AW: KomA
Muss noch ein wenig HSP-Feedback nachreichen und mache mal den Anfang mit "KomA":
Also gefallen hat mir das Hörspiel eigentlich sehr gut, auch wenn ich gleich wieder an einigen Sachen rumkritteln werde.
Erstmal die Story: Ich finde es äußerst mutig, sich an so ein schwieriges Thema zu wagen. Schnaps hat das aber sehr behutsam umgesetzt und packt auch den Hörer. Sven hat es weiter oben gesagt, man erschrickt streckenweise vor sich selbst und fragt sich, wie man selbst reagieren würde, wäre man in einer ähnlichen Situation.
Nachdenklich machen, Selbstreflexionsprozess in Gang bringen, darüber nachdenken: Das kann nur ein Spitzenhörspiel! Hut ab, Herr Kollege!
Einige kleinere Schwächen sehe ich trotzdem. Der "Presse"faden der Geschichte kommt ein wenig halbgar daher, deswegen wirkt der Epilog auch etwas rüde aufgesetzt. Hätte man die Thematik früher vertieft, hätte daraus noch ein sehr, sehr wichtiger Baustein für die Gesamtgeschichte werden können, so finde ich das ein wenig beiläufig eingestreut und dadurch wirkt es unerheblicher, als es hätte sein können.
Dialoge hätten streckenweise ein wenig mehr geschliffen werden müssen. Gerade die "Alltagsdialoge" wirken etwas gekünstelt, da hätte mehr Tempo reingemusst. Aber gerade die Sprache während der Sitzungen und im Kopf der Hauptfigur, wiegen das wieder auf.
Figuren fand ich gut konstruiert, bis auf die Reporterin. Klischee kann immer eine feine Sache und nettes Stilmittel sein, aber hier hat jemand mit der Klischee-Bazooka draufgehalten und Realismus, Glaubwürdigkeit und Charakter weggebombt. Die Figur sollte natürlich unsympathisch wirken, aber das Ziel wurde leider verfehlt, denn die Figur nervt einfach nur.
Sprecherleistung finde ich schwankend. Irgendwie ganz doof ins Ohr kam mir die Sabine, aber das liegt wahrscheinlich an der Rolle im Skript, wie oben erwähnt. Ich denke, als Sprecher kann man da sicher noch ein wenig gegensteuern, aber Sabine hat die Vorlage leider dankend angenommen, deswegen kommt es bei mir auch nicht als "gut" gespielt an.
Tobias hat leider auch nicht alles aus der Rolle rausgeholt, da wäre mehr drin gewesen, aber gerade seine Monologe sind weltklasse. Die Rückblenden finde ich wiederum ein wenig zu zurückhaltend. Trotzdem eine tolle Leistung.
Einen Sprecher möchte ich noch rausstellen und zwar den Achim. Ich hab ihn ja immer irgendwie als Erzähler im Ohr, bei seiner Stimme muss ich auch immer an Dexter denken. Gerade im zweiten Dexter, tat er mir ja irgendwie leid, deswegen bin ich ganz froh über die Rolle, die er hier gespielt hat, denn ich mag seine Stimme sehr gerne. Ich fand nur den Unterschied im "Spiel" zwischen den Alltagsdialogen und den Therapiegesprächen ziemlich drastisch. Sobald es locker und "alltäglich" daherkommen soll, wirkt Achim verkrampft und in den etwas gesetzteren Passagen, wirkt er wiederum vollkommen locker und natürlich. Keine Ahnung woran das liegt. Achim ist ein sehr guter Sprecher, aber wenn er diese Alltagskiste noch lockerer hinbekäme, wäre er ein fantastischer Sprecher.
Technik: As usual... ich habe da keinen Plan von. Klang alles sehr sauber, auf meinem mobilen Wiedergabegerät (andere sagen... iPod), allerdings ein wenig leise und ich musste damals den ersten Hörversuch auf dem Arbeitsweg verschieben, weil ich nicht alles mitgeschnitten hatte. Vielleicht war an dem Tag die U-Bahn auch einfach nur lauter.
Fazit: Tolles Hörspiel, mit kleinen Schwächen. Aber Schönheitsfehler in der Kategorie: "Karolina Kurkova hat keinen Bauchnabel!" Stimmt, aber wer in Gottes Namen will sich darüber beschweren!? Genauso ist es hier auch.