wurde nach meinem Geschmack exakt wie gewünscht und geplant umgesetzt. Ich denke sogar, dieses selbst ziemlich hoch festgelegte Ziel konnte noch ein Stückchen übertroffen werden.
All diese kleinen Details, von denen man sowohl beim Hören, wie auch beim Betrachten des Covers [auch und gerade in der Wechselwirkung beider Punkte] eine ganze Reihe entdecken kann, machen NARCISSE zu jenem Gesamtwerk, das ich anfangs erwähnt hatte.

Die Suche nach diesen kleinen Details und Hinweisen kann richtig Spaß machen … es ist immer wieder etwas Neues zu entdecken. Bei der Kürze des Hörspiels ist dies in dieser Fülle definitiv nur mittels einer sehr akribischen Arbeit zu erreichen.

Die Liebe und der Spaß bei der Arbeit ist dem Gesamtwerk auf alle Fälle deutlich anzumerken. Das finale Ergebnis spricht definitiv für sich.
NARCISSE hat ein ganz besonderes Flair und ist ein Beleg dafür, wie es gelingen kann, eigene Visionen zu realisieren und diese dabei mit einem ganz persönlichen und individuellen Stil zu versehen.

Ein kleines Wort in „eigener Sache“ an Karsten:
Mir hat unsere Zusammenarbeit auf alle Fälle unglaublich viel Spaß gemacht und ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bei Dir bedanken, dass ich ein kleiner Teil von NARCISSE sein durfte.
Auf weitere gemeinsame Projekte, freue ich mich schon sehr
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Zuletzt bearbeitet:

Silas

Mr. Cutterman
AW: NARCISSE

Jetzt will ich auch mal meinen Senf zu Narcisse abgeben!
kurzum: angefangen beim Cover, bis hin zur Story, den Sprechern und den etwas anderen Credits einfach nur genial :thumbsup:

Die Atmos lassen einen richtig die Straßen Paris erleben, sehr authentisch!
Ein großes Lob an alle Sprecher, denen es super gelungen ist den Protagonisten Leben einzuhauchen!
Auch der Schnitt, TOP!

Natürlich auch *Chapeau* vor Joe für das Skript, die Arbeit, die er drum herum hatte und ganz besonders für die toll inszenierten Credits! Hat mir sehr gut gefallen :)

Wirklich hörenswert!
 
G

Gelöschtes Mitglied 1722

AW: NARCISSE

Lieber Joe,
ich höre NARCISSE gerade nebenei und bin ebefalls geplättet. Von Dir aber auch von dem ganzen Forum mit all den Leuten hier, zu denen ich ja erst seit kurzem gehöre. Das ist echt gewaltig, was Ihr hier nicht kommerziell auf die Beine stellt, richtig amtliches, hohes Niveau von ganz vielen hier. Große Hochchtung vor allen Beteiligten und Dir, lieber Joe, noch mal ein fettes Kompliment für ein absolut vollwertiges Hörspiel, das andere Labels in dieser Qualität ohne mit der Wimper zu zucken in ihrem Sortiment verkaufen würden. Großes Ohrenkino!!!

Liebe Grüße,
Tom
 

joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: NARCISSE

Da komme ich gerade aus dem Augen- und Ohrenkino und darf direkt sowas Nettes lesen! Danke schoen Tom! :D
 

joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: NARCISSE

Nachdem nun ein wenig Zeit vergangen ist, möchte ich gerne einen kleinen Einblick in die „Welt von NARCISSE“ bieten. Da wir uns hier in einer Community zusammengefunden haben, denke ich, dass wir unsere Erfahrungen teilen sollten, um wirklich das zu machen, wozu wir hier sind: kostenlose und vor allem tolle Hörspiele!

Ich bin ja niemand, der auf Eigenlob steht. Man kann sich nicht selber loben und sagen: Wow, das hast du aber toll gemacht. Natürlich kann man dies, aber sieht doch wirklich doof aus.
Nichtsdestotrotz kann man von seiner Arbeit überzeugt sein. Und das bin ich. Hat zwar eine Weile gedauert, bis ich soweit war, aber ich denke, dass ich angekommen bin.

NARCISSE ist für mich eine Bestätigung. Dafür, dass man alles erreichen kann, wenn man es wirklich will.
Bereits seit ein paar Jahren arbeite ich mit knüxi zusammen und ich muss sagen, dass es für mich die künstlerisch fruchtbarste Zeit meines Lebens ist.
NARCISSE entstand eigentlich aus einer Laune heraus. Ich hatte mit knüxi zu dem Zeitpunkt ein Skript zu einem völlig anderen Thema fertiggestellt und wir machten uns bereits Gedanken über die Umsetzung. Da dies ein Projekt ist, das uns beiden, aber insbesondere mir, sehr am Herzen liegt, wollten wir nicht Hals über Kopf loslegen und dann das Ergebnis verdammen, weil wir nicht zufrieden sind.

Und ich mache eine Sache nur EIN Mal!


DIE ENTSTEHUNG

Daher kam der Kurz-Krimi-Wettbewerb wie gerufen. Es war für mich die Möglichkeit, herauszufinden, ob ich ein Hörspiel überhaupt so schneiden kann, dass ich selber, aber vor allem die Hörer damit zufrieden sind.

Dabei war das Ziel ganz klar etwas Neues aber bereits Dagewesenes zu kreieren. Zum einen wollte ich keinen angelsächsischen Background haben. Dieses Bedürfnis nach Amerika oder Großbritannien „auszuwandern“ missfällt mir schon seit langem. Ich wollte einen Charakter, der charmant doch süffisant ist. Aber keinen, der eine düstere Vergangenheit mit sich rumträgt oder der einen herben Schicksalsschlag erlitten hatte. Ich wollte einen Charakter, der prinzipiell vollkommen normal ist. Bekannter Weise befinden sich wohl die charmantesten Menschen in Frankreich, also war Paris sogleich als Örtlichkeit gewählt. Auch der Name des „Helden“ war schnell gefunden. Eine gewisse Selbstverliebtheit des Hörspielgenres spielte dabei sicherlich eine nicht unbedeutende Rolle.

Jemand in diesem Forum, der seit einiger Zeit kein Forumsmitglied mehr ist, hatte mir mal geschrieben, dass Filme als Hörspiel nicht funktionieren. Ich behaupte das Gegenteil und wollte mit dem Skript zu NARCISSE den Gegenbeweis antreten. Das Konzept war von Anfang an, zwei parallele Handlungsstränge in unterschiedlichen Zeiten zu erzählen, die sich bis zum Ende verjüngen und dann eins werden. Dabei sollte die Hauptlinie spannungsbetont, ja sogar actiongeladen sein. Die ruhigeren Passagen eher kurze Rückblicke, die nach und nach den Sinn der Hauptlinie ausmachen sollten.

Dies ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, wenn man nur 15 Seiten zur Verfügung hat, welches die vorgegebene Rahmenbedingung des Kurz-Krimi-Wettbewerbs war. Vielen von euch schien das Hörspiel zu kurz gewesen zu sein. Wenn man eine derart limitierende Vorgabe hat, werden die eigenen Ziele noch höher gesteckt. Daher war es uns wichtig, unsere eigenen hohen Ansprüche in dieser recht kurzen Spieldauer zu realisieren.
Das Skript habe ich in seiner Entstehung drei Mal umgeschrieben, um es passend zu gestalten. Dabei wurde auch überlegt, wie wir das Ende gestalten könnten. Zwei Faktoren sprachen gegen ein „handelsübliches“ Ende. Als erstes Platzmangel! Mir fehlte schlicht und ergreifend der nötige Platz, ein Ende zu entfalten, das nicht 08/15 ist. Als zweites der Anspruch! Ich hatte den Anspruch etwas zu machen, was eben noch niemand zuvor geschrieben hatte. Und das war der Sprung vom Hörspiel zum Comic zum Hörspiel. Ein Hörspiel über einen Comic zu schreiben, der später verworfen wird und vom Comicartist als Hörspiel vorgeschlagen wird, empfanden wir als „Geniestreich“.

Selbstverständlich wurde das Skript auch beim Wettbewerb eingereicht. Mit überraschend mäßigem Erfolg. Was uns aber nicht davon abhielt, zu einem gegebenen Zeitpunkt die Rollen auszuschreiben.


DIE AUSSCHREIBUNG

Wir hatten uns selbstverständlich schon von Anfang an Gedanken über die Hauptrolle gemacht und da fiel unser Augenmerk auf Christophorus. Zu unserer Überraschung mussten wir feststellen, dass diese einzigartige Stimme noch überhaupt keine Hauptrolle erhalten hatte. Was uns nur verständnislos den Kopf schütteln ließ. Dieser Kerl hatte den CAINE-Wettbewerb gewonnen und „gammelte“ hier nutzlos im Forum rum! Das muss man sich mal vorstellen!

Christophorus war auch gleich gebucht und, wie ich schon in den Credits bemerkt hatte, sofort 110% bei der Sache.

Hätten wir das Skript „einfach so“ vertont, wäre dies ein Hörspiel mit 3, vielleicht 4 Rollen geworden. Und wahrscheinlich langweilig bis zum Abwinken. Wir hatten uns aber schon bei der Fertigstellung des Skripts überlegt, dass wir zusätzliche „Atmo-Takes“ schreiben würden, die im eingereichten Skript nicht zu finden sind. Diese sollten dazu beitragen, nicht nur die „Monotonie“ des Erzählers zu „entschärfen“, sondern gleichzeitig die Atmosphäre aufzupeppen und den Hörer einfach mehr erleben zu lassen. Dabei entstanden die Dialoge zwischen Adolphe und Charlotte, aber auch die kurzen Takes am Anfang der Rosenfrauszene, die des Hafenarbeiters und des Schlägers.

Adolphe sollte zunächst von mir eingesprochen werden, aber zum einen war ich mit der Qualität meiner Aufnahmen nicht zufrieden, zum anderen widerstrebte es mir mehr und mehr, mir eine Rolle in meinem eigenen Hörspiel zuzuschanzen. Ich wollte gerne einen lebhaften, agilen und stimmlich jüngeren Adolphe. Und ich bin froh, dass ich da meinen Dickkopf durchgesetzt hatte.

Auch aurelin war sofort einer meiner Kandidaten und fest für Henry Clairmont eingeplant. Dennoch muss ich gestehen, waren da Bedenken, ob er „liefern“ könnte. Es gab viele PNs und auch viel Kritiken beiderseits, und ich verabscheue PNs in einer Diskussion. Dennoch bin ich mir weiter sicher, dass aurelin eine ueberaus vortreffliche Wahl war.

Grundsätzlich war es unser Anliegen, Sprecher zu casten, die nicht immer und überall zu hören waren. Dieses Immer-und-immer-wieder-casten ist etwas, dass mir auch bei kostenpflichtigen Hörspielen immer wieder aufstößt. Dabei standen für mich von Anfang ein oder zwei Sprecher fest. Alle, die sich beworben hatten, wurden in Erwägung gezogen. Dabei fiel die Wahl auf Sprecher, die stimmlich noch jungfräulich im Hörtalk waren und die sofort einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatten. Es wurde auch Wert auf den Umstand gelegt, ob wir glaubten, dass sie stimmlich und vor allem schauspielerisch unseren eigenen hohen Ansprüchen „genügen“ konnten. Das wirkliche Spielen der Rolle war ein wichtiger Faktor in dem Hörspiel und gehört meines Erachtens zu jeder guten Umsetzung hinzu.

Das „geheime“ Casting von Thomas Kramer und Wolfram Damerius war dabei notwendig, um den Kick der finalen Szene aufrechtzuerhalten. Was lag näher als einen Autor und einen Zeichner aus unseren eigenen Reihen zu nehmen, die dabei auch noch vortrefflich klingende Stimmen haben.
 

joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: NARCISSE

DIE UMSETZUNG

Zu hören, wie die Sprecher ihre Rollen interpretieren, und dann auch noch richtig, ist wahrscheinlich der wohl größte Moment im Leben eines Autors. Das war für mich ein unbeschreibliches Gefühl des inneren Glückes. Mit einigen wenigen Betonungen war ich nicht ganz zufrieden und alle Sprecher haben auch gleich nachgeliefert. Dabei muss man sagen: je mehr Takes man zur Verfügung hat, desto mehr Spielraum hat man beim Cut. Da kann ich nur jedem wärmstens empfehlen, sich bei Unstimmigkeiten nicht zurückzuhalten. Es ist das Resultat, das zählt. Gemüter beruhigen sich später wieder. Ich habe aus dieser Zeit auch sehr viel gelernt und es wird mir für zukünftige Projekte äußert hilfreich sein. Dabei sind mir auch ein paar Aussprachefehler durch die Lappen gegangen, was ich im Nachhinein nicht bereue, aber in Zukunft auch besser machen werde.

Als nächstes ging es um die „Wahl der Mittel“ wie aurelin so schön formuliert hatte. Wie schaffe ich es, Frankreich in die Köpfe der Hörer zu bekommen? Was assoziiert man mit Frankreich neben Baguette, Rotwein und kleinen, schimpfenden Franzosen: Das Akkordeon.

Bei der Suche nach dem passenden Thema stolperte ich förmlich über das wunderbare Stück von Jens Publig, welches so vielseitig in seinen Stimmungen ist und gleichzeitig das Ambiente einer Filmmusik liefert.

Erste Geräusche und Soundeffekte wurden angesammelt und dann kam die erste und einzige Hürde: Wie schneide ich das verdammte Ding?!

Mit Audacity hatte ich ja schon mal ein wenig rumgespielt, aber das extra „nach Australien importierte“ Samplitude hatte mich am Anfang doch etwas überfordert. Dabei möchte ich mich gerne nochmal bei Marc Schuelert bedanken, der mir einen kurzen Einblick in sein Tun gegeben und eine kleine Liste aufgestellt hatte, wie er mit den Takes umgehen würde. Von diesen Tipps hatte ich keinen einzigen umgesetzt. :laugh: Aber es war für mich unglaublich hilfreich, einige Grundsätze zu verstehen und selber zu erschließen. Der Rest war dann einfach das spielerische Erlernen, obgleich ich sicherlich noch sehr viel mehr zu lernen und entdecken habe, was das Thema Cutten mit Samplitude angeht.


DAS ARTWORK

Während des Schnitts legte ich eine kleine Pause ein, um mich mit dem Artwork zu beschäftigen. Schon vor der Ausschreibung von NARCISSE hatte ich bereits erste Skizzen gezeichnet und mich auf die Charaktere konzentriert. Die Entwicklung des Covers war aber auch tatsächlich die erste wirklich vertiefte Arbeit mit Photoshop Elements. Die Skizzen waren so konzipiert, dass die Charaktere aus ihnen herausgeschnitten und in das Cover eingesetzt werden konnten. Dabei lag es uns besonders am Herzen, die beiden „Kontrahenten“ Face-to-Face gegenüberzustellen. Dabei sollte das Cover wie ein altes, beflecktes Comic-Heft wirken. Auf der Rückseite des Jewel-Case wollten wir eine dramatische Szene darstellen und was lag näher als einen bedrohlichen Guy Faukelt über Charlotte schweben zu lassen, dessen Skizzenvorlage sich im Gesamtbild manifestiert.

Diese „Pause“ gab mir auch die Möglichkeit noch einmal den bisherigen Schnitt Revue passieren zu lassen. Dabei konnte ich mir einige neue Techniken aneignen und auch auf die ersten Szenen übertragen.


DIE DETAILARBEIT

Es war uns klar, dass wir ganz gezielt drei Ebenen des gesprochenen Wortes schaffen wollten. Die erste war die des Erzählers. Da Christophorus beide „Rollen“ innehatte, war es uns wichtig, diese Trennung beizubehalten. Der Erzähler kann nicht auf einer Ebene mit den Darstellern sein, vor allem, wenn er auch noch einer der Darsteller ist.

Als nächstes folgte die Ebene der direkten Story. Dies sind all die Gespräche, die für den direkten Verlauf der Geschichte erforderlich sind und ohne die das Hörspiel nicht auskommen kann. Also zum Beispiel die Dialoge zwischen Clairmont und Narcisse.

Dann die Ebene der indirekten Story. Das sind die „Atmo“-Gespräche, die zwar die Sache rund machen, aber ohne die die Story trotzdem auskommen kann. Diese Ebene sollte sich unter den ersten beiden befinden und darf sogar unter dem Erzähler, jedoch akustisch verständlich, zu hören sein. Dadurch erhält die Szene mehr Tiefe und Lebendigkeit.

Die Soundeffekte und Geräusche sollten die Geschichte untermalen. Sie dienen zur Visualisierung der Geschehnisse. Dabei haben wir auch ganz besonderes Augenmerk auf Kleinigkeiten gelegt, die das ganze etwas abgerundet haben, z.B. das Rauschen der Blätter eines Baumes im Wind. Oder das Einschalten eines Radios mit, ganz klar, Akkordeonmusik.

Auf suggestive Geräusche haben wir ebenfalls besonderen Wert gelegt und das eindringlichste ist sicherlich der Schrei eine Frau, als Narcisse den Türknopf in der letzten Szene umdreht.

Wir haben dabei bewusst auf Kawumm verzichtet, um den Hörer nicht vom Thema abzulenken.

Die Credits am Ende waren eine sehr persönliche Angelegenheit, denn mir war es wichtig, meinen Stolz und meine Zufriedenheit und Dankbarkeit auszudrücken. Wo konnte dies besser stattfinden, als in der angenehmen Atmosphäre eines Pariser Bistros.



AM ENDE WAR... NARCISSE


Ich glaube, dass wir letztendlich ein Hörspiel geschaffen haben, dass nicht unbedingt durch eine außergewöhnliche Story aber durch eine außergewöhnliche Machart besticht. Und das bezieht sich vor allem auf die Sprecherleistung. Denn wie gut kann man ein Hörspiel cutten, wenn es die Sprecher nicht rüberbringen können.
Und hier möchte ich wieder einmal auf die grossartigen Sprecherleistungen zurückkommen, wobei ich Christophorus ganz besonders hervorheben will. Es ist eine unglaubliche Leistung sich so sehr in eine Rolle hineinzuversetzen, dass sie einem sofort abgenommen wird. Dabei hat sich Christophorus ganz grossartig nur auf seine Stimme und seine Fantasie verlassen, ohne sich zu verstellen. Aber auch alle anderen Sprecher haben mit sehr viel Liebe zum Detail gearbeitet und sich gänzlich auf ihre Stimmen verlassen.

Ich bin sehr froh, dass wir NARCISSE umsetzen konnten und dementsprechend bedanke ich mich bei Dennis und dem Team für den Wettbewerb.

Und an Claudia:
Vielen lieben Dank für deine Zusammenarbeit und die Zeit, die du dafür aufbringst. Ich weiß, dass du ein großer Hörspielfan bist und einen außergewöhnlichen Geschmack und einen messerscharfen Verstand hast. Umso mehr empfinde ich es als großartiges Kompliment, dass du dir die Zeit nimmst, dich mit mir und meiner Arbeit auseinanderzusetzen.

Ich freue mich sehr auf unsere weiteren gemeinsamen Projekte und bin gespannt, was wir noch alles zaubern werden.
 
K

knüxi

AW: NARCISSE

joe adder schrieb:
Und ich bin froh, dass ich da meinen Dickkopf durchgesetzt hatte.

Ach, dass Du einen kleinen Dickschädel haben könntest, das wäre mir bisher ja noch NIE aufgefallen
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… erzähl doch mal
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joe adder schrieb:
Vielen lieben Dank für deine Zusammenarbeit und die Zeit, die du dafür aufbringst...Umso mehr empfinde ich es als großartiges Kompliment, dass du dir die Zeit nimmst, dich mit mir und meiner Arbeit auseinanderzusetzen.
Dankeschön:eek: es macht mir aber auch irre viel Spaß zu sehen, wie tolle Ideen zu einer ganz besonderen Art „Realität“ werden können
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joe adder schrieb:
Ich freue mich sehr auf unsere weiteren gemeinsamen Projekte und bin gespannt, was wir noch alles zaubern werden.
Ja, da bin ich auch schon sehr gespannt, was aus der „Zauber-Schublade“ als nächstes die Chance für eine Realisation bekommt
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joe adder

Karsten Sommer
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AW: NARCISSE

Vielen Dank, Watchman!!!
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Eine wirklich sehr schoene und ausfuehrliche Rezension!! Ich habe sie mit Wonne gelesen und studiert! Ich liebe die kontroversen Meinungen, wenn es um das Ende des Hoerspiels geht!! Spitze!!! :yahoo:
 

joe adder

Karsten Sommer
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AW: NARCISSE

Auch hier: Vielen Dank, Pandialo!!!
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Das Lesen hat mir viel Freude gemacht und es ist immer wieder interessant, wie unterschliedlich die Wahrnehmungen der Hoerer sind. Klasse!! :thumbsup:
 
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