aurelin
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Themenstarter/in
Liebes Forum!
Schon seit geraumer Zeit mache ich mir Gedanken zu einem Thema, dass ich u.a. auch schon mit einigen aus dem Forum diskutiert habe. Das betrifft inhaltlich zum einen das Forum, aber auch externe Hörspielseiten. Es geht um das Begriffspaar kommerziell – unkommerziell (vielleicht bin ich da auch ein bisschen voreingenommen, weil ich aus einer Musikergeneration komme, in der kommerziell oft fast so was wie ein Schimpfwort war, aber ich denke, dass kann ich ausblenden
). "Kommerziell" bedeutet ja erstmal nur, dass die Sache, um die es geht, etwas mit dem Markt zu tun hat.
In vielen Rezensionen (ich muss ja jetzt nur die berühmte Narfland-Kritik anführen, die auch zu entsprechenden Reaktionen geführt hat), wird immer wieder auch anhand des Begriffes „kommerziell“ eine Produktion bewertet. Das ist ja erstmal für Produktionen aus dem nicht kommerziellen Bereich eine zumindest schwierige Bewertung/ schwieriger Vergleich. Denn wir machen keine Produktionen, die sich verkaufen lassen sollen, da sie schon per se kostenlos zu habe sind. Ein Verkaufsargument für eine Sache zu benutzen, die nichts kostet macht für mich einfach nicht viel Sinn.
Andererseits scheint der Begriff ja auch eine gewisse Qualität zu meinen. OK, dass unter kommerziellen Bedingungen, d.h. in einem Tonstudio und mit einem Regisseur anders (vor allem mit gleich bleibender Aufnahmequalität) gearbeitet werden kann, als hier im Forum, das ist ja klar. Also finde ich, kommerziell = unter professionellen Bedingungen produziert auch nicht wirklich glücklich zum kritisieren unserer Produktionen, es sei denn, es sind wirklich in Abhängigkeit von den Möglichkeiten vermeidbare Fehler.
Dazu kommt, dass zur Zeit - nach meiner Meinung - der kommerzielle Hörspielmarkt auch ziemlich überfüttert wird und das eine ganze Menge Schrott dabei ist, sowohl von den Storys, als auch von der Umsetzung. Also scheint mir, zumindest aktuell, auch in diesem Sinne der Begriff „kommerziell“ nicht wirklich schlüssig. Dazu muss man sehen, dass wir im Forum doch einige Profis (u.a. Bob und Thuda) haben, die, wenn sie direkt mit Forumsteilnehmern produzieren könnten, diese durchgängige Qualität erreichen könnten.
Wenn gute Verkaufszahlen bei einem Hörspiel erreicht werden, und das wäre ja ein Merkmal, dass eine kommerzielle Produktion erfolgreich macht, dann ist das sicherlich auch eine Qualität. Nämlich die, den Geschmack von möglichst vielen Leuten so zu treffen, dass sie bereit sind, dafür Geld auszugeben. Da wären ein ähnliches Kriterium für uns die Downloadzahlen. Aber selbst die sind nicht wirklich aussagekräftig, weil sowohl „häufig gekauft“ als auch „häufig runtergeladen“ nicht gleichzusetzen sind mit begeistert gehört (ich habe zumindest einige so Hörspielkäufe getätigt, die ich mir auch hätte sparen können). Und gute Downloadzahlen haben ja eh so einige Produktionen aus dem nichtkommerziellen Bereich.
Weiter: Wir haben viele Produktionen, die schon per se gar nicht kommerziell sein könnten, weil sie einfach das falsche Format haben. Diabsis „Sächsische Kommentare“ oder von P&P Vision das „Gespräch - Oma“. Oder sie sind halt so eigen in ihrer Machart wie z.B. die großartige „Anstalt“.
Andere Produktionen („Another World“ von den Mindcrushers, die „Tondokumente“ und unsere eigenen Produktionen), die haben wiederum das richtige Format, aber auch die kleinen Schönheitsfehler, die sie für den Markt nicht richtig erscheinen lassen oder sie haben von sich aus gar nicht den Anspruch, für den Markt gemacht worden zu sein (da empfinde ich es auch immer wieder als ein tolles Statement, dass Thuda in Interviews sagt, dass seine bisherigen Serien unkommerziell bleiben sollen). Aber für alle diese Produktionen, ich sage jetzt mal im Independent-Bereich, will mir das Wort „kommerziell“ nicht passen. Denn wir haben hier gerade die Möglichkeit, anders zu arbeiten. Eine gewisse Art der Zusammenarbeit ist schon dadurch vorgegeben, dass wir nicht persönlich miteinander arbeiten können. Aber das ist auch eine Stärke. Beim Cut von Solpicierre fällt mir immer wieder auf, wie vielfarbig die gesprochene Geschichte wird, gerade durch die „unkommerziellen“ Eigenheiten der Sprecher. Auch wenn ich beim Cutten denke „das hätte ich aber anders gemacht“, ändert das nichts daran, dass ich später, wenn ich gesamte Szenen höre, merke, dass es vielleicht nicht so geworden ist, wie ich mir das in „Ideallinie“ vorgestellt hätte, aber einen ganz anderen Reiz oder Schwerpunkt entwickelt hat. Ich bin so als Hörer auch dazu angehalten, mich weiter zu entwickeln und mich mehr auf die Produktion einzulassen, gerade weil sie nicht einfach jedermanns Durchschnittsgeschmack treffen muss. Und damit erfahre ich eine Auseinandersetzung mit dem Hörspiel, die ich bei vielen kommerziellen Produktionen gar nicht mehr habe. Da werde ich seltener dazu angeregt „dahinterzuhören“...
Gerade hier können wir unseren eigenen Stil fahren und uns in eigenen Story-, Sound- und Musikwelten austoben. Wie auch einige andere im Forum, fände ich es sehr reizvoll, einen Teil meines Einkommens auch auf dem kommerziellen Hörspielmarkt zu verdienen. Aber das würde (hoffentlich) nichts an der Motivation ändern, mit der ich in diesem Forum mitwirke, in dem ich meine und anderer Teilnehmer Fähigkeiten und Qualitäten und deren Entwicklung unabhängig von einem Verkaufsargument umsetzen und erleben kann. Bestimmt kann es Schnittmengen von kommerziell und unkommerziell geben und wenn einige auch durch das Forum in den kommerziellen Bereich arbeiten, dann ist das eine tolle Sache. Denn umgekehrt findet dieser Austausch ja schon lange statt: Wir haben viele Leute hier, die im Bereich Sprechen/Musik/Autor/Tontechnik arbeiten und ihr Können mit einbringen. Das von der kommerziellen Seite her (meines Wissens) noch keiner an uns herangetreten ist und mal gesagt wurde. "Die und die Produktion war richtig toll - wäret ihr an einer kommerziellen Umsetzung interessiert", das ist ja nicht unser Problem.
Badda hat aktuell eine ganze eigene Produktion gefahren, auch mit ganz eigenen Aufnahmeprozeduren. Die haben ihren Stil und ich mir fällt kein Unterwasserhörspiel ein (ok, da habe ich auch nicht so viel was mit sofort einfällt außer zwei Versionen von „20.000 Meilen unter dem Meer“), dass ich zum Vergleich heranziehen könnte. So lasse ich mich erstmal auf die Produktion an sich ein. Und was sie vielleicht an kommerziellen Qualitäten missen lässt, dass holt sie locker durch das kreative Eigenmaß wieder ein, was ich bei vielen kommerziellen Produktionen in letzter Zeit sehr vermisst habe.
Mittlerweile lebe ich doch einen nicht unbeträchtlichen Teil meiner Freizeit in diesem Forum, bzw. tue etwas, was für das Forum ist. Und ich habe hier so viele tolle kreative Produktionen von Storys erlebt, die im besten Fall vor allem Interpretationen und nicht nur akustische Umsetzung waren („Death & Salvation“ z.B. hat mir so ein ganzes Genre näher gebracht). Und ich freue mich weiter auf diese eigenen Produktionen. Und wenn sie anhand des Begriffs „kommerziell“ bewertet werden, dann würde ich mir da ein bisschen mehr Genauigkeit wünschen, wie einen direkten Vergleich mit einer kommerziellen Produktion oder mit einem Profisprecher. Denn das wären Kritiken, die auch weiterbringen.
Ich empfinde uns hier als eine Independent-Schmiede, die mich speziell beim Sprechen/Cutten/Musizieren/Soundrecording/Producen gefordert und voran gebracht hat. Aber halt auch und das immer mehr beim Hören und Einlassen, wo mich einige kommerzielle Produktionen doch eher unterfordert haben. Und als solch eine Independet-Schmiede sollten wir auch weiterhin den Kompromiss zwischen qualitativen Erwägungen und kreativen und eigenen Möglichkeiten unabhängig vom kommerzielen Aspekten, wie ich sie oben beschrieben habe, finden. An dieser Stelle mal auch ein dickes Dankeschön für all die tollen Hörspiele, den kreativen und persönlichen Austausch und das Hörspielprojekt-Feeling, dass seit einigen Monaten fester Bestandteil meines Leben ist!
Für mich bleibt bitte weiterhin so unterschiedlich, eckig, uneinfach, farbenprächtig, vielgestaltig und besonders in dem wie und was ihr tut und nehmt für Kritiken auch Werkzeuge in die Hand, die passen und die uns in unserem Tun weiterbringen.
Schon seit geraumer Zeit mache ich mir Gedanken zu einem Thema, dass ich u.a. auch schon mit einigen aus dem Forum diskutiert habe. Das betrifft inhaltlich zum einen das Forum, aber auch externe Hörspielseiten. Es geht um das Begriffspaar kommerziell – unkommerziell (vielleicht bin ich da auch ein bisschen voreingenommen, weil ich aus einer Musikergeneration komme, in der kommerziell oft fast so was wie ein Schimpfwort war, aber ich denke, dass kann ich ausblenden
In vielen Rezensionen (ich muss ja jetzt nur die berühmte Narfland-Kritik anführen, die auch zu entsprechenden Reaktionen geführt hat), wird immer wieder auch anhand des Begriffes „kommerziell“ eine Produktion bewertet. Das ist ja erstmal für Produktionen aus dem nicht kommerziellen Bereich eine zumindest schwierige Bewertung/ schwieriger Vergleich. Denn wir machen keine Produktionen, die sich verkaufen lassen sollen, da sie schon per se kostenlos zu habe sind. Ein Verkaufsargument für eine Sache zu benutzen, die nichts kostet macht für mich einfach nicht viel Sinn.
Andererseits scheint der Begriff ja auch eine gewisse Qualität zu meinen. OK, dass unter kommerziellen Bedingungen, d.h. in einem Tonstudio und mit einem Regisseur anders (vor allem mit gleich bleibender Aufnahmequalität) gearbeitet werden kann, als hier im Forum, das ist ja klar. Also finde ich, kommerziell = unter professionellen Bedingungen produziert auch nicht wirklich glücklich zum kritisieren unserer Produktionen, es sei denn, es sind wirklich in Abhängigkeit von den Möglichkeiten vermeidbare Fehler.
Dazu kommt, dass zur Zeit - nach meiner Meinung - der kommerzielle Hörspielmarkt auch ziemlich überfüttert wird und das eine ganze Menge Schrott dabei ist, sowohl von den Storys, als auch von der Umsetzung. Also scheint mir, zumindest aktuell, auch in diesem Sinne der Begriff „kommerziell“ nicht wirklich schlüssig. Dazu muss man sehen, dass wir im Forum doch einige Profis (u.a. Bob und Thuda) haben, die, wenn sie direkt mit Forumsteilnehmern produzieren könnten, diese durchgängige Qualität erreichen könnten.
Wenn gute Verkaufszahlen bei einem Hörspiel erreicht werden, und das wäre ja ein Merkmal, dass eine kommerzielle Produktion erfolgreich macht, dann ist das sicherlich auch eine Qualität. Nämlich die, den Geschmack von möglichst vielen Leuten so zu treffen, dass sie bereit sind, dafür Geld auszugeben. Da wären ein ähnliches Kriterium für uns die Downloadzahlen. Aber selbst die sind nicht wirklich aussagekräftig, weil sowohl „häufig gekauft“ als auch „häufig runtergeladen“ nicht gleichzusetzen sind mit begeistert gehört (ich habe zumindest einige so Hörspielkäufe getätigt, die ich mir auch hätte sparen können). Und gute Downloadzahlen haben ja eh so einige Produktionen aus dem nichtkommerziellen Bereich.
Weiter: Wir haben viele Produktionen, die schon per se gar nicht kommerziell sein könnten, weil sie einfach das falsche Format haben. Diabsis „Sächsische Kommentare“ oder von P&P Vision das „Gespräch - Oma“. Oder sie sind halt so eigen in ihrer Machart wie z.B. die großartige „Anstalt“.
Andere Produktionen („Another World“ von den Mindcrushers, die „Tondokumente“ und unsere eigenen Produktionen), die haben wiederum das richtige Format, aber auch die kleinen Schönheitsfehler, die sie für den Markt nicht richtig erscheinen lassen oder sie haben von sich aus gar nicht den Anspruch, für den Markt gemacht worden zu sein (da empfinde ich es auch immer wieder als ein tolles Statement, dass Thuda in Interviews sagt, dass seine bisherigen Serien unkommerziell bleiben sollen). Aber für alle diese Produktionen, ich sage jetzt mal im Independent-Bereich, will mir das Wort „kommerziell“ nicht passen. Denn wir haben hier gerade die Möglichkeit, anders zu arbeiten. Eine gewisse Art der Zusammenarbeit ist schon dadurch vorgegeben, dass wir nicht persönlich miteinander arbeiten können. Aber das ist auch eine Stärke. Beim Cut von Solpicierre fällt mir immer wieder auf, wie vielfarbig die gesprochene Geschichte wird, gerade durch die „unkommerziellen“ Eigenheiten der Sprecher. Auch wenn ich beim Cutten denke „das hätte ich aber anders gemacht“, ändert das nichts daran, dass ich später, wenn ich gesamte Szenen höre, merke, dass es vielleicht nicht so geworden ist, wie ich mir das in „Ideallinie“ vorgestellt hätte, aber einen ganz anderen Reiz oder Schwerpunkt entwickelt hat. Ich bin so als Hörer auch dazu angehalten, mich weiter zu entwickeln und mich mehr auf die Produktion einzulassen, gerade weil sie nicht einfach jedermanns Durchschnittsgeschmack treffen muss. Und damit erfahre ich eine Auseinandersetzung mit dem Hörspiel, die ich bei vielen kommerziellen Produktionen gar nicht mehr habe. Da werde ich seltener dazu angeregt „dahinterzuhören“...
Gerade hier können wir unseren eigenen Stil fahren und uns in eigenen Story-, Sound- und Musikwelten austoben. Wie auch einige andere im Forum, fände ich es sehr reizvoll, einen Teil meines Einkommens auch auf dem kommerziellen Hörspielmarkt zu verdienen. Aber das würde (hoffentlich) nichts an der Motivation ändern, mit der ich in diesem Forum mitwirke, in dem ich meine und anderer Teilnehmer Fähigkeiten und Qualitäten und deren Entwicklung unabhängig von einem Verkaufsargument umsetzen und erleben kann. Bestimmt kann es Schnittmengen von kommerziell und unkommerziell geben und wenn einige auch durch das Forum in den kommerziellen Bereich arbeiten, dann ist das eine tolle Sache. Denn umgekehrt findet dieser Austausch ja schon lange statt: Wir haben viele Leute hier, die im Bereich Sprechen/Musik/Autor/Tontechnik arbeiten und ihr Können mit einbringen. Das von der kommerziellen Seite her (meines Wissens) noch keiner an uns herangetreten ist und mal gesagt wurde. "Die und die Produktion war richtig toll - wäret ihr an einer kommerziellen Umsetzung interessiert", das ist ja nicht unser Problem.
Badda hat aktuell eine ganze eigene Produktion gefahren, auch mit ganz eigenen Aufnahmeprozeduren. Die haben ihren Stil und ich mir fällt kein Unterwasserhörspiel ein (ok, da habe ich auch nicht so viel was mit sofort einfällt außer zwei Versionen von „20.000 Meilen unter dem Meer“), dass ich zum Vergleich heranziehen könnte. So lasse ich mich erstmal auf die Produktion an sich ein. Und was sie vielleicht an kommerziellen Qualitäten missen lässt, dass holt sie locker durch das kreative Eigenmaß wieder ein, was ich bei vielen kommerziellen Produktionen in letzter Zeit sehr vermisst habe.
Mittlerweile lebe ich doch einen nicht unbeträchtlichen Teil meiner Freizeit in diesem Forum, bzw. tue etwas, was für das Forum ist. Und ich habe hier so viele tolle kreative Produktionen von Storys erlebt, die im besten Fall vor allem Interpretationen und nicht nur akustische Umsetzung waren („Death & Salvation“ z.B. hat mir so ein ganzes Genre näher gebracht). Und ich freue mich weiter auf diese eigenen Produktionen. Und wenn sie anhand des Begriffs „kommerziell“ bewertet werden, dann würde ich mir da ein bisschen mehr Genauigkeit wünschen, wie einen direkten Vergleich mit einer kommerziellen Produktion oder mit einem Profisprecher. Denn das wären Kritiken, die auch weiterbringen.
Ich empfinde uns hier als eine Independent-Schmiede, die mich speziell beim Sprechen/Cutten/Musizieren/Soundrecording/Producen gefordert und voran gebracht hat. Aber halt auch und das immer mehr beim Hören und Einlassen, wo mich einige kommerzielle Produktionen doch eher unterfordert haben. Und als solch eine Independet-Schmiede sollten wir auch weiterhin den Kompromiss zwischen qualitativen Erwägungen und kreativen und eigenen Möglichkeiten unabhängig vom kommerzielen Aspekten, wie ich sie oben beschrieben habe, finden. An dieser Stelle mal auch ein dickes Dankeschön für all die tollen Hörspiele, den kreativen und persönlichen Austausch und das Hörspielprojekt-Feeling, dass seit einigen Monaten fester Bestandteil meines Leben ist!
Für mich bleibt bitte weiterhin so unterschiedlich, eckig, uneinfach, farbenprächtig, vielgestaltig und besonders in dem wie und was ihr tut und nehmt für Kritiken auch Werkzeuge in die Hand, die passen und die uns in unserem Tun weiterbringen.
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